Oedenburger Zeitung, 1883. Mai (Jahrgang 16, nr. 99-122)

1883-05-23 / nr. 116

edenburge (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) - Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortgeritt zur Ehe? — Berrückten auf Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.” eo. Tai i:­se­­ > . 50 ff., Monath­ Für Aufwärth: Ganzjä jährig . Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahm­e von Inseraten, Praänumerations- und Infertionsgebühren, sind an die N Redaktion portofrei einzusenden.­­­ ­ Das Blatt ersceint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig x fl., Satojährig 5 fl., Bierteljährig x Er Administension, Verlag und Inseratenaufnahme; ig 12 Mi­natslärig 7, Bierter-­­ Anhdruherei &, Nommwalter & Sohn, Grabenrunde BI, BEI Einzelte RAummern Kofen 5 Sirene, EM­ang, Gisellaplag 3, U. B. Goldberger, Servitenplag Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Walls­kiagafie 10, A. Oppelit, 1., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, 1., Wollzeile 12, RN. 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(H.Gr.)In dem grandiosen sozial-politischen, wie nicht minder autokratisch-und ultramontan­­reaktionären Wirrwarr,von­ dem insonders die Staaten Mitteleuropa­s gegenwärtig bis auf den Grund aufgewühlt werden,geht Manches unbeach­­tet vorüber,was thatsächlich auf hochragende Be­­deutung Anspruch machen kann.Ein derartiges Er­­eignis ist die im Vormonate beschlossene und da­­mals von uns kurz erwähnte»Versetzung der norwegischen Minister in den An­­klagezustand«,über deren Ausführung vor einigen Tagen der Telegraf insoferne berichtete,daß er zu melden in der Lage war,,,das norwegische ,,Reichsgericht habe bei seiner Verhandlung die For­­­malien und Inhabilitätsfragen—(Letztere betref­­­fen die Unfähigkeit der angeklagten Staatsmini­­­­ster Selmer und Kierulf)——zum Abschluss ege­­n,bracht und es würden in der nächsten(a11121. »Mai)stattfindenden Sitzung die einzelnen Punkte „der gegen die übrigen Staatsräthe erhobenen An­­­klage geprüft werden.“ Wie es ein nur äußerst selten vorkommender Fall ist, daß ein auf dem Meere der Spekulation Schiffbruch erlitten Habender „Millionen-Schnorrer“ scließlich zu verhungern genöthigt ist, so, oder viel­­mehr noch seltener, bietet sich in den heutigen Ta­­gen der im fraffesten Realismus verfundenen, einer­­seits von Staatsweisen, andererseit­s aber von Strebern jeglicher Gattung als Schröpfobjekt be­­trachteten Menschheit das grandiose Schauspiel der Handhabung des­ Ministerverantwortlichen­ägerei es dar. Denn an Depotfeh­rungen gefrönter Häupter, mit welchen die Franzosen dem übrigen zivilisirten Europa seit anno 1789 mit „gutem Beispiele” vorangegangen und welches Exempel in diesem Jahr­­hunderte, wie historisch erwiesen, vielfache Nachah­­mung, insonders durch das gefürstete Geschlecht der Hohenzollern, gefunden, sind die Zeitgenossen Bis­­marc’8 bereits derart gewöhnt, daß Soldes gar seine Sensation mehr hervorzurufen vermöchte. Da­­gegen ist es immerhin ein sehr seltener Fall, wenn die Vertreter eines W­olfes, ihrer unantastbaren Nehhte sich erinnernd und des despotischen Weber­­muthes Einzelner fatt, zu der gewaltigen That sich aufraffen, einige „verantwortliche Ne­gierer“ beim Kragen zu nehmen und sie vor Gericht zu stellen. Das ist nun, wie oben angedeutet, in Norwegen geschehen, und wir sind gewiß, daß diesem „unerhörten Ereigniß“ vornämlich die Wöl­­fer Meitteleuropa’8, bei denen die betreffenden „Hoch­­mögenden Wegierer“ schon sehr schwarz angeschrie­­ben sind, nicht nur inniged Verständniß entgegen­­bringen, sondern auch aus tiefster Seele wünschen werden, daß er auch Diesen mitteleuropäischen „Volksglad-Vernewerern“ r­echt bald und ebenso gründlich an den Kragen gehen möge. Für die Bewohner Oesterreich-Ungarns hat aber die zu Christiania — (Hauptstad­t Norwe­­gen­) — soeben fi abspielende Minister verant­­iihhteit8­ Tragödie dadurch ein ganz besonderes Iin­­teresse, daß dort oben im Norden Europas die An­­geklagten lange nicht si derartige Dinge haben zu Schulden kommen lassen, wie beispielsweise der ih­­­re Gentleman, so sich Graf Taaffe nennt. Und doch handelt es sich au bei den norwegischen Mi­­nistern um eine Beilegung der Berfaf­­fung. Wie den Lesern dieser Blätter bekannt sein wird, hat Taaffe schon zu wiederholten Malen, als ihm drüchige Oppositionelle den Vorwurf ins Ge­sicht schleuderten, er habe die Staats­­grundgefege mit Füßen getreten — (bei Abänderung des Sculgefeges, die nur durch­ Zweidrittel-Majorität hätte beschlossen werden kün­­nen, i­ thatsächlich die Verfassung verlegt worden) —, mit erhobener Stimme und in bras­­sem Zone ausgerufen: „Man zieh­e mich vor das Neidsgericht, dort werde ich Nede und Antwort stehen!" — — Würde der edle Graf und Protes­­tor der reaktionären Gewalten in Oesterreich etwas Derartiges in Norwegen gewagt haben, er würde wahrscheinlich schon längst hinter Schloß und Nie­­gel figen und seine Zeit gefunden haben, noch fer­­ner (zuerst mit Drei und dann gar nur mit ei­­ner Minister-Stimmen-Majorität) Berrafung und DVolfsrechte mit Füßen zu treten. Um nun den Lesern annähernd einen Begriff des norwegischen Faktums zu geben, bringen wir nach authentischen Quellen im Nachstehenden das eigentlich meritorische der­ Sache. Wie alle wahren Patrioten Ungarns schon seit Langem anstreben, mit den transleithanischen Landen einzig und allein nur durch reine Personal- Union verbunden zu sein, so strebten vormals all die Norweger darnach, mit Schweden weiter nichts gemein zu haben, als den „unverantwortlichen Herrscher." In Laufe der Zeiten ist es ihnen denn au­sgeglüht, dieses gloriase Ziel zu erreichen. Norwegen ist vollkommen selbstständig und besitz außerdem eine rein demokratische Berfaffung, die in manchen Punkten zwar Sonderbarkeiten auf­­weist, aber dem wahren Bedürfnisse des Volkes Nehnung trägt. — (Eine dieser Sonderbarkeiten, die gegenwärtig aber bereits abgeschwächt worden ist, bestand darin, daß der Uebertritt vom Pro­­testantismus zum Katholizismus mit dem Tode und der Konfisfation sämmtlichen Eigenthums be­­droht wurde.) — Der eigentliche Anlaß, daß elf Minister oder Staatsräthe in Anklagestand verlegt worden sind, bot ein V­erfassungs-Konflikt mit dem „Storthing“ (norwegisches Parlament) der Armee. Der Storthing, aus 114 Mitgliedern bestehend, ist etwa dem ungarischen Unterhaufe ent- und gipfelte in der beabsichtigten Vergrößerung « Seuilleton. WE E.u. A. Roman von. * (Alle Rechte für den Autor vorbehalten ) (Sortfegung ) „Das begreife ich nicht, Liebe Mutter. Ich habe Dich noch nie mit solcher Entschiedenheit eine Sache vertheidigen gehört, wie dieses Mal die Fahrt zu jener Geburtstag-Komödie do, ich sehe. Dir ist aus irgend­einem Grunde viel daran gele­­gen, die Einladung jenes Nahhäffers französisccher Serenissimi anzunehmen, mithin will ich Dir nicht weiter widersprechen. Denn ich würde er für eine Sünde halten, Dich eines Vergnügen zu berauben.“ „Ah, von mir ist gar seine Rede. Ich date nur an Dich. „Ich kann mich vor Staunen kaum mehr fas­­sen. Was habe ich denn mit dem Geburtsfeste eines mir vollkommen fremden, und dazu no unreifen Kindes zu thun ? Ich bleibe mit dem größten Ver­­gnügen zu Hause, da ich froh bin, wenn ich mit diesem alten Gehen nie mehr zusammentreffen darf. Wirst Du aber ohne mich die Reife nicht machen, nun so treiben wir einfach ab. Dir Tann und wird Soldes Niemant übel nehmen, und was­­­­ mir anbelangt, fümmere ich mich den Kudus um den von Eigendünfel F aufgeblähten Szolomy, der mir einerseits wie ein wadsschlagender Pfau, ande­­rerseits wie ein Pavian vorgekommen ist.“ „Aber Sänder, ich begreife Dich nicht. Ent­­weder hast Du mir irgend ein Vorkommniß ver­­­wiegen oder Du willst mir absichtlich Schmerz bereiten. Denn solche derbe Ausdrücke habe ich von Dir noch nie gehört.“ „Sage, liebe Mutter, was hätte diese Ball­­e der Komödienfahrt mit dem Schmerze zu thun ? Dich zu kränken liegt mir gewiß ferne. Daß ich mir über den Narren in Laubendbrunn etwas derb ausdrückte, wirst Du mir verzeihen; auch bin ich gewiß, daß wenn Du ihn einmal gesehen, Dein Urtheil ebenso ausfallen wird, wie das meine. Doch um dieser Sache ein Ende zu machen, will ich nicht weiter widersprechen. Der Brief ist an Di ge­richtet; ich war in denselben mur ganz nebenbei erwähnt, mithin werde ich, wenn Du es wünfelt, in Deinem Namen antworten.” „Ohne Deine An­wesenheit in Laubenbrunn hätte ich niemals eine Einladung vom Grafen Szo­­lomy erhalten." „Auch dem will ich nicht länger widersprechen, obgleich es mir Lieber gewesen wäre, den gesänie­­gelten „petit grand seigneur" niemals kennen ge­ lernt zu haben.“ Sandor lachte bei diesen Worten laut auf. „Du bist heute bei sehr guter Laune”, meinte die Gräfin. „D, keineswegs, ich lachte nur über das von mir erfundene Wortspiel. — Doch, um bei der Sache zu bleiben, sol ich also antworten ?“ „a, Sandor. E8 ist die höchste Zeit. Tälle e8 aber gleich und empfehle mith unbekannter Weise auch der Frau Gräfin und ihrer Tochter. “ „Dieser auch? Das ist ja höstlich.“ „Es verlangt Soldes die einfachste Höflich­­keit. Da aber die ganze Fetlichkeit zu Ehren des jungen Mädchens stattfindet, so... .“ „Zu Ehren eines eben aus dem Kloster ab­geholten Kindes! Ha, ha, hat" „Ich Bitte Dich, Sänder, laß jett einmal die ungeizigen Bemerkungen bei Seite“, fügte die Gräfin jeder ernst. „Du beleidigst mich.“ „Liebe Mutter, sei nicht böse. Es ist aber ea noch ein Si—, das heißt nämlich, ein und.“ „Ein Mädchen von siebenzehn Jahren ist sein Kind. Au sagtest Du selbst, daß die Korteffe schön und geistreich sei.“ „Schön? Nun vielleicht, geistreich? Gewiß nit. Da hast Du mich falseh verstanden. Vorlaut, najeweis, ja das ist sie; font nichts.“ „Du Beginnst fon wiederum mit Deinen Sottifen.” (Korteßung fjeigt) karahe . ET 207 ee a Alakı, ie; Bee­ ­ ·«.. ee ER Br . sera

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