Oedenburger Zeitung, 1890. November (Jahrgang 23, nr. 252-276)

1890-11-21 / nr. 268

­ l EEE TRETEN WESTEN RENT RTRSSDERTAIN EEE TEENS TORE TER ” VEREIT ATFTIFE HOR Ma I­re 21. November 1890. XXI. ae Ar. 268. Ye­enburger Ye­ung. Organ für Nau­tik, Handel, Indusrie und Landwirtcchaft, fanie für faziale Interessen, Adminisication, Herlag und Insernienaufnahme: Buchdrukeri­n, Rontvalter & Sohn, Grabenrunde 121, Einzelne Nummern Goffen 5 Kreuzer. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Loco: Gangjährig 10 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig 2 fl. 50 fl., Monatlich 1 fl. Zür Muswärts: Ganzjährig 14 fl. „aebiäßrig TÄL., viertel­­jährig 3 fl. 50 Ale für das Blatt bestimmten RER, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion "portofrei einzusenden. DER-IV as an Inserate vermitteln: in Wien: Hafenstein , Vogler, Wall- Aichgafse 10, U. Oppelis, I, Stubenbastei 2, Heinrich Schalek, 1, Wollzeile 12, R. Mosse, Seilerstätte 2, M. "Dues, I., Riemer= gaffe 19. 755 Budap­apest: Paulus Gy., Dorotheagaffe 11, Leop. Lang, Gisellaplag 3, U. ©. Goldberger, Servitenplab 's. SInfert­ions:Gebühren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die z­vei-, 15 fr. für die dreis, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für "die durch­laufende Petit» zeile­rei der Stempelgebühr von 80 fr. Bei ew­iger Einschaltung bedeutender Rabatt, Die Politik beim HKömer. Dedenburg, 20. November. Wir beabsichtigen mit der Epigmarie zu dem vorliegenden Auflage ein allerdings sehr nahe Lie­­gendes, aber darum nicht minder die zu schildernde politische Lage charakterisirendes Wortspiel: die Bolitis beim Römer! — Ein Römer von entscheidenstem Einflusse auf die Geiihche Italiens, nämlich sein Geringerer, als Herr v. Brispi, der Ministerpräsident des Reiches, entwickelte vorgestern Abends bei einem ihm zu Ehren in Turin veran­­stalteten Bankette das Regierungs-Programm Italien und indem er den mit dem glühenden Purpursaft welscher Rebenhügel gefüllten „Römer“ hochhielt, äußerte er sich wie folgt über die poli­­tische Situation vom Standpunkte italieni­­scher Auffassung. Der Ministerpräsident verwies auf seine vor drei Jahren, ebenfalls in Turin gehaltene Rede. Die Politik beim Römer von dazumal (e3 war nämlich auch eine Tischrede) enthielt allerlei Versprechungen; nun jei­zt — so meinte Crispi — an dem­ italienischen Bolfe, zu urtheilen, ob und wie er dieselben erfüllt hätte. Nachdem er die du­rchgeführten Reformen de Strafgejeges, der frommen Stiftungen u. S. f., aufgezählt, agte der Minister, daß das Ziel noch ferne sei, do stehe der gedeihlichen, fortschrittlichen­ntwickelung der öffentlichen Angelegenheiten nichts im Wege. Die Radikalen hätten ihn des Eidbruches ge­­gen Mazzini angeklagt. Der Vorwurf beruhe auf parteilscher Verblendung, er habe im Geiste Mazzinis gewirkt und des Meisters Lehren Geltung verschafft, natürlich aber nur insoweit sie den thatsächlichen Interessen Italiens entsprachen. Der Kammer und dem Senate aber dante er für die Unterfrügung, welche sie ihm in der Förderung des Volkes und Italiens nach Innen und Außen ebenso weise als eifrig geblieben. Die Wühler, welche das Wort aufzuhesen h­offten, hätten sie schmählich verrechnet. Sie hätten vergebens ver­­sucht, gegen die internationalen Beziehun­­gen Italiens Mißtrauen zur füen; es sei abge­­schmäht, Italien als eine Sklavin darzustellen. Die herzlichen Kundgebungen von Negierungen, Mo­­narchen je­wohl als leitenden Staatsmännern, be­­weisen im Gegentheile, daß das Land sich überall der größten Achtung erfreue. Der Minister erging sich hier in längeren Erörterungen, um die Nich­­tigkeit dieser Aufragen zu erweisen und die Krise auf den fahrlässigen Optimismus einer Spekulation zurückzuführen. Die finanziellen Schwierigkeiten rührten jedenfalls von den Rüstungen ebenso wenig her, wie diese die Folge des Dreibundes seien. Ohne den Dreibund müßte Italien Die dreifache Rüstung und einen dreifachen Testungsgürtel anlegen, um mit im einer Bem­enfung zu verschwinden. Der Ausfall im Staatshaus hatte der übrigens in Abnahme be­­griffen und von 74 Millionen, auf welche er sich Ende 1890 belaufe, werde er in diesem Jahre auf 25 herabfinfen und Ende 1892 gänzlich ver­­schwunden sein. Biel werde durch Verein­­fachung der Verwaltung und Beschränkung der öffentlichen Arbeiten, Renderung der Steuerbehe­­bung erreicht werden. Die Heeres-Organisation sei abgeschlossen ud die Kriegsmarine habe die ihr gesteckten­ Ziele nahezu erreicht. In jedem falle sei die Regierung fest entschleifen, seine neuen Steuern zu fordern. Man höre ihn wohl: seine neuen Steuern! Hinsichtlich der wirthschaft­­lichen Beziehungen zu Frankreich erklärt der Mi­­nister, daß Italien seine gegen den Nachbarstaat aufgestellten Kampfzölle fallen ließ und nun seiner­seits, ‚wenn auch nicht mit allzu rosigen Hoffnun­­gen, irgend­welchen Zugeständnissen entgegengebe. Sollte Frankreich den von Meline am 20. Oktober in der Kammer vorgelegten Zolltarif annehmen, dann werde freilich der­­ Vertragspolitik von vorn­­herein jede Möglichkeit abgeschnitten sein. Am Ende der Rede kündigt der­ Minister ein sozial-politisches Reformprogramm, an dessen Soige ein Abters­­versorgungs- und Unfallversicherungs-Geseth steht, an und eröffnet den Arbeitern die Aussicht auf Erfüllung ihrer gerechten Wünsche, warnt sie vor jedem Aufstand mit politischen Hintergrund und erinnert daran, daß sie nicht blos Rechte, sondern auch Pflichten hätten, über deren Beobachtung der Staat im Interesse der ganzen bürgerlichen Gesells­­chaft strenge zu wachen entschlossen sei. Für Oesterreich-Ungarn geht aus der eben im großen Zügen ausgeführten Politik beim Römer so viel unbestreitbar hervor, daß es Italien mit aller Kraft an die Trip­el- Allianz anlehnt. Reformen im Bolksfhulwelen. Dedenburg, 20. November. In einer der leßten­digungen des Unterrichts- Ausschusses des Abgeordnetenhauses wurde die Noth­­wendigkeit versciedener Reformen im Unterrichts­­wesen, namentlich im Bolt3fhulmwesen von­ vielen Seiten als Höchst dringend betont. Die Mehrheit dieser Reformen bezieht ss auf die erbärmliche Befreldung vieler Lehrer und auf die Schulim­pel- Strafe Der Referent des Ausschusses, Abgeordneter Hagara, erwähnte mit Befriedigung, daß der Meinister bereits Verfügungen zur­ Verbesserung der Lage der schlecht dotirten Lehrer getroffen hat. Auch der Abgeordnete Albert Kijs gibt wohl zu, daß auf dem Gebiete des Volksschulwesens ein Fort­­schritt zu verzeichnen ist, dieser sei jedoch nicht ausreichend, wofür Nedner aber nicht so sehr den Minister, als vielmehr die außerordentliche Gering­­fügigkeit der zur Verfügung stehenden Mittel ver­­antwortlich macht. Je besser die Lehrer­ ausgebildet werden, eine umso größere Anomalie wird das Gehalt bilden, bei welchem sie darben müssen. Nach Ansicht des R­edners ist hier eine radikale Sani­ung nothwendig. Sparen wir bei dem überwuchernden Militarismus, nicht aber hier, wo das Kargen mit großen Gefahren verbunden ist. Nedner hält die Beit für genommen, daß der Ausschuß das Haus zu Opfern für unser Bollerziehungswesen auf­­fordere. Ein ungarisches Feuilleton, rue. Lebensbild von Maria Antoinette von Marfovics. Zeremonie vorüber und die nunmehrige Baronin Esävosiy trat an der Seite ihres Gatten, gefolgt von den Zeugen, Die Nachfahrt an.­­Der Baron füßte sie innig und auch ihr Herz s­chwoll in Dank­­barkeit und Stolz. Je näher, der Hochzeitszug aber dem Herrsshaftsbesige kam,­­desto­­ mehr empfand Irma die frühere Bek­emmung. Sie schalt sich selbst­ t­öricht, einfältig,­­selbst feige ;.er Half nichts. Sechs Wagen ‚mit Bigeunern, die­ das Brautpaar­ erwartet­­e und nun begleiteten, zogen mit Cimbal und Nachdruch verboten.) (Zortjegung.) u Wie alt und verfallen kam er ihr Heut vor ! Wie schlaff Hing die Unterlippe herab, und die tausend Falthen um­ Schläfe und Auge — jebt stöhnte Csonoffy auf — ad! sie bezahlte den Bataen“ Namen wieder mit dem besten “Theil ihrer Jugend : Eilog’ frisches Gesicht tauchte vor ihrem geisti­­gem Auge in seiner männlichen Schönheit auf — eine dunkle Blutwelle überzog für einen Moment ihr Antlig — Tilos! Wie gern hätte sie ihn, statt der gebrechlichen Figur C3avofiy’s, neben fi im Wagen gehabt. Doch er war sein Baron und­­ das Ueberlegen kam nun zu spät. ALs Zeugen fungirten ein paar graubärtige Gutsnachbarn des Barond und der Polgärmester (Bürgermeister)­ von­­ Kecskemet. Bald­ war die Fidel vor ihr in’den Hof ein. Wieder spähte ihr Eid umher — nichts — nicht. “Der Baron stieg zuerst aus dem Wagen und half seiner jungen Gattin heraus. Während ihr kleiner Fuß den Kutschentritt berührte, löste sich der rostbare Pelz und rutschte vom Oberkörper, so daß die prachtvolle Büste der Braut zum Vorschein kam. Nun sehte Irma den anderen Fuß auf den Boden — — da fiel ein Schuß — eine Kugel, na hatte das Herz Irma getroffen. Die Braut fiel zurück in den Wagen und ihr­en Auge ih­­ne tobtenblassen Gesichts Tilos Fekete, den B­errathenen, im Senfter des Sohhaktuknerd — dann umfing sie die Nacht des Tode. Es war an einem heißen Suliabend, als der Schafhirt Esavofiy’3 an die einsame Tanya — zwei Stunden vom Herrschaftshofe — klopfte. Das Ge­­bäude war, aus massiven Steinen erbaut, hatte nur wenige Senfter, die mit­­ Starken Eisengittern ver­­barrifadirt, und nur eine einzige Thüre, die außer einer Eichenhoß- auch noch eine Eisenver Hallung aufwies. Meberdies Tief an der Innenseite eine dicke Eisenstange quer über die Platten, so daß sie der größten Gewalt­ widerstanden hätte. Nur­ in Mans­neshöhei befand es eine vierecige Deffnung, die durch ein Extras­chürchen:: geschlosfen' "wurde und dem Einwohner :des" Hawses: dazu diente, Lebens»­mittel in Empfang auf RERAIN, Bam­­bie Pforte­rs zu missen.‘: Zar 'dieses: Kastell, daß: einer Settung, sie fiiehe­ einem Gefängnisse glich, Hatte Baron Bela v. C3a­­­­voffy sich ganz von der Welt zurückgezogen. Er duldete Niemand um sich, als seine Kagen, die Haus, Magazin, Keller und Böden effupirten.­­ Der Tod Irmas, oder vielmehr der Meuchels­mord, der an seiner Braut verübt­­­ worden, hatte auf den alten Mann einen so furchtbaren Eindruck gemacht, daß er seit damals die Welt floh. Sein Geist war zerrüttet. Er raffte sein Geld, seine Brät­ofen zusammen, und verbarg in großen irdenen Töpfen seine Schäge in der Küche unter den Stein­­fließen. Die Herrschaft verpachtete er. Nur seine vielen Kaen übersiedelten mit ihm nach der Tanga, nach dem altersgrauen, finsteren Gebäude, das zu seiner­ Geminth3- und Geistesstörung vollklommen paßte. Tilos Defekte hatte sich selbst den Gerichten gestellt, war verurtheilt und schimpflich gehenft worden — der Baron aber fürchtete in’ jedem fidh ihm. Nahen­ »" den einen Mörder -Der „Bigeuner-Zh­o8“, wie die ganze Gegend den Schafhirten, nannte, Hopfte drei Mal in gewis­­sen Bauten an die Eichenthüre der Tanga. Eine gute Weile verging. Dann öffnete fi das, Heine Thürchen und im Rahmen der Deffnung erschein Etwas, wie ein Gesicht,­ aber mit einer Drathaube versehen, wie die ‚Sechter sie wohl bei­ den­ Den­­suren anmenden. Mit demüthig Heuchelnder Unterwürfigkeit meldete ‚Stro‘, „daß er dem­­„Gnädigsten“ das Fleisch, den Bein, Brod und ‚Sonstiges aus­­ der­ Stadt gebracht habe — e3 sei ja Sonnabend heut — am 1 Der Gnädigste Hatte ihn ja bestellt — —* ».. +­­Schluß"folgt.y. . c- ...

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