Oedenburger Zeitung, 1889. Januar (Jahrgang 22, nr. 1-26)

1889-01-13 / nr. 11

TI«’"WWWHW«W­«WWWXH.., re­­ f . Ar. 1. or­ittag, 13.Himmner1889. XXII.Jahrgang. edenburger. Zeitung. (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortb­ritt zur Eher’ — Betrüchten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme­­ von Inseraten, Pränumerations- und Auferk­ensgebühren, nd an die Redaktion portofrei einzusenden.­­ "Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Stäm­merasions­­reife: Für Loeo: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig 2 fl. 50 fl., Monatlich 1 fl. | Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 7 fl., Viertel-­­ iijlzrig:3 ft.5l­ kr Administration, Dek­an und Inseraienaufnahme; Suchtruherei &. Nomtvalter , Sohn, Grabenunde 121. na U Einzelne Nummern Rotten 5 Streuzer. Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­­fisch­affe 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrin Schalek, 1., Wollzeile 12, NR. Moffe, Seilerstätte 2, M. Dufes, ı., Ries­mergasse 12. In Budapest: Jaulus Gy. Duroffengale 1, teop. Yang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Bervitenplag 3. Insertions:Sebüßren: 5 fr. für die eins, 10 °. für die zweis, 15 fr. für die Dreis,­­ 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Bet­tzeile erelusive der Stempelgebühr von 30 tr. I­­ei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Mabatt,­­­er Der Minister mit „verneinendem‘“ Geiste, Oedenburg, 12. Jänner. „Ich bin der Gift, der stets vereint“ könnte unter Unterrichtsminister Graf C 58 y von sich selber jagen, soferne er als Parlamentsredner so fortfahren würde, wie er als solcher in der vor­­legten Reichstagsfigung begonnen hat. Er oppo­­niirte der Regierung, indem er seine Bedenken gegen­­ manche Bestimmungen der Wehrgejeßvorlage sprach ; er opponirte der gemäßigten Opposition, da er seinen Erlaß, bezüglich der Smichusnahme der deutschen Sprache standhaft vertheidigte und er oppontete Schließlich auch der „äußersten“ Linken, da er von Oesterreich wie von der „anderen Hälfte der Mo­­narchie“ redete, als ab Ungarn nur ein, wenn auch großes, Stück des Reiches der Habsburger und nicht ein selbstständiger Staat wäre. Kurz, Graf E3äly „verneinte" in einer einzigen Rede gleich drei Kardinal-Prinzipien eines ungarischen Ministers, wie er eigentlich im Sinne der „Ultras“ sein sollte. Wir aber — wir stehen nicht an uns auf die Geste des „verneinenden“ Ministers zu stellen, obschon seine Ansicht über die halbiote Gesammtmonarchie, die er in Ungarn repräsentirt sieht, nicht vollständig unseren staats­­rechtlichen Begriffen über die wirkliche Stellung des Reiches der heiligen Stefanskrone unter den übrigen selbstständigen Staaten entspricht. E 3 war übrigens diese von allen Magyaren gewiß mit Recht beanstandete Bezeichnung Trangleithaniens nur ein lapsus linguae, denn als Minister, noch dazu als Träger des Unterrichts­ Bortefeuilles, muß Graf Csäky denn doch willen, daß Ungarn weder wirklich ein Stüd von Oesterreich ist, noch viel weniger es sein will. Desterreich-Ungarn heißt allerdings die Monarchie, das Wort also ‚läßt sich in zwei Hälften theilen, aber politisch in jede Hälfte ein Ganzes für sich allein. Den dem auf solche we­irenden Standpunkte­­ stehenden Minister war er eigentlich vorweg nicht eben vorsichtig, daß er überhaupt zum neuen Wehr­­geieg-Entwurf gesprochen hat, denn daß er ihn im Allgemeinen akzeptiren muß, ist ja selbst­­verständlich ; wollte er gegen das Kabinet Stellung nehmen, so müßte er logischerweise vorher sein PBortefeuille niederlegen. Im der ganzen Welt ver­­steht er si von selbst, daß die einzelnen Minister mit den Vorlagen, welche die Regierung einbringt, einverstanden sind, und bei den M­inistern des Kabinets Tipa ist das nicht nur naturgemäß, sondern auch ein kategorischer Imperativ, der mit dem Ver­­stande oft gar nichts zu thum hat. Doch Graf Csaafy wird sich mit der Zeit damit vertraut machen müssen, daß die Minister im Kabinet Tipa zu der Rolle der armen „Kordelia“ verurtheilt sind, d. h. daß sie schweigen und dulden müssen. Graf Csafy ist sein Neuling in der Kammer, aber er­st ein Neuling im Sabinet, und man darf ihm seine so eifrig verneinende Nede, die schließlich nur der Ausdruck seiner Ueberzeugung war, nicht übel­­nehmen, sofern man sein eingefleischter Mamelus ist, der darauf Schwört, daß die Heberzeugung Neben­­sache ist und das Votum die Hauptsache. Was seine erneuerte scharfe Betonung der Notwendigkeit des Deutschfönnens auch für die magyarischen Slünglinge betrifft, so sind wir zwar der bestimmten Meinung, daß Graf Csafy darin vollständig Recht hat, aber dennoch miüssen wir und fragen, warum er just die Debatte über die Wehrvorlage bewüßte, um seine jüngste Verordnung in Angelegenheit der deutschen Sprache zu vertheidigen ? Wir haben es in den lebten Tagen oft gehört, daß zwischen dem Erlasse des Unterrichtsministers und der Wehrvorlage sein Kon­­ner besteht. Graf C3&fy hat aber diesen Kenner — der von allen Anhängern der Regierung bisher bestritten wurde — wieder hergestellt und er muß e3 ich selbst zuschreiben, wenn man von nun ab‘ diesen Erlaß nicht mehr von der Vorlage trennen wird. — Auch ohne Wehrvorlage brauchen unsere Zünglinge den Unterricht in der deutschen Sprache und sie gefährdet nicht unsere Nationalität. Wir haben auf diesem Stüc Boden, das wir befi­en, eine wichtige Kulturkommission zu erfüllen, wir ichereien und Anspielungen, welche über sein häus­­liches Glück in der Gesellschaft fürc­rten, unmöglich so ganz unempfindlich bleiben können. Die fieberhafte Erregung, in welcher Emma die Tage verbrachte, bald Edgar’s Kommen erwar­­tend, bald Klopfenden Herzen? Mar’, männliches Antlit studirend, während sie in jener Gegenwart Edgar auf’3 Auffallendste auszeichnete, wurde end­­lich unerträglich für die junge Frau. Und zu glei­cher Zeit, während sie ihr Leben hingegeben hätte, in 3kar einen Funken der Leidenschaft aufflammen zu sehen, machte sie sich glauben, daß sie ohne Ed­­gar nicht weiter leben künne, und beschloß, ihm wohin immer zu folgen, damit sie nur das ver­­hakte Antlck des Menschen nicht sehe, der sich ihrer Liebe so unwürdig erwies. Die Idee der Entführung, damit wir es nur gleich gestehen, wäre Edgar nie eingefallen. Aber nachdem sie in dem närrischen, kleinen Blondkopf einmal Wurzel gefaßt, fand er sie originell, höchst schmeichelhaft und widersprach nicht. Er war ja schon daran gewöhnt, daß ihn die Damen mit ihrer Liebe verfolgten und obzwar es ihm nicht im Traume einfiel, wie Emma naiv dachte seine Lauf­­bahn diesem pisanten Abenteuer zu opfern, wollte er demselben doch einige Monate widmen, mit fai­­rer Erwägung der Möglichkeit, daß er sich mit Mar werde schlagen müssen, brauchen zu dieser wirksame Waffen und zu den beiten gehört unser Besit von fremden Sprachen. Sie vermitteln und, was die großen Produzenten der Kultur erzeugen und sie seßen uns im den Stand, den eigenen ımd angeeigneten fremden Skulp­turprodukten Geltung zu verschaffen. E 3 ist eine Kurzsichtigkeit ohne Gleichen, die si s­chon bitter gerächt hat und sich nicht noch bitterer rächen möge, daß wir die heimischen fremden Sprachen nicht ausgiebiger studiren. E3 mag ein sehr intensiver Patriotismus sein, der für die heimliche Eigenart bei jedem Windhauch von außen zittert und sie hermetisch abzuschließen sucht, aber ein Fruchtbarer und thätiger ist er nicht. Und wie grundlos ist diese Furcht! Die angelernte Sprache soll ung der Muttersprache entfremden ? Die tausend und tau­­send Fäden, die unser ganzes geistiges Leben an die Muttersprache knüpfen, sol die mit Mühe und Noth und nie vollkommen erlernte fremde Sprache, mit einem Schlage zerreißen ? « Man muß sich vergewissern,daß man­ nicht träumt,Wenn man Aehnliches liest.Gerade Diejeni­­gen,die für die Muttersprache das Größte leisten, aus ihrem tiefsten Borne schöpfen,ihr neuen Glanz verleihen,wissen nicht eine,sondern mehrere fremde Sprachen!Nicht nur mehr nützen wir d jener der ungarischen Kultur,der auch deutsch weiß,wie Graszisky bemerkte,er wird sie auch inniger lieben. Wie der Aufenthalt in fremden Ländern die Liebe zur Heimath vertieft, so verstärkt auch das Studium fremder Sprachen die Liebe zur­ Mutter­­sprache. Jene bleiben uns ja doch immer fremd, diese ist mit unserem innersten Leben unauflöslich­ verwachsen. Der internationale Zug der Kultur zwingt immer mehr die Gebildeten der ganzen Welt, sich fremde Sprachen anzueignen und nir­­gends hat das Gefühl für die Nationalität oder die Eigenart derselben darunter gelitten. — Gleichwohl aber sollte der Minister mit dem „verneinenden“ Geiste in Zukunft seine Reden vor­­bereiten, er darf nicht aus dem Stegreif sprechen, denn er ist ein viel zu intelligenter und viel zu charaktervoller Mann, als daß er sich in Zukunft So geschah­e3 denn, daß Emma an jenem nebeligen Herbstabend, in ihren Beizmantel gehüllt, zur Eisenbahn fuhr. Das zweite Läuten war verflungen und die Reisenden eilten ihr kleines Gepäck zusammenraf­­fend, drängend dem Ausgange zu. — Nur rasch, mein Lieb’, ich sicherte uns ein ausgezeichnetes Koupe, wo wir allein sein wer­­den, flüstert ein Mann mit auffallend interessanten Zügen, einer tief verschleierten Dame zärtlich zu, die sich nervös bebend, an seinen Arm schmiegt. Selbst durch den dichten Schleier kann man bemerken, wie bleich die Dame ist und wie ausgeweint ihre Augen. Dieser zärtliche Zuspruch erhöht nur noch ihre Nervosität, und während sie sie dem Aus­­gange nähern, schaudert sie fast vor dem Manne zurüc­k Nicht allein! Warum thaten Sie das, Edgard, er wird auffallen! Auf dem Antrige de Mannes spielt ein triumphirendes Lächeln, und anstatt der Antwort eilt er, die Dame mit sich ziehend, auf einen Wag­­gon erster Klasse zu. Eben will er schon der Dame beim Einsteigen behilflich sein, als ein Herr von imposantem Weußeren, in fostbarem P­elzmantel 1 durch die noch immer beim Ausgange fi) jtauende­n Feuilleton. Die Entführung. Nach dem Ungarischen der Stephanie Wohl­­ f (Fortseßung.) Er zweifelte seinen Augenblick daran, bei ihr zum Ziele zu gelangen, wenn er sich zum Sturm entschlöße, und im Kreise seiner­­ Vertrauten sprach er von Emma schon in einem Tone, als ob er nur die Hand nach ihr ausstreben brauchte, damit sie ihm gehöre. Es ist nicht zu leugnen! Die Diskretion war nicht die stärkste Seite dieser glänzenden Erschei­­­­nung, dieses blendenden Geistes. Aber Emma war eben noch sehr jung und sehr unerfahren, Edgar’s Benehmen reizte sie. Eine Zeit lang lebte die junge Frau in veri­­tablem Fieber. Wenn man ihr eine Welt dafür versprochen, hätte Emma nicht zu sagen gewußt, was sie mehr ärgerte und reizte: Edgar’s Kofetterie oder Mar’ ungestörter Gleichmuth. Denn Mar war in der That sehr ruhig, sehr Faltblütig. Dieses Musterbild eines Ehemannes bemerkte gar nicht, daß Edgar in seinem Hause täglicher Gast ge­worden, und er mußte auch offenbar an zeitweiliger Taubheit leiden, sonst hätte er gegenüber den Trat- Zür Abonnenten liegt Heute Nr. 2 des „Sluftrirten Honntagsblattes‘“ bei. begriffene Baar zustürzt. Menge sich Bahn bricht und auf das im Einsteigen (Fortj. folgt.) ‚R­­ u is it A­n DE RETTEN x S ‘

Next