Oedenburger Zeitung, 1890. September (Jahrgang 23, nr. 201-224)

1890-09-11 / nr. 208

‚ Weseka «e’rs«"se-—s«ckI-s-s"-W"Jit Kr Kö PEREET: EEE EAN RETRO FETTE N 3 EL ELTERN T Donnerstag, 11. endet 1890. nunmal 4 = ur Ar. 208. “ XXI an OedenburgerZeitung. Mraan für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, sowie für soziale Interesen,­­ Einzene Nummern Rotten 5 Streuzer. Administention, Hering und Inseratenaufnahme: Buchdrukerin &, Nommwalter , Sohn, Grabeneunde DI. Für Loco: Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Präm­merations:Preise: va 10,16, DEN, 5 fl., Vierteljährig 50 fl., Monatlich i Uni7liisl­iarts Garniakirng 14 & „SeDiäßig 7 fl., viertel­­jährig 3 fl. 5 Alle für das Blatt bestimmten, ten, mit Ausnahme von Inseraten, Brämmmerations- und Infertionsgebühren, sind an dir Die vaktion, "Kortofeei einzusenden. Sinferate vermitteln: in Wien: Hafenstein & Vogler, Wall­fischgasse 10, U. Oppelif, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, I Wollzeile 12 R Moffe Seilerstatte­ M Tales I Riem­er gaer »An Vudapest JaulusGti Dorotheagasse 11 Leop­­«an g Gisellaplatz ZAV Goldberger Oerviten­platz s Insertionsagzebuhren öl­ für die ein lotr fur die zioeilökr fur die drei 20 tr fü­r die vierspaltige und Lötr fnr die durchlaufende Bettt­­eile ercelusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrm­aliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Bersonal-Veränderungen am königlichen Soflager. Oedenburg, 10. September. Wieder einmal scheint der offiziöse Demen­­tirungs-Apparat unrichtig funktionirt zu haben. Bor Kurzem meldete nämlich das „Bp. Tgbl­.“, daß der Minister am königlichen Hoflager Baron Bela Orczy fest entschlossen sei, seine Demis­­sion zu geben. Wir drucken diese Mitteilung in dem guten Glauben ab, daß sie von eingeweihter Geste stamme. Schon am and­rn Tage aber fanden wir im gouvernementalen „PB. 2.“ eine sehr offiziös klingende Widerlegung dieser Nachricht. Siehe da: in ihrer gestrigen Nummer bestätigt die „Neue Freie PBresse“ die doch "gewiß meistens verläßlich informirt zu sein pflegt, die von und damals re­­produzirten P­ersonalveränderungen am königlichen Hoflager, indem sie dem Sinne, wenn auch nicht gerade dem striften Wortlaut nach, schreibt : „Der seit elf Jahren als Minister um die Person des Monarchen funktionirende Baron Bela DrcezY ist vor einigen Tagen aus Frankreich, wo Seine Exzellenz zur Erholung weilte, zurückgekehrt und hat die bestimmte Absicht an maßgebender Stelle ausgesproc­hen, Sein Hohes Amt aus Gesund­­heitsrücsichten niederlegen zu wollen; indes hätten auch private Gründe diesen Entschluß, den er schon vor seiner Abreise nach Frankreich gefaßt habe, in ihm gereist. Schon bei der Bildung des Kabinett Sza­­pary wünschte er, daß man ihn außer Kombina­­tion lasse. Allein Graf Szap­ary legte Gewicht darauf, daß das alte Ministerium möglichst intakt bleibe. Iebt, da das Kabinet sich vollständig in die Verhältnisse gefunden und diese Personalverän­­derung nicht­ an der politischen Konstellation zu ändern vermag, glaubt Baron Dreezky den Zeit­­punkt gekommen, um sich zurückzuziehen und da man am königlichen Hoflager die Gründe seines wird das Entfehlufses genau kennt und würdigt, Entlassungsgesuch auch bewilligt werden. Zu seinem Nachfolger soll Sektionschef Lad. vd. Szögyeny-Marich jun. in Aussicht ge­­nommen sein; wie an kompetenter Stelle in Buda­­pest verlautet, hat sich derselbe, wenn auch nach langen inneren Kämpfen und nach Besiegung des Widerstandes, den Graf Käalnoky dieser Kombi­­nation entgegenstellte, schon vor etwa acht Wochen bereit erklärt, seinen jenigen Bosten zu verlassen und in das Kabinet Szapáry einzutreten. Herr v. Szögyeny erhielt schon im März v. I., als er ei um die Rekonstruktion des Kabinett Tipa handelte, eine Berufung an das königliche Hoflager nach Ofen, wo ihm das Ministerium des Innern angeboten wurde. Er weigerte sich damals, seinen Bosten im Ministerium des Aeußern zu verlassen, wo ihn Graf Kalnosky nicht missen und von wo man ihm auch an maßgebender Stelle nicht ziehen lassen wollte. Auch die Hauptstädtischen politischen Faktoren erblichen in der dauernden An­­wesenheit Szögyeny’s in Wien eine Gefahr für die Wahrnehmung wichtiger Interessen Ungarn’s und wenn er nun doc in das Ministerium ein­­tritt, so geschieht dies in einer Stellung, die es ihm ermöglicht, den beiderseitig an ihn gerichteten Ansprüchen zu genügen. Am Minister am fön. Hoflager ist er in der Lage, einen großen Theil des Jahres in Wien zuzubringen und er kann zu­­gleich berufen sein, durch Theilnahme an den po­­litischen und parlamentarischen Berathungen das politische Gewicht seiner Persönlichkeit auch hier in die Wagschale zu­ werfen. Das Ministerium am fünf Hoflager wurde bisher vielfach unterschäßt ; dassselbe Hat nicht nur für Standeserhöhungen und­­ Ordensauszeichnungen zu sorgen, im Gegentheile ist der Inhaber dieses Bostens, wie auch das Beispiel des scheidenden M­inisters Baron Orczy beweist, eine sehr wichtige Persönlichkeit, und es harren feiner schwierige und delikate politische Auf­­gaben, zu deren Lösung Herr vn­ Szögyeny durch seine Vergangenheit und durch seine persün­­lien Eigenschaften besonders berufen erscheint. Er befist noch aus der Zeit seiner parlamentarischen Wirksamkeit in der Landeshauptstadt zahlreiche Freunde, die ohne Ausnahme seinen Eintritt in das Kabinet mit lebhafter Freude begrüßen werden. Auch bei der Opposition war Herr v. Szögyeny stets eine beliebte Persönlichkeit. Mit dem Grafen Sulin3 Szapáry und dem Justizminister Szi­­lágyi ist er enge befreundet ; beide Minister legten von allem Anfänge an das größte Gewicht auf die politische Mitwirkung Szögyeny’s, und da diese gewonnen ist, wird man sie nur als eine Stärkung der Position des Kabinett auffassen können. Wie in Budapest des Weiteren mit Bestimmbar­­heit verlautet, wird der zweite Sektionschef im Ministerium des Aeußeren, Baron Bajetti, zum ersten Sektionschef vorrüden. Ueberdieg wird der gegenwärtige diplomatische Agent und Generalkon­­sul in Sofia, Stefan v. Burian, zur Dienst­­leistung in das Ministerium des Aeußern einberufen und mit der Leitung der Konsular- Angelegenheiten betraut werden. Bis zur Stunde ist nicht bekannt, wer als diplomatischer Agent nach Sofia gesendet werden sol, wo Herr v. Burian unter schwie­­rigen Verhältnissen als gewandter Diplomat sich erwiesen hat. Aigen dd SEE Ein vierzigjähriges Bischof-Jubiläum. Oedenburg, 10. September. Feuilleton. Frankenwacht. Ein großes Gemach — der Fußboden mit­ warmen Teppichen bedeckt, an welchen die Lichter­­ des offenen Holzfeuers Luftig fladerten; srostbare Gardinen verhüllten die Fenster, prächtige Möbel standen an den Wänden. Alles athmete Reicht­um, Vornehmheit , Ruhe. Aber die schlanke Gestalt, welche in den schwellenden Polstern eines niederen Sessels sehnt, scheint von dieser Ruhe nichts zu empfinden. Krampfhaft schlingen fn die zarten Hände ineinander und starr, mit dem Ausbruch tödtlicher Angst, sind ihre Augen auf das feine Bett an ihrer Seite gerichtet, in dessen spißenbe­­­deckten Riffen ein dunkellodiger Kindertopf sich­t­ birgt. Vor Kurzem hat sie der Arzt verlassen. Er hat ihr gesagt, wie franz — wie schwer frank ihr einziger, geliebter Knabe sei, wie wenig Hoffnung er für ihn noch habe und wie nahe sie vor der Krisis stehe. Nur noch kurze Stunden und es wird si entschieden haben, ob sie ihn behalten dürfe, der ihr ganzes Glück auf dieser Erde ist, oder ob mit dem Brechen jener süßen SKinderaugen auch ihr Herz brechen müsse, um nie, nie wieder fröhlich zu schlagen. Mit zitternder Hand erneuerte sie den Eis­­umschlag auf dem fieberglühenden Köpfchen und sich „über den Heinen Kranken beugend, lauscht sie den unzusammenhängenden Worten, die feinen trockenen Lippen entführen. . wohnt und eigenwillig, sie­ über die [hwa= Wie war ed nur gefommen, daß Willy, der kräftige, gesunde Knabe, so­­ schwer erkrankte? Wie war ed nur gekommen ? Langsam schleicht sie wieder auf den verlas­­senen Plaß zurück. Da, sie rennt ihn ganz genau, den Tag, und sie erinnert sich der Stunde, seit der Willy nicht mehr der frühere ist. Damals hatte sie ihn, den bitterlich Weinenden, zu seinen Spielsachen geführt, Hatte ihm Lecerbiffen gereicht und ihn mit Lieblosungen zu beruhigen gesucht. Aber das Kind sah sein Spielzeug nicht an — er berührte die Näschereien nicht und wollte der Mutter Zärtlich­­keit nicht dulden. Da war sie zornig geworden — sehr zornig und ihre eigene Hand war es gewesen, die den kleinen Knaben gezüchtigt hatte. Willy’s Thränen versiegten; der liebliche Mund verschloß si troßig und die Mutter hörte seine Klagen mehr. Da auch sein frohes Kinderlachen drang mehr in ihr Ohr. Willy wurde immer trauriger und bleicher und fiechte vor ihren Augen dahin, Über warum nur? Konnte er wirklich die Sehnsucht nach­ jenem Manne nicht überwinden, den sie, die Mutter, aus dem Hause gestoßen, nachdem er sich selbst aus ihrem Herzen verbannt ? Wohl hatte sie ihm geliebt, wie nur ein Weib einmal zu lieben vermag, und doch bereute sie den Schritt nicht, den sie gethan, und dachte nicht mehr an den Undankbaren. Dachte sie wirklich nicht mehr an ihn? Bild um Bild stieg in ihrer Seele auf. Sie sah sich als junges Mädchen im elterlichen Hause, von Glanz und Lurus umgeben. Sie war vor- Am 7. September waren es gerade hier­ 319 Jahre, seitdem der greise, aber troß seines hohen Alters noch immer streitbare Kirchenfürst zu Diakovar, Joseph Georg Stroßmayer, den Bischofssig innehat, den ihm die Gnade seines Monarchen verliehen. Diesem Bischof-Jubiläum widmen heute sämmtliche ungarische Journale eingehende Leitartikel, in deren Ausführungen aber der ehr­­würdige Jubilar ziemlich übel wegflammt. Es wird nämlich auf die agitatorische Thätigkeit des Herren Bischofs in panflapistischer Rich­­tung Hingewiesen und scharf getadelt, daß sich in d­en Eltern, die das junge Kind vergötterten und ihm jeden Wunsch erfüllten. In unvergleichlicher Schönheit war sie herangewachsen, aber mit ihr wuchs auch der Hochmuth und der Eigensinn. Doc sie solte ihren Meister finden; die Liebe zog in ihr Herz. Eduard Werner war der Buchhalter bei ihrem Vater. Er war arm und seine Eltern — schlichte Arbeitsleute — hatten es mit schweren Opfern ermöglicht, dem Sohne eine gute Erziehung angedeihen zu lassen. Auf einem Balle, zu­ dem der Kommerzienrath, Ada’s Water, auch einige­ junge Leute aus seinem Geschäfte geladen,­­ernte sie ihr rennen und nur zu bald lieben. Anfangs versuchte sie diese Liebe zu einem unter ihr Stehenden abzuschütteln, wie eine lästige Zaune, aber dann wurde sie so bewußt, daß sie von Eduard nicht lassen künne. Und nun wurde sie wieder ganz zum eigen­willigen Sinde. Mit Inge­­stüm wußte sie ihren Willen durchzufegen ; die El­­tern mußten nachgeben und den armen Kommis­­ als Schwiegersohn willklommen heißen. Die Hoch­­zeit wurde mit aller Pracht gefeiert und Ada glaubte, nicht glückicher werden zu können, als, dem Tage an, an welchem aus­ dem hohen, adeligen Fräulein die Schlichte Frau Werner ward. Aber die Wogen des Glücks stiegen doch noch höher. Nach Jahres­­frist legte sie dem geliebten Gatten ein Söhnen in die Arme. Dann wichen die­se Wogen zurück von­ ihr, immer weiter und weiter, und schließlich war Ebbe eingetreten. Seither wollte Ada nicht klagen; ihr Liebsteg war ihr ja­ geblieben — ihr Fat) — (Schluß folgt­) N

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