Oedenburger Zeitung, 1886. Januar (Jahrgang 19, nr. 1-25)

1886-01-14 / nr. 10

" Donnerstag, 14. Jänner. 1886. u Ban XIX. Jahrgang. Az. 10, (vormals „Diedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Kandel, Industrie und Landwirt­schaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Er? — Behrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.* Sedenburger Zeitung, me a Bas Blatt erleint täglich, mit Ausnahme des auf einen­­ Sonn oder Feiertag folgenden Tages. P­ränumerations:Preise: Sür Loeo: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 Bierteljähri Mar sm­arig vn. ” Tr Sür Undwärts: Dax übrig a Mr albjährig 7 fl., Biertel­­li . Alle für das Blatt bestmmte Sendungen, mit Ausnahme von Y Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, find­en die Redaktion portofrei einzusenden. = Administration, Verlan und Inseratenaufnahme: Suhbrukeri­ ©. Nomtvalter & Sohn, Grabenrunde 121. WE Einzelne Nummern Rotten 5 Areuger. IM Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wal»­piagafte 10, 9. Oppelif, 1, Stubenbastei 2, Heinrich Schalek, 2., Wolleile 12, NR. 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Im Allgemeinen ist aber die Stimmung im Rande den getroffenen Abmachungen günstig, denn man verhehlt es sich nicht, daß ein starres Beharren bed­einen oder de3 anderen Theiles auf seinem Separat­ Standpunkte zu den unangenehmsten D­erwiderungen geführt und Spaltungen veranlaßt hätte, deren Umsich­­greifen von den verhänguigvollsten­­Wolgen hätte sein innen. Wir wollen aber jegt die Punktatio­­­n näher in’3 Auge faßen, die in der Ausgleichs:­ge einvernehmlich von den Delegirten beider ReichB­­­sten unter Borsig seiner Majestät festgesetz­t worden sind. Das bestehende Zoll- und Handelsbündnig wird mit wenigen Modifikationen aufrechterhalten. Die Revision des allgemeinen Zolltari­­fes wird in der Reife durchgeführt, daß den beiderseitigen Parlamenten eine auf beinahe 300 Tarifposten üib­erfriedende Zollnovelle unterbreitet werden wird. Als Grundlage dieser Zollnovelle diente die bereits im Frühjahre unterbreitete Vorlage, nur wurden auch bezüglich zahlreicher anderer Artikel Zollerhöhun­­gen fast durchwegs in derselben Höhe, wie im deut­­schen Zolltarif festgestellt, welche lediglich vereinbart sind, um die Produktion und Industrie der Monarchie zu behüten, respektive so weit es möglich ist, Kompen­­sationen zu bieten, da die Ausfuhr zahlreicher Artikel durch die Zollerhöhungen auswärtige Staaten ganz un­möglich gemacht wurde. Die Getreidezoll­­erh­öhung wurde bereits in der erwähnten ersten Rovelle (in der Höhe wie in Deutschland) vereinbart. Blog die Klassifikation des Petroleum und der Zollag für Melaffe blieben in Sch­wede. Die Frage eines Berzehrungssteuer- Präzipiums gelangte nicht zur Diskussion, hin­gegen wurde vereinbart, einen Gelegentwurf über eine Modifikation der Rudersteuer­ei zu bringe,wonach ind Zufunft das System der Produktsteuer einge­­führt werden soll und der Buder, aus welchem Verzehrungssteuer-Gebiet immer, an jedem beliebigen Grenzpunkte gegen entsprechende Radver­­gütung austreten kand. Die Abrechnung des 1878 festgeteten Restitutiond-Präzipiums aber wird in Zuk­­unft durch die beiderseitigen Finanzverwaltungen di­­rekt geführt werden. Aie übrigen Ber­eh­­rungsdftener­ Gefege bleiben unverändert aufrechterhalten. Bezüglich der Verlängerung des Bant­­privilegiums haben wir bereits vor einiger Zeit das Nähere mitgetheilt, das Wesentlichste daran ist der nue Bededungsmodus der Bank­noten. Derselbe wird im Sinne der nunmehr mo­­difizirten Statuten ein von dem bisherigen gründlich verschiedener, der deutschen Reichsbank ähn­­licher sein, indem die Bank verpflichtet sein wird, zwei Fünftel des jeweiligen Notenumlauf­s, d. i. 40 Perzent in Silber, Gold oder Goldwechsel auf auswärtige Pläge vorräthig zu halten, ohne in der Höhe ihrer Notenausgabe irgendwie beschränkt zu sein. Jedoch wird die Bank nach der 200 Millionen Gulden übersteigenden, unbedeckt bleibenden Summe der ausgegebenen Noten fünf Perzent Steuer pro rata temporis zu entrichten haben. Durch diese überaus wichtige neue Bestimmung wird die Bank in die Rage verlegt, allen noch so weitgehenden berechtigten An­­forderungen und Bedürfnissen entsprechen zu können. Die Banf wird in Zukunft für die in Ungarn aus geschlossenen Hypothesargeschäfte die Steuer an den ungarischen Staatzihag abführen. Die Bestimmung des bisherigen Statutes, daß sich, unter den Unterschriften auf den zu edfomptirenden Wechseln mi­ndesten eine von einer protokol­­lirten Firma befinden müsse, wird in Zukunft wegfallen. 3 ist aber ein Streb­um, wenn be­­hauptet wird, das dies eine Forderung der Regierungen ist, vielmehr hat der Generalrath selbst in seiner Note eine derartige Modifikation als überaus nothwendig eingestellt. Der Generalrath wird, wie verlautet, einige Tage vor der am 3. Februar stattfindenden General­­versammlung jedenfalls seine an die beiden Finanzs­minister gerichtete Note publiziren, um den Aktionären Gelegenheit zu geben, si über sein Vorgehen zu orientiren. Die beiden Regierungen beabsichtigen, die beiden Legislativden aufzufordern, behufs Verein­­barung der Quote Regnilolardeputa­­tionen zu entsenden. Gleichzeitig sollen an alle auf den Ausgleich bezüglichen Gefegentwürfe unter­breitet werden, so daß dieselben, vorausgefegt, daß die Regnisolardeputationen ihre Arbeit rechtzeitig beruhigen, noch im Laufe der feigen Session erledigt und auf diese Weise eine Kündigung des Zoll» und Handeld« bündnisses wird vermieden werden könen. Die Bol­npapelle könnte in diesem alle eventuell noch heuer in’s Leben treten und auch die Bestimmungen des neuen Bankstatutes fühnten, da dieselben vielseitig Vortheile Bieten, fon mit 1. Sinner 1887 — dann aber mit elfjähriger Giftigkeit — in Kraft treten. Auch das neue Zuders» feuwergefeg könnte fon für die H­erbstlampagne 1886 aktivirt werden. Die beiderseitigen Regierungen haben ferner im Einvernehmen mit dem Ministerium Des Aeugern bes­­chlossen, nunmehr an die Vertragübers»­handlungen mt Rumänien aufzunehmen. Die österreichisch-ungarische Zollkonferenz­ wird behunfs Feststelung der nöthigen Instruktionen in den nächsten Wochen zusammentreten und das Ministerium des Aeußeren wird die rumänische Negierung ersuchen, ihre Bevollmächtigten zu den Vertragsverhandlungen zu entsenden. Die Verhandlungen bezüglich der Er­­neuerung des Subventiond-Vertrages mit dem Öster­­reich bische ungarischen 21 oyd sind für eine spätere Zeit in Aussicht genommen, da dieser Bertrag mit dem unwirthschaftlichen Ausgleich ohnehin in gar feiner Verbindung steht und auch zu einem anderem Termine abläuft. or Seuffleton. Granatefütgen. Novelle aus dem Leben eines Arztes.­­Kortiegung­­ :e Stimme Fang bei den fegten Worten sie stand auf und durchstritt einige Male­n Raum, ir müsfen Abfried nehmen,“ wiederholte bewußt, während ich meine Hand seit Stirne preßte, denn mir war, als dränge int siedend Heiß in meine Schläfe, sie unterbrach ihre Promenade und blidte so DO iter an. „Sa, das müffen wir,­ sagte sie begativ u­nd mit dem Kopfe nidend, „wir müffen und“trennen und ic glaube, wir Beide verlieren nit alsiuviel dabei.“ » Mit einem Schritt war ich an ihrer Seite. „Du bist von Sinnen, Camilla !“ stieß ic hervor: „Du weißt nit, was Du spricst. Wir von einander scheiden, das ist unmöglich, ich habe, das erste, das B Heiligste Amt an Dich, i­­lafft Di nit und wenn ich Dich der ganzen Welt abs­tragen Sollte. Sie zuchte mit den Adseln, „Das wird nicht nöthig sein“, gab sie spot­­tend zur, „die Welt will mich nigr von Dir trennen, sondern es ist mein eigener Wille und dem wirst auch Du dich beugen müssen. Sie nahm wieder in dem Gieffel Plag, während ihre Hand mit dem langen, prächtigen Haare spielte, langsam 506 sie den Kopf und blichte mich wieder an; es war ein trauriger Eid, der mich traf. „Wir sind keine Kinder, Bernhard”, fuhr sie weich fort, „wir haben Beide in früheren Tagen den Ernst des Lebens kennen gelernt, Du, wie ich sollten wissen, daß eine Verbindung zwischen uns für das Leben eine direkte Unmöglichkeit ist. ch bin jagt an glänzende Verhältnisse gewöhnt, ich würde mich in der Häusligkeit, die Du mir zu bieten vermagst, nimmer wohl fühlen können, wir würden Beide unglücklich werden, elender, wie jeßt, wo wir von einander scheiden.* „Und Diese Erkenntniß ist Dir so plöglic g k­ommen ?" fragte ich, „Du hast so plöglich den Gtauben an ein Glück an meiner Seite verloren, Du hast jedes Wort der Liebe vergessen ." „Ich sagte Dir“, unterbrach sie mich heftig, „daß sich mir ein Glück geboten, wie ih e8 nie gehofft, wie ih e8 nie geträumt. Du spracft vor­­bin vom heiligen Richt, welchhe Du hättest. Du vergißt aber ganz, daß au­cd Dir meine volle Liebe entgegen gebracht, daß ich Dir Monate meines Lebens geopfert ; ich deafe, damit ist unsere Rechnung geshligtet. So erwiderte nichts, ich war bit zu ihr getreten, wieder nahm­ ich ihre Hand in die meine, sie war fast, eisig fast, was ich in jener Stunde empfunden, vermag ich nit zu beschreiben, ich rannte Camilla zur Genüge, ich wußte, daß sie mir für ewig verloren, ich nannte ihren wilden, Leidens­chaftlichen Sinn, für sie gab es nie ein Zurad, nur immer vorwärts, und sollte sie auch selbst darüber zu­grunde gehen. „Du hast mir no mehr zu sagen“, begann ich endlich. „Du bist mir wohl ein erklärendes Wort schuldig.I­ch hielt einen Augenblick inne, als erwartete ich eine Antwort, diese aber blieb aus, eine glü­­hende M­öthe bedeckte eine Minute lang das cerst so bleiche Gesicht Camilla’8. „Du Hoffft die Liebe im Arm eines Anderen zu finden“, fragte ih sharf, „Du Hoffft in glän­­zender Umgebung die Erinnerung an mich zu vers­chfhen, den kurzen, seligen Frühlingstraum von Wonne und Glüc für ewig vergessen zu künnen, ist es nicht so, Camilla ?* Eine lange Zeit verging, ehe sie antwortete. (Schluß folgt ) \ nn 2

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