Oedenburger Zeitung, 1886. Dezember (Jahrgang 19, nr. 275-299)
1886-12-03 / nr. 277
= = , EDER FF TEE EEE N Rumänien als für uns heilsamer ist, könnte diese Nachgiebigkeit, besonders in wirthigartlichen Dingen, von welcher die Wiener Ministerien so Manches erfahren haben, auch gegenüber der rumänischen Zähigkeit sich in einer Weise bestätigen, welche den Werth eines Handelsvertrages zu einem iufortigen gestalten könnte. Auch nach Wiederaufnahme der Verhandlungen muß dem rumänischen Chauvinismus die nöthige Fertigkeit entgegen gesegt werden. Denn es hat sich gezeigt, dan ein wirtcchaftliches Vertragsverhältnis sowohl für ald der Zollkriegszustand. Gibt die Monarchie von Vorneherein ihre feste Adfipt zu erkennen, gewisse Anforderungen nicht fallen zu lassen, und kann sie sich darin auf die Öffentliche Meinung ihrer Bewohner berufen, so ist mit Sicherheit zu erwarten, da ein Handelsvertrag zu Stande kommt, der niit nur der Korm, sondern auch dem Wesen nach die berechtigten Wünsche des vaterländischen Publikums erfüll. Auch die FAN Delegation geschlafen. Budapest, 1. Dezember. Gestern berichteten wir an dieser Stelle über den erfolgten Schluß der Verhandlungen der österreichischen Delegation, heute erklärte der Präsident der ungarischen Delegation, Graf Ludwig Tißa, daß ihre Berathungen ebenfalls nunmehr beendet seien, indem die Promulgation der mit der allerhöchsten Sanktion versehenen Beichlüffe auch fon vor» genommen worden ist. Graf Tißa sagte Schließlich: „Bevor ich diese Sigung schliege, erachte ic e3 für meine Pflicht, vom Präsidentenfige aus zu fonstatiren, er gehe aus den diesjährigen Delegations:verhandlungen frar hervor, daß 1. in Betreff der Beziehungen der Monarchie zu den außwärtigen Mächten, ihrer im Orient aufrecht zu haltenden Position und der Richtung der zu diesem Zwecke zu beobachtenden Politik zwischen den Delegationen der beiden Staaten der Monarchie volle Webtereinstimmung bereit , daß 2. beide Delegationen den internationalen Frieden für einen fostbaren Schag betrachten, auf dessen Erhaltung sie das größte Gewicht legen ; daß sie aber 3. die Wahrung der Machtstellung der Monarchie, ihres Ansehens, ihres Einflusses und der Inter ressen ihrer Völker für einen noch werthvolleren Schag halten und nicht darein willigen könnten, diese Güter zu welchem Zwecke immer es sei, auf das Spiel zu fegen, weil sie gerade in der Geltendmachung derselben die Mittel und die Gewähr eines bleibenden und frutbringenden Friedens zu finden glauben. In den verflossenen Jahren lag die Nothwendigkeit nicht vor, daß diese Ansichten fo ar und deutlich hervortreten. Der Ernst der gegenwärtigen Lage hat es den Delegationen zur Pflicht gemacht, sich über die auswärtigen Beziehungen der Monarchie mit möglicher Ausführlichkeit und Gründheit — gleichsam auf fünfreie Fälle sich beziehend — zu informiren und alsnterpreten der Auffassung ihrer Reden eine entschiedene Stellung einzunehmen. Sehr erleichtert wurde diese Aufgabe durch die zubekommende Offenheit, welcher die Delegation von Geile des Yeitird des gemeinsamen Minteriums ded Weußern begegnete, welchem ic denn auch im Namen der Delegation den Dank auszudrücken für eine angenehme Pflicht erachte. Doch muß ie diesen Dank alen Mitgliedern der gemeinsamen Negierung zollen; denn nur durch ihre unermüdliche, nach jeder Richtung Hin informative Mitwirkung ist es unmöglich geworden, daß die Delegation ihre Thätigkeit mit voller Sachrenstung und — in Hinblick auf die Wichtigkeit der Aufgaben — in verhältnismäßig so kurzer Zeit beendigen konnte. Wir verlassen unsere Pläge mit dem Bewußtsein, daß, während wir ohne das Gebot des Gemeininteresses seine einzige Summe votirt haben, welche der so vielfach in Anspruc genommenen Nation neue Opfer auferlegen würde; wir anderseits in dem gegenwärtigen ernsten Augenblick Alles gethan haben, was zu unserer Kompetenz gehörte, daß das Ansehen und die Interessen des Thrones, der Monarchie, der Nation keine Einbuße erleiden. Nur einem solchen Staate kann er wohlergehen, wo einerseits der Herrscher die eden Bestrebungen der Nation würdigt, ihre Interessen am Herzen trägt, andererseits die Nation ihren Herrscher begreift und ihn in seiner auf die Beglüdung seiner Völker gerichteten Thätigkeit unterfrügt. (Die Mitglieder der Delegation erhoben sich von ihren Geißen). Die ungare Nation begreift ihren Herrscher. Der Herr ded Himmels erhalte ihn uns lange und «8 wird der Monarchie wohlergehen. ES lebe der König !stellenweise Jean hHumoripii ihr, im Allgemeinen aber sublime Schilderung der Gefühle der „Sempronia“ für die „Aquae thermae“ davon trug. Nach allen Diegen wechselseitigen markiaen Heden und Gegenreden wurden die Oberjlaraffen der fremden Neihe von „Herrlichkeit, Nitter Brotest“ eingeladen auf der ZThron-Estrade Play zu nehmen, was unter Pausenschlag und Xtrompetengeschmetter geschah, indeß sich sämmtliche sonstigen Betttheilnehmer an die reibefegten langen Tafeln in bunter Reihe niederliegen, um dann nach einer kurzen musikalischen Introduktion dem eigentlichen ‚ıweihenollen Alte, dem Ddieser pompöse Festabend zur prächtigen Folie diente, hochklopfenden Herzens entgegen zu geben. Sämmtlige Oderschlaraffen stiegen von den Stufen des Thrones hernieder und schaarten sich um den „Grafen Wampo von Wampenstein“, der als illustrer Mandatar der erhabenen „Allmutter Praga* berufen war, die „Unerkennungsszeremonie“ zu leiten. Ringsum gruppirten sich die Würdenträger sämmlicher in dem glänzenden Kreise eben vertretenen Neide, und der Reigekanzler „Ritter Popolani“ der „Aquae thermae“ sindte sich an, die nun zu ‚gewärtigenden Vorgänge für alle Zeiten in die Annalen „Aquae thermae’s“ mit unauslöjgligen Zügen einzutragen, — indes sich die übrigen Schlaraffen herandrängten, auf daß auch ihnen nicht verloren gehe von dem, man mag sagen, was man will, wirklich großartig sich gestaltenden Momente. (Fortlegung folgt.) glaubte man durch die erst vor einigen Tagen erfolgte Ernennung Rupdarac,'s der Kongresmajorität, als auch dem Patriarchen eine Konzeition zu machen, und ist man nun durch diese Mesignation höchst peinlich berührt. Oo Die Phylloxera wurde in den Gemeinden Kresina im Granerz und Becife im Neograder Komitat Ionstatirt. Dom Lage. OD Die Abreife Ihrer Majestäten. Morgen, den 4. d. Di, trifft Se. Monfestät der König in den Morgenstunden in Wien ein, während Ihre Majena, die Königin am selben Tage Nachmittags in der österreichischen Residenz erwartet wird. Das Weihnachts- und Neujahrsfest wird der Hof in Wien feiern. V oO Spenden des Königs. Se. Majestät hat für den Wiederaufbau des abgebrannten reformiirten Kollegiums in Meziget 3000 fl. für die grieische katholische Kirche zu Unitya 100 fl. und für die reformirte Kirche zu Adand 100 fl. aus Allerhöchster Privat Chatouille gespendet. Parlamentarisches. Der Finanz- Ausschur des ungartigen Abgeordnetenhauses verhandelte am 1. d. die Vorlage betreffend die Indemnität für das erste Quartal des Jahres 1887. Delfy sieht wohl ein, daß das Budget im lauenden Jahre nicht mehr Gerege fraft erlangen werde ; nachdem aber die Judenuniztäten sich sehr häufig wiederholen, wünscht er eine Aenderung des Finanzjahres. — Finanzminister Graf Szapáry gestand zu, daß diese Eintheilung Nagtheile befige, diese wären aber außei einer anderen Eintheilung nicht zu vermeiden. Die Verlegung des Finanzjahres wäre unzweimäßig. Entsprechender wäre nach der Ansicht des Neonere, wenn das Tagen der Delegationen wieder vom Herbst auf das Frühjahr verlegt würde. — Wahrmann nimmte Den Ausführungen des Minters zu. — Neydem noch Horamszky gegen die Vorlage gesprochen hatte, wurde dieselbe unveränder angenommen. Die Geiegvorlagen, betriffend Die Stempel- und Gebühren-Begünstigung der Sonvertirung von Hypothesar- Darlehen, forte betreffs der Aufhebung der in den ungarischen, Froatischejlavonischen Grenzgebietetheis len bestehenden besonderen Steuern und des Intraftretens der dort noch nit giftigen Obergespang empfohlen. In N Regierungssreifen Steuergejege, wurden gleichmals angenommen. CO Resignationen. Wie aus Serajemo gemeldet wird, hat Se. Menjestät die Demission des Barons Fedor Nikolits,des bisherigen Chefs der Zivilverwaltung der okkupisrhen Länder, angenommen; mit der Leitung der betreffenden amtlichen Agenden wurde vorläufig Baron Kutibera betraut. Den Nachtritt des Baron Fedor Nikolitsch haben nicht politische Motive veranlaßt, sondern er bat einfach aus dem Grunde um seine Enthebung, weil die Verwaltung seiner im Rumänien liegenden Güter sein persönliches Eingreifen erfordert. — Der erst kürzlich zum gr.-pr. Bischof von Wersheg ernannte Archimandrit Hilarion Ruvaracz hat gleichfalls seine Resignation überreicht. Rupdaracyz war bei der leithmn erfolgten Bejegung des Werscheger Bischofstuhles bekanntlich der Kandidat des Patriarchen Yuggelich und ist in der vor Kurzem stattgefundenen Synode zu Karlowig, entgegen den Wünigen der Regierung, zum Bischof gewählt worden. Die Bestätigung seiner Wahl wurde Seitens der Regierung an höchster Stelle auch nur in Folge der Intervention des zum königlichen Kommissär an den serkifhen SKirhenfongreß entjendeten Werjceter Korrefponden;. Gräßlicher Raubmord wegen acht Gulden. Wien, 1. Dezember 1886. Ein frhredliches, abscheuliches Verbrechen ist verübt worden. Eine Frau wurde ermordet, ihr Kopf mit großen Steinen zerschmettert und sie zur Unsennigikeit entstellt, fürmlich zu Brei geschlagen. Die verstümmelte und beraubte Leiche hat man heute- Früh um 3 Uhr, im einem Graben auf ein „Draschhefeld“ gefunden, dort, wo der Bezirk Herwald ® an das Gebiet von Gersthof grenzt, wo die Häuser aufhören und weite, unbebaute Felder den Zummelplag für allerlei lihtiheues Wolk abgeben. Die Unglückliche war an den Ort hingelade worden, der ihre Todesstätte werden sollte. Der Trammway-Kutscher Yosef Haas besmerkte zuerst die entjeckte Hülle des beklagenswerthen Opfers eines bestialischen Raubmörders, glaubte aber anfangs der regungslose Körper fei der eines Yetrunkenen. Erst als er näher trat, sah er, „daß er eine grausam ermordete Frauensperson vor sich habe. Bei der Leiche lagen zwei große von Blut geröthete Steine, mit welchen elf bir Das Derbregen begangen worden war, und wenige Schritte von der Leiche entfernt die Schuhe und Strümpfe der Ermordeten. Auch das wollene Kopftuch und das entleerte Geltäshhen der Jau — eine sogenannte Ochsenblase — wurden auf den Z Thatorte vorgefunden. Haas erstattete sofort von seinem grauendehaften Funde im nächsten Polizeirureau die Anzeige und bald darauf fanden sich Ion ein Oberkommissär, ein Arzt und sonstige Polizeiorgane am Thatorte ein. Die Agnoszirung der Ermordeten erfolgte binnen kürzester Zeit über Aussage des Branntmweiners Herrn H. Adler. Derselbe Hatte nämlich heut: Früh von der Auffindung einer Feige auf dem „Drajcfeld“ gestört und diese Nachricht alsbald mit der ihm kurz vorher gemachten Mittheilung in Zusammenhang gebracht, daß seine Nachbarin Rosalia Wildner seit gestern vermißt werde. Es wurde nämlich erzählt, daß Frau Mildmer gestern Nachmittags um 4 Uhr mit einem Wanne das Haus verlassen habe und seither weder in ihre Wohnung noch in das Geiwärt zurücgekührt sei, und so vermuthete er, daß Die Kohlenhändlerin die Ermordete sein könne. Adler hatte kaum die Leiche besichtigt, ab er je auch schon als die der Notale Wildner erlaubte. Der Berdacht, das Verbregen verübt zu haben, lenkte sich nach der ersten Einvernahme Der Hauzleute und von Personen, welche mit der uie glücligen Frau verkehrt hatten, gegen einen gewissen Joseph Banec, der bis vor drei Wochen in Ditatring, Hauptstraße Nr. 148, gewohnt hat und seit gestern flüchtig it. Nach Angabe des Geliebten der Ermordeten, eins Schmienge seien Schimel, it Banec vor einigen Tagen zu dem Zmwede mit der Mildner umn Verbindung gebeten umd ihr, wie er vorspiegelte, das Geschäft abzulaufen. Es wurde ein Kaufschilling von 110 fl. vereinbart. Panec sollte gestern 50 fl. erlegen und den Rest in zwei Raten zu je 30 fl. innerhalb vierzehn Tagen begleichen. Es wird nun angenommen, daß er unter dem Vorgeben, ihr die 50 fl. al erste Kate zu zahlen, die Frau gestern um bald 4 Uhr Nachmittagse vom Geschäfte weggelobt, sie auf das öde Feld geführt und dort Nachts ermordet und beraubt habe. Der erwähnte Geliebte der Ermordeten, Namens Georg Shimel, welcher die Kohlenhändlerin demnächst heiraten wollte, gab an, daß die Mildmer gestern, als sie mit Banec das Geschäftslokal verließ, etwa vier Papiere, und vier Silbergulden bei sich gehabt habe. Das Geld wurde aber mit mehr bei der Leiche gefunden. Hingegen lag, — wie bereits ersrwähnt — das leere Geldtäihchen auf der Erde neben der Todten. Selbstverständlich wurden sofort alle Verfügungen getroffen, um jene Bance, als des muthmaßlichen Thäters, habhaft zu werden. Derselbe ist zivfa 28 bis 30 Jahre alt, mittels groß und krästig. Er sol zu ZXarnom in Galizien geboren sein und dürfte sich an mittelst Eisenbahn in sein Heimathsland geflüchtet haben. Ein weißer, weicher Silzhut und ein Zarenmesser, welche Gegenstände auf dem Thatorte gefunden wurden und Eigenthum ER