Oedenburger Zeitung, 1888. Oktober (Jahrgang 21, nr. 226-251)

1888-10-09 / nr. 232

. (vormals „DOedenburger Nac­hrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirt­schaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortbegritt zur Ehr? — Betrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.” Buchdrukerei ©. Nommwalter , Sohn, Grabenunde 11. BE Einzelne Nummern Rosten 5 Steger. uU Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonnt= oder Feiertag folgenden Tages. P­ränumera­tions:Xreife: Für Loco: Daniele 9 fl., De 5 fl, Vierteljährig 2 fl. 50 fl, Monatlich 1 fl. Für Answärth: Sansjährig 12 fl., gerbiäncg 7 fl, Viertel­­jährig 3 fl. 50 fl Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, Merian und Inseratenaufnahme: Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­­fin fie 10, U. Sr 1., Stubenbäftei 2, Heinrit Scalet, ollzette 12, Moffe,­­Seilerstätte 2, M. Dutes, 1, Ries­mergafse 12, Fu­na Iaufıs Sr. Dorotheagafse 1, teop. Lang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Bervitenplak 3 Infersrons: Sebübrent: Dita, für die ein, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die dreis, 20 fr. für die ierspulsige und 25 fr. für Die durchlaufende Bretitzeile erclusive der Stempelgebühr von 30 Er. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Justizreform­en. Oedenburg, 8. Oktober. a in unserem Baterlande überhaupt noch von Reformen die Nede sein fan, so­ll es wohl das Gebiet des Justizwesens, welches dieselben — die wir schon öfter an dieser Stelle erörtert haben — am dringendsten erheilcht. . In einer der legten Nummern des „B.T." bemächtigt ich Dieses angesehene Hauptstädtische Blatt des eben Deregten Themas und erklärt, daß es gar tief in das Rechtsleben Ungarns einschnei­­dende Reformen sein müßten, die von Allen, wel­­chen der ungarische Zivil- und Strafprozeß in­­ seinem jenigen Verlaufe genauer bekannt ist, gefor­­dert und erwartet werden. Wer da nämlich weiß, mit welchen Schwierig­­keiten auch nur der Beginn des Zivilprozesses ver­­bunden ist, und welche Leb­ensstationen das recht­­suchende Bublifium zu passiren hat, bis man endlich den Gipfel unserer Schwanfenden Indikatur erreicht; wer all die Unegeknnöfigkeiten fennt, welche der unga­­ris­che Strafprozeß in allen feinen Stadien zeitigt, der wird die Nachricht, welche aus dem Justiz­­ministerium soeben in die Welt geschieft wurde, mit sichtlichem Mißvergnügen zur Kenntnig nehmen. Die Strafprogeltordnung und eine Vorlage über das Disziplinarverfahren, das ist Alles, was uns für die nächste Zukunft auf dem Gebiete der Justiz­­reformen beschieden it. Damit aber nicht jemand fie in dem Glauben wiegen möge, daß man doch wenigstens die schreienden Uebelstände des Kriminal­­verfahrens in möglichst kurzer Zeit einem längst ersehnten Ende zugeführt werden, so ist dem justiz­­ministerlichen Kommunique sofort auch die Vor­­versagung angehängt worden, daß der Justizausschuß des Abgeordnetenhauses schwerlich in die Lage an biehe, diesen Entwurf noch in­­ dieser Session in Verhandlung zu nehmen. &3 ist so­­mit für diese Session auf justiziellem Gebiete seine andere Erb­ungenschaft zu gewärtigen, als eben nur die Schaffung eines neuen Disziplinarge­­seßes. &3 kann uns nicht beifallen, den Werth eines solchen Geseßes gering zu schoßen ; die M­an­­gelhaftigkeit des nun zu­recht bestehenden Diszip­­linarverfahrens ist evident, und jeder Schritt, der zu neuen, heilsamen Reformen auf diesem Gebiete führen kann, ist uns doppelt willkommen, wenn er nur nicht unter dem V­orwande einer nothwendigen Ber­chärfung der diesbezüglichen Bestimmungen, sich etwa an das Prinzip der richterlichen Unabhängig­­keit selbst hinanwagt. Welchen Werth immer wir aber auch einem solchen Geseße beilegen, eine weit­­gehende Wirkung auf unser ganzes Rechtsleben ist von demselben wohl nicht zu erwarten. Wenn wir von Justizreformen sprechen, so Schwebt uns vor Allem die endliche Durchfüh­­rung der Gerichtsorganisation und der damit Hand in Hand gehenden Umgestaltung auch des Zivilprozesses auf dem P­rinzipe der Münd­­lichkeit fußend, vor Augen. Insolange aus dem Justizpalais seine Stimmen zu uns gelangen, die Kunde bringen von den Bielen und Absichten, welche die Justizleitung in dieser Hinsicht begt, insolange wir nicht darüber im Klaren sind, was denn eigentlich geplant wird, um den ungarischen Prozeß auf beiden Rechtsgebieten billiger, schneller und mit mehr Gründlichkeit seinem Ende zuzuführen, bis dahin müssen wir allen Mittheilungen und allen Plänen die Stepsis entgegenbringen, welche durch den bisherigen Gang der Dinge wohl nur zu gerecht­­fertigt erscheint. Die Einführung des Man­hatver­­fahrens, die Revision des Bagatellverfahrens, beides mag ja dazu beitragen, daß die Zustände unnserer Gerichtsbarkeit Leidlicher werden, allein eine wirk­­liche und andauernde Gesundung derselben i­ von solchen partiellen Maßregeln nur in minimalster Weise zu erwarten. Will die Justizleitung wirklich aufräumen mit dem alten Schutz des ungarischen Prozesses, so darf, so fanıt sie nicht länger zögern, den an Schritt zu thun, der allein zum Ziele führt. Die allgemeine, endgültige Gerichts­­organisation, verbunden mit der Dezentrali­­sation der königlichen Tafel, welche die bescheidene „Oedenburger Zettung“ s­chon seit Jahren als eine der dringendsten Justizreformen be­zeichnet, muß Schleunigst in Angriff genommen werden, um der modernen Errungenschaft der Oef­­fentlichkeit, Unmittelbarkeit und Mündlichkeit des Verfahrens den Weg in den ungarischen Prozeß zu bahnen, und jede Reform muß hierauf aufge­­baut sei. s Bis wir nicht Nachricht erhalten von einem vollständigen Justizprogramm, als dessen organisch in­einander gefügte Stückwerse sich all die Vor­­lagen­­präsentiren, welche von Zeit zu Zeit aus dem Palais des Justizministeriums den Weg in das Abgeordnetenhaus finden, insolange erachten wir es als publizistische Pflicht, nicht jene Vertrauensse­­ligkeit in die Thätigkeit des Justizministeriums zur Schau zu tragen, welche in jeder­ Vorlage eine Er­­rungenschaft erblich. Kein öffentliches Gebiet in Ungarn erschei­cht dringender weitgehende Reformen an die ungarische Justiz, sein öffentliches Gebiet verträgt aber so wenig das ziellose, umherlappende Experimentiren, als eben die ungarische Justiz. Dem Enge, O Spenden des Königs. Fü­r die römisch­­katholische Schule in Szentleányfalva. Die griechisch-katholische Kirche in Dupina, die griec­hisch-katholische Kirche in Kisnyires und die griechisch-katholische Kirche in Drok-Hraböcz Fenilleton, in Dr. Emil Holub’s Forschungen und Erlebnisse in Südafrika.­ ­ (Fortsetzun­g) BR erwartete, daß diese Marchusulumbe uns freundlich aufnehmen, daß sie uns als Boten des Friedens begrüßen werden. Allein von dem ersten Tage wo wir das Land derselben betraten, wurden wir mit großem Mißtrauen angesehen. Im Jahre 1882 war nämlich der König der Marutje, der­­­selbe, der mir die Durchzugsbewilligung erteilte, mit einer Macht von Tausenden von Kriegern dort­­selbst eingedrungen und hatte das Gebiet der süd­­lichen Majchufulumbe überfallen. Ich bemerke hier per parenthefim, daß die Marchufulumbe Ninder­­heerden besigen, die in gleicher Zahl kaum sonst in Afrika zu finden sind. In kleinen Dörfern von­­ 2050 Hütten werden 2000-5000 Rinder ge­halten. Wir besuchten dieses Land und es war demselben nicht anzusehen, wo es nur wenige Jahre vorher beraubt und geplündert worden war. Als wir nun famen, hieß es in Erinnerung an den Ueberfall des Marutjekönigs: „Das sollen Weihe sein? Das glauben wir nimmer, das sind Ma­­rutfe, die durch einen Zauberspru ® weiß getüncht worden sind. “ “3 war schwer, ja unmöglich, gegen diesen Argwohn anzukämpfen, es gab sein Mittel, die Leute von ihrem Argwohn abzubringen und von der Wahrheit zu überzeugen. Darin auch lag der Grund, warum sein Ein­­ziger ein Medikament von mir annehmen wollte. Von dem Augenblicke nun, da ich den Grund des uns entgegengebrachten unheilbaren Mittrauens er­­kannte, sah ich auch, daß es um die Expedition schlecht stünde und hat mir das Mittel genommen sei, mir Achtung unter den Wilden zu verschaffen. Troßdem aber wollte ich nicht umfehren, obwohl meine Diener, die ich für die ganze Neije ge­­miethet, etwa 20 Mann, von Tag zu Tag größere Furt und Feigheit zeigten und je weiter wir samen, die Majchufulumbe immer drohender auf­­traten. AS wir nach Kafenga kamen, Desertirten in einer Nacht 19 meiner Diener. Nun standen wir in einer Lage da, die sich nur schwer mit Worten wiedergeben läßt. Neben meiner Frau hatte ich noch drei weiße Begleiter, Leeb, Fefete und Oswald Söllner. Die Erinnerung an jene Nacht, da meine Diener davonliefen und weder Versprechungen noch Drohungen halfen, wird meinem Gedächtnisse nie entschwinden! Doch da ich die Flucht dieser Leute vorausgesehen, hatte ich mir einige vierzig der für den BVerkehr mit den Einwohnern nöthigsten Worte der Marchufulumbe angeeignet, und mit diesen we­­nigen Worten halfen wir uns vorwärts. Die so mangelhafte Kenntniß.­ der Sprache hat uns in unserem Fortkommen nicht behindert, denn es war uns doch möglich, uns soweit zu verständigen, daß wir mehrere Wünsche verdolmetschen konnten. Noch in derselben Nacht, als die Diener da­­vonliefen, kamen die Majchufulumbe gegen Morgen, um uns zu überfallen, doch sie fanden uns wach­­sam und der Anschlag mißlang. Tage und Tage vergingen, bevor die Möglichkeit eintrat, daß ich gegen hohen Lohn Träger bekam, die uns bis zum Trupe bringen sollten. Mittlerweile war mir ver­­rathen worden, daß wir in einem Augenblicke, wo die Marchufulumbe zu uns sprächen, niedergestoffen werden sollten; von diesem Zeitpunkte am verhin­­derte ich unter Androhung des Gebrauches der Teuerwaffe, daß mehr als fünf Bewaffnete an uns heranträten. Unbewaffnete Trauer und Kinder liegen wir aber herankommen. Wenn wir irgendwohin kamen und Träger aufnehmen mußten, nahmen wir unsere Backete, legten die Bezahlung auf den Boden und traten dann rasch einige Schritte zurü­ck. Unsere Gewehre waren in Bereitschaft und auf einen Wind stürzte diese tobende Horde von 150 bis einige Hundert Eingeborener schreiend und jauchzend über die Pa­­dete. Man sah nichts, als einen Haufen Riesen­­hignons, Arme und Füße, dann auf einmal löste sich der Knäuel und es wurden uns zehn oder zwanzig­­­adete vor die Füße geschleudert, an welche feine Bezahlung befestigt gewesen wäre — die Frauen hatten die Bezahlung gestohlen und suchten das Weite. Es blieb nichts übrig als noch­­mals zu bezahlen und so kam es, daß wir oft sogar dreimal für das Fortbringen ein und versellten Last das Entgelt leisten mußten. Bei den Matchu­­fulumbe trieben wir nun schwer Träger auf und auch diese stets nur für wenige Kilometer. Sie fürh­teten ich, in das Gebiet des nächsten Häupt­­lings zu gehen und mußten daher immer denselben Tag zurückkehren künnen; deshalb trugen sie nur auf Streben von drei bi höchstens achtzehn Kilo­­meter und bei jedeömaligem Wechsel der Träger gab 8 furchtbare Szenen, während welcher wir nie des Lebens sicher waren; manchmal kam es so weit, daß wir es mit ansehen mußten, wie­ die Leute zu kaufen begannen und erst von einander fießen, als sie blutüberströmt zusammen laufen. Wo immer Leute zweier verschiedener Dörfer tragen, respektive den Lohn einheimsen wollten, begann (Forti. folgt.) solcher Kampf.

Next