Oedenburger Zeitung, 1883. November (Jahrgang 16, nr. 250-274)
1883-11-08 / nr. 255
x EEE EEENEN LEEREN RETTET EEE ETEERERINE REINER "onickig;‘ 8 . November 1888, XV. Jahrgang. OedenburgerZei Adminiseation, Verlan und Inseratenaufnahme: MM. (H vormals „Oedenburger Nachricht Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann N soziale Interessen überhaupt. uTTTE Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — VBehnrichten auf Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Inhtenderei &, Momtwalter &K Sohn, Grabenmel2i, BE 2 Ging eine Nummern Roflen 5 Streuzer. zu Inserate vernitteln: In Wien: Hafenstein & Bogler, Wal- Flapatte 10, X. Oppelif, 1, Stubenbaslei 2, Heinrig Echalet, geile 18, Roll, "Seilerflätte 2, M. zesalle 12. In ®est :" Jaulus ©, Dorotheagafe al, Leop. Langee 3, 9. DB, Goldberger, Gervitenplag 3. 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Unser sonst stets so gut informirter Budapester Berichterstatter schrieb uns unlängst (wir haben diese Korrespondenz in Nr. 244 dieser Blätter abgedruckt) daß in Folge Beeinflugung unseres Ministerpräsidentens dur den in der Landeshauptstadt zu Besuch erschienenen ‚päpstlichen Nuntius, Zi fa sic entschlossen habe den, von der ‚gesammten Publizistin längst urgirten Zivilehegefenentwurf entwedero ganz und gar nit, oder doch erst sehr spät:o dem Parlamente und, zwar , „in solch verwässerter“ Form zur Entscheidung zu unterbreiten, daß dadurch (wenn er auchhvollinhaltlic genehmigt werden sollte) dog beinahe nichts an den bisherigen Zuständen, in puncto Schliefung von Mischehen zwischen Christen und Judem, geändert würde. Dies, wolle Tipathun um den Nömlingen zu Gefallen zu leben, denn die Bundesgenossenschaft des Klerus ist, einem Manne, der an der Spitze, der Regierung nur mehr mit einem Fuße steht,und jeden Augenblick zu stüärzen fürchtet, zu werthvoll, um nicht Alles daran zu fegen, sie zu erringen, — Ueber diesen Meinungsausspruch unseres_ Gerwährsmannes in der Landeshauptstadt, war, man im Wien frügig geworden und ein großes Residenzblatt bat uns die hohe Ehre an, einen Leitartikel — an unsern Korrespondenzbericht, aus Budapest anknüpfend — vom Stapel zu lassen, worin er behauptete ganz genau davon unterrichtet worden zu sein) „waß man am Sige der ungarischen Regierung mit der Absight umgebe, ven Gefegentwurf üben die 99 ja! dur, un 8, ta8ı aber einzubelennen, dazu ist die illustre Wiener Journalistin viel zu vornehm, Biilehe zwischen Christen und Juden, von der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses wieder abzunehmen, d. h. bis ins Unabsehbare diinauszuschieben darum? Weil angeblich die Regierung Bedenken hegt, eine so heille Frage vor den Wahlen aufzuwerfen, weil die Bischöfe und der Klerus beider Wahlen ein sehr mächtiger Saltor sind, mit dem man sich um Alles in der Welt nicht verfeinden dürfe. Also aus purer Barteitaftit soll eine vom ganzen Lande dringend verlangte, vom Parlamente selbst seit mehr als einem Sahrzehbnt geforderte Reform hintertrieben werden!" Wir würden nit auf diesen Gegenstand, an leitender Stelle zurückgekommen sein, — auch nicht die eitle. Sucht dem bewußten Desidenzblatt Etwas am Zeuge zu fliefen und s und der Priorität in der Meinungsabsgabe über einen bestimmten politischen Fall zu, bes rühmen, hat; ung veranlaßt hier abermals, die Chegefeg-Angelegenheit zu besprechen, — allein e8 wundert und, daß die Regierung zu der jetzschen, wienderholt aufgetauchten Behauptung von der Ablegung der Zivilehe vom Programm, der parlamentarischen Vorlagen [zweigt. Das Schweigen wird als Zustimmung betrachtet. So lautet ein bekannter Grundlag im römischen Rechte. Darum ist es auch in konstitutionellen Staaten Brauch, das die Regierungen nit schweigen, wenn etwas über sie unter Die Leute gebracht wird, was ihnen, unangenehm ist, selbst wenn die Behauptung wahr sein sollte. Die amtlichen und regierungsfreundligen Zeitungen besorgen die Verbreitung der Regierungsnagrichten, sie strafen Alles lügen, was dem Herrn und Meister nit in den Kram paßt. Kommt es also vor, daß eine auf Maßnahmen oder Absichten des Ministeriums bezügliche Werttheilung dementirt wird, so ist damit noch nicht der Beweis geliefert, daß sie auch, falsch sei. Kommt, er aber vor, daß eine auf Maßnahmen oder Absichten der Regierung bezügliche Mittheilung nicht Dementirt wird, troßdem dieselbe von verschiedenen hochansehnlichen Blättern, intlusive der bei beiden ganz demüthig vorangegangenen kleinen „Oedenburger Zeitung“ verbreitet wurde , so ist,das höchst auffällig und nach dem römischen Rechtslage, eine indirekte Bestätigung der fraglichen Nachrichten. Heute auf einmal erklärt das „P. Hirl.“ seinen Lesern: „Die Kunde von der Abstellung der Civilehe-Vorlage von der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses gehöre blos in die Neihe der ferommen oder, richtiger , unfrommen Wünsche eines Theiles des Klerus und des Häufleins von Antisemiten. Koloman Tipa, welcher dem ungarischen sozialen Wirrwarr den Krieg erklärt hat, halte die Bor»lage über die Ehe zwischen Christen und Juden heute für ebenso nothwendig, wie damals, als er dieselde dur den Justizminister dem Parlamente unterbreiten ließ.“ Das „BP. Hirl.“ in Ehren, aber besaß er ein Mandat zu bevorstehender Erklärung ? ft er von Tifa zur öffentlichen Verbreitung dieser angeblichen Gesinnung des Ministerpräsidenten autorisirt worden? Wir glauben solches nit und wissen demnach immer nicht woran wir sind. Wird die Regierung dem längst gehegten Wunsche der Nation, den unerbittlichen Forderungen einer ‚freisinnig gearteten Zeit endlich nachgeben? Ya, oder nein? Das „Pol. Vlfhlt.“ gibt vor zu wissen, was geschehen werde. Die Regierung werde zuvar die Vorlage nicht geradezu zurückziehen, wohl aber — Seuffleton. Der Graf und sein. Doppelgänger. Bon RL. M. (Fortfegung ) Am folgenden Tage miethete fi der Graf sammt Begleitern auf einem jener großen bequemen Donautgifte ein, welche von Passau nach Krems und Wien fuhren und sonst stets mit reichen Handelsgütern belastet zu sein pflegten. 183, war dies eine trübselige Yahıt. Philipp fiel zwar in einen tiefen Schlaf, aber der Graf tritt rastlos in der engen Stube auf und nieder. Er bangte für Mutter und Braut. Sein Vater war schon vor zehn Jahren verstorben, er sollte der Mutter Trost in der sehredlichen ‚Heit sein, von al’ dem Elende, das die Pest einem Lande gebracht, mußte er erst seit Wochen. Lange hatte die Mutter von all diesenm Schreden geschwiegen und die Länder und Menschen waren damals weit, weit voneinander entfernt. Der junge Kavalier hatte seine Zeit zu seinem Nagen und zu seinem Vergnügen verbracht, die seltenen Zeitungen waren ihm kaum vor das Gesicht gekommen, die vagen Nachrichten von der Pest hatte er für Uebertreibungen genommen, da die sonst ängstliche Mutter nichts darüber geschrieben. Nur deren Iegter Brief, welchen er in Irland erhalten, war von Jammer und Klage, ihren theuren Sohn vielleicht niemals wiedersehen zu können, erfüllt gewesen. Der Brief hatte den zärtlichen Sohn Trant Die Stunden fhlihen dahin. Philipp hatte wenig Herz, seinen zarten Sinn bewiesen. Er hätte den Grafen herausgehauen mit dem Schwerte, aber ihm Trost zuzusprechen, wäre ihm weiblich erschienen. Philipp fürchtete eben gar nichts auf der Welt, er lebte in den Tag hinein und freute sie gehäbig seiner eisernen Manneskraft, wenn er gerade nicht seiner niedrigen Stellung im Leben fragte. Denn diese Stellung war dem ehrgeizigen jungen Manne eine Bein. Die lange Nacht machte einem Talten Morgen Plag. Der bleiche, junge Graf T. trat ins Freie hinaus. Die Nebel hatten si ein wenig verzogen. Der Graf erweckte Philipp aus feinem endtoten Schlafe. Wo sind wir denn? Hier sieht es ja ganz anders aus, als in Baiern, Schwaben und Oberösterreich, wo Einem die Wolfen in den Mund hinein hingen. Hier Tob’ ich mir’S! So rief Philipp gegnend und stieg mit dem Grafen ans Land. Aber in dem sonnigen, warmen Lande herrsgte seine Luft. Man sah nur bleiche, verstörte Gesidwister, eilende Menschen, als ob sieder fürchtete dort den Anderen. Die entjegliche Krankheit, der Tod, hatte seit einigen Tagen erst hier ihren Einzug gehalten. Der Stadtbürger floh den Bauer, der Bauer den Stadtbewohner als jähen Todbringer. Der Schiffer hatte dem Grafen bereits in Linz angekündigt, daß er in Krems einige Stunden Rast halten werde. Sei aber erklärte er, um seinen Preis die Reise nach M Wien fortfegen zu gemacht wollen. Philipp drohte den Schiffer zu erschießen, wenn er das" gegebene Wort nicht, "einlösen werde, aber Graf T. empfand menschlicher. Er wollte den Tod keines Menschen auf dem Gewissen haben und bedang ei einzig aus, am anderen Stromufer and Land gefeßt zu werden, um zweffe seine Reise über den Wienerberg fortfegen zu können. Dazu verstand sich der Schiffer. Die Ueberfahrt fand soglei statt und eine halbe Stunde, später 309, lie Heine Neitershaar auf sonnigen Weldwegen den Hügeln des großen Wienerwaldes zu. Der Kamm des langgedehnten Bergrüdens war endlich überstiegen. Die Reiter drangen thalwärts ein, in die prächtigen, jegtentlaubten Buchenwälder. Da murde der mürrische Philipp munter und guter Dinge, den Grafen aber fröstelte im rauhen Winde und er hüllte sich tiefer in feinen Reitermantel, Philipp sang ein Reiterlied, der nachtrabende Diener jauchrte, er hatte auf Bett und Angst vergessen. Im nächsten Dorfe wurde der Pferde wegen Raft' gehalten. " Graf klagte über KRopfschmerz' und Uebelfein. "Er strebte sich auf die Dosenbanf der Dorffchenke hin und fiel in dumpfen Schlummer. Philipp sah erst zornig drein, dann beugte er si über den Grafen und seine Augen bligten. Hat er etwa gar die Pet? Er empfand nicht Raft nn Ruhe. Der Wirth kam in die Stube. Grafen wahrnahm, rief er: — Sefus, Maria und Joseph ! das kenn’ ich! Philipp frug. — Der lebt seine zwei Stunden mehr! war Als er den die Antwort. (Sortjegung folgt.) :-:I.J«-,r.c.:s .).-«.0.:·«,«. BE : =