Oedenburger Zeitung, 1883. Oktober (Jahrgang 16, nr. 224-249)

1883-10-09 / nr. 230

Demission des­ französ ters in Madrid,Desmichels,ist unbe­­gründet.Derselbe ist gestern auf seinen Posten zurückgekehrt.—Der Sohn des griechischen Ge­­sandten Maurocordato hat sich gestern beim Probiren eines Revolvers durch einen unglücklichen Zufall getödtet. Yeligrad,8.Oktober.Die Schließung der Skupschtina wurde dadurch beschleunigt,weil dieselbe das Ministerium Pirotschanatz in den An­klagestand versetzen wollte.—Gerüchte stellen die Verhängung des Belagerungs­­zustandes über ganz Serbien in nahe Aussicht. Honstantinopelp8.Oktober.Die Pforte hat heute die Ratifikation­s-Urku­nde,betreffend die s­«Donau-Konvention,expedirt. Rom,8.Oktober-Der päpstliche,,Mo­­niteur de Rome«ermahnt Tipa in einem­ Leit­­artikel,»Ungarn und Kroaten«,mit den Südslawen Frieden zu schließen. mwalter­s Sohn ngereih­t werde Lokal-Heilung Ecivituatizen Mysk­ersn­ijenljöjik­igst jene geeh­rten Ybonnenteitz deren Ab­­onnement m­it letztem Heptemb­er zugndeging,dagsecbe gefällig ster­­neuern zuwollten. Heguter-höchstegeuszeich­nung Ueber Vor­­schlag Seineerzellenz des Ministers am Aller­­höchsten­ Hoflager,Barote Orczy,hat seine Majestät der König dem hier durch viele Jahre als Seminar-Direktor und Professor am evangeli­­schen Lyzeum mit ehrenvollstem Erfolg e thätig ge­­wesenen,gegenwärtig pensionirten Herrn Paul Josef von Király(derzeit in Eisenstadt)in Würdigung seiner zahlreichen pädagogischen Ver­­dienste das Ritterkreuz des Franz- Josefs-Ordenstag frei verliehen.. Wir graiulireuherzlichst dem­ trefflichen Schul­­veteran zur wohlverdienten hohen Auszeichnung ! * Der Munizipal-Ausschuß der fünf Frei­­stadt Derenburg hält morgen Weittwoh und fort­­legungsweise Donnerstag Nachmittag 3 Uhr eine Generalversammlung ab. Am Programme stehen 11 Bünfte. * Anerkennung eines unserer Mitbürger, des weltbekannten akademischen Malers und Orna­­mentikers Herr Franz Storno. Wir lesen näm­­lich im „B. &.“ also in dem bedeutendsten Jour­­nale der dsterr.zung. Monarchie, dem genannten Künstler gewidmete, folgende Zeilen: „Der hoch- San Szatmarer Diöstesan-Bischof Dr. Lorenz Schlaud hat zur Feier der zehnten Jahreswende seines Episropats eine Marien-Kapelle erbaut, welche Danf der Genialität des Meisters ranz Storno und der Liberalität des Bischofs zu einer Zierde der Stadt geworden ist.“ * Amtssuspensation. Der BSornaer Stuhlrichter Michael Horváth wurde von St. Durclaucht dem Obergespan Fürsten Esterházy vom Amte suspendirt; gegen Horváth wurde das Disziplinar-Beifahren wegen Fahrlässigkeit ein»­geleitet. * Gingerübt ist, wie man uns mittheilt, der größte Theil jener Unterabtheilungen unseres Hausregimentes, welche zur Niederbrücung der antisemitischen Krawalke nach Zala-Egerfeg und Umgebung bezahirt worden waren. Die Schil­­derungen der dortigen Vorgänge wurden — so versichert man und — zumeist weit übertrie­ben und war auch die Banik im BVerhältniß zu den wirklichen Thatsachen viel zu groß. Allerdings ist man darüber einig, daß mur durch das energische Einschreiten des Militärs weitere in sicherer Aussicht gestandene Exzesse hintaus gehalten wurden, man ist aber anderseits auch mit den Ansprüchen, die an Behörden und Militär gestellt wurden, zu weit gegangen. Erfreulich bleibt auf jeden Fall die Meittheilung, daß nunmehr Nähe und Ordnung wieder vollkommen hergestellt sind, so daß auch die legten Neste der no bereits Saft haltenden Truppen ehestens in die Garnison einladen dürften. * Sontrols-Versammlung. Außer den von uns bereits gemeldeten Kontrollversammlungen der int astivirten Mannschaft des gemeinsamen Hee­­res am 9. und 10. Oektober, findet am letzen dieses Monats, auch jene der f­­ung, Honved und & &, Landweihrmänner statt. * Firmaänderung. Das hiesige Bankhaus . Ballus & Lines versendet soeben Cirkulare des Inhalts, daß der bisherige Kompagnon EC. Gallus mit 15. Oktober 1. 3. aus der Firma ausscheidet und das Wechslergeschäft von da ab unter der neuen Firma Sines & Comp. und­­­ernahme aller Aktiven und sommermäßig blau fi zeigte. Dieser Sonntag trug also eine wahre Janus-Phisiognomie an sie, nur daß die frostige Seite und noch mehr zu­­gekehrt war als die l­ächelnde. Nein, solche Sonntage sind zwar Talendarische, aber feine Setttage der ewig schaffenden Natur. Sie zeigen nur die­­ Vergänglickeit alles Schönen: „Blumen, Sonnenglanz und Lieder sind ein Traum, ein kurzes Glüc und der Wintertod kommt wieder aus dem Leihamte zurück !" Mit sanft gerötheter Nase eilen Nachmittags die Mitbürger in die gaft­­ig und behaglichen Räume der HH. Krippel, Fleischhader, Bieringer oder der Frau Kart und träumen von den sommerlich entschwundenen Freu­­den der Ausflüge nach Sauerbrunn, Reichenau oder der, „Rosaliafapelle“ und seufzen: „Ach, so nah’ und doch so fern !“. Vorüber sind die Sonn­­tagszeiten, da man am „Warish“ oder im Neu­­besparfe unter schattigem Laubgezelte frühfrücte und fich­tes Nachmittags auf dem Gaisbade­­weg, in den Wäldern bei Wandorf oder Wolfs athmosphärischen. Balsam holte, für die bedrückte, dort aber­ früh aufathmende Brust. Das Aeußerste, was man wagen konnte, war ein Spa­­ziergang rings um die Grabenrunde oder über die Promenade ’gen den Deätplak und wieder retour, wobei man doppelt einen Schnupfen visierte, erstend der niedrigen Temperatur wegen, denn es herrschten blos 7 Grad Wärme und dann des ewigen Grüßens der Einem begegnenden lieben Bekannten halber, wobei eine Erfältung kaum ver­­meidlich. DL! dieser gräuliche Oftober, der weder Sid moch Fleisch ist. Gestern Montag gab e8 in den Morgenstunden sogar Reif, wenn au noch seinen eigentlichen vo­rt und doc ist der Himmel rein und rar, während man im Ueberzieher „Sheppert“ vor Kälte und den Wintertad will man noch nicht anziehen, um ss nicht zu ver­wöhnen, oder weil man noch ni­ Gelegenheit ger­­unden hat, die fliegende Winterhülle aus­­zulösen. Der Himmel rennt sich an noch nicht recht aus im Kalender und weiß nicht, wen er’s wer thun sol: Den Weinbauern, die zur Lese Schönes Wetter brauchen, oder den Schneeschauflern die mit Ungeduld auf den ersten Schnee warten. So bewegt sich der Oktober in einem ewigen „Wigelwagel“ von Sonnenrchein und Regen, von diversen Graden ober und unter Null und das Facit davon ist, daß und die Sonntage „verpaßt“ ind. * Ein Haundfangfeuer brach am Sonn­­tag den 6. d. M. im Hause des Herrn Dr. Bergmann vor dem M Wienerthore aus, da wurde dasselbe doch rasches Eingreifen vom Nauch­­fangfehrer und P­olizeimannschaft wafh unterdrückt, dasselbe dauerte keine halbe Stunde und wurde vom großen Publikum kaum bemerkt. n. * Bom Sclage gerührt. Sonntag Früh fanden von Wanport in die Stadt kommende Leute im Neuhof etwas abseits vom Wege einen Men­­schen am Boden liegend, der nur unartifulirte Raute von sich gab. Die requirirten Polizeiorgane erkannten in D­iesem den unterstandslosen­­ g. Reiner aus Dedenburg, der wahrscheinlich im Neuhof Übernachtete, wo er gegen Früh vom Schlage gerührt, Hilflos Liegen blieb, bis ihn die Polizei ins Spital schaffte. u.­m Schadenfeuer. Wie uns aus Pöttsching (Sauerbrunn) berichtet wird, ist in der Nacht vom Samstag auf Sonntag im Krupisschen Gasthause Feuer ausgebrochen, welchem, Dank des energischen Eingreifends der dortigen Feuerwehr, glückicherweise nur das eine Objekt zum Opfer fiel. — Weiterd sind Nachrichten aus Bemmendorf und Wiesen eingelaufen, denen zufolge auch in diesen Orten ver­­troffene Woche Heine Brände stattgefunden haben, unter gleichzeitiger Ueb­­­­­­­­­­­e . Der lechte Sonntag hatte einerseits leider bereits die winterlichen Züge, während an­­derseits das Kleid des Himmels noch so ziemlich­­ : Gerichtshalle. (Ein ungerat­bener Sohn.) Am 18. Oktober dv. 9. war der Himöder Bauer Johann Szafály in seinem Hofe mit einer Arbeit bestä­tigt, als sein aus erster Ehe stammender Sohn Georg an ihn herantrat und eine ihm fom­mende Forderung von 80 fl. in ungestümer Weise verlangte. Der Vater ermahnte ihn, er möge seinen Lärm schlagen, sich ge­­dulden, am Nikolaustage werde er ihm das Geld ge­­ben. Georg gab sich jedoch mit diesem Versprechen nicht zufrieden, stieß seinen Vater hin und her und vergaß sich sogar so weit, ihn am Halse zu fassen und zu wür­­gen, als eben der aus der zweiten Ehe stam­mende 12jährige Sohn Gerly und der Postmeister Emeric­ E3eh hinzukamen, deren vereinten Anstrengungen es gelang den alten Szafaly aus den Händen des Elen­­feinen Bater — den er einen „N­änber” zc. nannte den zu befreien. Unter schmähenden Ausbrüchen auf — entfernte sie Georg. An demselben Tage lauerte der rauflustige Kumz­­pan auch seinen beiden jüngeren Brüdern, als sie vom Felde heimkehrten auf, und verfegte dem Geige a­uf dem linken Arme derart wuchtige Hiebe, daß dieser größere B Verlegungen erlitt, die eine 20tägige Heildauer­­in Anspruch nahmen. Georg Szafály hatte sich in der Donnerstag stattgehabten Schlagverhandlung wegen Ehrenbeleidigung und des Bergehens der leichten kürperlichen Verlegung zu verantworten. Troßdem der Vater von der Bestraf­sung seine Sohnes abstand, verurtheilte der Gerichts­­hof Georg Szafály zu drei Monaten Ge­fängniß und 6 fl. Geldstrafe. Der Berurtheilte sowoh als auch, der Staatsanwalt appellirten. (Eine underbefferliche Diebin.). Ein schönes 23jähriges Mädchen mit sanften blauen Augen erscheint vor dem Gerichtshofe. Der Staats­­anwalt erhebt gegen sie die Anklage des Diebstahls. Marie Chrenreich, dies der Name der Angeklag­­ten, aus Saged gebürtig, stand bei dem hiesigen Pro­­fessor Bella im Dienste und entwendete verschiedene Weißwälde. Von hier kam sie nach Eisenstadt zu einem gewissen Ss Aufteilig und auch dort feßte sie ihr Diebisches Handwerk fort, troßdem sie sich ihre Langfingerkunst bereit, eine sechsmonatliche Kerkerstrafe abzubüßen hatte. Marie Ehrenreich gestand die That ein und wurden die gestohlenen Gegenstände bei ihr and­ vor gefunden. Der Gerichtshof verurtheilte sie zu neun­­monatlicher Kerkerstrafe.­­ Redaktionelles. Herr Moriz Breyer, bisher Mitarbeiter der „Oedenburger Zeitung“, ist mit heutigem Tage aus dem Verbande unserer Redaktion aus­­geschieden und mithin nicht mehr autorisirt unser Blatt in welch’ immer für Angelegenheit zu ver­­treten. Unter Einem schreiben diesed mit ihrem Gehalt Konkurs aus. M­eflettanten müssen in der deutschen Sprache federgewandt und auch des ungarischen Opiums mächtig sein. In Rede stehende Stelle läßt sich leicht mit einer Anderen (als Nebenbeschäftigung) vereinen, da täglich einige Stunden genügen, um dieselbe auszufüllen. Grün­de wie Rofallenntniß und ausgebreitete Bekanntschaft sind unbedingt noch wir zur Bewegung dotirten Postens den wendig.Stenografen werden bevorzugt.Gesuche _ Theater Kunst und Literatur. Die troß der Einfältigkeit ihres Tex­b­uches, ver­­möge der Fülle reizender Straus’schen Melodien immer noch gerne im Repertoire aufgenommen gesehene Operette: „Methusalem“ ging am vorigen Samstag den 6. d. auf hiesigem Theater mit wahrer Prachte und Glanzentfaltung in Szene. Das Oedenburger Publikum sonst im­mer ziem­­lich rigoros, am rigorosesten aber bei Operettenauffüh­­rungen, weil es in früheren Jahren diesbezüglich hier sehr verwöhnt worden war, und noch immer eines Rofes Bradl, eins Küstner, Rosen einer Jäger, Hild und PBlomier eingedenf ist, spen­­dete doc allen Ensembletägen und fast jeder größeren Nummer mehr minder lebhaften Applaus, als voll» wichtiger Beweis dafür, deß­ er von den einzelnen Partienträgern sowohl, als namentlich durch deren des Orchesters dominirt,so ist sie doch ein»klares, liegt nun die­ angenehme Pflicht ob, das für die Dir­­ektion so ehrenvolle Urtheil de­­s Audiditoriums ein­­fach zu registriren. Wenn aber selbst das Publitum theilnahmslos geblieben wäre, wenigstens zu Dunsten ,de8 Herrn Mo-­­­nig’s „Zeombonius“ müßten wir Oppos­ition­ machen, denn insbesondere im Quintett des zwei­ten Aktes sang Dieser herrlich begabte Tenor seinen­ Part :" Für meine schöne Symphonie“ mit voller, Hangreicher Bruststimme so herzenerobernd, daß er­­ einen frenetischen Beifallssturm, damit entfesfelte und sich für immer einen ihn auszeichnenden Plag in der Gunst des hiesigen Publitums gesichert hat.» Fr. Betta Calliano ist ein zierliches, doch sein Schmun des äußere Wesen leuchtendes, vermöge feiner innern, fünstlerischen Vorzüge werthvolles Kleinod unseres­st auch dieser Sän­ _ diesjährigen Bühnenpersonales, gerin Stimme kein Alles überfluthender Strom­ von Tönen, der immer und überall, fjelbst das Fortissimo silberhelles Bächlein, das munter und farben­­prächtig wie goldene Fischlein, die Noten­ung vermit­­telt, daß wir unsere Freude daran haben künnen. Ihr „Generallied“ im 3. Akte wurde enthusiastisch aufs genommen. Wir warnen das Fräulein davor, sic Zusammenwirken vollständig befriedigt worden ist und und? — al Organ der öffentlichen Stimmung — · a

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