Oedenburger Zeitung, 1890. März (Jahrgang 23, nr. 50-74)

1890-03-26 / nr. 71

Dt Zi ES BEE EEE an |­u zeiten im Serrfgerhaufe. Dem Ber­­nehmen nach dürfte die Hochzeit Ihrer Hoheit der Erzherzogin Margarethe nicht vor jener Ihrer­­ und 1. Hoheit der Erzherzogin Marie Balerie stattfinden. O Die Enfreyne unseres Königs mit dem deutschen Kaiser. Wie wir vernehmen, hat Kaiser Wilhelm II. den Wunsch nach Wien gelangen lassen, daß die ursprünglich für den Herbst in Aussicht genommene Entrevue mit unserem Kaiser-König früher stattfinden möge. Der Wunsch des deutschen Kaisers findet­­ seine Begründung in der Lage, die durch den Rücktritt des Fürsten Bismarc geschaffen wurde, über dessen Motive und Bedeutung Kaiser Wil­­helm dem befreundeten Monarchen und Bundesgenossen mündlich Mittheilungen ma­­chen will. O Andere Ministerpräsidenten in Wien. Graf Koloman Tipa war während der Feiertage im Wien und fuhr am Dienstag Abends wieder " heim. Ministerpräsident Graf Julius Szapary begibt sich am 5. April auf einige Tage nach Wien. e O Bertagt. Wie offiziös verlautet, wird der Wosten des Staatssekretärs im Ministe­­rium des Innern in der näch­sten Zeit nicht beseßt werden, sondern ist die definitive Ernennung vertagt worden. In die Agenden des Staat3- Sekretärs werden sich der stellvertretende Staat3- Sekretär Georg Lufacs und Ministerialrath Sojef Ribary theilen.­­ Der Abschluß der Ministerkrise in Deutscland. Aus Berlin verlautet: Graf Botho Eulenburg wird Minister des Sommern; Miguel, Finanzminister; Baron Huene, Minister für Landwirth­­fan und General-Lieutenant GoLl$, Eisenbahnminister. Mit diesen Ernennungen, deren Publikation bald erfolgen wird, dürfte die Ministerfrise in der Hauptsache abgeschlossen sein. — Fürst­­ Bismarc, der feine sämmtlichen Orden in der Wi­­eihsbank deponirt hat, sagte bei diesem Anlasse: „In Berlin wird man mich nicht wieder sehen.“ Auf­ den Stern v8 Schwar­­zen Adler-Ordens deutend, erklärte Bis­­­mard: „Den will ich nicht wieder anlegen. Wenn ich mich noch einmal werde offiziell sehen Lassen müssen, werde ich einen rad anziehen und Höch­­­stens das Johanniterkreuzg und das Eiserne­­ Kreuz anlegen.“­­ = Pokal-Zeitung, Bom Nagistrate der Königl. Freistadt Oedenburg. 3. 1902 Exp. 1590 Kundmachung. Es wird hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß der Konkurs, bezüglich der in den 1. und f. Militär- Erziehungs- und Bildungsanstalten mit Beginn des Schul­­jahres 1890-91 zu bejßenden Notarial- und Privat-Stif­­tungsplänen im städt. Einreichungsamte für Jedermann zur Einsicht aufliegt. Dedenburg, aus der am 22. März 1890 abgehaltenen Magistrats-Litung. . Ver Stadtmagistrat 8. 1894 Eyh. 1890 E3 wird hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß der Konkurs, bezüglich der in den Militär-Erziehungs- Anstalten im Jahre 1890—91 zu belegenden ung. Staate« Stiftungs-Pläge im städt. Einreihungsamte für Jedermann zur Einsicht aufliegt. Debenburg, aus der am 22. März 1890 abgehaltenen Magistrats-Situng. Der Stadtmagistrat. E Aus den Tomitaten, Esorna, am 25. März [Drig.-Korr.] Br (Brand. — Diebstahl.) Gestern Abends zwi­­sc­hen 9—10 Uhr brannte die der Firma Weß­­er, Abeles & Komp. in Wien gehörige, bei B Farad gelegene zirka 50 Meter lange Strohtrifte ab. Der Schaden konnte noch nicht konstatirt werden. Der bei dem hiesigen Eisenhändler Koloman Kofas, seit 18 Monaten im Dienste gestandene 16-jährige Lehrling Bela Kiss aus Fobbaház, i ‚entwendete zum Schaden seines Chefs Eisenwaaren im Werthe von 24 fl. 45 fl, die er auf der Straße von Farad in einem Graben verbarg. Be­­­­nannter Lehrling wurde in Untersuchungshaft ver­ Br­an Pepino. Lokalnotizen. * Die Waferleitung. Die für unsere Be­­völkerung so bedeutungsvolle Angelegenheit der Er­­richtung einer Wasserleitung bewegt sich in einem überaus schleppenden Tempo. Seit vielen Weonaten sehen wir der Erledigung entgegen, allein das Sta­­dium der Verwirklichung dieses Projektes scheint in unabsehbare Ferne gerückt. — Dieser Tage langte endlich­ vom Ministerium des Innern in dieser An­­gelegenheit ein Erlaß herab, mittelst welchem die Kommune aufgefordert wird, mit der Unternehmung in Kontakt zu treten und zu erwirken, daß Die Tarife, insbesondere für die größeren Kon­­sumenten, welche gegenüber den kleineren Kon­­sumenten unverhältnißmäßig zu Hoch ge­­griffen sind. Herabgemindert werden i­nzwi­­schen sollen laut demselben Crla die technisch konstruktiven Erhebungen durch das Ader­­bau-Ministerium weiter fortgelegt werden, allein wie dies zu bewerfstelligen ist, erscheint aus dem Grunde sehr befremdend, weil der ganze auf die Wasserfrage bezügliche Akt vom Ministerium des Innern an die Kommune herabgeschickt wurde. Wie wir übrigens aus bestinformirter Quelle ver­­nehmen, sollen demnächst die „Kultur-Inge­­nieure“ des Oberbau-Ministeriums wieher ent­­sendet werden, um an Ort und Stelle Erhebungen zu pflegen. Montag, den 24.d. M. erschien endlich obiger Ministerialerlaß, welcher den Beschluß der General­­versammlung des städt. Munizipalausschusses vom 7. November 1889 wegen Errichtung der Wasser­­leitung bestätiget und die dagegen eingereichten Ne­­furje abweist. Hoffentlich siegt jegt die bessere Einsicht, daß die kleinlichen Intriguen verstummen und die Sub­­skriptionen die Höhe erreichen, welche es den Un­­ternehmern ermöglichen den Bau baldigst zu be­­ginnen, es ist um so nothwendiger, daß jet ein­­mal alle Sonderinteressen und jede philiströse Nergelsucht verstummt, und Alle mit vereinten Kräften ein, in sanitärer Beziehung so wichtiges Werk fördern helfen, denn es möge sich Jeder vor Augen halten, daß die Entscheidung über die Dia­­lozirung der fünfgl. Tafel in kurzer Zeit zu er­­warten ist, deren für ung­­ünstige Erledigung von vielen Seiten so Heiß erstrebt wird, eine rationelle Lösung, der vom Hygienischen Standpunkt, so brennenden Wasserfrage aber dann auch als einer der Gründe, welche für Deydenburg sprechen, in die Wagihale fallen. * Konventfißung. Der fath. Konvent hält heute, Donnerstag, Nachmittags 3"­, Uhr, eine außerordentliche Sigung, mit nac­hstehendem Programme ab. Protokoll der in der Sigung vom 9. Mai 1889 zur Aufnahme der Kasing-Kaserne und deren Adaptirung zu Schulzweden entsendeten Kommission, unter gleichzeitiger Vorlage a) der Liniarpläne, und b) de8 Protokollen der Schul­­kommission vom 22. März 1890, enthaltend das Gutachten über das Bauprogramm und die Bau­­pläne. * Offiziers-Menage. An der Offiziers-Me­­nage in­ der neuen Infanterie-Kayerne hat gestern auch der Stations-Kommandant G.­M. Bruna theilgenommen. * Das V. Korps wird heuer seine großen Manöver Ende August zwischen Oedenburg und Raab abhalten. . * Militärisches. Der vor Jahren hier statio­­­nier­t gewesene Oberlieutenant SchulzLeides­­hoffen­de 2. Dragoner - Regiments ist wegen Dienstesuntauglichkeit in den Ruhestand getreten. * Das Schlaraffen-Fest am Semmering. Wahrli, wer irgend ein Vorurtheil gegen die Ver­­einigung von jenen Männern hegt, die es sich unter dem Namen „Schlaraffen“ zur Aufgabe ge­­stelt haben, in enger treuer Verbrüderung Kunt und Humor selber D­ilettantisch zu üben und dort, wo eben die freien Künste von berufener Seite zu ihrer edelsten Erhebung gebracht werden, sie kräftigst zu unterfrügen: der hätte müssen diesem seinen Vorurtheile für immer entsagen, so­­ferne er an dem gemeinschaftlichen Ausflüge der Solaraffen von Graz, Wien, Baden bei Wien, Neustadt und Oedenburg auf den Semmering theil­­genommen haben würde, welche Erfursion am legten Montag bewerkstelligt wurde. Die Anregung hiezu geschah von Graz aus, deren Schlaraffen den lebhaften Wunsch verwirk­­lichen wollten, mit ihren zunächst benachbarten Bundes- und Gesinnungsgenossen in engere Fühlung zu treten ; sie ließen daher durch ihren „Kanzler“, den Herrn Dr. Hermann EiST, die genannten Schlaraffen-Verbindungen einladen fi im ebenso grandiorten und luftigen, al­erquisiten Semmering­­hotel zusammen zu finden, um daselbst in trauter Einigung die Nacht bei anregenden geistigen Ver­­trägen und fröhlichem Becherklang zu verbringen. Aber nicht nur von den genannten Städten folgten schlaraffische Schaaren dem Hochwill­ommenen Nufe­ded wegen seiner wirklich uniderstehlichen Liebenswürdigkeit unter dem Namen „Liebling“ in den weitesten Schlaraffenkreisen bekannten Herrn Dr. Eisl, sondern auch an Budapest, Frei­­burg, Linz, Troppau u. f. w. fanden sich Solaraffen auf dem berauschend Schönen Höhepunkte, vis a vis dem Schneeberge und der „Raxr“ ein, wo die Natur ihre großartigsten Netze entfaltet. 8 waren zirka 120 Mitglieder „Ulljchlaraffias“ er­­sc­hienen, die in ihren farbenprächtigen „Rüstungen“, in reichem, bligenden Dordeng-Schmuck, eine Ge­­sellschaft bildeten, wie sie kaum malerischer und bunter gedacht werden kann. Von Dedenburg hatten zwölf Herren des mehrgenannten Bundes unter Führung des P­räses Herrn Alfred Rom­­­walter die Semmeringsfahrt angetreten. Am Ziele angekommen tauschten die von allen Gegenden herbeigeströmten Schlaraffen die herz­­lichten Freundschaftsgrüße aus; Bekanntschaften wurden erneuert, oder angeknüpft und für alle Zeiten im treues Aneinanderhalten gelobt. Das Bankett im großen Saale des erwähnten Hotels fiel überaus heiter und genußvoll aus. Auch war in Hinblick auf das gebotene reichhaltige und delikate Menu, der Preis von nur 1 fl. per Kouvert billigst gestellt. Gleich lobend müssen wir uns über den Komfort und die Preiswürdigkeit in Bezug auf die Unterkunft im Südbahn-Hotel aussprechen. Den Theil der Soiree, welche dem Dienste der Musen geweiht war, eröffnete der Oberschlaraffe der Grazer Verbindung, Herr Hand von Rei­­ninghaus mit pasffenden Worten. Später übernahmen den Borsig die Ober- Schlaraffen: U. Rommwalter; Dr. Josef Wedt, Adoptat aus Wiener­ Neustadt; Notar Dr. Grab, aus Baden bei Wien, und zulest präsidirte wieder ein Oberschlaraffe der „razia“, nämlich der Re­­gisseur, ehemaliger Direktor de Brünner Theaters, Herr Dominis Klang der Versammlung. Den schwungvollen und marsigen Prolog zu dem geistigen Theil des Abends hatte der auch hier bekannte Schauspieler Herr Josef Hettler ver­­faßt und brachte ihm mit schauspielerischer Routine zur vollsten Geltung. Hierauf folgten in bunter Reihe deflamatorische, zum Theil mit Hübschen Bildern illustrirte, Bofal- und musikalische Vor­­träge, von denen die Mehrzahl wirklich Höheren ästhetischen Werth hatten, während sich der Rest auf dem Gebiete zwerchfellerschütternden Humors bewegte. Erit um 5 Uhr Früh suchten die legten Teitgenossen ihre Schlummerstätten auf. E.M. * Ein Attentat am JSömwerweg. Der am vorigen Sonntag zu Stande gebrachte, mit Be­­stimmtheit agnoszirte VBerüber des Attentates auf dem Wege zu den Oberlöwern, Hat, wie bekannt, anfangs beharrlich geleugnet und sr auch bemüht, ein Alibi nachzuweisen, was ihm jedoch nicht ge­­lungen ist. Er würde übrigens s­ehr schwer gewe­­sen sein, gegen ihn den Beweis herzustellen, troß der vielen Berdachtsgründe, wenn man sich nicht endlich erinnert hätte, eine Klauspifitation, respektive eine Duchsuchung der Effekten des Be­­schuldigten vorzunehmen. E 3 fand sich bei der am Dienstag, den 25. d., Vormittags vorgenommenen Untersuchung, im Koffer des Beschuldigten ein V­erfaßzettel, welcher auf eine Uhr lautete und­­ gelang den Nachforschungen zu Konstativen, daß derselbe eben die geraubte Uhr des Herrn Lagler verseßt habe. Diesem V Bewerse gegenüber ließ auch der Beschuldigte das Leugnen fallen und legte ein Geständniß ab. Merkwürdig ist es, daß er die Uhr verlegen konnte, denn Hoffentlich ist ja doch die ii des geraubten ie: ein wie dies in olchen Fallen stets geschieht den so­» Trodlern und Versatzämtern sogleich mitgetheilt" worden Wäre die Hausdurchsuchung nicht noch Telegramme. Weimar, 26. März. Die „Weimar’sche Zei­­veröffentlicht folgenden Telegramm Des­sen Kaisers vom 22. d. M. an eine anders ergebene P­ersönlichkeit: „Betten den freundlichen Brief. Ich habe in der » Erfahrungen und sehr schmerzliche­­ch gemacht. Mir ist so weh ums Herz, meinen Großvater noch einmal ver­­mir aber von Gott einmal so be­­ibe ich es zu tragen, wenn ich auch Ende gehen sollte. Dad Amt eines ‚fizierd auf dem Staatsschiffe ist der Kurs bleibt der alte­­ Dampf voraus!" Wilhelm.“ März Man jagt der Kaiser “afen Herbert Bismarc bewegen, ©raf Her­­se bestanden. ES dessen Herr v.­­n Brüffel, ut wird. Die wird wohl ensleben Geschäfts­­{ ’«. » re .­«1 «-· is } th a KA FE PEN ' 7

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