Oedenburger Zeitung, 1884. Februar (Jahrgang 17, nr. 27-50)

1884-02-14 / nr. 37

(vormals „Bedenburger Markrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Hortichritt zur Eher? — Betrüchten zur Wehr” — Der Wahrheit eine Gaffe.” - 22 Blatt erscheint täglich,­­mit Ausnahme des auf einen onn= oder Feiertan folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Lars: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl. D Vierteljährig 7 2 St. 50 fl., Monatlich 1 fl. Fir Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 7 fl., Viertel­­jährig 3 fl. 50 fl Alle für das Blatt bestimm­te Sendungen, mit Ausnahme von­ Inferaten, Pränumerations- und Infektionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Adminiseation, Meran und Inferatenaufnahme; Subtrukerei &, Nommalter , Sohn, Grabenrunde 121. WE Einzelne Nummern Bosten 5 Arelier. EU Inferate vermitteln: Is Wien: Bufenteis , Bogler, Bal­­fipgafse 10, A. Oppelit, ı., Stubenbaftei 2, Heinrich Schaler, 1., Wollzeile 12, R. Mojse, Seilerstätte 2, M. Dutes, ı., Mie­­mergafse 12. 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Die Begründung aller vorstehenden Klagen ist nur Schwer zu finden: Das unnatürliche Wetter läßt den Blick forgenvoll sich verbüttern, sobald er sich auf die Zukunft richtet, der V­er­shäftsgang, oder besser gesagt: Das mühr­selige Humpeln dem notddürftigsten Erwerbe nach, zeigt und in der Perspektive von... Konkurs­ und Stadt und Staat eröffnen, trog rädsihts­­to fester Erpresung von Abgaben aller Art aus den Zachen der Bürger, gleichfalls die Aussicht auf eine finanzielle Sadgasse, aus der dann sein Entrinnen mehr sein, si sein Ausweg zu gedeih­­ligen Zuständen finden lassen wird. Somit ist nach jeder Richtung hin die Zukunft eine trostlose foferne Schrumiht die Zeit müger. Franz Bulsky, der große erleuchtete Staats­­mann und feurige Patriot schildert die Zukunft Ungarns, ebenso wie wir sie in diesem Augenblicke dargelegt haben: Grau in F­rau. Über er, der gewiegte Politiker, weiß nichtsdestoweniger einen Lichtpun­kt, der heißt: „Helft@ug selbst und Gott wird zu Helfen“ Mit Burgtly’s Worten ausgedrückt: „Was einzig und allein uns vor politischer Stagnation rettet und uns also noththut, d­as wäre die Ber­­einigung der liberalen Elemente aller Parteien, der Elemente, die einander im Grunde ganz nahe stehen, damit endlich eine Parteibildung nach Prinzipien zu Stande käme. So lange dies nicht geschieht, bleiben die Parlamentsdebatten leinlich und von ernsten Meformen fan niemals die Nede sein. Mit fise­kalischen Gefegen und halben Maßregeln hat man aber noch nie eine Nation regenerirt.“ Somit gibt es die Stelle, wo ein Archi­­medes, amgesichts verselben, sein Historisches „Eureia!“ ausrufen könnte und an welche der Hebel, richtig angeregt, eine totale Umgestaltung in der politischen Lage Ungarns herbei zu führen wäre. Einstens war Ungarn so viel härter be­­drängt, wie heutzutage. Damals aber sammelten si liberale und konservative Patrioten als Oppor­­tunisten unter der Fahne Deák’s zum Ausgleich mit der Krone; sie nannten sich daher auch die Deäalpartei. Yu der Meehrzahl waren sie aber doch Liberale, zumd solange der „Weise der Nation“ gesund blieb und Eötvösy lebte und Horvat die Justiz reformirte und Andrasfy an der Soige des Ministeriums stand, war die Negierung doch und doch freisinnig ; das Vater­­land aber nahm einen Anlauf zur hoffnungsvollsten Wiedergeburt. Erst unter Lönyay machten sich andere Elemente wichtig, persönliche Interessen traten in den Vordergrund und in der vath- und thatlosen Epoche der späteren Kabinete, wo nur von Tag zu Tag regiert wurde, geriet­ der Libe­­ralismus nach und nach in Vergessenheit. Man be­­schäftigte sich nicht mehr mit großen Re­formen, sondern nur mit kleinen An­kunftsmitteln Die F­usion führte zwar der Dealpartei frisches Blut zu ; die Majorität nannte sic­h jegt die liberale Partei, sie war es jedoch nicht, sie war eher das Gegentheil und Lavirte anfangs schüchtern, dann mit vollen Segeln der Reaktion zu. Dazumal hätte sie sich füglich­cen, wie sie es heutzutage de facto thut: Tipar, aber nicht Liberale Partei nennen sollen. Wenn sich auch unter Ministerpräsident das Prädikat, der Energisce, beilegen kann, so hat er doch mit der strengen Disziplin, die er ein­­führte, alle Männer von Selbstgefühl nach und nach aus der Partei hinausgetrieben, für welche nur er allein zu denken, zu reden und zu handeln hat. Er kümmert sich auch weniger um Prinzipien, als um Stimmen; für ihn ist nur Eines von Wittigkeit: Eine Majorität, die ihm unbedingt ergeben ist, wenn sie auch vom Libe­­ralismus, den sie auf der Fahne führt, nur mehr den Namen, aber nicht das Wesen besigt und mithin besagten Namen blos usurpirt. Was heutzutage nit „braver Tipw­ianer*“ ist, das ist entweder ein Mann zielloser Negation, oder ein bornirter Antisemit, entweder Jeuilleton. Der Htief-Schwiegerpapa. Von Marie Angyalffy. (Fortfegung­­ zym stummen, seligen Selbstvergessen hielten die Liebenden fi umfjhlungen. Der Zeiger der Uhr war schonungslos seinen Weg gegangen und auf die Schritte des Hauptmanne liegen sich auf dem Pflaster des Vorhauses hören. Als Leterer eintrat, saßen die jungen Leute nebeneinander auf dem Sofa, die Frau Haupt­­männin neben ihnen mit dem Striczeuge in der Hand und der gute Hauptmann war’d zufrieden, denn er war überzeugt, daß er die ganze Zeit seiner Abwesenheit über so gewesen. Wie naiv in dieser Beziehung da die Män­­ner sind! Wenn der Herr Hauptmann um zwan­­zig Jahre zurückgeblicht hätte, so würde er sich erinnert haben, wie sehnsüchtig er einst des Augen­­blides geharrt, da sich die Augenlider der Schwie­­germama zum Laufenschläfchen schlaffen und er es wagen konnte, von Ernestinchen’s Notenlippen ein paar Küßchen zu waschen; und die Mama war gar nicht so sk­upulös zu fragen, warum Ernestin­­chen’s Lippen und Wangen no rpfiger seien als sonft, sondern still lächelnd diese Bemerkung machte und er — der Schalt von damals — ertheilte seinem Weibchen mit Frauser Stirn und in strengem Tone die gemessene Weisung ja seinen Augenblick ihren Posten zu verlassen! Ein neuer Beweis, daß die Männer immer­ dar Egoisten und bei alledem do& die... . An­geführten bleiben. Zuzog allem, was Rosa um ihre Liebe ges litten und auch ferner zu erdulden fest entschloffen war, wurde es ihr do bange ums Herz al fie sich, ven Beriebungsring am Finger, zum Spuper, ihrem Vater vis & vis niederfegte, denn sie war ein guterzogenes Kind und für ein solches ist es sein Meines Waging den Eltern zu tragen. Nora wußte zwar die Mutter an ihrer Seite, aber, was wird wohl der Vater dazu sagen, soferne er den Ring bemerken sollte. Zudem war er ohnedieß leidend und in dem Augenblick, wo Herr Yamborfi in den Speisesaal trat, zud­e ihre Linke, um den verräthei­igen Reif abzustreifen und in die Tasche zu stechen, aber, da drang der schrille Pfiff einer Lokomotive vom Staatsbah­nhofe her an ihr Ohr, sie wußte, daß die Stunde da­bei, die ihren Geliebten mögligerweise dem Tode, gewiß aber zahllosen Leiden und Ent­­behrungen zuführt, daß er vielleigt nie mehr, vielleicht als Krüppel zurückehren werde.“ Diese Imaginationen verliehen der schlanken G­estalt, bei allem­ Niederbeugenden, dennoch eine gewißermaßen festere Haltung wieder und der Ges­danke, daß die Abneigung ihres D Vaters gegen­ den Geliebten ja gänzlich grundlos sei, gab ihr sogar den Muth von ihrem Teller aufzubliden. Ein neuer, langgedehnter Pfiff, der sich an­­hörte wie ein angstvoller Hilferuf, brachte Rosa die Ueberzeugung bei, daß sie jedweden Sturm auszus­chalten im Stande sei. „Wie blaß Du heute bist meine Z Tod­er, sagte Herr v. Yamborfi ironisch, eine veritable weiße Aose, würdig, von einem Todeskandidaten ins Knopfloch gestect zu werden !“ „Papa, um Gottes willen! —“ „ab, was sehe ich! Die weiße Note Hat si in der That dem Todeskandidaten verlobt. But — fette er schadenfroh ladhend Hinzu — daß er auf dem Wege ins Syenseits ist, und möchte ich doch mit den Lippen Cassandra’s gesprochen haben.“ — „Dann, mein Vater, wird die weiße Note im Knopfloch des Todeskandidaten verwerfen, nicht aber für einen Anderen erblühen. —“ „Das wird sich zeigen meine Liebe, aus den Augen aus dem Sinn — sagt ein wahres Sprich­­wort, aber ich versichere Dir, es ist Dein Glück, dag Du dieses verwegene Stühle in eigenmächtiger Verlobung erst jei verjuchtest, da es unschädlich geworden — es ist wohl unter dem Gindrude des Abschieds gesciehen, Fan ich mir denken ?“ „Da mein Vater, antwortete Rosa in traurig ernstem Zone, der sonderbar von dem ironisch Schadenfrohen ihres Vaters abstach; doch auch ohne diesen Ring hätte ich August die ihm angelobte Treue bewahrt.“ „Nun wir wollen ja sehen, ob der Bräutigam, wenn er überhaupt jemals zurückkehrt, noch Finger an den Händen haben wird, um diesen heiligen Eid soldatischer Treue, die ja so berühmt ist, Dir am Als­tare wiederholen zu können.“ „Du bist grausam Herrmann, sagte Nora’s Mutter, der die Seelenqual ihres Kindes doppelte Qual bereitete, wirft Du denn niemals :" „Ach, meine liebe Emilie — unterbrach der Kaufmann seine Gattin in demselben Tone unnatürlicher Heiterkeit — wir Beide werden erst später ein ge­­müthliches Plauderstündchen miteinander Haben. Jag’ mi jegt seid froh, mich so wohl gelaunt zu sehen, sonst könnte ich i­ eine Stimmung gerathen, die mir und Euch gar peinlich sein würde.“ Frau dr. Yamborsi seufzte, sie sehnte sich ganz und gar nit nach dem ihr vorhin angemeldeten tete & tete mit ihrem Gatten. „Wo ist denn eigentlich Hugo*, fragte sie, um dem Gespräch doch eine andere Wendung zu geben. (Fortlegung folgt). Ks­­­ ee Zu er ee +

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