Oedenburger Zeitung, 1887. Oktober (Jahrgang 20, nr. 223-248)

1887-10-09 / nr. 230

i­m Sonntag, 9. Oktober 1887. — EIER TER ES INNE GR­ET­TER: here # > RER OR wu BE 5. =’ OR RZ vum 3 ERTTERETERTTER RETTET Ar. 230. Gedenb­ur XX. Jahrgang. (vormals „Bedenburger Hachrichten“.) Organ für Politik, Landel, Industrie und Landwirtschaft, dann für­ soziale Auftreffen überhaltet. — Motto: „Dem Fortscritt zur’ Ehr? — Bebrühten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.“ ig­­ ­­­ ee @ss Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Slam­merations: Freire: El Loco: Ganzjährig 9­rt­ en 5 f, Vierteljährig Monatli Oh Auswärts: Sankt #» „Heterägung Tfl., Biertel­­ährig 3 Alle für das Blatt bestimmte tal, mit Ausnahme an Snferaten, Bräm­meratione- und Infertionsgebühren, find­en die Redaktion portofrei einzusenden, u Administeation, Wering und Inferatenaufnahme: Suhtm­äerei &, Romtvalter , Sohn, Groheneunde m. u gg Rummern Bun­d Steyr. EU Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Bogler, Wak- Mingatıe 1­10, 9. 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Nun herrscht in den mächtigen Hallen des maroflaner Kaiserpalastes ‘tiefe Trauer und vielleicht gleichzeitig auch — frohe Hoffnung. ‚Der Dadingergiedene war angeblich schon seit Langem von einem gitischen Leiden geplagt, aber fein unerwartet rasches Ableben wird und mit dieser Krankheit in Zusammenhang gebracht. » Man spricht von einem wirks­amen Tränklein, das, nach fortwirfender orientalischer Tradition dem Padiihah des marokkanischen Neic­es den Weg zu den Freuden des Paradieses verkürzt haben soll. Die neununddreißig Weiber des dahingegangenen Sultans zerreigen ihre Kleidung und stimmen Klagelieder an, aber es fehlt auch am Elementen die sich des freundlichen Waltens des Schicdsals, das den Herrscher viel­­leicht mit einiger irdischer Nachhilfe aus­ dem Reiche der Webenden abberief, freuen. Ein neuer Fürst wird die Herrschaft antreten, das bedeutet neue diplomatische­ Aktionen der an der Mittelmeerfrage interessirten, europäischen Mächte und die Diplo­­matie vertritt ihre Sache im Oriente vielfach mit klingenden Gründen. Aus diesem wirtscchaftlichen Gesichtspunkte mag für manchen Würdenträger am maroslanischen Hofe der Tod des Sultans den Beginn einer fruchtbringenden Aera bedeuten. Der Wettkampf der Mächte um die Sympathien des Nachfolgers Mulley Haffan und seiner Nachgeber wird unmittelbar sein­en Anfang nehmen. Das Morgenland hat, für eine Anzahl europäischer Mächte eine unerlöschliche Anziehungs­­kraft ; der Orient ist des Zaubers des Geheim­­nisses längst entkleid­et und damit ist auch die Surdt vor seinen Schrednissen geschwunden. Die noch am Anfange dieses Jahrhunderts gefürchteten „Raubstaaten“ sind ein Objett der poli­tischen Spek­ulation Europas ge­wor­­den. Das einstmals in der Seehäuser-Nomantis eine so hervorragende Rolle spielende Algier ist nun französisches Refiqtihum, ohne freili­bigher die Kosten­ seiner Eroberung und Erhaltung moralisch oder materiell an Sranfreich bezahlt zu haben. Nach dem Belize Marokko geht die Lehnfugt von nur weniger als vier euro­­päischen Mächten: England, das vor mei Jahren seinen früheren Sefancien in Cetinje, Sir Kirby Green, mit glänzenden Gefolge als seinen Vertreter an den Hof des marosfanischen Sultans sandte, wo derselbe „glänzend empfangen und, wie damals verlautete, dur das Geschenk einer schönen Sklavin ausgezeichnet wurde ; Krank veich, das den naheliegenden Wunsch hegt, seine afrikanische Befigung abzurunden; Spanien, das den vielfachen V­ersuchen, die in seinem Brfige befindliche, auf marossanischem Boden gelegene Westung Ceuta auf gütlichem oder anderen­ Wege seinen Händen zu entwinden, bisher energisch Widerstand geleistet hat, weil er auf diesen Aus­­gangspunkt für weitere Operationen um seinen Breis verzichten will. Italien endlich, welches nicht plus, wie die Aeußerung Ori8pi’s lautete, ver­­hindern will, daß das mittelländische Meeer ein wuffischer See werde, welches vielmehr die Aufpflanzung irgend einer anderen Flagge an einem der Küstenpunkte dieses Meeres, sei es die englische, die französische oder auf die spanische, mit nicht geringerem Mitbehagen betrachtet. Wenn man die Gründe, die Maroffo zum neuesten Objekt politischer Spekulation gemacht haben, kritisch zergliedern, wenn man der dunklen Trieb, der die europäischen Fürsten mächtig zum Oriente hinzieht, analysiren wollte, so würde man zweifelsohne zur Erfenntnig gelangen, daß die endliche Erreichung des heißersehnten Zieles weit mehr ein vags Großmachtsbemwußt­­seim befriedigen, als greifbare politisge oder wirtseichaftlige Vortheile für Die betreffende Macht im Gefolge Haben würde. "Die Schätze" ‚Indiens sind in festem Befige,' dem­ "sie kaum zu entringen sein würden und anderswo sind im gesammten Orient Beigthümer nicht leicht zu finden ; die Handelswege sind ihrerseits durch intere Der Kampf um den nationale Verträge gefiert. Bosporus und die Dardanellen ist in der Natur der Dinge wohlbegründet ; die Herrschaft über den Sueskanal hat ihre vwietss­aftliche Bedeutung, diese aber fan, "wie England gezeigt hat, auf durch eine Finanzoperation erworben werden; die auf Kolonialerwerbungen im fernen Osten hinaus» gehende: Politik "europäiser Mächte darf aber, wenngleich im Widerspruge mit den herrschenden Auffisfungen, im Wesentlichen nur als der Aus­­fluß der dur die europäisschen Kulturverhältnisse von der Bethätigung auf dem Kontinente ausges­chlossenen, der menschlichen Natur aber nun einmal innewohnenden Luft zu Abenteuern angesehen werden. Allein’ das neue Objektpoliti­­scher­ Spekulation it einmal­­ vorhanden ,--am Sultansyose nicht deuilleren. Im Banne der Verhältnisse. Roman von Theodor Mügge. (Fortsehung.) Nur in fremde Hänte soll­ meiner Tante Eigenthum nit fommim, das meine ich, weiter nihte. So wünsche ich Ihnen viele frohe Tage, glück­he Zeiten, Freude an Kindern und Kindes:­kindern, überhaupt Alles, was man einem Liebens­­würdigen Bapa nur wünschen kan. Weise Schwie­­gersöhne und Schwiegertochter!" Er late unverschämt dazu, und seine greifen Augen musterten vergnüglich die Donnerwolken im Gesicht des alten Soldaten, aus denen jeden Augen­­blid Blige hervorbiegen wollten. Er mochte seine Absicht sein, diese hervorzurufen, aber Louise mache ihrem Vater lächelnde Zeichen, die ihn ermahnten, nicht die Geduld zu verlieren, und der Major ber­zwang sich und dankte es heimlich dem guten Herrn von Radau, der sich bemühte, ihm beizu­­stehen. „Sb Habe gehört“, sagte dieser mit seiner schmeichelnden Höfligkeit, „daß ir Herr Sohn in das Justizministerium berufen worden ist, und welche glänzende Zukunft ihm bevorsteht. So f­ließe auch ich mich den vielen guten Wünschen auf's Innigste an.” Der Major war stolz auf seinen Sohn. „Haben Sie Dank, mein lieber Hel­d. „Rah“, sagte er, ihm zunichend, „So habe meinem Sohn seine andere Lehre mit auf den Weg gegeben, als die, wo Du Unrecht siehst, leid’s nicht ! und das Hat er festgehalten. Der Minister Hat ihn in sein Haus genommen, obwohl er gegen manche Mängel in der Justiz geschrieben und ge­sprochen hat.“ „Das ehrt den Herrn Minister eben so ehr“, erwiderte Rahau, „wie wir uns der Hoffnung hingeben mögen, daß der nächste Justizminister Herr d. Brand heißen möge.“ „Brand !* fhrie Willens, „dann ist das goldene­ Zeitalter gekommen, Necht und Gerechtig­­keit sind seine leeren Phrasen mehr. Stoßen wir Ale­an auf den Justizminister der Zukunft, der die Unschuld befrägt.“ Wie widerli übertrieben an die Scherze waren, welche Wilfens weiter daran kfnüpfte, so mußte ihm doch willfahrt werden. Er war sehr aufgeregt, trank viel Wein, sehwagte und lachte, und sein dicks, blasses Gesicht färbte sich nach und nach vorher. Der Major war mehr als einmal nahe daran, aufzufahren, aber er überlegte heimlich, daß, die die Folgen der Meittheilungen seien, welche N­ahau ihm gemacht hatte. Wilfens war ohne Zweifel darüber in seiner Eitelkeit beleidigt und nicht edeldenkend und feinfühlend genug, um sich als Mann von Ehre zu benehmen. Herr v. Brand wurde dadurch noch mehr bewogen, nach­sichtig allerlei Spott und Großheit aufzunehmen, im Stillen aber nahm er sich vor, daß dies der legte Auftritt Dieser Art sein solle. Er faßte seinen Entschluß, eine kurze aber bestimmte Abrechnung mit dem unbequemen hafte glei nah ZTiche zu Willens Spöttereien über die­ses halten, aber es kam doch noch,­ ehe das Mahl ganz beendet war, zu einer unangenehmen Szene. Eduard Wilsens hatte sich fest zum Gegen­stande seiner Bosheit die kleine Toni und den Doktor ausgesucht. Toni hatte ihren Arm auf des Doktors Schulter gelegt und flüsterte­ und late ihm ins Ohr. fahren eines Hauslehrers, der von so reizenden Schülerinnen schwärmerisch verehrt werde, die ihn, wie Epheu den Ulmbaum, umschlängen, wurden von so frechen Bliclen und Geberden begleitet, daß der Major die Geduld verlor. Er warf das Teller­­fuß auf den Tisch und stand mit solcher Heftigkeit auf, daß Wilfens ershrach. Die furctsame Seite seines Charakters erhielt die Oberhand über seine Unversgämtheit, da stellte der gewosfene Wein das Sleichgewicht wieder­ her. „Was ist denn geschehen ?“ rief er. „Sie wollen mir doch nichts übel nehmen ?* „Nimm un­s übel, Papa“, lachte Toni, „es lohnt sich nicht der Mühe.“ „Es ist mir nichts gefchehen“, antwortete der Major mit so vieler Ruhe, als er aufzubringen vermochte. „Auch soi mir nichts weiter gefciehen.“ „So trinten wir no ein Glas und laden zusammen.“ „Ich danke für Alles,“ sagte der Major. „Laß den Kaffee in den Garten bringen, Xouise. Wir müssen diesen Dingen ein Ende machen.“ Er entfernte sich, aber Willens rief ihm nach) „Dann wo ein Glas auf das gute Ende, verehrter Better. Und jet Din ich bereit, schönste Rousine, der s schwachen Stunde mi zu erwehren und allen Thorheiten abzuschwören.“ Sie zu ein halber Bogen Beilage und das „Sluftrirte Sonntagsblatt" : ee. . Ep­­ 2 x E Een g a EERE RR SErgs: Pr ER NEN S = S­un Ba TEE­N K EEE Te a ER er ee Be:

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