Oedenburger Zeitung, 1885. Oktober (Jahrgang 18, nr. 224-250)
1885-10-18 / nr. 239
nd um ein so Beträchtliches ungünstiger. Das ist aber erst der Voranfälag, der Entwurf. Wie das wirkliche Endresultat aussehen wird, 05 unser Defizit nit mod viel riesiger angewachsen sein wird — wir wagen uns auf diese ernste Frage im dieser ernsten Zeitraum eine Antwort zu geben. Nun verstehen wir erst recht dem Berger der offiziösen ungarischen Blätter, welche mit neidischem Hohn das Exrpose des österreichischen Finanzministers besprachen, welches in einem Defizit von siebenthalb Millionen gipfelt, weniger als die Hälfte des unserigen. Unsere Nierungsblätter schreiben dies der gefhiten Gruppirung der Ziffern zu und zweifeln die Neellität des österreichischen Budgets an. Wer garantirt uns aber für die größere Neellität unsferigen Budgets?! Drüben ist eine Kreditoperation zur Deckung des kleinen Defizite gar nicht nöthig. Bei und wird man wieder neue Rente emittiren, neue Schulden machen! Hüben und drüben aber sind die Steuerzahler überbürdet, hüben und drüben wagt man an eine Erleichterung schon gar nicht zu denken, sondern bangt der wenig trostreichen Zukunft ein- Das ist das Bild der Finanzlage Ungarns M. gegen. .— ohne Kommentar. E. N. * Man läßt den lieben Herrgott walten. Oedenburg, 17. Oktober. Noch niemals Hat die europäische Diplomatie ‚ein jämmerlicheres Bild geboten, als in diesem Augenblick ; zuerst hat sie sich von der oftrumelischen Revolution überraschen lassen, dann hat sie vierzehn Tage gebraucht, um sich von dieser Leberrafgung zu erholen; als das geschehen war, lieh sie die impotente Botshafter-Konferenz zusammentreten, über Deren res gestae ein weiter unten folgender „Aufschlag“ der PB. U.“ den Pelz wäscht, ohne ihn naß zu machen. Nebenher Tiefen allerlei väterliche Ermahnungen an Serbien und Griechenland, sie mögen doch die Zirkel der große mächtligen Diplomatie nicht turichen, und nachdem die Botschafters Konferenz mits ausgerichtet, plant man nun eine zweite Konferenz in Konstantinopel, welche nur deshalb nicht weniger ausrichten wird, als die erste, weil das überhaupt nicht möglich ist. Kann es da jemanden Wunder nehmen, wenn man in Belgrad und Athen sich ganz einfach sagt, daß, wenn die Mengte untereinander nichts auszurichten vermögen, die ungehinderte Bereinigung abraumestens mit Bulgarien«, also die Schaffung eines » Großgbulgariens für den serbischen und griechischen Staatsbestand gefährlich ist, so schlagen wir einfachb feldber [e] und [haffen uns den unbequemen Nähestörer vom Halse, denn „die Art im Haus erspart die Zimmerleute.“ erschien im weißen »e8 anbrechenden Gewande, vom Morgenrothes übergoffen, in der Thüre ; e8 war ein Zauber, der Ludovic unter anderen Umständen zweifellos bestäftigt hätte. Seltsamer Weise zitterte die arme junge Frau faumad, sie hatte wohl zähe Kraft genug, um sich zu biedereihen. Er sollte nicht ahnen, waß sie gelitten, sie wollte ihm nit die Ehre anthun, daß er merke, wie schmerzhaft er sie gestraft. Keine Thränen in den Augen, kein zorniger Zug um den Diund — sie lägelt sogar, ein sanftes, vergebendes Lägeln; er ballte in innerer Wuth die Fäuste. — Madame, höhnte er, ich hoffe, daß Sie eine angenehme Nacht verbracht haben. — Gewiß, mein Freund! — Und Sie haben nicht gefroren ? — Das Bewustsein, daß Sie no Bormittags zur Sirousine gehen und si überzeugen werden, daß ich biß fast zwei Uhr Morgens bei l. ihr gewesen,gab mir Kraft,Alles zu ertragen,erwärmte mich,machte mich vor Wonne glühen— jetzt aber,lieber Freund,lassen Sie mich schlafen, mirist nicht kalt,aber ich bin müde,fürchterlich müde! «Als die schöne Lucy Mittag erwachte,kniete derjenige Gemahl vor ihr ein Bette,ein Armband im Etiisiinkelte vor ihren Augen,er war richtig bei der Rousine gewesen,hatte sich überzeugt,daß sie wirklich bis zuwei Uhr Morgensdfort gewesen ist,Bezique gespielt,Thee getrunken und sich vom kalten,harmlosen Junggesellen nach Hause hatbes gleiten lassen.Blinde Eifersucht hoitte ihm wieder einen Schabernack gespielt,daß er so ungerecht,so grausamt werden kohnte. —Licy,Engel an Unschuld und Reinheit, kannst Du mir verzeihen,stammelte er. Und die schöne,braungelockte Licy hat ihm verziehen. Der vorbesagte»Aufschluß«"lautet:»Die Verhandlungen der Mächte,die durch die Botschafter in Konstantinopel direkt geführt werden, sind nicht über die erste Etappe hinausgekommen.Mit der Fertigstellung der auch von der »Oe.Z.«gestern schon bekannt gemachten Dekaration,welche in Konstantinopel signert und noch an demselben Tage der Pforte und der bulgarischen Regierung übermittelt worden,ist die Grundlage(!) für die weitere Aktion Europas getronnen worden. Um mehr als eine solche Grundlage hat es sich bei diesem Akte nicht gehandelt,und mehr konnte mit demselben auch nicht erreicht werden.Bevor die Maßnahmen für die Zukunft zur Erwägung gelangen, mußte der Schutt, den die Ereignisse der legten Wochen zurück gelassen, beiseite geräumt werden; er mußte das einmüthige Verdilt Europas über die revolutionäre Erhebung vom 18. September und der mit derselben begangene Vertragsbruch klargestellt werden. Das it nunmehr that jählich gefciehen. Die erste Kundgebung der Mächte, als welche die Dekaration vom 14. Oktober zu betrachten ist, ist unzweideutig und rackhaltslos in ihrer Mißbilligung der Gefliehenen, und indem sie den Stantpunkt des Berliner Vertrage streng festhält, schafft sie damit zugleich die Rechtsbasis für alle weiteren Erwägungen und Entgliffe. Die Deklaration selbst enthält freilich fast keinerlei positive Anträge oder praktische Vorschläge bezüglich einer Lösung der vorhandenen Schwierigkeiten. Sie ist in ihrem ganzen Wesen aber ein präparatorischer Art, dazu angethan, die an den Ereignissen näcst betheiligten Staaten mit der eurospäischen Auffassung der Sachlage betraut zu machen, und sie dürfte wohl, wenngleich sie zunächst keinerlei praktische Zwecke im Auge hat, auf der Pforte ebenso viel Befriedigung hervorrufen, wie sie in Philippopel und Sophia zu denken geben wird. Wohl ist es richtig, daß der erste Entwurf der Deklaration nit sofort die unbedingte Zustimmung der Negierungen sämmtliger Signatarmächte gefunden und es ist ferner richtig, daß von mancher Seite energischere Beschlüsse und ein entscheidendes Eingreifen in die Situation empfohlen wurden, welche neue Erwägungen und eine neuerliche Nedaftion des Affenstühles erheichten, — allein nichts ist ungerechtfertigter als aus einer solchen bei der Abfassung eines wichtigen Dokumentes ganz naturgemäßen Verzögerung auf eine Uneinigkeit der Mächte oder gar auf eine Störung im europäischen Klonzerte zu fliegen. Die Thatsache, dag die Signatarmächte in wenigen Tagen über die neue Nedaktion fi geeinigt und daß die nunmehr finalisirte Deklaration faktisch den Gesammtausbruch der Rechtsüberzeugung aller Mächte repräsentirt, it an ji hinreichend, jeden solchenVerdacht zu entkräften. Hoffentlich wird das bisher bewahrte Einvernehmen der Mächte auch in den weiteren Verhandlungen Dderselben nicht entbehrt werden. Der schwierige Theil der Transaktionen wird erftiegt an die Reih betrommen, denn es ist naturgemäß die Einmüthigkeit des Berdified über einen offenfundigen Vertragsbruch leichter zu erzielen, als die Einmüthigkeit über politische Maßnahmen, melde bestimmt und geeignet sein sofen, den stattgehabten Vertragsbruch zu fanen und die Konsequenzen desselen auf das denkbar geringste Maß herabzudrücken. Hinzugefügt sei no, das außer der erwähnten Deklaration vom 14. Oktober von den Botschaftern in Konstantinopel sein weiterer Art und sein spezielles Protokoll unterzeichnet worden und das demgemäß die Version, als hätten die Mächte der Pforte ein besonderes Mandat zur Herstellung des Status quo ante in Ostrumelien ertheilt, höchstens insofern eine gewisse Begründung hat, als thatsächlich die Deklaration der Botschafter, indem sie den Standpunkt des Berliner Vertrages aufresthält, implicite (!) auch das in diesem Veitrag stipulirte Nest der Pforte, die gestörten Verhältnisse eventuell mit Waffengewalt wieder einzusristen, vollständig anerkennt. Ein besonderer Anlaß, dies auszusprechen, war aber fon deshalb nicht gegeben, weil die Pforte selbst es bisher bekanntermaßen nur nöthig gefunden, wie es Artikel 16 des Berliner Vertrages vorschreibt, „den diesfälligen Beschluß ebenso wie die Nothwendigkeit, die ihn begründet“, den Repräsentanten der Mächte in Konstantinopel mitzutheilen. , Also der»präparatorische«Akt ist vorüber.Man maß es den Mächten nachsagen, daß sie die orientalische Frage schon»präparirt« haben.Gotthelfe weiter gegen die Beigriffe der Botschafter in Konstantinopel Protest eingelegt und die Akion gegen Bulgarien begonnen Di Militär-Verwaltung hat der Feldbäderei die schleunigste Erzeugung von Zwiebad und die Vertheilung desselben an die Mannschaften binnen drei Tagen angeordnet. Am 16. d. wurde die ganze Nacht in der Staatsbruderei zu Belgrad gearbeitet. Zur Arbeit wurden nur Vertrauenspersonen beigezogen und die Arbeit geheimgehalten, doch weiß man besreitd, daß ed das Manifest des Königs Milan, respettive die Kriegsproklamation gemejen i, die erzeugt wurde. Dieselbe ist von Nifch datirt und fordert die Nation zu den Waffen für Serbiens "gutes Recht" auf. Gedachtes Deanifest sol die größte Begeisterung unwachgerufen haben. Auch verlautet, daß bereits 6000 Mann serbischer Truppen die bulgarische Grenze überstritten hätten. Thatsahe ist, daß die Meonturen-Lieferung für 10.000 Dann serbischer Truppen mit der Länderbank abgeschlossen wurde. An maßgebender Stelle wird zwar behauptet, daß offizielle Mittheilungen über die vollzogene Grenzüberschreitung noch fehlen, daß dieselben jedoch, ebenso wie Die Publikation des S Kriegs-Manifestes, jedenfalls in den nächsten Stunden zu gewärtigen sind. Der Wiener „Zimes"-Korrespondent ist ermächtigt mitzutheilen, das Oesterreich-Ungarn in ausdrückicier Weise dem König Mi- Lam erklärt habe, er würde jede militäriiche Aktion auf ganz eigene Gefahr unternehmen und DeiterreichsUngarn würde in seiner Weise für die Folgen seiner That eintreten. Nichtsdestoweniger hofft man in Belgrad und Nisch, daß Deiterreich-Ungarn sich in legter Stunde doch noch entschliegen werde, die Bestreibungen des Könige Milan wenigstens mora=isch zu unterfrügen. Wir hingegen hören, daß unsere Regierung ein Observationskorus an die serbische Grenze stellen werde, um das eigene Gebiet vor jeder Eventualität zu behüten. Nach Berichten der „Bol. Korr.“ aus Stutarifid Betarfish-montenegrinischen Grenzdelimitationsarbeiten infolge der zwischen der türkischen und montenegrinijen Kommissionsmitgliedern entstandene Schwierigkeiten eingestellt worden und haben sich die montenegrinischen Kommissäre auf Höhere Weisungnahb Cettimfe begeben. Fürst Nikolaus von Montemegro, welcher sich in den legten Tagen in Bodgorika aufhielt, äußerte sich seinen mohbamedanischen Unterthbamen gegenüber dahin, da er Bein ıdertmekeon mehritimne Treue fegen könne nachdem der Sultan die ihn (dem Fürsten) gemachten Beisprechungen nicht gehalten habe. Wie in Berlin verlautet, haben die Berghandlungen zwischen Oesterreich,Ungarn und Rußland bereits zu einer Verständigung über das weitere Vorgehen in der bulgarischen Lage geführt. Aus Nisch schreibt man unterm 15. d.: Die längs der serbischen Grenze wohnenden Ur =nauten gaben ihr Wort, ruhig zu bleiben. In Küstendje sammeln die Bulgaren Freiwillige. Bis jegt sollen sich aber seine Hundert Leute gefunden haben, die nach den Waffen griffen, obgleich jeder Mann 30 Francs monatlich zugesagt erhielt. König Milan, begleitet von einer glänzenden Suite hat am 16. d. eine Revue über Ktespantaber die Den wanallertes Regimenter, welche vom Oberstien Gra = yoraz kommandirt wurden, gehalten. Aus diesen fünf Regimentern werden drei besonders tüchtige Regimenter geleiltet und unter Ein Kommando gebragt werden. Die bulgarisce Regierung in © 60->oichia verfügte am 15. d. die Verhaftung. PBaihich und Paplovic, welche die bekannte Proklamation unterzeichneten. Fürst Alexander sol sehr freien Muthes sein, obgleich im Rugland im vertrauslichen Wege unterrichtet haben sol, daß der Ezar weit eher feiner — Aleranderd — Thronentsp fagung, als einer Bereinigung beider Bulgarien unter dem Zepter des Battenberger zustimmen würde und das Desterreich:Ungarn im BVereine mit Deutschland entgriffen sei, der russischen Auffassung der Dinge beizutreten. O Allerhöchste Auszeichnungen. Se. Majestät hat dem J. F. Feldmarscall Lieutenant Anton Ritter Mayer Montearabico, Rom: Yucy Steine Dom Tage. Rom Schauplage der Anrufen. Der Krieg ist deklarirt! Man schreibt und aus guter Quelle; Serbien hat waren DEE Fortfebung in der Beilage BEE