Oedenburger Zeitung, 1883. Januar (Jahrgang 16, nr. 1-24)

1883-01-13 / nr. 9

- . Herkuzk Bot­mak­,,Oedenburger Nachrichten«) Organ für Aspiitett Handel Industrie und Landwirth­schaft dann für soziale Interesse unsersaupt Elle-Um,,Dem Fortschritt zur Ehr—Bedruck­en zu­r Wehr——Der Wahrheit eine Gasse« Alle für das Bihtt Befinmte hohen, mit Ausnahme von Inferaten, Pränumerations= und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Dacstatt erscheint täglich,mit Au­snahme des auf einen oi­u-over Feiertag folgenden Tages Yränumerationsssretfn Füerer Ganzjahrig 9 fl Helbjägeig 5 fl, Bierteljährig 'Monatl­ich 1 fl. Für Auswärts: Sampjährig Bar fl., „gelojähzig 7 fl., Biertel­­jä­rig Administration, Dering und Inseratenaufnahme, Buhi­ukern­ &, Nomtvalter & Sohn, Grabemunde 12, KI. Einzelne Nummern Rotten 5 Kreuzer. zu ges­e z­ ­ rt Eee Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wal- Biogafse 10, 9. Oppelit, ı., Stibenbasei 3, elucih Shalet, ollzeile 12, ” a e, Seilerstätte 2, ules, 1., Rica­mergasse 12. In Bud­eft: Sanlus a“ Dorathengasse 11, Leop. Lang, Giselaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplag­s SInfersions:Gebühren: 5 Tr. für die eins, 10 fr. für die zwei, 15 Tr. für die drei, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 Tr. für die durchlaufende Wetitzeile exclusive der Steele von 30 fr. Bei m­ehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt: Die Baader Katastrophe vor dem Var- Lamente. Dedenburg, 12. Jänner 1883. Noch sind die Ruinen von Szegedin nicht vollständig aus dem Schlamme des Flußes wieder emporgestiegen und sehen wieder ist dasselbe Ber: "des«he­iligen­ Stefansreiches, bäugniß, dessen Falte Hand auch Szegedin zerstörte, über eine der schönsten, reichsten, blühendsten Städte über unsere theure Schwester Zinab hereingebrochen. Die Dänmme barsten, gelbe Fluthmaffen wälzten sich unaufhaltsam, Alles vernichtend, über die Werte betriebsamer Menschen. Es herzershüt­­­­terndes Brausen und Rauschen, als 06 alle unter­­irdischen Mächte entfesselt wären und mwüthend stürmte ein wogendes Meer an die unglückelige Stadt heran, das Berderben und die grimme Not auf seinen sich bäumenden Rüden tragend. Entfegt, heulend und wohlsagend sahen das Schred­­liche die so­­hwer vom Schicsal Heimgesuhren und aus­laufenden von Kehlen entlang sich ein furcht­­bar gewaltiger Nothichrei ; dann aber lähmte der unermeßliche Schred die V­erzweifelnden und indem Thränen unfülligen Schm­erzes über ihre Wangen riefelten, blieten sie starr und stumm in das­­ Chaos! Unter dem bleiernen Eindeude der vollen Gräßlichkeit jener, von uns wohl nur flüchtig und matt flizzirten Naaber-Katastrophe war 88 fast selbstverständlich, daß Ddieselbe auch im un­garischen Reichstage zur Sprache kommen werde und in der That brachte der Abgeordnete Ludwig Mocsary die das ganze Land mit Iraner er­­­­füllende Angelegenheit vor das Haus. — Mit der Art, mit welcher der Renner seine Interpellation vorbrachte, hat derselbe dem Mini­­sterium offenbar einen guten Dienst geleistet, da er in derselben den Schwerpunkt nicht auf die etwa möglich gewesenen Mittel, die Katastrophe zu ver­­­­hindern, nicht auf die bei der Negulirung der Nabcza unterlaufenen Fehler, sondern darauf legte, 0b die Regierung Alles gethan habe und al in Zukunft zu thun willens sei, um dem Elende der obdachlos­se­wordenen und aller Sub­­stistenzmittel entblögten Berunglücten zu steuern. Der Minister meinte „vorderhand“ seien die­­ Berunglücten vor dem Erfrieren und Ber­b Hungern durch die „Privatwohlthätig­­keit“ (N) gefragt. Ei, eil will sich etwa die Regierung daraus ein Verdienst abstrahiren? Wir leben doch Gottlob! in einem zivilisirten Staate, wo die Ideen der Humanität von so weit Eingang gefunden haben, daß man nicht Tausende unglücklicher Menschen Hilflos verkommen lassen fan. Natürlich werden Kommunitäten, An­­stalten, Bereime und alle sitticch und barm­­herzig fühlenden Personen überhaupt, so viel als sie nur können zur Linderung der grenzenlosen Not ihrer Mitmenschen Opfer bringen; es sind also ganz andere Dinge, welche wir von den Herren Deinistern zu hören gewünscht und erwartet hätten. Mit der Erklärung derselben, daß die Raaber Katastrophe an diejenige von Szegedin nicht hinanreiche, ist dem Lande blutwenig gehol­­fen, insbesondere, da selbst die Darstellung der Sachlage aus dem Munde ‚des Herrn Ministers des unern, den m­an doch offenbar nit der Sucht zur Uebertreibung in dieser Angelegenheit zeihen wird, ein sehr wüsteres Bild bietet. Zehn­­tausend Menschen sind nach dieser Darstellung obvadhlos und baaral­­­er Subsistenzmittel, mehr als fünf­hundert Häuser sind eingestürzt, ganz abgesehen von dem riesigen Ausfall, der durch die vernichteten Saaten, Durch die verlorene Arbeit fraft und durch tausend andere Um­­stände bedingt ist, die von solchen riesigen Katastrophen nnzgertrennlich sind. Das einzig Tröstliche in der Nede des Mis­nifterd war, daß die Gefahr nun theilweise vorüber ist, daß die Fluth fällt und daß daher die Uebers­chwenkung wohl in den nächsten Stunden oder Tagen geschwunden sein werde­­n, aber wo dann?! Das Land hat ein Recht darauf, endlich einmal Klarheit darüber zu erlangen, wie lange es noch von solchen Katastrophen heimgesucht werden wird, welche die schlechte Regulirung zur Ursache haben, wie lange noch Millionen und Millionen Gulden jährlich auf die Regulirung ausgegeben werden, ohne daß damit der Zweck der Sicher­­ung des Landes und des Volkes vor dem ver­­heerenden Elemente erzielt und ohne daß die lande­läufige Ansicht ad absurdum geführt erscheint, daß gerade Die Negalirung, wie sie bisher bei uns betrieben wurde, die Gefahr erhöht und dies selbe auf Gegenden herabzieht, welche früher von derselben immer verschont geblieben waren ?: So lange nict mit der rationellen und energ­­ischen Durchführung der Projekte begonnen wird, welche längst schon in Bezug auf Uferbauten und Stromregulirung vorliegen und die von den De=­reutendsten Fachmännern des Landes ald zweck­­mäßig anerkannt wurden, so lange kann sich die Nation nigt beruhigen; denn bis dahin wird, troß aller edlen und werfthätigen Humanitäts­­wegungen in den Herzen der aaderen, mitleidigen Ungarn, unsägliches Unglüciale Be­wohner an den Strömen und Ylüffen des Landes fort und fort bedrohen, so dag von einem ruhigen, gedeihlichen Fortschreiten auf der Bahn der Kultur und almähliger Entwickklung des Wohlstandes im Lande kaum eine Nede sein kann. E.M BASS UN RA EEE EREIGNETE ER TEEEEE Jeitl­e elom, wi B ERR 28. Noman von **, (Fortlegung.) 111. Der von unten heraufdringende Lärm ver­­mehrte sich von Minute zu Minute. Aber trotdem konnte das in ihrem Schlafraume eingeschloffene Mädchen deutlich unterscheiden, daß das wirre Ger­­öfe nur außerhalb des Hofes stattfand; innerhalb­­ desselben blieb Alles ruhig. Da ertönte pröglich ein heftiger Donner, wie von einem Kanonenschuffe herrührend, und gleich darauf fielen mehrere Schüffe in unmittelbarer Nähe, denen, dicht vor der Thüre von der Kleinen Schlafgemach, wildes Geschrei folgte. Zwar hörte das Schießen bald wieder auf, aber das eingeschloffene Kind konnte aus dem Stimmengewirre deutlich vernehmen, daß der Hof der Ruine von vielen fremden Menschen erfüllt sein müsse, welche in einer ihr unbekannten Sprache heftig und laut mit­einander verkehrten. Da drang plöglich durch die Spalten der Thüre der Helle Schein eines Feuers, gleigsam als ob die ganze Ruine in Flammen stehen möchte. Eine entsegliche Angst bemächtigte si der Kleinen; sie rüttelte an der Thüre und versuchte diese zu öffnen. Da all ihre Bemühungen jedoch seinen Erfolg hatten, so fette sie sich endlich, still ergeben in ihr Schiesal, wieder auf das ärmliche Lager. Die rohe Gewalt, welcher das Kind bis dahin un­­ausgeregt unterworfen gewesen, die ihren Willen gefesselt und die Neigungen und Wünsche der Klei­­nen im Keime erstickt hatte, ließ sie auch fest­ei in das Unvermeiduige fügen.­hr Empfinden glich demjenigen eines Wesens, das eine große Gefahr ahnt, von derselben aber ebenso wenig einen Begriff hat, wie von dem Tode selbst. An solchem Zustande brachte das Mädchen die ganze Nacht zu. Erst gegen Morgen schlief es endlich ein, trog dem sich der Lärm draußen eher mehrte, als verminderte. Plöglich wurde die Kleine gewaltsam aus ihrem unruhigen Schlummer geweht. Sie vernahm mehrere gegen die Thüre des Schlafgemaches ge­­führte heftige Schläge, denen jene endlich nachgab und aufsprang. Fabeln tragende türkische Solda­­ten stürmten tobend und fluhend in den finstern Raum, klopften mit den Säbeln an die Wände, flochen damit unter das Bett und hielten die Tadeln so dicht an de8 Mädchens Gesicht, das dieses vor Angst laut auffrie. Ein rohes Geläch­­ter war die Erwiderung, worauf die Eindringlinge, wie es schien, sehr enttäuscht und zornig, sich wies der entfernten, ohne si weiter um die Kleine zu fümmern. Die Thüre war jegt offen. Nichts Hinderte das Mädchen mehr, auf den Hof hinaus zu sehen und es b­at dieses, nachdem es sich leise und scheu bis an die Thüre hinangeschlichen hatte. Was die Kleine erblidte, erfüllte sie mit namenlojem Entjegen. Mitten im Hofe der Ruine brannte ein gro­­es Feuer. Darum saßen und lagen türkische Sol­­daten; wilde, fremdartige Gestalten kamen und gingen. Es wurde gefocht und gebraten. Das Kind erfaunte die Geräte der Küche ihres Herren, und­­ entging ihm nit, daß das Feuer rücksichtslos mit Allem, was zur Hand war, auch mit den Die­­bern jenes Mannes, der er 618 dahin so grausam behandelt hatte, unterhalten wurde. Wo mochte sich aber der Eigenthümer der Ruine befinden? Jedenfalls besaß er nicht mehr die Macht, das Treiben der Soldaten zu verhin­­dern, er würde es sonst wohl unbedingt gethan haben. Darüber empfand die Kleine eine mit Haß gepaarte Freude. Das Mädchen betrastete, während es mit der Auffassung eines unverständigen Kindes f1 Reflexionen über die gebrochene Macht seines eh­­­maligen Herrn hingab, die um das Feuer gelager­­ten türkischen Soldaten mit weniger Furcht, als ein anderes Kind in ihrer Rage e8 wohl gethan haben würde. Ya e8 empfand sogar eine Art von Zuneigung für die wilden Bursche. (Hortl. folgt.) a — BR VA EI prä SR ER A ah re TE Kr x SSL EN FR - .—-«. ne

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