Oedenburger Zeitung, 1887. November (Jahrgang 20, nr. 249-273)

1887-11-08 / nr. 254

"s & Ei­n es, gr # TEEN RETTET, EEE ger Fe ERIERTER BERUFEN angesichts der wesentlich verbitferten Situation erleichtert aufseufzen und in dem Ueberihmwang ihrer Freude dem Minister des Arußern ihre An­­erkennung wollten ? Gern sei ja zugestanden, das an der Wandlung, welche die Kriegsgefahr hinnweg­­gebannt hat, traf Kalnoky nicht ohne Ber: Dienst ser. Gewiß hat die müchterne und feitt Haltung unserer, auswärtigen Politif mit dazu beigetragen, daß das Alpvrüden, welches vor genau einem Sabre auf allen Gemüthern beflemmend lag, nunmehr hinfortgefcewunden ist. Und rückhaltslos fliegen auch wir uns dem heutigen Anerkennungs­­votum an; denn es kann demelben nit all'in die Bedeutung eines Belobungsbetretes für Die Vergangenheit innewohnen, sondern es muß fügli auch als seine Richtschnur für die Zuk­­unft gelten, als ein Auftrag, die auswärtige Politit der Monarchie auch fürderhin im jener Bahn zu führen, auf welcher wir heute wandeln, auf der Bahn der nachdruchsvollen Wahrung des europäischen Friedens und unserer Interessen, welche gottlod mit dem Erstern sich ganz gut vereinbaren lassen. BF. EFT TEST Der Reichistagsabgeordnete des Preß­­burger ersten Wahlbezirkes. Oedenburg, 7. November. Obgleich insbesondere von dem „oppositio­nellen“ (!) Degane der Preßburger Publizistik, dem „Grenzboten“ für den Kandidaten der Negie­­rungspartei, den früheren Redakteur der dem „Grenzbote“ stets in den Haaren liegenden „Preß­­burger Zeitung“, für deren Daniel Mole­c nämlich, lebhaft Stimmung gemacht wurde, so fiel­ dieser bei der Wahl dennoch ziemlich eflatant dar und sein Gegenkandidat. Defiver Szilágyi erfohht einen glänzenden Sieg ; ein Ergebniß, das alle gewiegteren Politiker Ungarns und aufrichtigen Patrioten, mit hoher Befriedigung zu erfüllen geeignet ist, obgleich Molec wohl auch ein ver­begabter Mann ist, sich aber zu Szilághyi als Molitifer verhält, wie wir zu Wolfgang Goethe. Daß die Preßburger Wähler­­haft, obgleich MoLec ihr langjähriger geachteter Mitbürger ist, mithin einen großen Anhang besaß und das Glück Hatte, daß für ihn lebhaft agitirt wurde, trog dem Desider Szilágyi die meisten Stimmen gab und ihn mit überwiegender Majorität zum Ab­­geordneten ihres Bezirkes machte, das ist ein Zeichen so großer politischer Reife derselben, wie sie Der Bewohnerschaft einer Stadt wohl ansteht, welche in Bezug auf Intelligenz und geistige Negsamkeit einen so hervorragenden Plan unter den Städtewesen Un­­garns einnimmt, wie das eben bei der Preßburger Bevölkerung der Fall ist. Die erfolgte Wahl Desider Szilägy.’3 kann als ein bedeutender Gewinn für unser Abgeordneten­­haus betrachtet werden, sol whe sein Wegbleiben aus demselben ein empfindlicher Oberlust gewesen wäre. Wir haben seinen solchen Ueberflug an Männern von der Begabung eines Szilägyi in unserer Mitte, als daß er und gleichgiltig sein künnte, wenn ein Dann, der aus dem Holze gefhnigt ist, wie er, der Mit­­wirkung an der Legislative entzogen wird. Im jeder Legislative Europa’s würde man der Jugend von Abgeordneten erforderlich sein, um einen Dann wie Szilágyi aufzumiegen , um wie viel mehr aber ist das bei und der Yal, wo jegt unter den jüngeren Elementen shaarenweise Leute ind­ Haus genommen sind, die ihre intellektuelle Berechtigung, mitzuthun am Werke der Seießgebung, erst thatsächlich zu ermeisen haben werden. 3 liegt in dem m­orrigen Wesen von der­­­allgemeinen Schablone entwachsener Menschen, daß sie wenig Freunde haben, und das ist das Einzige, was Defiver Szilágyi bisher in seiner politischen Karriere geschadet hat. Menschen, die ein zielbemußtes Denken haben, fünnen ss nicht so leicht vom Willen von ein­­zelnen Personen oder den Strömungen des Tages anschließen, und er ist ein Glück, daß sie das nicht können, denn er muß auch Männer geben, melche die Richtung weilen, in welcher si die Vertrebungen der Zeit bewegen. Zu diesen Bahnbrechern gehört Defiver Szilágyi, und so ist es begreiflich, daß er mit seiner originellen, selbstständigen Auffassung und der Energie seines Wollens fs nicht leicht im eine der bestehenden Parteien einfügen kann, sondern den Rahmen derselben sprengen muß, um seine eigenen Wege zu geben. Männer wie Szilágyi, sind zu Führern der Parteien, nit aber zu blosen P­artisanen derselben schon durch ihre mächtige Natur gestempelt. Der neugewählte Preßburger Abgeordnete steht heute außerhalb der Parteien. Wir halten das für seinen Lehler, eher für einen Vorzug bei einer­ Indi­­vidualität, wie er e8 if. AS einen ganz besonderen Gewinn für die allgemeine Sache aber müssen wir es ansehen, daß Szilágyi si von der gemäßigten Oppo­­sition losgesagt hat, von­­dieser feudal Eler­falen Partei, welcher bloß seine Persönlichkeit eine Art liberalen Prestiges verlieh, so daß derselbe, als er sich noch bei dieser Partei befand, jenem heraldiischen Fabelwesen mit zwei Köpfen glich, die in der Wirklichkeit gar nit zu leben vermögen. Die gemäßigte Opposition hatte damals einen liberalen und einen feudal-Elek­talen Kopf; den ersteren rrepräsentirte Szilágyi; in dem Augenblicke aber, da er die Lebensunfähigkeit eines derartigen widernatürlichen Gebildes erkannte, schied er aus dem Kreise­n dieser Partei aus und entschloß sich, seine eigenen Wege zu gehen. Von einem Manne, wie Szilágyi, war auch nichts Anderes zu erwarten. Jeder politischen Partei, jedem praktischen Poli­­ziker muß ein tel vorschweben, und dieses kann sein anderes sein, als das Wohl des Landes. Ueber die Wege, welche zu demselben führen, kann es eine Meinungsverschiedenheit geben, über das Ziel selbst nit. Jede Partei glaubt, daß ihr Weg der richtige sei, daß ihre Anschauungen zum Heile führen. Es gibt aber auch Männer von selbstständigem Denken, welche in dem Programme seiner der bestehenden Parteien das Richtige finden und aparter Ansicht find. Zu diesen Männern gehört Desider Szilágyi, und sein mächtiger Geist, seine­ Fähigkeiten und die Energie seinen Charakter geben ihm die volle Berechtigung eines so starf ausgeprägten Individualismus. Wir wissen nicht, ob sich Szilágyi nicht mit der Zeit do der Negierungspartei anliegen wird; wenn er es thut, so wird er das WPrestige derselben wesentlic erhöhen; er wird dann aber auch willen, daß sein Vertritt zu Dderselben im allgemeinen­nteresse liege. Wie dem aber auch sei, ob Desider Szilágyi das thun oder außerhalb der Parteien bleiben wird, er wird seinen Wahlbezirk sowohl, als auch die allgemeinen Landesinteressen stets würdig vertreten. Er ist einer der beten Männer, der flarsten Köpfe in unserer Gesetzgebung,und daß er diesmal dem­ Reichstage nicht fernblieb dafür ist das Land seinen Preßburger Wählern thatsächlich zu Danke verpflichtet, fiel der denn Sie würden nier, sein Andenkens zu beseitigen ist aber durchaus falsch.“ „So handle nach meiner Manier,* Gutsherr grollend ein. „Das dürfen Sie nicht, sehr unklug verfahren.“ Herr von Brand fuhr auf, aber er begegnete den freundlichen Augen seiner V­ertrauten, die ihn mit der eigenthümlichen Schärfe anblidten, vor der er geheimen Schauder empfand. „Sie haben, wie gesagt, sehr Unrecht mit Ihrem Ungestüm,“ lächelte Radau sanft. „Das liebenswürdige Kind hat den Nagel auf den Kopf getroffen, und die Stimme der Unschuld Hätte Ahnen nit verloren geben müssen. Nachdem dieser Narr sich no när­­risher benommen hat, als ich es ihm zutraute, läßt sich allerdings voraussehen, was si ereignen wird, nämlich, daß Toni ganz recht hat. Er wird Ihrem Sohne, seinem Freunde, sein Herz aus­rütten ; somit müssen Sie ihm zuvorkommen. Haben Sie dem Herrn Ministerialrath noch seine ausführliche Mittheilung gemacht ?* „Rein,“ sagte Herr von Brand mürrisch: „So muß es heut no geschehen. ch habe gleich nach dem betrübenden Ereigniß oder viel mehr nach dem­­ Begräbnig auf Ihren Wunsc die traurige Pflicht übernommen, dem Herrn von Brand die nunothmwendigste Mittheilung in Ihrem Namen zu machen, da Sie selbst, zu angegriffen von Schmerz und Trauer waren ; jett jedoch ist es die böcste Zeit, daß Sie selbst die Feder err­greifen. Sie haben bis jetzt seine Antwort ." „Nein“, stieß der alte Herr heftig hervor. „Er wird auf Ihren Brief warten.“ „IH will nit schreiben! Ich kann nicht !“ Yadau 709 ein Papier hervor. „Hier ist ein Entwurf“, sagte er, „ich habe ihn niedergeschrieben , fügen Sie hinzu, was nördig scheint. Ich hoffe jedoch, Sie wirden damit zufrieden sein.“ Er­­ hob den Bogen unter die Augen des Majors, der starr darauf Hinblickte. Nach und nach wurden dessen Augen größer, sein Ge ficht von Nölke verdunkelt. Er stieß das Papier von sid u sagte ingrimmig: „Das sind Lügen, [händliche ügen.“ „Keineswegs", erwiderte Nadau, „es sind Vermuthungen, Ansichten, Meinungen, welche si durchaus rechtfertigen lassen, und melche sie noth­­wendig haben müssen. Er kommt vor allen Dingen darauf an, die Verhältnisse und das Betragen dieser Gottberg in das rede Kit zu fegen. Ein weicher und angesehener Mann, wie sie es fest sind, kann nit anders urtheilen. Der Herr Ministerials­rath muß vor Einflüsterungen gewarnt werden. Er muß den zärtlichen Diater erkennen, der an die Aussichten seiner Familie denkt. Hat dieser Mensc, der ihnen so viel Dankbarkeit schuldet, si nicht in­hr Vertrauen eingeschlagen, um es zu miß­­brangen ? Hat Fräulein L­ouise ihm nich selbst endlich ihre Verachtung zu Theil werden lassen ? Und ist er nicht aus­­ diesem Hause gegangen, um nit fortgewiesen zu werden ?* „Rein! — € 8 verhält sich anders! Nein !" murmelte der Major, in großer Qual den Kopf sgüttelnd. (Bortregung folgt.) - . s-«.·«..z« Dem Tage. Der Königl ungar. Kommunikations­­minister über die ungarischen Staats­­bahnen. Zu Ende des Jahres 1886 hatten die im Staatebetriebe stehenden Eisenbahnen eine Länge von 4590 Kilometern. Das im diese Eisenbahnen inpetierte Kapital beläuft sich auf 384.767,696 fl.; hievon entfielen auf den ur­­sprünglichen Bau 283.716,889 fl., auf Ergänzungs­­bauten 24. 236,770 fl., auf Verkehrsmittel 48.850,071 Gulden, auf Inventargegenstände 4.551,143 fl., auf Suterkalarzinsen aber 23.412,821 fl. Bei der Beschaffung dieser Geldmittel ergab es ein Emis­­sionsverlust von 79.787,465 fl. — Im­ Jahre 1886 wurden auf den ungariigen Staatsbahnen 6.201.080 Personen befördert (gegen 6.644.970 im­­ Jahre 1885). Der Personentransport warf 7.258,337 fl. ab gegen 7.794.095 fl. im Vorjahre, demnach um 535,758 fl. weniger ab 1885. Der Deinister schreibt Dhiesen Rüdigen­t dem Umstande zu, dag 1885 das Ausstellungs-, 18836 aber ein Cholerajahre war. Günstiger gestalteten si­cie Er­­gebnisse v8 Kgrahtentransportes. 68 wurden befördert 6.811,180 Tonnen mit einer Brutto-Einnahme von 26.246,894 fl. gegen 6.608,289 Tonnen und 25.446,112 fl. im Bor­­iadre. D­ie Gesammteinnnahmen bes­trugen 34.158,053 fl. (gegen 33.718,500 fl. im Vorjahr­), die Gesammtan­gaben beliefen sie auf 19.972,176 fl. gegen 22.599,167 fl. im Vorjahre. Der Retnertrag stelle sich demnach für 1886 auf 14.185 376 fl., demnach verzinste sich das n­­vestitionenapiral von 3847 Veillionen mit 3,69 Berzent ; allein wenn man zum investirten Kapital auch noch den Emissionsverlust hinzurechnet, sinkt die Verzinsung auf 305 Perzent. Die V­erminde­­rung der Ausgaben beträgt gegen das Vorjehr 2­6 Veillionen, von welcher Summe 12 Veillionen kein Oberbau erspart wurden, ohne daß jedoch dadurch — so behauptet der Bericht — die Vers­­ehrsfähigkeit der Eisenbahnen und die Sicherheit des Verkehres beeinträgtigt worden wären. Daß der Lastenverkehr sich unter dem neuen Regime gehoben, schreibt der Meinister der von ihm bes folgten Tarifpolitik zu. O Allerhöchste Auszeichnung. Se. Majestät der König hat dem Ef. F. Obersten des Artillerie­stabes und Artilleriedireksor des 14. Korps, An­­drea Rusgfy, den erblichen österr. Adel$e stand mit dem Ehrenworte „Edler von“ und dem Prädikate „Brumau“ verliehen. O Spenden des Königs. Seine Majestät der König hat zur Wertaurirung der Marien­­säule auf dem Hauptplage in Preßburg 200 fl. aus seiner Privatkarouille zu spenden ges geruht ; ferner für die gr..fath. Kirche und Schule zu Huptföz und Kislonka je 150 fl. für die röm.-fath. Schule zu Lucsta und die gr.-fath. Kirche zu Raktovicza je 100 fl. () Iuffiziere Ernennungen. Durch aller­höchste Entschliegung wurde der Staatsanwalt für den Peter Landbezirt Bingen Cherna zum Der - Staatsanwalt i » Substituten bei der Buda­­pester Doer - Staatsanwaltschaft ernannt. Yyerner wurde durch Allerhöchste Entschliegug die vom Präsidenten des Szegzárder Gerichtshofes Koloman Sävel erbetene Verlegung zum­­ Fünflichner Gerichtehofe genehmigte und der Richter an der Budapester F. Tafel Alexander Hunyokl zum Präsidenten des Erlauer Gerichtshofes ernannt. O Personal-Rahricht. Der in Oedenburg stationirte Ef.­f. Hußaren-Lieutenant Graf Karl Lugger-Babenhausen, Erbgraf des fürstlichen Hauses befindet si­­egt mit seiner rau Gemahlin, gebornen Fürstin Hohenlohe in Budapest, eben dieselbe hat ihren Gemahl ehevor= gestern durch die Geburt eines Töchterchens erfreut, angefüglE welches freudigen Ereignisses an der Majoratsherr des fürstliche Hauses, der Vater des Hrn. Lieut. Hürst Karl ZuggerBdaben­haufen in der Landeshauptstadt eingetroffen ist. 4. November, wird berichtet : Gestern Nachmittags stürzte der öfters reich-ungarische Botschafter Graf Wollenstein beim Spazierritt im Gommergarten vom Pferde. Der Graf wurde gegen einen Baum geschleudert und brach eine Rippe. Die Verlegung ist sehr schmerzhaft. D­­ie Frage des Repetirgewehres wird, wie wer vernehmen, erst in einer der legten­digungen des ungarischen Heeresausschusses zur Sprache gelangen. Den Bemühungen Tip­a’s ist — Aus: Petersburg,

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