Oedenburger Zeitung, 1884. Mai (Jahrgang 17, nr. 101-126)

1884-05-23 / nr. 120

° «T«"-«232aan­«884 W Zelt-me Sedenburger Zeitung. (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr' — Bebrühten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Mr. 120. Das Blatt erscheint täglich, mit Spp« m; des auf einen B i 5 Bit Auswärts: Serie jährig war ft., Sein T fl., Viertel: 1 Alle für das Blatt ehimmte ae mit Ausnahme son. Inferaten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die stebastion portofrei einzusenden, keine -.s:--:—s-·«--;-·««k«s- »­­ zum — Ben “ EEE, Administration, Verlag und Inferatenaufnahme: ME EB ee­ve 0 Suhdrukerei­­, Nomtvalter & Sohn, Grabenrnde 121, KE Einzelne Am­mern Rotten 5 Kreujer. EU Sür Loves: Ganzjährig SL. BR ur og 5 fl., Bierteljährig 2eop Yang, a Bde 3,1% B Goldberker eretben gafe 1 as g Infertions: Gebüßren: 5 fr. für die eins, 10 fr. für die ziveiz, 15 fr. für » u für Die dreis­­ür die vierspaltige und 25 fr. für die Aus ICON etitzeile evclusive der Stempelgebüße von 30 Bei mehrmaliger Einshaltung bedeutender Rabatt. gerne vermitteln: ser­ne MER MR Bom Throne an die Hation. Dedenburg, 23. Mai 1884. „Es lebe der König!“ so ertönte er rings umher; die Taute Begeisterung der treuen Ungarn begrüßte den gefrönten Monarchen. Es gibt seine Partei in Ungarn, welche nir mit Ehr­­furcht der Person des Königs und der Heiligkeit der Krone ihre Huldigung darbrängte. Wir lieben ihn, nit nur darum, weil er unser Herr und das Oberhaupt des Staates ist, nit nur, weil er wahrhaft konstitutionell regiert, sondern all des;­hald, weil er ein guter und gereter Mensch ist, ein König, der sein Volk liebt und si für das­­selbe opfert, der von Früh bis Abends arbeitet und hilft, wo er nur helfen kann. Wenn er in königlich der Pracht den Thron besteigt, um den Neichstag zu eröffnen oder zu schliegen, ist es für Ungarn immer ein eft, seinen König zu sehen und zu hören. Was die Thronrede enthält, ge­hört auf ein ganz anderes Blatt, denn diesse überreicht der Minister­präsident, damit sie der König vor lese Der M­inisterpräsident schreibt dieselbe, so wie er sie eben schreiben kan. Die Thronrede ist, eine feierliche Manifesta­­tion der Negierung, und zumeist, eine Formalität, welche selten die Wichtigkeit einer politischen Enunziation besigt. Auch diesmal, finden­ wir ‚in der Thronrede nichts ‚Besonderes. Einer, politischen dee, sprschen wir vergebens darin, nach... Stellenweise, sucht sie wohl die Schwingen zum Fluge entfalten zu wollen, er­st aber nicht der mächtige Flügelschlag des Aares, sofern das kurze Flattern des Rebhuhnes, welches sich, kaum erhebend, gleich wieder fegt. Die Thronrede war ein Aufzählen der wich­tigeren Gefege, welche dieser Landtag geschaffen. Unsere Freude an diesen Gefegen ist eine sehr geringe, und so können wir­­ auch durch die Thronrede selbst zu keiner begeisterten Stimmung bringen. Diese Gefege werden durch das ihnen gespendete Rad nicht besser. E86 sind überzuderte bittere Mandeln. Nun denn, geben wir ihre Liste einmal durch. Der Anfang ist pilant. Die Thronrede, des dauert, „daß nicht Alles erledigt wurde, dessen Austragung wir als­ wünschenswerth bezeichneten“ — Audenehe und­ Reform des Oberhauses dieses sol ein Vorwurf für die­­ oppositionellen Magnaten sein; „wir spiegen jedoch unsere Aner­­kennung für dasjenige aus, waß seither im Untereffe Ungarns geschehen ist“ — Lob und Dank für die Mameluten. Nun dies schredt die Opposition nit und macht an die Regierungspartei nicht fett! Aber sehen wir einmal, worauf diese lobende Anerken­­nung bafirt ? Leben und hören wir: Das erste Verdienst des verfroffenen Lands­tages ist die Vereinigung der gewesenen kroatischen Militärgrenze mit Kroatien. E86 gibt sehr wenig Men­gen in Ungarn, die der Regierung hiefür danken. Gerade hiedurch wurde­ die Begehrlichkeit der Kroaten gewährt und eben seither fordern sie Slume, welches Ungarn nur definitiv einverleibt wurde, mit größerem Nachdrude. Die Folgen dieser Mafregel waren die kroatischen Demonstrationen, und Aufstände Ueber diese gleitet die Thronrede Hinweg, spricht aber die Hoff­­nung aus, daß sich in Zukunft „die geregelten Zu­­stände Lonjolidiven werden.”­­ Hierauf sagen wir nur, dies wird die Zukunft weisen, wir wagen «6 vorläufig ‚nit, daran zu glauben. einer wird der Finanzpolitisch Re­gierung ein oblied gesungen. Dieses Lied wirdbin Ungarn wohl jeweilig einen Wiederball finden. Eine „Befseiung der Finanzverwaltung" hat das Volk nit bemerkt, denn es wird fortwährend mit Anforderungen be­­lästigt, von welchen es keine Kenntung hat. Ven Herstellung des Gleichgewichtes, ist es Schade zu sprechen. Für die Steuerer­­höhungen kann die Regierung wärmstens dank­en, die Nation über nimmt diese Gattung P­atriotismus des Land­­tages mit der möglichst fühlsten Be­­geisterung auf. Dann folgt die Verherr­igung der administrativen Reformen. Die Ein­führung der Gen­darmerie hat fs wirklich als gut bewährt, aber die Reform der Komitatsverwaltung hat auch nach den erfolgten Beamtenwahlen seine erfreulichen Resultate geliefert, es gebt Alles den gleichen Gang — wie früher. Gewiß ist, dag trog einer starren Regierung das Boll des Segens einer guten Administration nicht theilhaftig geworden ist, ‚Hingegen sehr vielen Anlaß zu bereitigten Klagen hat. Mitift echt weist dagegen die Toroncebe auf die befriedigenden Resultate des Mittel­­[aulgefeges, auf die Eisenbahnbauten und auf die Theigregulirung hin. Die sind auch die Glanzpunkte des vergangenen Landtages. Es sind zwar auc­h hierin einige Fehler unterlaufen, bei der Theigregulirung mögen sogar Migdräudge stattgefunden haben, aber im ganzen kann doc die Thätigkeit des Unterrichts­ und des Kommunikationsministeriums, eine einsprieglige genannt werden. Am anderen Tage fuhren die geladenen Gäste, Otto, Honorine und die gräflichen Eltern der­­selben vor. Miceline blich, Migräne worfrägend, in ihren Scmädern und erschien erst bei Ta­ge. Als sie am Arme des Fräulein­sWelter eintrat, kam ihr Fredmar mit besorgter Miene entgegen. „Du bist doc nicht ernsthaft Franz?“ trug er bastig, denn ihre Bläße war auffallend. „„Sel ruhig, Better, ein flüchtiges Unmwohl­­fein­d meiter nigtel“* Und mit vollendeter Liebenswür­digkeit der Dame des hohen Lebens wid­­mete sie si fortan dem ihr so unliebsamen Be­­ug. — „Du feinst Dein Nichtchen sehr zu lieben, redmar“ flüsterte Graf Otto biesem Teife in’s dr. — „nie meine Tochter !"* war die ernste Antwort, doch glaubte Otto, einen­ gepreßten, schmerzligen Seufzer zu hören und er betrachtete Sredmar forschend. Er sah, wie dessen Augen jeder Bewegung Micelinens folgten und wie plößli seine Hand durch sein ergrautes Lodenhaar fuhr, als wollte er quälende ‚Gedanken bangend ver­­treiben. E38 berbftelte Shon ziemlich und die Auliien Leute brachen d abei bald auf zur verabredeten Kahnpartie. Honorine und ihr Bruder, selbstverständlich auch Jules, sowie Micheline und deren Gesellschafte­­dame bestiegen ihre eleganten Wagen, die sie zum nahegelegenen See brachten. Da sogar der steife Professor hatte „sich mitnehmen lassen, wie er herzhaft sagte. (Zortfegung folgt.) Baer. E ‚Seuilfelon. Das Mammerl. Novelle von Hermance Botler. Ahr Nehte vorbehalten. (Bortfegung ) bardt und sie konnte einen Teifen Ausruf des Ent­­fegung nit unterdrücken. Er hatte die Lider halb geschlossen, die Lippen Trampfhaft aufeinander ges­pießt und tödlicche Bläße lag auf seinem edlen Angesicht. Sie sah, das er sich gewaltsam aufraffte, um ihr den Arm zu geben, den je mit graziöser­­­­ Kortfegung folgt . Micheline nicte stumm und sich ummendend, sagte er mit gut gespieltem Exrstaunen : „Ah! Sie da, Professor“, Bitte leisten Sie meiner Nite nur einen Moment Gesellschaft. JG will Fräulein von Welter von dem Ummopstein der Prinzessin benachrichtigen !* Er machte eine leichte, nacläsfige Verbeugung und­ verschwand­ Reinhardt Hob das Haupt, ein finsterer Blick maß den Davoneilenden und ruhig tritt er auf Miceline zu. Auch diese hatte ihre völlige Zaftung wieder­ gewonnen und auf des Professors Frage nach ihrem Befinden, meinte sie leichthin : „Es ist vorüber, ich glaube, wir können zur rückehren.“ Sie wagte nicht, die Augen aufzuschlagen ; jegt aber fand sie auf, ihr Blick fiel auf Reine Neigung des Kopfes annahm. Längst saß sie schon wieder im Zwanzjar­l und noch immer folgte ihr Blid der Gestalt des Professors, bis er in einem Knäuel lebhaft disputirender Herren verschwand. — Der Frühstädsti­d am kommenden Morgen war ziemlig verlassen, denn die Jugend lag so in süßen Träumen, und erst beim Diner war die Tafelrunde wieder vollzählig. „Eine der schönsten Ersceinungen beim SFefte war unbedingt Komtesse Honorine Berran, die Sc­hwester Deines Freundes“, sprach die Fürstin zu Fredmar, uns Stimme Dir völlig bei, da wäre mir ihr Charakter ziemlich unangenehm, sie ist Despotin und hoseite zugleich !** antwortete Fredmar, wäh­­rend er für Miceline eine selten schöne Birne scälte. „Das thut mir leid, daß sie Div mißfällt“, bedauerte die alte Dame, „ich habe sie und ihre Familie für morgen geladen, ich dachte, ihr würdet eine Kahnpartie arrangiren.” „Ganz wie Du meinst, Mama. Du weißt, ich mache ohnehin keinerlei Vergnügungen mit. Für Miceline ist das wieder eine prächtige Zertreuung, und er nichte seinem Liebling freundlich zu. Merches line jedoch sehnte si müde in ihrem Fauteuill zurück: „Mir ist diese Honorine sehr unsympathisch“ sagte sie. „Nun jet weißt Du“, braufte die Fürstin auf, „für ein so junges Mädchen, ist es durchaus unpassend, Über Andere vorscnell zu urtheilen; übrigens bist Du das ewige Echo Fredmar’s.“ Miceline big fi in die Lippen und schwieg. = “=

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