Oedenburger Zeitung, 1886. Februar (Jahrgang 19, nr. 26-48)

1886-02-14 / nr. 36

Ar. 36. Motto: 11X.Zapfgang- Honntaax 14.­F­ebrua­r"1886. Derenb­urger Zetkungo (vormals „Bedenburger Hachrichten“.) ‚Organ für Politik, Landel, Indus­trie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. E_. „Dem Fortscpritt zur Ehre? — Behrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.” PRERREITZEENNT — nn; —a Alle für das zu Kipa­ern, mit Ausnahme Ben Inferaten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, Being in Inferatenaufnahm­e: Buchdrucerei E. Romwalter , Sohn, Grabenunde 121, Mad Blatt Bruhn! täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: _ Bür Roc: Ganzjährig 9­9fl., genjährig 5 R., Bierteljährig Monath­ Kür Auswärts: Spin 12 & Belefopt TR, Biertel- WE Einzelne Am­mern Roden 5 Kroner. U Dunferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Bogler, Wale — sååasse los Oppelit, 1, Stubenbastei 2, Heinrich Schalet, ollgeile 12, % ner "Seilerstätte 2, M. 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Sie haben Ansprüche, an welche auf dem Lande Niemand denkt, sind aber auch leistungs­­fähig genug, um diese Ansprüche befriedigen zu können. &8 besteht gar kein vernünftiger Grund weshalb zwei so grundverschiedene Gebilde in den Rahmen eines einzigen Gefeges Hineingezwängt wer­­den sollen. Die Kodifikatoren, denen das bestehende Dis­zipalgefeg sein Dasein verdankt, sowie jene legis­­latorischen Künstler, welche dasselbe zum neuesten Entwurfe umgebietet haben, gefielen sich in der Aufstellung von Kategorien, welche für Komitat und Stadt gleichmäßig passen sollten. Zwischen diesen beiden politischen Organismen besteht aber sein wirklicher Parallelismus, denn das Komitat is ein Land en miniature, ein Territorium, welches viele Gemeinden umfaßt, ohne selbst eine Gemeinde zu sein, während die Stadt, wenn sie auch den Charakter eines Munizipiums besigt, Da eigentlich eine große Gemeinde ist, welcher jedoch die Eigens­thümlichkeiten ihrer ökonomi­gen und kulturellen Verhältnisse einen von jenem der Landgemeinden grundverschiedenen Charakter verleihen. Für Diese Eigenthümlichkeiten des Städtelebens, die große zivilisatorische und nationale Mission sowie für­ Vasgilunizipalgesetz und die Städte Oedenburg,13.Februar. Es liegt auf der Hand daß die neuestens vom Ministerpräsidenten ersonnene Beschränkung der bisherigen Autonomiederkönigling Freistadie, welche demnächst in einem besondern Gesetzentwurf zum Ausdruck und vor dem Reichstage zur Ents­­cheidung gelangen soll,die Munizipien des Landes in die erregteste Stimmung versetzt und daß dem­ nach die«Gemeinde-Repräsentanzen der bedeutend­­sten Stadte unseres Vaterlandes gegen den frevle­­rischen Angriff auf ihre Rechte und Freiheiten­front machen. Wenn Thon nit bedeutende Privilegien, welche bisher jene Städte, die selbstständige Muni­­zipien befigen, durch die neue Komitate- und Städteverwaltungs-Reorganisation geschmälert und zum Theil ganz aufgehoben würden, so ist es schon au­fi eine nicht zu verwindende Einschränkung der seitherigen Selbstständigkeit der Kommunen, daß man die­­ Verhältnisse der Komitate und jene der stättischen Munizipien in ein und daß­­selbe Gefeg einzuzwägnen beabsichtigt. Sol­lon durchaus reformirt werden, so müßte für die Städte, welche altverbrieften M­ehten nach, beson­­dere Freiheiten und Prärogative genießen, ein be­­sonderes Gefet ausgearbeitet werden, welches — ohne die Autonomie zu bescränken — höchstens gewisse veraltete und unzweikmäßige administrative Einrichtungen vereinfacht und regelt. Gegen­ die geplante Verguidung der Muni­­zipien mit den geweglichen Reformen, welche für die Komitats-Verwaltungen im Werke sind, hat am legten Freitag auch unter Oedenburger Munizip­palausschuß sein entschiedenes Veto eingelegt, indem er ebenso wie jener von Presburg Arad, Maros- Bafarhely, zc. eine Repräsentation in schärfster Z Tonart beschloßen hat. Zu wundern ist nur, daß die no übrigen 18 oder 20 Städte des Landes, welchen der Rang von­­ selbstständigen Munizipien zusommt, das ihnen zugedachte Komitatsgese schweigend über sich erge­­hen lassen, es ist dies ein Beweis der Lethargie, in welcher die öffentlige Meinung selbst in den Städten, welche doch dem Lande in vielen Dingen voran sind, noch verharrt. Daß ss die Verhält­­nisse der Städte und der Komitate nicht gut in einem Gefege regeln lassen, das beweist übrigene das Munizipalgefeg selbst, und zwar sowohl das noch thatsächlich geltende, als das unter Verhande­lung stehende. Die Texte dieser legislatorischen Operate wimmeln von Barenthesen und Zusägen, welche auf die städtischen M­unizipien Bezug haben, sowie von Hinweisen auf einzelne Bestimmungen des Gemeindegefeges, welche auch für die städtischen Munizipien Geltung haben. &$ kann nit behaup­­tet werden, daß wir nicht wenigstens ein mageres Skelett einer Städteordnung besigen, nur sind Die Glieder dieses Skeletts in verschiedenen Theilen des Munizipal- und des Kommunal-Gefeges zer­­streut. Wenn man die Bestimmungen fennen will, welche die administrativen Verhältnisse unserer­ größeren Städte regeln , so muß man sie aus einer Anzahl heterogener Bestimmungen zusammenle­­sen. Daß hiedurch weder die modifikatorische Voll­­kommenheit des Meunizipalgefeges, wo die Ent­­wickelung unseres Städtewesend gewinnt, it wohl ohne Weiteres evident. Ein Komitat und eine Stadt sind in den meisten Lebensbeziehungen sehr ver­­schiedene Dinge. "Die Historische Entwickklung und die ökonomischen und sozialen Exiitenzbedingungen seuille eion. Gilbert Reinhardt. Eine wahre Begebenheit. Erzählt von Hermance Potier. : Nahhdruch verboten. Fortfegung­­ Man harrte ungeduldig auf den Henker, ein plögliches Unwohlsein verzögerte seine Ans­kunft.. Fünf Minuten fehlten noch, dann sollte der Gerechtigkeit Genüge geleistet werden, als im legten Momente der Henker verfünden ließ, er könne nicht kommen, die Erolution müsse verschoben werden. Und da­s war e8 Misanthro­­pie, war ee Wahnsinn — ich weiß e8 nicht, doch einer plöglichen, un­widerstehlichen Eingebung fol­­gend, bot ich mich zum Henfer an und — Wars­garethe Kordern’8 Haupt follerte vor meine “I­ch verließ die Stadt, ich floh den Ort, in dem ich eingegriffen hatte in die Gefege der Natur, und doch — und doc, bieses Weib Hat sterben müssen — ich hatte meine Pflicht gethan, ich glaube es, ich bin überzeugt davon!" Gilbert hob stolz das sinnende Haupt. „Und nun wissen Sie meine Geschicte, sie ist mit Blut geschrieben. Seien Sie überzeugt, auch ich habe meine folternden Nächte, meine ban­­gen Stunden und schweren Träume, aber " wer kann "sagen, daß ich gefehlt habe! DO, meine Freunde, ich leide, leide namenlos für diese Auf­­­­X Was weitergeschah,Ich kann’s nchtragm wallung tollen, stärmiigen Blutes; «3 ist gesche­­ben, wer faun er ändern? ch trage einen Jud­ durch das Leben und ein Kainszeichen in meinem Herzen; ich habe mich vermessen, Richter zu sein, und ich werde zu Grunde gehen an den Folgen dieser waschen That!­est indeß habe ich genug gebüßt, vergelten Sie nicht Grausames mit Grau­­samen ; man darf die Wahnsinnigen nicht verure theilen und deshalb, Desiree Robertin, und weil ich weiß, daß Sie mich liebten, wagte ich es, Sie zu fragen, wollen Sie mein Weib werden ?“ Driirde warf einen scheuen, kurzen Blick auf Gilbert, der bebend auf ihre Antwort laufe, dann, das Gesicht in die Hände vergrabend, rief sie aus: „Nimmermehr — nimmermehr ! Lieber sterben, als das Weib dieses Mannes werden.“ Ein tiefer, unsäglicher Schmerz, ein feines, verächtliches Lächeln zuchte um Gilbert’s herben Mund. „Ich mußte er* sagte er gepreßt, „hätte i­ ein solches Opfer verlangen, ein solches Gläd hof­­fen dürfen !“ Oberst Robertin stand auf. „Sehen wir,“ gebot er und nit nur Die Seinen, sondern die ganze Gesellschaft drängte ha­­stig zur QThäre, als wäre man in dem Weviere eines Verdammten. Gilbert zitterte. Sin feiner Brust wogte ein furchte­barer Kampf, Schmweißperlen glänzten auf seiner Stir­­ne und mühsam, mit Anstrengung und einer fast thrä­­nenerftierten Stimme flehte er: „D: fire, Sie verlasfen mi, ich kann ihnen nicht zürnen ; d Doch nur um eines bitte I­ Sie, ich beschwöre Sie darum, reihen Sie mir zum legtenmale hie Hand. — Thun Sie e8, seien Sie milde und gnädig­­ . Gott wird Sie dafür segnen, wer weiß, ob wir uns wieder­­sehen !* Er wollte ihre Sand ergreifen. Doch Der firee entzog sie im Hastig und mit Absehen und Verachtung rief sie aus: „Nein — nein, laffen Sie mig — ich haffe Sie, dann zig sie sich 108 und entfloh . — Gilbert aber sank bemußtlos zu Boden. Als er nach kurzer Zeit die Augen öffnete, sah er sich allein. Alles fahren wie ausgestorben. Er warf sich in einen Stuhl, ein sehmerz­­liches Stöhnen entrang fn seiner Brust und heiße Thränenperlen quollen über feine Wangen und rollten hinab in feinen schönen, dunklen Bart. Plöglich sprang er auf. „Es sei* sprach er entschlossen. Langsam nä­­herte er sich einem Schrein und nahm ein Bild Daraus hervor, das er zärtlich büßte. „Bute Mutter,” flüsterte er leise - „Hättest Du gelebt, Alles wäre anders gekommen.” Dann legte er das Bild an seine Stelle zurück und aus einer verborgenen Lade holte er einen Revolver hervor. Schon wollte er losdrüden.. Da­s leise, ängstlich, kaum vernehmbar, hörte er seinen Na­­men rufen. Er wandte sich hastig um und vor einen erstaunten Bliden stand — Helene. „Bildert — Gilbert, tödten Sie fi­nit," bat sie und fiel ihm zu Füßen. Er hob sie auf. „Wie kommen Sie hieher ?”" trug der ver­­blüffte junge Mann. (Schluß folgt.) MB” Hiezu ein Halver Bogen Beilage und das Schufriche Sonntagsblatt“. "SU EEE |

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