Oedenburger Zeitung, 1882. September (Jahrgang 15, nr. 201-225)

1882-09-16 / nr. 213

samstag, 16. September 1882, ae Jahlgang.­urger Zeitung, Ar. 213. Orden (vormals „Oedenburger Marchrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „ae Fortschritt zur Uhr! — Bebrühten zur Wehr! — Der MWahrbeit eine Gaffe.”­ ­ Das Blatt erscheint täglich, mit­ Ausnahme des auf einen onn= oder Feiertag folgenden Tages. ee e: Für 2oeo: Genjäpeig 9 fl at jen­e 5 5 fl, Bierteljährig fl. 50 Monatlich 1 Für Auswärts: Sanitär 12 dr Datei 7 fl., Biertel­­ing Alle für das Blatt bestimmte inaie mit Ausnahme von Inseraten, Prämumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, Hering und Inferaten infunhue, Buchdrukerei ©, NRomivalter , Sohn, Grabenrunde 121, De vermitteln: In Wien: $: He" & Vogler, Wall- Hagen­e 10, U. Oppelt, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Schalt, olfzeile 12, R. a e, Seilerstätte 2, DM. Dutes, 8 Ries mergane 12. Is Budapest: Jaulus ©. Dorotheagaf­el, Leop. Lang, Gisellaplag 3, U. U. Goldberger, Servitenplag % Insertions:Gebühren: 5 fr. für Die eins, 10 fr. für die ziseis, 15 fr. für die dreis, 20 fr. für die d­etgar ltige und 25 Tr. für die dur laufende Bet­tzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 tr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt, wer Einzelne Nummern Rofen 5 Streuzer. u Der britische Sieg in Egnppten. Dedenburg, 15. September 1882. (H. G.) Seit den Abendstuden des besten Mittwoch gibt es in ganz Europa vornehmlich nur ein Thema, über welches gründlich debattirt und gestritten wird, und das heißt: „die Schlacht von Ziel-el-Kebir“. Ungläubig die Bewoh­­ner unseres Kontinents durch die vielen Tartaren- Nachrichten geworden, wurden die ersten Telegramme über jene Schlacht fast durchwegs mit Mißtrauen aufgenommen, und selbst die übereinstimmenden Siegesbullet und der Engländer, welche alle großen Blätter zur gleichen Stunde brachten, von den Xe­­jern spöttisch belächelt. Und man hat sich die Nach­­richt doch bewahrheitet. Generalissimus Wolseley, dem nach kürzlich von seinen eigenen Landsleuten der wenig schmeichelhafte Titel eines Salonhelden und Damen-Eroberers beigelegt wurde, hat die ihm zum Vorwurf gemachte Unthätigkeit wettzu­­machen gewußt und dadurch nicht nur das eigene Feldherrnprestige, sondern auch den kriegerischen Ruhm der Briten im Allgemeinen gerettet. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde das La­­ger der Engländer bei Kaffafin aufgehoben, um 1 Uhr nach Mitternacht rückten sämmtliche britischen Truppen gegen die ägyptische Stellung bei Telz el- Kebir vor, dann begann ein mörderisches Gefang­­feuer, sowie Kavallerie-Attaquen, und um fünf Uhr Früh der seitens der schottischen Hochlandsbrigade unternommene Sturm auf Arabi’s Stellung. Be­­reits um acht Uhr zerstoben bes­iegteren Truppen in alle Richtungen der Windrose, von der egypti­­schen Kavallerie verfolgt; Arabi selbst rettete sich aus flüchtigem Noffe. Zirka 2000 Egypter blieben todt auf dem Schlachtfelde ; vierzig Kanonen, große Mengen von Munition und Proviant, sowie einige tausend Gefangene fielen in die Hände der Briten, die, wie es heißt, nur zweihundert Todte eingebüßt haben sollen. Nach telegrafischem Berichte des Ge­­nerald Wolseley verfügte Arabi über 20.000 Mann reguläre, 6000 Beduinen und 70 Gef­üge, wäh­­rend die Engländer an Infanterie 11.000, an Kar­­vallerie 2000 Mann und 60 Gefüge ins Veld stellen konnten. Wenn diese Ziffernangaben richtig sind, so ergibt sich daraus, daß nir nur die eng­­lische Bravour, tüchtige Schulung und Kampfes­­weise den Sieg über die Egypter errungen, sondern daß das, was wir an dieser Stelle bereits vor­­ Wochen gejagt, vollkommen richtig und zutreffend war. Die ägyptischen Truppen sind seit Mehemed 'Al’8 Tagen nach und nach bi zur tiefsten Tiefe der Demoralisation gefunden ; das Gros derselben besteht in Wahrheit aus Banditen und Mordbren­­nern, und nur die Artillerie stand, wie auch­ alle britischen Berichte rühmend anerkennen, auf der Höhe europäischer Ausbildung und Schulung. Würde, wie viele die ganze Zeit hindurch behauptet hatten, Arabi’s Armee von Nationalitätsbewußtsein getra­­gen oder von jenem religiösen Fanatismus beseelt gewesen sein, wie er in den Neihen der egyptischen Derwishhe und überhaupt bei der eingebornen mo­­hamedanischen Priesterschaft gang und gäbe ist, so hätten die Engländer, trog aller Bravour und troß der augenscheinlichen Ueberraschung des egyptischen Lagers während stiller Nacht, schwerlich einen so weiten Erfolg über ihre Gegner erringen künnen. In Betracht muß wol aber auch gezogen werden, daß in allen Berichten vom egyptischen Kriegsschaus­­plage nur von 6000 bis 10.000 Beduinen die Rede ist, welche sich den Truppen Arabi’8 ange­­schlossen haben. Das ist jedenfalls ein ganz eigen­­thümliches Bewandtniß. Einer oberflächligen Berech­­nung nach zählt die große Wüste mit ihren zahlrei­­chen Daten zirka 200.000 Beduinen. Diese freien Söhne Afrika’s präsentiren den eigentlichen Ur­­stamm der heutigen Egypter ; daneben sind sie sehr religiöse, wenn auc­h keineswegs fanatische Moha­­medaner und, was in diesem Falle schwer ins Gewicht fällt, Todfeinde der Türken. Schon­­ diese Eigenthümlichkeiten der Beduinen, welche, nebenbei bemerkt, vorzugsweise von der Wüstenjagd leben — (sie sind die eigentlichen Lieferanten wildleben­­der afrikanischer Thiere an alle zoologischen Gärten und Menagerien des Erdballs, insbesondere Euro­­pa’8) , hätten Arabi veranlassen müssen, auf ihre massenhafte Akquisition für sein Heer das Augen­­merk zu richten, wenn er nämlich eben das gewesen wäre, was die Gegner der Briten ausgosaunt hat­­ten: ein wahrhaft großer Feldherr, ein afrikani­­fer Napoleon I. Die Mittel, jenes zu erreichen, standen Aradi in genügendem Maße zu Gebote ; auch um Zeit­gebrach en ihn nicht, da die Englän­­der immerhin die Unklugheit begingen, den Krieg mit unzulängligen Mitteln anzufangen. Jedenfalls wußten die Briten, mit wem sie es zu thun hatten, sie wußten, dag Arabi auch nichts weiter sei, als ein etwas befähigterer, von seiner Größe eingenom­mener „egyptischer Bajdha”, der genug gethan zu haben glaubte, wenn er die des­moralisirte Armee gegen den schwachklöpfigen Khe­­dive aufwiegelte und feine Gesinnungsgenossen , die das Land und die Fellah-Knechte ausfaugenden Notabeln und Grundbefiger, doch Bersprechungen für sich zu gewinnen suchte Doch das sind lauter überwundene Standpunkte. Die Würfel sind gefallen, wie sie nach dem Standpunkte der Dinge in dem demoralisirten Egypten fallen mußten. Die Entscheidungsschlacht hat zu Gunsten der Eng­­länder gesprochen ; alles Uebrige wird ss nun von selbst ergeben. E 8 ist immerhin möglich, ja sogar wahrseinlich, daß noch einige blutige Gefechte ge­­liefert, daß da und dort Katastrophen, vornehmlich in Kairo eintreten werden ; ja es ist denkbar, daß Arabi sein Leben so theuer als möglich verkaufen, daß er vielleicht, wenn im Nil­delta Alles verloren scheint, sich mit einem größeren oder kleineren­­ Trupp von Anhängern in die Wüste schlagen und von dort aus, ein zweiter Abd-el-Kader, gegen Egypten, die Engländer und deren Schüßling , den entmannten Khedive, N Raub- und Nachbezüge ver­­anstalten wird, wenn er es nicht vielleicht vorzieht, eine anständige Pension anzunehmen und selbe ir­ag Jeuilleron. Die verblidiene Borde. Eine Dampfwagenphantasie. (Fortlegung.) Das Bader Kleidungsstück lastete immer schwerer auf mir und natürlich an auf ihr. Keine magnetische Kraft hätte uns fester an­einander zu fetten vermocht als dieses Bündel grober Scleicher­­stoffe, und wie sie den vertrauensvollen Schlaf der Gerechten weiter fehlief, begann auch die Nacht­­seite der Natur zu verfallen, wenn das, wie ic vermuthe, einen magnetischen Schlaf bedeutet. Deine Sinne und mein Begriffsvermögen gewannen jedoch eine neue Thätigkeit; und wenn auch mein Körper gedrüct war, tanzten meine geistigen Fähigkeiten in der Freiheit übernatürlicher Lebhaftigkeit wild umher. So vernahm mehrere, in Unterhaltung be­­griffene Stimmen. Eine davon erkannte ich als die meiner Reisegefährtin, wiewohl sie voller, unange­­nehmer, wenngleich unterdrücter Klang, als in den wenigen Worten, welche sie an mich gerichtet hatte. Ich vernahm die Ausdrücke der Liebe in einem Zone, welchen sie sicher an seinen Fremden gerichtet haben würde. Sie galten irgend einem glücklichen Charley. Und mein Name ist nit Charley, dem­ Arthur. Der spärlich erleuchtete Wagen war aus meinem Gesichtstreife entschwunden, und anstatt dessen erbliche ich ein behagliches Zimmer. Meinen Plag im Zimmer konnte ich nit bezeichnen. Ich befand mich scheinbar darin und doc auch nicht. Dak ich nicht darin war, nahmen augen­­scheinlich auch Charley und Minnie an; so nannte er das Mädchen. E83 war durchaus nichts Unrechtes in dem, was sie sprachen, auch nicht in ihren Liebfosungen. Ich konnte aber begreifen, ‚daß Ddiese Worte und diese Liebesbezeigungen nicht für Anderer Augen und Ohren bestimmt waren. Jh versuchte zu sprechen, aber vergeblich. Jh versuchte mich zu väuspern, er war ebenso vergeblich. Unter dem Bewußtsein einer nicht gerade an­­genehmen Gefangenschaft verwahn ich die alte, alte Gc­hichte und war Zeuge dessen, was sein erwachsener Mann zu sehen begehrt, wie eine Werbung vorge­­bracht und eine Maid gewonnen werden kan. Das Licht in dem alten Zimmer fladerte auf, ich hörte eine Thüre zu werfen, vernahm Schritte, die Stube und der Eisenbahnwagen schienen in­­einander zu verschmelzen und die Mitte des Kon­­dukteurs sich in die Haube einer Frau zu ver­­wandeln. Ob aber er sie oder sie er war, ver­­ton­­­­mochte ich nicht zu entscheiden. In demnselben Augen­ bli Hörte ich Minnie sagen, indem sie ihre Arbeit emporhob : — Sieh, Mutter, Spige vorwärts komme ! Ich erkannte deutlich Meinnie’s Mutter, die m­it einem Lichte in der Hand hereintrat. Das Gesicht und die Gestalt des Skondukteurs ver­­schwanden, wie in einem Nebelbilde, wiewohl er c8 gewesen sein mußte, der nach Art der Kondukteure die Thüre zugeworfen­ hatte. Es war sein Schritt, den ich vernommen, feine Laterne, welche gefladert hatte ; und doch war er Minnien’s Mutter gewichen, deren Gesicht ein Halb unterdrüctes Stirnrunzeln trug. — Meine Neffegefährtin gab mir einen Stoß, einen sehr sanften, aber dennoch wirksamen : So glaube, wir haben beide wirklich ges­chlafen, sagte sie, und ich habe einen solchen Traum gehabt !­hr [chweres Athmen (jede andere, weniger gebildete Dame hätte gesagt : Ihr Schnar­­chen) hat mich gewedt. ch erzählte ihr nichts; ich bat an nicht, mir ihren Traum zu erzählen. Wie es Einem oft geht, wenn man meint, wah zu sein, und sich seine Träume wieder ins Gedächtnis zurückzurufen suhr, verfiel ich wieder in Schlummer, und aber­­mals verschwammen Zimmer und Stonpe so mit­­einander, daß nichts von beiden übrig blieb, (Eortregung folgt ) wie schnell ich mit der

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