Oedenburger Zeitung, 1883. Februar (Jahrgang 16, nr. 25-47)

1883-02-14 / nr. 35

benügt, um es sxeesiidkkonkes »ge·nsschni«iitzigesii Geschichten nur dazu «für ihre eigenen Zwecke Propaganda zu machen.« Den Lesern dieser Blättern in­sbesondere,wie den Zeitu­ngslesern überhaupt,wird noch in­ Erin­­neru­ng sein,auf welche Weise für den Wie­­n­er-»Striber«Kronawetter Reklam­e gemacht wurde, als dieser,welcher un­ter dem Drucke der moralis­­chen Nothwendigkeit sein Abgeordnetenmandat nie­­derlegen mußte,neuerdings sich als Kandidat niel­dete.Ganerhnliches ist dieser Tag ein Sta­­nislau betreffs Kaminski’6,passirt.Dieser Man­n,der Schuld ist,daß die speziell österreichi­­sche Geschichte so schn­ell pu­blik geworden,hat sich in früherer Zeit u­m seinen­ Wahlort unschätzbare «lokalpatriotische Verdienste erworben.Umso höher war es anzu­schlagen daß die unabhän­gigen Bür­­ger Stanislau’s sich zu dem Zweckk zusamment­a­­ten, um dem mit „beschhiigten Händen“ Beliehe­­nen ein eklatantes Mistrauensvotum zu geben. Die Versammlung wurde aber gesprengt, weil die Ans­­änger des gegenwärtigen Negierungssystems, Groß alledem und alledem, auch heute noch mit Hochbruch arbeiten und um seinen Preis zurücktreten wollen von dem „heiligen Altare des Vaterlandes‘‘, den Angehörige ihrer Gilde absichtlic verunrei­­nigt haben. So ist denn wol nicht zu wundern, daß die Erregung in den Volkskreisen von Stunde zu Stunde wächt; so kann er denn nit überra­­fen, daß Hohngelägter alle Enunziationen der Re­­gierungsorgane begrüßt, welche au heute noch mit Reinheit prünfen wollen, wo die mephytischen Dünfte die Lüfte verpefzen. Dahin gehört denn an die bekannte Erklä­­rung des Bauunternehmers Baron Schwarz, wie jene soeben veröffentlichte des Erde­puticten Kaminski, welcher sich darüber be­­fragt, „daß die österreichische Linie den Skandal „angezettelt habe, um selbst an die Sorge der Ne „gierung zu’gelangen“, der sich an Beute wo er» freht, dem Volke die Ahflurdität ins Gesicht zu schleudern, „er habe für die Baunternehmung „des Baron Schwarz blos als einflußgreicher „B Privatmann, nicht aber als Abgeordneter gewirkt.“ Aber aus all Diesem geht zur Evidenz her­­vor, daß die „Aera der Streber-Pilze“ nur so leicht zu entfernen ist, wie vielleicht Dieser oder jener meinen mag, sondern er drängt si die Ueberzeugung auf: diese Herren wollen nicht weiden; sie wollen all’ ihre Kraft daran fegen, am Ruder zu blei­­ben und die unglücklichen Regierten auch ferner in ihrer Art und Weise zu beglücken. Und daß Solches eine uner­­schütterliche Wahrheit is, dafür spre­chen nicht nur die Vorgänge in Oesterreich, sondern auch die Geschehnisse in Raßland und Frankreich. Denn, um beispielsweise von Legieren zu spreen, hat Jerome Napoleon, der, trog seiner jegigen Freilasfung doc im­­mer no unter dem Drude des zu erwartenden Prä­­tendenten-Gefetes steht, kaum das Untersuchungs­­gefängnis verlassend, sofort neuerliche Prokla­­mationen in den französischen Provinzen affigiren Lassen. Und so wie dieser Prätendent und Aven­­turier unverbesserlich ist, ganz ebenso sind auch all jene „Streber" in Oesterreich und anderswo unheilbar. Sie wollen und werden nicht weic­hen, bis das V­olf sich erhebt und sie mit Gewalt an die Luft fegt. « Union, wie sie jegt im Programme der Unab­­hängigkeitspartei obenan steht, nicht einverstanden sind. — Aber wir verrennen nicht die einst von Sze­­­chenyi so nachdrücklich und so oft betonte große Wichtigkeit der Methode in der Politik. Und wenn an die sich „Achtundvierziger Unabhängigkeits- Partei” nennende neue Fraktion im Wesen so ziem­­lich an dem bisherigen Parteiprogram­m festhält, so befolgt sie immerhin in der Verfolgung ihrer Ziele eine Methode, welche den Anforderungen des heutigen parlamentarischen Lebens und den Sitten und Gebräuchen eines europäisch gebildeten Staats­­wesens besser entspricht, als jener unklare Appell an gewisse Schlagworte und Leidenschaften, der bisher das Wesen der Taktik der Unabhängigkeits­­partei ausmachte. Nach drei Richtungen hin wird die neue Enunziation der fortschrittlichen und auf­­richtig demokratischen Elemente der Unabhängig­­keitspartei wenigstens klärend wirken. Vor Allem in staatsrechtlicher Hinsicht durch die offene Erklä­­rung, daß die reorganisirte Partei auf der Basis der Personal-Union steht. Es war im gewissen Sinne nöthig, die endlich auszusprechen und den Zweideutigkeiten ein Ende zu machen, welche bisher über die staatsrechtlichen Ziele der Unabhängigkeits­­partei geherrscht haben. Sich Heute als eine loyale O­pposition Sr. Majestät zu gebeiden und morgen schon mit der Revolution und eventuell mit dem Republitanismus zu sefertigen, kann nicht die Art einer Partei sein, welche es ehrlich mit dem Volke meint. ferner war 28 nöthig, auszusprechen, und es ist gut, daß es in der Enunziation ausgespro­­chen wurde, daß die verjüngte Fraktion der­ Unab­­hängigkeitspartei sich als eine fortschrittliche Partei betrachtet und die große Errungenschaft der Rechtsgleichheit um seinen Pfeis aufzugeben gedenkt. Endlich wird es­klärend auf die öffentliche Meinung wirken, daß die Enunziation in klarer und unzweideutiger Weise ausspricht, daß die Un­­terzeichner derselben zwar Demokraten seien, aber dennoch jede Solidarität mit den demagogischen und sozialistischen Bestrebungen einzelner Partei­­mitglieder ein» für allemal zurücweisen, daß sie also treng auf der Grundlage der heutigen sozia­­len und Rechtsordnung stehen, mithin, auch in dies­­er Richtung sich nit als eine Revolutionspartei angesehen wissen wollen. Einen bedeutenden Erfolg für die Belebung und innere Gesundung unseres parlamentarischen Lebens erwarten wir zwar von diesen neuerten Vorgängen in den Kreisen der Unabhängigkeits­­partei nicht. Wir sind in dieser Hinsicht feine San­­guinifer, auch steht die Unabhängigkeitspartei, trog der neuesten Em­igration einer ansehnlichen Fraktion derselben, noch immer zu weit ab von den Anfor­­derungen der aktuellen Politik, als daß ihre Hal­­tung eine tiefergehende Wirkung auf den Gang der Ereignisse ausüben könnte. Aber immerhin begrüf­­fen wir b diesen neueften Schritt der öfters erwähn­­ten Fraktion mit jener Sympathie, welche jeder Akt politischer Aufrichtigk­eit und politischen Mythos verdient. „Clara pacta boni amiei!* P.J. Diejtchtund vierzigen Budapest,12.Februar­ 1883. Der in der Unabhängigkeitspartei vor meh­­reren Tagen entstandene Riß hat sich im Laufe der weiteren Politparlers zu einer tiefen Spaltun­g entwickelt,deren Ueberbrückung heute schon zum Mindesten für ein schweres Stück Arbeit erklärt werden kann.Die Parteikrise nimmt den Verlauf,­­den wir bei Beginn derselben,als man gegen die Antisem­iten vorging,in Wirklichkeit aber mit Allem aufräumen wollte,was noch an der Zusammengehörigkeit der beiden Reichshälsten hält, für wahrscheinlich gehalten haben.—Es ist zwar richtig,daß die an Bildu­ng,an sozialer Stellung hervorragendsten und politisch aktionsfähigsten Ele­­mente der Unabhängigkeitspartei es nicht länger ertragen konnten,mit den Vertretern des Verfol­gungswahnes und des sozialen Rückschrittes in einen Topf geworfen zu werden,aber es ist uns doch leid,daß dadurch die Unabhängigkeitspartei des Landes in die Brüche zu gehen droht.Mit ande­­ren Worten,die besten­ Talente und die tüchtigsten Kräfte der Unabhängigkeitspartei weisen die Führers­­chaft einer Anzahl konfuser Köpfe zurück,in denen reaktionäre,sozialistische Ideen und allerlei unklare Leidenschaften ein unentwirrbares Chaos bilden. Wir, die wir seit nahezu zehn Jahren konsequent der große staatsmännische Wert Deaf’s vertra­­ten und gegen alle Angriffe von rechte und links 1­­ i A, vom Lage­­ r Alerhörnste Spenden. Seine Majestät hat der­ Feuerwehr in Alt-Rohlau 80 fl. und den Feuerwehren in Weltrus-Wilhesrub und in Sebastiansberg je 60 fl. gespendet. O­rdelsverleihung. Seine Majestät der König hat dem kön. Rath und ord. öffentl. Professor an der Budapester U­niversität Herrn Dr. Joseph S­za6ó für sich und seine gejeglichen Nachkommen in Anerkennung seiner­­ Verdienste in der Professoren­­laufbahn und um die Förderung der Wissenschaft und der öffentlichen Angelegenheiten den ungarischen Adel mit dem Prädikate „Szentmislöfi“ verliehen.­­­ Auszeichnung. Der König hat dem Gene­­raldirektor des Staufenburger Aushilfs-Sparkassen­­verbands Herrn Franz Tauffer in Anerkennung seiner Verdienste um die öffentlichen Angelegenheiten das goldene OBerdienstfreitig mit der Krone verliehen. OD­ 33M. Iran: Wikler v. Hauslab, dessen in Wien erfolgtes Ableben eines unserer ge­strigen Telegramme meldete, gehörte zu den popu­­lärsten Bersönlichkeiten Wiens und war in wissen­­schaftlichen Kreisen eine gefeierte Grös­se. Wir erwähnen des entschlafenen weltberühmten Generals hier noch einmal aus dem runde, weil derselbe seinerzeit Brofessor unseres Mo­­narden gewesen ist. Er unterrichtete Seine Maje­­stät in den Artilleriewissenschaften und der König be­­warte dem hocverdienten Manne stets eine besonderd huldvolle Anhänglichkeit. Feldzeugmeister von Hau­s­­lab — befammtlich 85 Jahre alt geworden — erhielt seine w­ilitärische Ausbildung in der Genieakademie. Obgleich stets einer der Ersten in seinen Klassen und er daher zur Aus aber zn Ausmuterung ad­eren Genie-Korps bestimmt, zog er Haus­lab vor, in die Infanterie als Offizier einzutreten ; bald jedoch wand er sich wieder den Geniewissenschaf­­ten zu, erhielt Aufnahme in das Korps und wurde sogar Professor des Situationszeichnend und der Terrainlehre in der Ingenieurakademie. FZM. Franz Nitter dr. Hausladb war geheimer Rath, Inhaber des 4. Feld-Artillerie-Regiments, Mitglied des Herrens­hauses, Großkreuz des Leopold-Ordens, Ritter des Maria-Theresien-Ordens, Ritter der Eisernen Krone zweiter Klasse (Kriegsdekoration), Besiger des Militär- Verdienstkreuzes (Kriegsdekoration), Inhaber der Kriegs­­medaille, Großkreuz, Kommandeur und Ritter vieler hoher ausländischer Orden, Kurator de­s österreichi­­schen Museums, außerordentliches Mitglied der statisti­­schen Central-Kommission, korrespondirendes Mitglied der Akademie der Z Wissenschaften, außerordentliches der Donau-Regulirungs-Kommission, und Mitglied vieler Gelehrten-Vereine.­­ Konferenz der Unabhängigkeitspartei. Jene 20 Abgeordnete der Unabhängigkeitspartei, die vorige Woche die bekannte Enunziation veröffentlicht und die Absicht hatten, unter dem Titel „Achtundvier­­ziger-Unabhängigkeitspartei" fi) zu einer besonderen Partei zu konstituiren, haben beschlossen , an ihren, in der erwähnten Enunziation präzisirten Prinzipien fe­st­­zu­halten, in welche die PersonalUnion um die Rechtsgleichheit an unumfrögliche Pro­­grammpunkte aufgenommen wurden. Schließlich­ wird als Forderung aufgestellt, daß jene vier Abgeord­­nete, welche den Siteczy’schen Antrag in der Anti­semiten-Debatte unterschrieben, aus dem lub aus­geschlossen werden Nur auf Grund dieser Punkte Fan fi die Konferenz zu einer Verführung herbeilassen und wird demzufolge der Beschluß als Ultimatum betrachtet. OÖ Georg Graf Heftetits + Am 12. d.M. 3 Uhr Nachmittags ist in Wien nach längeren Lei­ den Georg Graf Feftetich de Tolna ver­­schieden. Der Verstorbene, ein Bruder des vor wenigen Tagen dahingeschiedenen Grafen Zaffilo Feftetics, if am 23. April 1815 geboren, stand also im Alter von 68 Jahren. Er war wirklicher geheimer Rath und Kämmerer, Oberstlieutenant a. D., Kronhüter der ungarischen Krone und vormaliger ungarischer Minister am kaiserlichen Hoflager zu Wien, Kanzler des ungarischen St. Stephans-Ordens und Besiger der Herrschaften Efurgo, Breznng, St.­Milles, Clara­­thurn, Dllar, Särvar und Molnary. Georg Graf Festetich war seit 17. Februar 1849 mit Eugenie Gräfin Erdödy von Monporoferes und Monosplo vermält und hinterläßt vier Kinder, und zwar Taflilo, Zend, Georgine, vermalt mit Zdenfo Graf Kindky, und Paul. « O Die Donau-K­onferenz in London, wobei Rumänien nur mit berathender Stimme zuge­lassen war, hat in Bukarest aus leiterem Grunde große Verstimmung erregt. Die Regierung hat dagegen­ in London Protest erhoben und die rumänische Bolfsvers­tretung unterstüßt diesen Protest. Ohne uns für den Moment in eine Prüfung der Berechtigung der Ans­­prüche des Bukarester Kabinett einzulassen, möchten wir doch von heute die Ansicht auszusprechen rissiren, daß dieselben unbefriedigt bleiben werden. Der Pro­­zeß steht man dem Beschlusse der Londoner Konferenz. Europa contra Rumänien. Kann da der Ausgang zweifelhaft sein ? O Der­­ Kommunikationsminister über die Haab-Begafirung. Ueber eine Interpelation des Abgeordneten Toth in der festen Ligung des ungarischen Abgeordnetenhauses erklärte Baron Ke+­meny: „Die Verhältnisse der Raab-Regulirungsgesell­­schaft sind seit langer Zeit ehr kompliziert; die obere Raabgegend ist mit Erfolg regulirt worden, allein die Schlimmen Folgen blieben in der untern Raab­­gegend nicht aus. Was die Sicherung der Stadt Raab betrifft, hängt dieselbe nicht so sehr mit der Regulirung der Raab und Rabnig zusammen, als mit der Frage der Donauregulirung , wie denn auch die Stadt Raab bei der jüngsten Skatastrafe durch die zurückgestauten Fluthen der Donau von südwärts bedroht war. Die Sicherung der Stadt Raab muß somit gesondert wer­den von dem Raab-Regulirungswerke. Wenn die Raab-Regulirungsgesellsshaft aus eigener Kraft nicht im Stande sein wird, die Regulirung durchzuführen, so wird eine gefegliche Verfügung erfolgen. Die Studien in dieser Nichtung sind im Zuge. Jedenfalls will Redner entweder im eigenen Wirkungs­­kreise verfügen oder an die Gereggebung herantreten. Man hat mit Betonung der Wichtigkeit dieser Regul­iirung verlangt, daß der Staat dieselbe in die Hand nehmen möge. Der Staat ist aber außer Stande, jede Flugregulirung, die 6—12 Millionen erfordert, in die Hand zu nehmen. Die Regierung und das Land werden das ihrige thun, doch mögen auch die Interes­­senten das ihrige thun.“ ET ii BR­ee REEL BETT

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