Oedenburger Zeitung, 1886. September (Jahrgang 19, nr. 199-223)

1886-09-11 / nr. 207

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Zur Formulirung der­­­iesbezüglichen Wünsche veran­­staltete die Klausenburger Handels­kammer vor Kurzem eine Konferenz der Aus» fieler im Stadthaussaale, welche die fon anläs­­­­lich der im Sommer vom Ministerium für Acer­­bau, Gewerbe und Handel einberufene Enquete­­ dargelegten Wüns­che bekräftigte und prägisirte. I­n erster Linie handelt es sich um Gewährung von Tarifbegünstigungen auf den inländischen Bahnen einestheils für die Fabrikations-Materialien und Nähstoffe die bisher aus Rumänien importiert wur­­den, und nun auf weite Entfernungen aus ander­­en Quellen bezogen werden müssen. Ohne Beh­­bilfigung der Kracht würden nun die Erzeugungs­­sorten so vertheuert, daß von einer Konkurrenz­fähigkeit der siebenbürgischen Erzeuger nur mehr die Nede sein könnte. Ebenso kann ein Export fer­tiger Waare nach entfernteren neuen Abjagmärkten ohne Frachtermäßigung nicht gedacht werden. Die Sowierigkeiten, welche sich der Gewährung solcher an die wirklich bedürftigen Syndustriezweige, resp. für die faktisch in Rede Formnmenden Artikel entge­ genstellen, müssen doch eine gut eingerichtete, leicht zu handhabende­­ Kontrole fundiger Organe über­­wunden werden. Ein immer wieder von Neuem betontes Moment war die Sicherung und rationelle Organisirung ärab­ischer Lieferung, welcher fs nur der auch in militärischen Kreisen mwuchernde bure­­aufrau­sche Zopf und leider auch schwerwiegende Einzelinteressen entgegenstellen. Sehr dringend wurde dann schließlich die Einführung einer zweckmäßige­­ren Fahrordnung, respettive Etablirung eines be­­schleunigteren Zuges der Siebenbürgen betont. Die erwähnten Dealnahmen und Bestrebun­­gen lassen hoffen, daß die Schädigung, welche die Kaupinistische Zollpolitik des benachbarten Donau­­königreiches unserer Inndustrie, insbesondere aber und am empfindl­aften betroffenen Siebenbürgend zuzufügen drohte, in immerhin en­­gere Grenzen gebannt bleiben wird, als befürchtet werden konnte. Auf die Dauer aber erscheint die Aufrecht­­haltung eines wirtsschaftlichen Krieges zwischen zwei so sehr auf­einander angewiesenen Verkehrs­­gebieten ausgeschloffen, denn uch Rumänien leidet unter den gegenwärtigen Zuständen und wird früher oder später duch den Schaden Flug gewor­­den sein. Wo bleibt das Prinzip der SJ Legitimität? Dedenburg, 10. September. Welches Schauspiel hat si­­egt den Bölfern Europas gezeigt, die das monarchiische Prinzip bisher als heiliges Palladium achteten und ihre Sicherheit, ihr Wohlsein und ihre Freiheit unter den Schuß der legitimen Fürstenmacht stellten ? ! An der Soige eines der jüngsten der europäi­­schen Staaten sehen wir einen Fürsten, den sein Volk einstimmig auf den Thron berufen und den die Verträge und die Zustimmung der Mächte mit dem Glanz und Schimmer der „Legitimität“ bekleidet haben. Wohl ist ihm nicht eine Reihe von Herrscern als Vorfahren auf dem Throne vorangegangen, er ist der erste Herrscher auf einem neu freid­en Throne, aber seine energische und erfolgreiche Herrschaft hat sein Ansehen im Volke vermehrt und gefördert, hat seinem Volke einiges Gewicht im Nam­e der Bölfer und Kriegsruhm verliehen. Sein Bolf hat sich nir nur von ihm nicht abgewendet, sondern im Gegenteil, als durch fremdes Geld bestochene elende Berräther ihn heimlich außer Landes brachten, hat er sich mit wun­­derbarer Begeisterung für ihm erhoben und ihn mit allen Beweisen der Liebe und begeisterten Anhänglich­­keit im Triumphe zurück in sein Land geführt. Wir sahen bei dieser Gelegenheit an in un­­serem späteren Jahrhundert auf welche Art in frühe­­ren Zeiten die legitimen Monarcien entstanden sind, als sich die Völker unter dem Sturme der Staats­­bildung den Tapfersten und Klügsten zum Führer und Herrscher auserwählten und ihm Treue und Gehor­­sam angelobten. Nun, und Dieser Fürst erklärt, troß der Liebe und Anhänglichkeit seines Bolfes, troß der stürmischen verzweifelten Bitten seiner Soldaten, troß der Sym­­pathie der gebildeten Welt,­­ wegen feindseliger Ge­­waltthätigkeit seinen Thron verlassen zu müssen. Wie ist dies in unseren Tagen möglich)? so fragt man, daß ein Zürft, den die feierlichsten Berträge, der unzweifel» »der zunächst haft offenbarte Wille seines­ Volkes,zum Throne be­­riefen,welchen er sowohl mit dem Rechte der Legi­­timität als auch der Volkssouveränität innehat, jetzt einer erbärmlichen überall verachteten und schmä­­lich gescheiterten Verrätherbande das Feld zu über­­lassen gezwungen ist? Die europäischen Völker,die das monarchische Recht als das höchste betrachten,können hier sehen und staunen! Der Czar von Rußland der,,aus Gotteanas den«über hundert Millionen Menschen unbeschränkt herrscht,ist nicht zufrieden mit der Anzahl seiner Sklaven,sondern gibt der Welt mit rohem Hochmuthe bekannt,daß er den gesetzlichen Fürsten der bal­­garischen Nation nicht auf dem Throne dulden könne. Der Kaiser von Deutschland,der seine Krone vom»Tzschedes-Herrn«nimmt,der apostolische Herr­­scher Oesterreichs Ungarns nehmen diese Erklärung des Czaren mit freundschaftlichem Verständnisse und Guts­heißung als Verbündete entgegen. Sie alle Drei bilden die Liga der alten Dynastien,sie haben die heilige Bundeslade der monarchischen und konser­­vative Interessen gestiftet,um Europa vor dem Gespenste des Republikanismus,Sozialismus und Nihilismus zu schützen.Nun haben sie sich betreff des Thronver­­lustes Alexanders von Bulgarien geeinigt.Zuerst schleppen Denselben erkaufte Miethlinge aus seinem Wett und als die Schandthat vereitelt war,zwingen ihn identische diplomatische Noten neuerlich dem Throne zu entsagen.Dies ist ein würdiges Schauspiel!Ganz Europa kann mit Recht herbeiströmen,um einmal so ganz in der Nähe hinter den Vorhang zu sehen,der ihr bisheriges Heiligthum verdeckte und den jetzt die berufensten Hüter desselben bei Seite schieben,um»der Gasse«den Einblick zu gestatten. Die Zeiten wofür republikanische Formen ge­­schwärmt wurde und wo auch die aufgeklärten Köpfe nur in denselben Heil für die Völker suchten,sind vorüber,m­an anerkennt,daß das monarchische Prinzip wo dasselbe vom Zauber historischer Ueberlieferung umwoben,oder dem naiven Glauben entsprechend die freiwillige Huldigung des Volkes für sich hat,einen m­ächtigen Faktor der Entwicklung des Staates bildet, ist es aber dann nicht die vornehmste Bedingung, daß die Träger dieses Prinzipes,die Monarchen selbst, von demselben durchdrungen seien?Können sie von den Völkern einen Glauben an und Verehrung für dieses Heiligthum fordern,welches sie selbst in den Koch gezerrt und hungrigen Hunden als Beute vor­­geworfen haben.Meinen sie etwa das monarchische Prinzip in Bulgarien-wiesam reinigten zum Aus­­drucke gelangte—-sei ein anderes als in Rußland oder bei uns?und es sei nichts anderes nöthig als in Purpur gehüllt mit Herrschermiene und durch feierliche Formen das Volk zu blendenl Suchen sie denn selbst in dem geheiligten zu­echteblos ein Blendwerk. Die Wahrheiten der Geschichte trachtet man ver­­gebens zu vergessen,sie bleiben stets als Nem­esis im Leben der Völker wach,um unerbittliche Gerechtigkeit gegen jene Herrscher zu üben,die von der Hand der ge­wöhnlichen Gesetze nicht erreicht w werden können,Ist dem am Czarenhof jener schreckliche Tag bereits ver­­gessen,als auf offener Strasse in Petersburg die durch eine Dinamitbombe zerrissenen blutigen Glieder eines Czars zuckten Pistes denn so lange her,daß der damals 80jährige Kaiser in Berlin bange Wochen auf dem Krankenbettererlebte,als ihn ein sozialistischer Fanatiker vierzig Schrottörner in den Kopf gejagt hatteP ist denn das Schicksal Maria Antoinettens, ist Queretaro ganz vergessen? Wie nahe liegen alle diese Ereignisse,welche deutlich die Gefahren zeigen,welche die Rächer des monarchischen Prinzips bedrohen.Jst es denn leichter gegen die Verbreitung anarchistischer und nihilistischer Ideen zu kämpfen,kann man sich denn leichter gegen Attentate schütze,wenn man in jenen Ländern,wo das Ansehen des Monarchen aus natürlicher Basis mit jugendlicher Kraft erblühte,selbst die Anarchie der Geister und Gemüther wachrust und nährt und die erbärmlichsten Attentate sanktionirt?Die Lehren der Nihilisten und Anarchisten wirlen hundertfach überzeu­­gender auf die Menssen, wenn sie von Thronen herab gepredigt werden und wenn gefrönte Häupter für sie Propaganda machen, in denen die Völker alle Garan­­tieen der bestehenden Dronung sehen, als wenn sie von verzweifelten Slugschriften verbreitet werden. Wäre es denn nicht eine, vom monarchischen Prinzipe, wel­­ches in erster Linie auf dem Rechte der Erblichkeit beruht, auferlegte Pflicht der Vertreter desselben, jene moralische Basis ihrer Herrschaft unverlegt ihren Erben zu erhalten ? Was haben dort Thronfolger für Aus­­sichten wo die Herrscher die Krönung in Europa mit den Ideen und Waffen des Anarchismus herstellen wollen ? .E. o. Allerhöchste Auszeinungen. Seine Da­­hat dem Direktor der Wiener Vollfigure in der Sofejstadt Sosef Heitlinger Das goldene, Dom Tagt. und dem Budapester Hofkutscher Johann Mramor das silberne Verdienstkreuz verliehen. Ozpendendessöningardie­ röm­­kathy Gemeinden StoolY Felsö-Domonya und Garam-Szölösje 100 fl. D­ie Königin imYave Königin-Mar­­garethe vorhab­en befindet sich seit einigen Tagen im Bade Courmayeur in Savoyen. Ein Glas der Badever­waltung hatte für die Stunde, in welcher die Königin im Bade erscheint, das an­­dere Publikum strenge ausgeschlossen. Die hohe Frau war erstaunt darüber, Niemanden zu sehen, und al man ihr die Ursache erklärte, protes­tterte sie lebhaft und meinte: „Wenn man im Wasser eine Gefährtinen zum Plaudern hat, lange weilt man sich und hält seine Zeit nicht aus.“ Setzt ward der Einlaß für jedermann freigegeben, allein keine Dame wagte es, in Anwesenheit der Königin das Bad zu bewügen und man sah sich endlich gezwungen, artige Schulmädchen mit Gras tisfarten zu bedenken, damit sie der hohen Frau die Zeit verkürzen. oO Bom S­ronprinzenpaare. Am 1. Ok­tober begibt sich das Kronprinzenpaar zu dreiwöchentlichem Aufenthalte nach Görgeny und wird auf der Rücfahrt einige Tage in Budapest und GödHällö verweilen. Abends reiste der Kronprinz in Gesellsshaft des Herzogs von Cambridge um der fremdländischen Offiziere zu den Manövern nach Galizien ab.­­ Der Exfürst von Bulgarien in Z Buda­­yes. Fürst Alexander von Batten­­berg traf am 9. d. M., Nachmittagg 3 Uhr 15 Minuten mit dem Orjovaer Kourierzug der Össterreichisch-Ungarischen Staatsbahn in Budapest ein und legte um 4 Uhr 15 Minuten die Neife nach Wien fort. Fürst Alexander hat im Wege des österreichische ungarisgen Konsulates in Sophia der ungarischen Regierung gegenüber den Wunsch aus­­gebract, die Neffe durch Ungarn und Budapest in unauffälliger Reife machen zu wollen. In Folge dessen fand auch in B Budapest sein Em­pfang Seitens der Behörden statt. Demnohn­­geachtet fand er am Perron eine große Volks­­menge ein. Zahlreiche Universitätshörer waren in Wei und Glied, unter Vorantragung einer National­­fahne, aufmarsgirt und riefen: „E83 lebe der Fürst von Bulgarien!* „E83 lebe der Held von Sliv­­nicza!* „Abzug muszka!* Außerdem hatten sich die Grafen Elemer Batthyäny und Eugen ZihYy mit mehreren Reichstags = Abgeordneten zur Begrüßung des Fürsten eingefunden. Dieser trat beim Einfahren des Zuges an das Fenster und dankte nach allen Seiten mit freundligem Kopfnaden. Als er ausge­­stiegen war, rigtete Graf ZihY eine Ansprache an den Fürsten, die Tiefer mit wenigen Worten dankend beantwortete. « Jetzt entsteht die Frage,was nun wohl in Bu­lgarien geschehen werde?Bis zu der Wahl eines neuen Fürsten durch die große Sobranje liegt die Regierungsgewalt in den Händen Stam­­bulow’s,Karawelow’s unnd Matkus row’s.Sie werden dafür zu sorgen haben,daß die Ruhe in Bulgarien nicht gestört wird——das ist für den Augenblick das Wichtigste.An eine Wiederwahl des Prinzen von Battenberg denkt zwar der größte Theil der bulgarischen Po­­litiker von Einfluß;allein mantann annnehm­en, daß Rußland Alles ausbieten w­ird,um diese Wiederwahl zu verhindern Sollte sie dennoch er­­folgen,so halten wir mit der»Times«dafür,daß dann ein russischer Einmarsch in Bulgarien trotz aller Versprechungen des Czars nicht lange auf sich warten lassen würde. O FodesfaC In Wien starb am 7.d.in ihrem 86.Lebensjahre ihre Durchlaucht die Frau Fürstin Christiane zu Colloredo-Mans­­feld. O Aus Höldvar schreibt man dem „P. %.* unterm 8. d.: mn W Angelegenheit der von der Ersten Ungarischen Allgemeinen V­ersicherungs-Ge­­sellsschaft gebildeten „Hagelversicherungs- Genossenschaft ungarischer Land­­wirthe“ fand heute eine von den Synteressenten zahlreich besuchte Konferenz statt, in welcher auf Antrag des 4 Grundhefigerd Alerius Papp, der eine ansehnliche Lifte der von ihm der zweimäßigsten Weise vorzuforgen. In der Um­­gebung sind bereits mehrere Gemeinden der ts­n offennhaft beigetreten.­­ Die Phyllozera ist in den Gemeinden aufgetreten, gesammelten Beitrittserklärungen vorlegte, einhellig und mit großer Begeisterung der Beichlug gefaßt wurde, die von der Presse und mehreren lands­wirthsgaftlichen Vereinen so warm befürwwortete dee zu unterfrügen und für deren Verbreitung in Bernmecze, Kemencze und Peröcheny 5

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