Oedenburger Zeitung, 1887. September (Jahrgang 20, nr. 198-222)

1887-09-11 / nr. 206

———— — »F»I«KTT«I—JHWMFIWZFMY s . . «i­­ f $ R Nr. 206. [ Sonntag, 11. September 1887 EEE Hedenburger Zeitung, (vormals „Oedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Landel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Bedrühten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.” XX.Jah­rgang.­­ — Ist.50ff.,Monath­chI. « IUIOIättsrdanssährig 12fl.,Halbjöh­ isIfl.,Biertel­­jährigsilbokr. Illesiedaislattbestimmte Sendungemstritt-nasse Istsersten,Peön­i­ ierations-und Insertionsgebädeemsisd Issswaktion veriofrei einzusen­den. ZdniuiftniiiinyirliigrudIiisrrutinnusmihnu sichtii­tikeiG Romwalterä Sohiysitti ennteilt Feinzeline Anninieriit offen 5Zrein­er.U Des Sonntages wegen erscheint die nä­ sstsssseisttäsliw Ilisssnab sedhssnselsen Conn-oder ze·iering fetgendeslasis. Zram­merationsspreiset stLuongazisikiHii»hqivisikis5n,sieke ein­ekip Interaieder siittelmJn Wien-patensteinssoglee,s-is­sischåasse to,U.Opvelit,­«,Stubendasse12,Heinrichschilch i.,ellieiletx,R-Masse,Seilerflätter,Dukeham- Iiergasse 12..Jnsndapest:JaniusGd.Deretd­agallen. Leop Lang,GisellnvlapeyU.B.Goldberger,Setditenvlnst YnsertionS-Besützten: ske.füedieein-,iote.für dieiwei-,15­ r·erdiese­lis, Iole fü­rdieo­ersvaltigeniidrbl­.für die di­tchlau­fess Betitzeile evclusive der Erempelgebühr von 30 ° fr. Bei mehrmaliger Cinihaltung bedeutender Rabeig — Schuß der Armen im Geiste. Dedenburg, 10. September. 11. Zwar sind wir noch nit von der Aufnahme unterrigtet, die unser erster Auflag unter obiger Meberschrift bei dem werthen Publikum gefunden hat, allein wir wagen es dennoch, auf eine freundliche zu hoffen, und demnach heute schon einen zweiten folgen zu lassen, wollen aber dafür die Serie eventuell erst dann fortlegen, sobald wir und wirklich genaue Ueber­­zeugung von dem Eindrudk verschafft haben werden, den wir zu erzielen im Stande waren. Oestern sagten wir, daß der Staat sowohl, als die Gesellschaft zum Schuße der Armen im Geiste verpflichtet seien, führten aber bloß ein Thema aus, bezüglich dessen einzig und allein der Staat sorgsamer Hüter des Rolfsgeistes zu sein habe,­­ durch Erschwerung des Betriebes schlechter Lektüre und die Gründung von Bolischbibliotheken, womit den Lesern aus den breiteren Schichten der Bevölkerung unentgeltlich lehrerreic­h Unterhaltungsschriften geboten werden, als: Erzählungen historischen oder ethnographischen Inhalts, Reisebeschreibungen, Romane mit ethischen patriotischem, oder religiösem Untergrunde x. In dem vorliegenden Epos wenden wir und lediglich an die Gesellschaft, denn in der fest eingeschlagenen Richtung kann nur d­iese als Führerin dienen. Wir meinen zur Abwehr und Bekämpfung der zu allen Zeiten­ unbegreiflicher Weise bestandenen, aber heutzutage mehr als je graffirenden Duellmanie . Von den Horatiern­ an­,dieioenigstens im Intereffeziweier Heere sich im­ heroisschen Doppel­ fampfe maßen, bis­­ zu dem hirnverbrannten Studenten, der heute wegen der Tugend einer „Zwing“-Tangl“­­Sängerin zum amerikanischen Duell schreitet und nach­­dem er das Todeslos gezogen hat, si faltblütig niederbrennt, ohne zu bedenken, daß er damit seine ehrwürdigen Eltern mit Schande und Kummer über­­lastet, wenn auch an ihm die Welt nichts verliert , sind unsere8 Gradjrend alle Zweikämpfe ein frevel­­haftes Hazardspiel, wobei selten oder die die unbe­­stechliche Gerechtigkeit den Sieg davon trägt. Selbst die mit Waffen in der Zanft angerufenen Gottes»­urtheile des Mittelalters haben sehr oft den Bösewict über dem­ Nedlichen obsiegen lassen, denn der Aller­­barmer übernimmt bei gewaltthätig blutigen Händeln sein Schiedsrichteramt, und er ist immer nicht der Gerechtere, sondern der Stärfere, mitunter an der listigere Schlopffechter, der den Anderen brutal oder jüdisch in den Sand strebt. Wenn sr also bei uns die bessere Gesell­­schaft dazu verstünde, einen Bund des gesunden Menschenverstandes zu treiben, der jeden leichtsinnigen Duellanten an m­alhonnet ver­nehmen würde, weil er ein frevelhaftes Spiel mit dem eigenen und ein nichtswirdiges mit dem Leben seines Widersachers getrieben hat, indem er entweder auf seine größere Kraft und Gefgndlichkeit, oder auf den blinden Zufall sündigend, zum Todtschlag oder zum Selbstmord schritt — dann würden die Zwei­­rümpfe — die absurdeste Form der Selbsthilfe — vielleicht endlich doch aufhören. Man wird und einwenden, wozu der Lärm ? die wenigsten Duelle sind tödt­lich, ja viele enden sogar ganz unblutig. Zugegeben! allein um so ein­­fältiger ist er dann, sich auf die Mensur zu stellen. Hat e83 denn einen vernünftigen Sinn, fi wuthentbrannt vor die Mündung einer Pistole zu stellen, ein paar Löcher in die Luft zu schießen und sich dann verföhnt zum Gabelfrühfiüd zu fegen, um im angeheiterten Zustande mit dem „einde” von gestern heimzutorkeln ?! E83 ist Died offenbar noch querköpfiger, als sich ein Yo in den Körper stechen oder schießen zu lassen und dann zu glauben, jedt habe man "das Einem zugefügte Unrecht vollständig wieder wett gemacht. Die Regierung wird auch mit den dras koniicherten Gelegen wider das Duell nichts aus­richten, das bemied Kardinal Richelieu unter Lud­wig XIV., der die Todesstrafe auf dem Zweikampf feßte und es dabei erleben mußte, das niemals ärger und um ein Nichts getauft wurde, als während seiner Diktatur.­­ Nur die Gesellschaft kann da Schutz schaffen.Solange aber der Ueberwinder in einem­ Duell als Held,der Besiegte als Märtyrer angesehen werden,wird die menschliche Eitelkeit auch in dem in Rede stehenden Aberwitz ihre Orgien feiern. Wir nennen so­wohl vom Standpunkte der Ver­­nunft,als vondem­ der Moral,den Duell lanzen einen Armen im­ Geiste un­d einen des jii­­ inernsiverthen Don­ Quixote,denn auch erkäm­pft mit den Windmühlenb­erichten Maulheldentrum ® und den Schaafheerden abgeschmachten Borurtheils;auch er­st als An­greifer ein Sche­lm, als Geforderter ein Ein­ faltspinsel. Dagegen läßt si mit gef uns dertogif gar nicht ankämpfen, nun aber wird doch — sollte man glauben — sein wirklich, anstän­­diger Mensch es für „bitterlich“ halten, entweder das Eine oder das Andere zu sein. &3 mögen sich also die flardentenden Individuen der gebildeten Klasse zu einem „Ant­is­­chwellverein“ verbinden und durch das Zusam­ chste Nummer unseres Blattes Dienstag, den 13. September 1887.­­ " Jeuilleton­ Imgbaiine derg­erh­ältnisse Roman von Theodor Mügge. HERle Der gewaltige Kopf des Herrn wurde noch röther und schien im Zorn­ an­zuschwellen.»Wirst Du gehen?«fragte er,indem er die Zeitung fortwarf. Der Künstler sch­­ank­e in seinen Entschlüssen un­d blieb stehen.Er war schlau genug,um ab­­zuwarten,was Diejenigen thun würden,w­elche die Sache ebenfalls an­gin­g«,und darin täuschte er sich nicht. . " »Aber ich sehe doch wirklich nicht ein­,«fing der Große an,indem­­ er sich an seinen Gefährten wandte,,,mit welchem Rechte uns hier befohlen wird,Vögel und M­äuse nicht ansehen zu dürfen«?« ..Vielleicht ist es ein­e zärtliche Fürsorge des verehrten Herrn für unsere Gesundheit,weil wir sie in unserem Hunger verschlin­gen könnten­,«lachte der Kleine. „Lassen sie ji von dem Kerl zeigen, was Sie Luft haben,“ sprach der Herr am Tische, „aber nit hier, hier soll er nicht sein.* „Das ist ja sonderbar !“ fehlte der mit der dünnen Stimme. „Es ist wahrscheinli ein Verbot der gnädi­­gen hohen Obrigkeit,“ spottete sein Begleiter. „Das mag sein,“ verfegte der Herr, indem er aufstand, und seine hohe, stattliche Gestalt auf­­ritete. „Die Obrigkeit duldet seine solchen Sub­­jekte, und hierher gehören sie nicht.* Indem er dem Lahnen näher trat, warf er ein Geldstüc in dessen Wüge. — Diese Großmuth hatte jedoch nit den Erfolg, welcher davon zu erwarten war. Seit einem waschen Griff pachte der Krüppel das Geld und mit einem höhnischen „Verflucht !" warf er es von sich, Daß es weit dur das Zim­­mer rollte. „Beitie !* schrie der Herr, voller Zorn nach dem schineren Stod raffend, wilcher an seinem Suhle lehnte. Doch ehe er die gewaltthätige Handlung, welche er beabsichtigte, ausführen konnte, trat ein Mann herein, der sie verhinderte. Dieser schien sofort zu begreifen, was hier vorging, und indem er zwischen den Lahmen und den Angreifer trat, fehtigte er jenen zugleich und hinderte Diesen, wenn­­ er nöthig ge­wesen wäre. Sein Erscheinen und seine Einmischung hatten jedoch die Folge, daß der Herr selbst den Stod finden ließ und sich ruhig verhielt. „Was hast Du wieder gethan 2?“ fragte der Beihüger. „Ich habe nichts gethan.“ „Aber Du hast vergessen, was Du mir ver­­sprochen hast.“ - „Ich will mich nit wie ein Hund treten lassen !“ solie der Bogelfänger mit einem wilden erbitterten Blick auf den Herren am Tide. „Geh’" erwiderte der Andere in mildem Tone: „Sei verständig und daniel “ er fegte ein paar geflüsterte Worte Hinzu, nach welchem der Lahme sich ummandte, seinen Kasten ergriff und das Zimmer verließ. Der Friedenstifter sah die beiden Fremden an und machte ein paar Schritte nach dem Tijde­n zu. Er trug einen dunkeln Oberrad, in dem er lang und schmal aussah, und den Hut auf dem­ Kopfe, unter welchem ein Gesicht mit scharf ges­prägten Zügen hervorschaute Die Nase herrsgte darin vor , die Ruhe im feinen Aagen und Mienen und der biegsame Klang seiner Stimme bildeten einen vollständigen Gegenzug zu der rauhen Heftig­­keit, welche der Herr am Tische zur Schau trug.‘ „Es ist spät geworden,“ sagte er, indem er zu diesem trat. „IH wurde verschiedentlich aufs gehalten.“ „Wir können gehen,“ antwortete der Herr. Sein Hut hing am Riegel, er mußte, dit an der Tafel vorbei, wo die beiden fremden faßen. Am er sich ihnen “gegenüber befand, wandte er seinen erleigten Kopf ihnen zu und nach einem augenblickicen Bedenken blieb er stehen und sagte höflich: „Ich bitte um Entschuldigung, meine Herren, wenn ich Sie belästigt habe". Am er seine Antwort darauf erhielt, fügte er hinzu: „ch habe einige Gründe, diesen Kerl nicht in meiner Nähe zu dulden.“ „Und Sie verstehen das,“ erwiderte­­ der Die. „Wber man muß nit allzu unduldsam sein.“ „Jeder nach seiner Weise,“ antwortete der Herr, dem, was er hörte, nit zu gefallen sien.. „om Uebrigen kann mir Jeder finden, der mich jagt. IH heiße Brand Leben Sie wohl!“ Seine herausfordernden Worte paßten zu der stolzen Haltung, in welcher er sich entfernte: „Und ich heiße Willens !" führte der Herr mit der dünnen Stimme hinter ihm her. (Fortlegung folgt.) Hiezu ein Halber Bogen Beilage und das „Slufttirte Sonntagsblatt.“ a RER TA a Dr­a aer

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