Oedenburger Zeitung, 1890. September (Jahrgang 23, nr. 201-224)
1890-09-16 / nr. 212
« Er - XXOL Sabranny. _Dientag, 16. . September 1890. ebenbunger Zeitung. Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, Tache fir Tozinte Interessen, die Redaktior Portofrei einzurerden. Suchdrukerei, NRomtwalter & Sohn, Grabenrunde 121. Einzelne Nummern Rotten 5 Streuzer. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Loco: Genzjeweig 10 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig 50 fl., Monatlich Kurt Fri Unswärth: * Langjährig 14 fl., „gesjährig Tfl., Biertel.. jährig 3 fl. 50 fl Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Nieraten, Träumliterations- und Insertiongsgebühren, sind an Administration, Denn und Inseratenaufnahme: Inserate vermitteln: im Wien: Hasenstein , Vogler, Wallgar 10, U. Oppelif, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schale, Wollzeile 12, R. Moffe, Geilerstätte 2, M. "Dates, I., Riemer» = 12. Sn Budapest: Saulus S., Dorotheagafse 31 ° Leop. Lang, Gisellapla 3, A. ®. Goldberger, Servitenplag 3. Infersions:Sebübßren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zwei-, 15 fr. für Die dreiz, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petit» zeile ercelusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt, Bahn frei! Dedenburg, 15. September. Graf Stefan Szechenyi, der größte Reformator des neueren Ungarn, hat bekanntlich sein Augenmerk in hervorragendem Maße auf die untere Donau gerichtet und — so weit die die ihm zur Verfügung gestandenen beschränkten Mittel gestatteten — die Verkehrshindernisse auf der Stromstrecke zwischen Neu-Moldova und der Landesgrenze zu bewältigen versucht. Unter diesen Verkehrshindernissen ist bekanntlich das sogenannte Eiserne Thor das merkwürdigste, eine unter dem Wasserniveau der Donau sich Hinziehende, die ganze Breite des Stromes einnehmende Eisenbank, deren einzelne Soigen über das Wasser emporragen und die Donau in einer Länge von 1400 Startern für micch versperren. Graf Szechenyi hat durch Sprengungen eine auch für größere Fahrzeuge passirbare Durchfahrtsstraße zwischen den Klippenieses Steifenrückens hergestellt, doch ist diese nur bei einem Wasserstande von mindestens 9, Fuß passirbar. Die Erfahrung hat bewiesen, daß diese Donaustrede jährlich durch zirka 150 Tage unfahrbar ist. Seit Stefan Szechenyi ist zur Verbesserung der Verehrsverhältnisse auf dieser Donaustrede nichts geschehen. Wenn Die Schiffe das Eiserne Thor — und die übrigen zahlreichen gefährlichen Stellen — nicht passiren können, müssen die Waaren umgeladen und auf der durch Stefan Szöchenyi hergestellten Kunststraße bis zu dem Punkte unterhalb des Eijeren Thores befördert werden, wo Dieselben jeder auf Schiffe geladen werden. Das ist ein zeitraubendes und äußerst festspieliges Vorgehen und Serbiens zur festlichen Eröffnung der Arbeiten zur Regulirung de Eisernen Thores zusammen gefunden. Die ursprünglich geplante Einladung von Abgeordneten Rumäniens, Bulgariens und der Türkei ist unterblieben, diese Mächte werden erst bei den nach Abschluß des großen Werkes zu veranstaltenden Festlichkeiten repräsentirt sein. So wird denn endlich ein Werk in Angriff genommen, dasepochal nicht nur für den Handel Oesterreich-Ungarns, sondern für den levantinischen und europäischen Schiffsverkehr überhaupt sein wird und indem Ungarn al Mandatar der Gesammtmonarchie und mittelbar al Mandatar Europas das Hinderniß wegräumt, welches an dem Punkte, wo die Staaten aneinander grenzen, den Verkehr erschwert, erfüllt es eine zivilisatorische Mission. Erleichterung des Waarentransports wie der Wohlstand jedes der beiden Theile mittelbar auch einigermaßen dem anderen zugute kommt, wird die östliche und westliche Reichshälfte in allen Fällen die nach dem Osten vortheilhaft empfinden. Die Heute beginnenden Regulirungsarbeiten werden einen Kostenaufwand von act bis neun Millionen Gulden beanspruchen, mit Ausschluß jener halben Million, welche sich der frühere Kommunikationsminister Baron Kemeny für die nöthigen Vorbereitungsanschaffungen, Pläne, Maschinen, Werkzeuge und dergleichen votiren ließ. Unser Staat wird jedoch siefür seine eigentlichen Opfer zu bringen haben, da die Kosten durch die Erhebung einer Barjagegebühr von den durchfahrenden Schiffen, zu welcher die Berliner Konferenz Ungarn ermächtigt hat, hereingebracht werden sollen. Diese Durchfahrtgebühr wird jedoch nur so lange eingehoben werden, als die Kosten der Regulirung nicht vollständig gedecht sind; von diesem Zeitpunkte an aber wird die Bahn auf dem Strome für die Schiffe in den Nationen frei sein. Endlich geht man daran, das Ideal des Grafen Stefan Széchenyi zu verwirklichen, im Jahre 1895 gedenkt man es fertig und die oft beregte Bahn frei zu haben. Auf diese glanzvolle Weise wird denn gut gemacht, was so lange verabsäumt worden, und unser Vaterland darf stolz darauf sein, dem Handel eine Gasse zu bahnen Wasserstraße, die von der württembergischen Grenze bis ins Schwarze Meer reicht, die längste — denn die Wolga verlandet mehr und mehr und ist auf weite Strecken für den Großverkehr kaum brauchbar — Europas, zugleich die Straße aus dem Herzen des Erdteiles nach Südrußland und der pontischen Küste Steinastend, wird fünfzig von mächtigen Dampfern ohne Schwierigkeit, Ben | In unserer Zeit, in welcher die Staaten sich wirthschaftlich voneinander möglichst abzusondern bestrebt sind, ist die Herstellung einer internationalen Verbindung eine doppelt bemerkenswerthe That. Dem herrschenden Handelspolitischen Zuge zum ZTroß lebt, zwar zurückgedrängt, aber unausleihlich in den Völkern das Bemwußtsein, daß Alles, was zur Förderung de Güteraustausches beiträgt, von allgemeinem Nuten sein müsse, und selbst entschiedene Anhänger des Gedankend wirtschaftlicher Jlohrung pflegen ein freies Fluktuiren der Erzeugnisse von Land zu Landal ein, wenngleich erst spät erreichbares Ioeal zu beteachten. Das Fallen der Felsenschranfe und mit ide Diere der Schifffahrts-Hindernisse beim Eisernen Thor machen die Bahn frei für den Besjandt der Erzeugnisse aus den ungarischen Bodenkultur- und Industriegebieten, die nun raich und billig nach den Orient gelangen werden. Die entstehende ungarische Industrie wird si rascher übergeben, haben sich, die Vertreter unserer Monarchie einen ausländischen Markt erwerben können und. Nun aber wird die Bahn frei. Heute Montag, während wir diese Zeilen dem Drude Eine Feuilleton, R. NR. 10. (Fortregung.) Vielleicht verspürte Emil doch hie und da heitere Herzensregungen im Verkehr mit feinen Schülerinnen, unter denen sich reizende Mädchen befanden, neuerdings Sogar moch hatte Paul in einem geheimen Fach des Schreibtiiches gewisse Blätter entdeckt, auf denen sich geschriebene Verse in Emil’s Handschrift befanden, welche mit einer Leidenschaftlichkeit, die man dem stilen Mann kaum zugetraut haben würde, von blonden Haaren und nußbraunen Augen fangen, und wenn er im Dümmerstündchen am Piano saß und seiner musikalischen Phantasie freien Lauf ließ, sang er in feßter Zeit ganz eigenartig unter seinen Händen, er und zugleich süßer, sehnfürchtiger als eunt. Aber da er dem Jüngeren nicht zu seinem Vertrauten machte, ging auch dieser über seine Entdeckung dißfrei hinweg, und er bestand somit zum ersten Mal zwischen den Brüdern etwas Unausgesprochenes, Trennendes, das Beide empfanden, ohne das richtige Wort dafür zu finden, das eine ne Eröffnung der Melteren angebahntätte Im Grunde kann Paul das nicht begreifen, ihm, dem guten Jungen, figt das Herz ftemd auf der Zunge, er macht nie ein Hehl daraus, wenn er verliebt ist. In diesem Augenblick jedoch ist seine Seele jedenfalls weit davon entfernt, er wühlt mit den Händen in dem kurzen Haar und überfliegt mechanisch, ohne mit seinen Gedanken bei der Sache zu sein, den Imperatentheil der Zeitung, der zulällig aufgeschlagen vor ihm Ba Eine Annonce in fettgedruckten Buchstaben fesselt und willkürlich seine Aufmerksamkeit. „Fünfhundert Gulden Demjenigen, der über den Aufenthalt von Elisabeth Bergeroth Auskunft zu geben vermag!“ ruft er mit ärgerlichem Lachen. Wie gerne wirde ich diese Elisabeth finden. Es hat sicher Schon Mancher durch solche Annoncen sein Glück gemacht, aber ich Habe ja immer Beh. Hier, fährt er nach Furzer Baufe fort und Schlägt mit der Hand auf da Blatt. Hier wird für ein junges, sehr vermögendes, alleinstehendes Mädchen von guter Familie ein passender Lebensgefährte durch die Vormünder gesucht. Beamte in sicherer Stellung werden bevorzugt gefällige Offerte unter „A. 8. 30““ in der Expedition dieser Zeitung erbeten. Wie wäre &8, Emil, wenn ich mich offerirte Ich bin zwar sein Beamter und noch weniger in sicherer Stellung, aber er ist sein Grund vorhanden, weshalb die Vormünder an mir nicht gefallen finden sollten. — Ach, Du bist nicht recht gescheidt. — Nein, nein, es ist mein völliger Ernst. Ich fühle das Zeug zum gediegenen Ehemann in mir und bedenke doch, Du wiürdest mich mit einem Schlage so8. Auf seinen Fall, Paul, Du darfst die Boten , wirklich nicht zu weit treiben. — Nun, e8 verpflichtet mich doc für’s Erste zu nichtd. Mein Offert segelt unter anonymer Jagge, und ich jege voraus, daß die Vormünder einsichtslos genug sind, das verführerische Anerbieten meiner Person nicht weiter in Betracht zu ziehen. Die Brüder parlamentiren noch eine Weile hin und her, dann trägt der Jüngere wie gewöhnlich lachend den Sieg davon und jegt sich, angeregt durc den Widerspruch, Sofort an den Schreibtif, um in ihmwungvollen Worten und blumenreichen Hegewendungen die Offerte unter „A. %. 30" zu beantworten. „Sollte die Dame Neigung zu diesem wahrhaften Seelenbunde führen, so erbitte ich eine eventuelle Erwiderung meines Schreibens unter Chiffre „RN. 100. Hauptpost lagernd,“ schloß er, nachdem er sein Machwort dem topfschüttelnden Emilant vorgelesen hatte und griff dann zum Hut, um den Brief eigenhändig in den Schatten zu stechen. Während der drei nächsten Tage geräth der kleine Zwischenfall, der von beiden Brüdern scherzhaft behandelt worden ist, in Bergesfenheit. Am vierten jedoch erinnert Paul sie desselben wieder und springt gegen Abend eilfertig i dem Bojtgebäude hin, um bald mit enttäuschtem Gesicht wiederzukommen. Paul läßt sich die Mühe nicht verdrießen, zu verschiedenen malen auf die Post zu gehen, endlich kommt er triumphirend heim und schwenkt schon in der Thür einen Brief in der Hand. — In der That eine Antwort? sagt Emil, der ziemlich abgespannt von angreifender Tagesarbeit im Sorgenstuhl am Tenster fißt. — %a. Sie ist zwar ein wenig REN aber nicht mißzuverstehen. Laß doch Hören. „Wollen Sie sich freundlichst am 5. Mai, Nachmittagg 3 Uhr, Lessungstrage Nr. 54 zu Achtungsvoll näherer Verpregung FROTIRREN. Adolf Lensberg.* — Was sagst Du dazu? — Ich meine, daß der Scherz zu weit getrieben wird. — Du hältst die Sache noch immer für Scherz ? (Fortlegung folgt.) ? NR ua Re k Bar ES PS ES u ds IR FRIRT REN a ae Fe En rien : RR or rn BER u Mr. 312:: En \