Oedenburger Zeitung, 1888. September (Jahrgang 21, nr. 201-225)
1888-09-16 / nr. 213
WMW - STETTEN ET EEE EEE an 16. September 1888. XXI. Sahrgang. Az. 218enburger Zeitung. (vormals „Bedenburger Nachrichten“) egen für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Ehr’ — Betrüchten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.” Buchdrutterti E. Romtalter , Sohn, Grabenrunde 1. WB Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations-Preise: Für Loco: Ganzjährig 3 u Halbjährig.5 fl., Vierteljährig , Monatlich af Wür Auswärts: Sagaki es fl., Pekni 7 fl., Biertelahrı & ak für das Blatt Befinintere Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, find an an die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, Derlog und Inferatenaufnahme: Einzelne Nummern Rotten 5 rer. U Snserate vermitteln: Sn Wien: Hafenstein , Bogler, Wallau 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Schalet, ollgeile 12, gr. Moffe,Seilerstätte 2, M. 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Wer nicht gerade der eben beginnenden Jagdratson zu Liebe noch auf dem Lande ausharrt, diesem Spotte manche Bequemlichkeit :opfernd, oder wen nicht besondere Umstände noch länger von seinem gewöhnlichen Domizile fernhalten, der rückt fest mit Kind und Kegel, Sad und Pad auf den Schauplan seines berufsmäßigen Wirkens wieder ein, gleichviel ob er Banquier oder Sobber, beurlaubt gewesener Steueramtsoffizial oder Premierminister ist. Auch die Landeshauptstadt erfreut sich bereits der Rückkehr ihres mächtigsten Wiürdenträgers, des Herrn Koloman von Tipa, der in Ostende sich restaurirt, in Brüssel sich informirt und in Wien fonferirt hat und jer selbstzufrieden wieder daran geht zu sehen, wie er die Nation väterlich (!) regiert. Diese aber freut sie seiner Nackunft wohl ebenso wenig, als sie seine Abwesenheit betrübt hat, denn mit großem Gleichmuth sieht man der Dinge entgegen, die durch den Ministerpräsidenten starre Hand, vielleicht schon vorbereitet, uun werden ausgeführt werden. Zwar weiß man, daß Herr von Tipa mächtig genug ist, um aus kleinen Leuten, große Männer, aus bloßen Nullen Summitäten zu machen, mit denen man dann nolens volens rechnen muß und die dem Lande Unsummen foften, ohne das Geringste einzubringen; allein diese Fähigkeit hat ihm doch fein liebendes Vertrauen erworben, obgleich sie es ihm ermöglicht hat, bei den Reichstagswahlen eine imposante Majorität zu erzielen und eine Negierungspartei zusammen zu schweißen, die folgsamer, schweigsamer und willenloser in seinem Lande der Welt existirt. Bei alle dem steht er doch allein, wie der Thurmfalte, der hoch über der gewöhnlichen Menschheit brütet und dessen Ein- und Ausfliegen wohl ein starres Geräusch verursacht, aber doch niemanden sonderlich bewegt. Ebenso berührt auch die große Menge weder die Abfahrt, noch die Rückunft des Ministerpräsidenten, „ruhig mag’ man 'pn erscheinen, ruhig gehen sehen !“ Aber er ist nun einmal wieder in Budapest, die „sauren Gurken“ der Natur sind jegt bald „alle“, — die „sauren Gurken“ von Ungarns innerer Politik werden angegänzt. Schon in der allernächsten Zeit dürfte der Unterrichtsminister ernannt werden und dieser Ernennung sollte nach und nach eine Rekonstruktion des Kabinets folgen. Nicht nur in oppositionellen Streifen, sondern auch in den Kreisen der Regierungspartei herrscht die Welterzeugung, daß man mit einem solchen Kabinet für die Dauer nicht regieren künne. Die wichtigsten Netsorts haben seinen Minister oder werden nur provisorisch verwaltet, ein Minister ist regierungsmüde, der Regierung zweier anderer Minister ist die Regierungspartei müde, und das Ministerium weist überall Lücken auf. Daß das wichtigste Ministerium, das Finanzministerium, vom Ministerpräsidenten verwaltet wird, beweist abermals, daß Herr von Tipa gern und willig arbeitet und daß er troß seinem vorgeschrittenen Alter weder Mühe noch Plage schent. Es ist seine Leichte Aufgabe für den Ministerpräsidenten gewesen, die Leitung des Finanzministeriums zu übernehmen. Das Finanzwesen war nämlich niemals seine starre Seite, und es ist gewiß lobenswerth, daß Herr v. Tipa fi mit allem Eifer der schwierigen Aufgabe widmete, die Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen. Leider entsprachen seine Bemühungen nicht jenen Erwartungen, ob man denselben entgegenbrachte. Wir haben in der kurzen Zeit, seitdem der Ministerpräsident Finanzminister ist, die traurigsten Erfahrungen machen müssen. Man hat nicht allein Alles besteuert, was besteuert werden konnte, sondern man hat auch alles bereits Besteuerte nochmals besteuert. Fleisch, Kaffee, Zuder, Bier, Spiritus sind nachgerade für den armen Mann unerschwinglich geworden, und doc läßt das Finanzministerium fest verkünden, daß es leider nicht gelungen ist, das Defizit auszurotten. Es ist überflüssig hier auseinanderzufegen, welchen Bartheil es dem ungarischen Staatskredit brächte, wenn Die Ordnung im Staatshaushalte hergestellte wäre, doc wir meinen, daß die verzweifelten Steuerexperimente, welche Herr v.Tipa unternimmt, dem Lande gar seinen Nuten bringen, zumal sie uns leider zu ‚seinem geordneten Staatshaushalte verhelfen. Umso schwerer sind aber die Zarten zu ertragen, welche man der steuerzahlenden Bevölkerung auferlegt. Wenn der Bürger des Landes wüßte, daß jene Opfer, welche er erbringen muß, die Erreichung eines großen Zieles möglich machen, so würde er willig viele Steuererhöhungen dulden, wenn er aber sieht, daß Großalledem und alledem die Staatsfinanzen nicht besser werden, so muß er unmuthig werden und das Vertrauen in die Fähigkeiten der gegenwärtigen Regierung vollständig verlieren. Alle ihre Reformen: „ruhig mag man sie erscheinen, ruhig wieder fallen sehen.“ Nur das Eine ‚weiß, man gewiß, schreibt das „Bp. Thlt.* — daß Herr. v. Tiha nicht der Mann it, die ungarischen Finanzen in Ordnung zu bringen, denn das hat er in den lesten zwölf Jahren wiederholt bewiesen, aber niemals wurde dieser Beweis klarer und deutlicher erbracht, als an dem Tage, an welchem der Ministerpräsident die Leitung des Finanzministeriums übernommen hat. Leider scheint aber Herr v. Tipa seit jenem Tage auch einen Theil seiner politischen Geschichlichkeit verloren zur haben, denn die Ablösung der Regalien in jener Weise, wie er dieselbe plant, ist nicht nur ein finanzieller Irrtum, sondern auch ein politischer Mißgriff. Die Aufregung, welche dieses verunglückte Projekt im ganzen Lande Genüge. Die von allen Regalienbefigern gewünschte Ablösung der Regalien will Herr v. Tipa derart durchführen, daß mun sein einziger Regalienbesiger und Regalienpächter im Lande zufrieden ist. Dabei erwächst aber aus dieser Ablösung dem Staate seinerlei Nasen, ja allem Anscheine nach wird sogar ein Nachtheil für die Staatsfinanzen das Ende vom Liede sein. Wie gesagt, es ist recht schön und recht Löblich, daß Herr v. Tipa den Fnanzminister spielen will, aber wir glauben in feinem und — was vielleicht ebenfalls noch einigermaßen in Betracht gezogen werden darf — im I Interesse Ungarns sollte die Leitung des Finanzministeriums einem tüchtigen Sachmanne übertragen werden. Herr v. Tipa braucht vor Allem einen Finanzminister und gebraucht ein Ministerium. Mit diesen provisorischen Ministern, die seine Reform anbahnen wollen und seinedee hervorrief, verurtheilt den Plan der Regierung zur durchführen künnen, ist dem Vaterlande nicht gedient, „ruhig mag man sie erscheinen, ruhig wieder E. M. gehen sehen!“ Dem Tage. O Allerfehrte Auszeichnung. Se. Majestät der König hat dem Alexander Algya, Ordonnanz=Offizier des Landesvertheidigungs-Ministers, für seine in dieser Eigenschaft geleisteten eifrigen und ersprießlichen Dienste das Militär- Verdienstkreuz verliehen. Die Würde eines Geheimen Rathes wurde dem TML, Baron Johann Waldstätten, Stellvertreter des Landwehr-Oberkommandos für die im Neichgrabe vertretenen Königreiche und Länder, tarfrei verliehen. :.. Die Kronprinzessin in Dalmatien. Man schreibt uns aus Zara unterm 14.d.: Frau Kronprinzessin Stefanie ist gestern 2 Uhr Nachtmittags mit der Yacht „Greif“ von Lacroma nach Ragusa Bechia abgereift, von wo Die Weiterreise per Wagen über Castelnuovo nach Lattaro und Megline erfolgte. Die herbeigeströmte Bevölkerung von Nagusa Vechta und Sanali afflamirte die Kronprinzessin enthus fiastlich. Herr Erzherzog Rainer ist gestern um 8 Uhr Abends zu den Manövern in Megline bei Castelnuovo eingetroffen und hat sie sodann an Bord des „Greif“ begeben, auf welchem die Kronprinzessin Stefanie kurz vorher sich wieder eingeschifft hatte. Großjährigkeits-Erklärung eines Erzherzogs. Am 27. Dezember d. h. vollendet Erzherzog Ferdinand Karl Ludwig, Pionier- Lieutenant, der dritte Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig, das zwanzigste Lebensjahr. Nach dem Familienstatut wird derselbe an diesem Tage vom Kaiser-König in besonderer Audienz empfangen und in derselben als majorenn erklärt werden. Zugleich erhält derselbe vom Monarchen einen Säbel zum Geschenfe. O. Installation. In Großwardein fand am 13. .d. die Installation des zum Titular-Domberen ernannten bischöflichen Bibliothekars Vinzenz Bunyitay in Anwesenheit des gesammten Kapitels statt. Die Zeremonie vollzog der Abt Domsherr Josef Winkler. König Milan von Serbien in Gleichenberg. Der Souverain ist mit seinem Sohne, dem Kronprinzen Alexander, begleitet vom Hofsekretär Ehristics, dem Major Cirics, dem Hauptmann Rafics und den Professoren Dorics und Gyorgyevics am 14. d, um 8 Uhr Früh in Dem Könige und dem Kronprinzen von Serbien wurde ein ungemein herzlicher Empfang zutheil. Sie wurden vom gesammten Kurpublikum mit den behördlichen Vertretern und der Badedirektion an der Seite wärmstend begrüßt. Im Gleichenberg herrscht festliche Stimmung. O Suspendirung des Preßburger Komitats-Obernotärs. Großes Aufsehen erregt in Preßburg die plöglich duch den Obergespan Grafen Esterházy erfolge Suspendirung des zweithöchsten Beamten des Komitats, des Obernotärs Anton Maffat wegen grober Fahrlässigkeit und arger Unregelmäßigkeit in der Amtsgebahrung. Eine strenge Disziplinar-Untersuchung wurde eingeleitet. Gleichenberg eingetroffen. Ko a E 4 Bo 2