Oedenburger Zeitung, 1891. Januar (Jahrgang 24, nr. 1-25)
1891-01-13 / nr. 9
x'-7W«N.vFrisIFssNHTILV ERS Na) ” . -« psskiWEZHA »Yien.stag,13.Zä-nner1891. Xxlv.gacrgaiig. Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthchaft, sowie für soziale Interessen, Inserate vermitteln: in Wien: Hafenstein , Vogler, Wale füichgasse 10, U. Oppelif, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schalek, I., Wollzeile 12, 8. Mofse, Geilerstätte 2, M. Dufes, I., Riemergasse 12. In Budapest: Paulus GYy., Dorotheagasse 11, Leop. Lang, Gisellaplay 3, U. ©. Goldberger, Gervitenplag 3. Insertions:-Gebühren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zwei-, 15 fr. für Die Drei, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 Er. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt, Zdniiiisirutiin,ykring undålnfirathmafnahme Huthdrnilitri C,Romwalter,Sohn,GrabentundriLI Einzelruegtummernt tosten 565ireuzei2 Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. 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Jänner. 8 ist ja bei uns von jeder Sitte gewesen, die Aufrichtung eines Gebäudes nicht beim Fundament, sondern beim Dacje zu beginnen. Sie rächt sie aber bitter, diese verderbliche Sitte, denn die Gebäude unserer öffentlichen Institutionen warten bedenklich, ehe sie noch recht Dienste geleistet haben. Zu diesem Stoßseufzer veranlaßt ung ein die that» sächlichen Verhältnisse nur zu wahrhaft schildernder Aufjag des bekannten Publizisten Georg Linder, womit derselbe nachweist, daß der pädagogische Beruf, der undanftbarste in Ungarn sei. Autorbeweis und zwar mit seinen Aus- Führungen nichts neues, aber Tetenswerth sind sie immerhin. Vom Vollschullehrer fordert der Staat die nöthige Qualifikation, die Gesellshaft das anständige Auftreten, allein die hiezu nothwendigen Mittel wollen weder Staat noch Gesellschaft auch nur im allerdürftigsten Maße hergeben. Um: wie viel glücklicher ist die Lage de Adelbechtes, der leben fan, wie er will, von dem die Gesellschaft nicht standesgemäße Kleidung und Wohnung fordert, der nicht drei Jahre lang die Präparandie besuchen, hierauf 1—2 Jahre als Aushilfslehrer für das bloße Essen wirken muß, der, fobald nur feine Fäuste kräftig sind, genau so viel, ja noch mehr verdient, wie der vom Staate zum Förderer des nationalen Bewußtseins, zum Pfleger der Intelligenz ausersehene Volfsschullehrer. Gewichtige Stimmen, besonders jene umferer maßgebenden Journale erhoben bereits wiederholt, dringend und mit allem Nachdruce die Forderung, an die Legislative das 268 der Volksschullehrer in Ungarn endlich zu verbessern. Man schien auch hohen DOrt3 von der Richtigkeit der Argumente in der Presse durchdrungen und versprach in gouvernementalen Blättern Abhilfe, allein c8 blieb zumeist bei den guten Vorlagen und die Folge aller Verheißungen war in bestem Falle das Versprechen, „bei passender Gelegenheit“ etwas für die Volfs- Schullehrer zu thun. Worin dieses Etwas bestehen soll, darüber zerbricht sich Höchstens ein noch einigermaßen naiver Vossschullehrer den Kopf, der da meint, daß ein Versprechen geben auch mit Erfüllung desselben gleichbedeutend ist. Wer aber nicht absichtlich den Blinden spielen will, der muß auch darüber im Reinen sein, daß es die höchste Zeit ist, eine Diejer wagen, in der Luft schwebenden Versprechungen zu realisiren. Wir wünschen dies nicht blos im Interesse der Lehrer selbst — obzwar derjenige ungarische B Dorflehrer, der da behaupten wollte, er ginge ihm gut und er sei mit seiner Lage zufrieden, noch geboren werden muß, — wir wünschen es auch im Interesse des Rollssaulunterrichtes, eines der bedeutendsten Faktoren zur Kräftigung der Nation. Unsere sonstigen Institutionen richten sich in ihrem Ausschnitte meist nach dem Auslande; nur in Einem wollen wir das Ausland nicht als mustergiftig anerkennen, wo es sich nämlich um Verbesserung der materiellen Lage der Bollsschullehrer handelt. Es ist nur Einbildung, ja noch mehr: absichtliche Selbsttäuschung, wenn wir und mit der Phrase abspeisen lassen, „daß auch auf diesem Gebiete bereits Vieles ge«schehen sei.“ Nichts ist geschehen, seinen Schritt hat man gethan, um Diejenigen, welche den undanfbaren Beruf ergriffen habe, unsere Jugend zu bilden, vor Mangel zu zwiügen . Diejenigen, denen die Zukunft des fostbarsten Gutes einer Nation, die Erziehung der Jugend anvertraut ist, auch nur halbwegs menschenwürdig zu fituiren! Gesprochen wurde viel und vielerlei, Phrasen werden gedrechselt, vom Spdealismus wurde gefluniert, welcher die braven Lehrer beseelen soll, allein gethan wurde nichts, um ihnen den Idealismus auch nur einigermaßen zu ermöglichen. Man lebt Heute nicht von Idealen allein, nicht allein wenn man Volksschullehrer ist. Und doch wäre es geboten, daß Jeder, der sich für diese Laufbahn vorbereitet, nebst anderen Lehrgegenständen auch einen dreijährigen Kurs „im Entbehren des Nothwendigsten“ durchmache, um dann für seine Laufbahn als „Hungerkandidat" — des deutschen Kaisers Wort findet hier gerechtere Anwendung — gehörig vorbereitet zu sein. Das Minimum der Bezahlung eines Bolfsschullehrers beträgt 300 fl. (das Marimum ist auch nicht sehr weit davon) und ich frage daher, ob es in Ungarn einen Gutebefier gibt, der seinen Adelsrecht in seinen Bezügen nicht wenigstend gleich body stellt ? Erist irt in der Hauptstadt oder in der Provinz ein Industrieller, welcher seinem Gehilfen weniger zum Leben gibt? B Dreihundert Gulden, das sind täglich 85 Kreuzer und davon sol nicht bloß ein einzelner Mensch, sondern eine ganze Familie anständig und standesgemäß leben. 3a, noch mehr! Auch diese dreihundert Gulden, diese täglichen 85 Kreuzer eifftren oft nur und auf den Hügeln ihrer Umgebung wächst ganz ausgezeichnet guter Moselwein. Außerdem kannen: Sie Pr in freien Momenten vornehmen Leuten den Stellung filtern. Aufrichtig gesprochen, Roland, ich meine selbst, daß Sie gut daran thun würden, für einige Tage nach Coblenz zu gehen. — Sie rathen mir also selbst dazu? sagte Roland. — a wohl, ich meine, daß Sie gar nichts Besseres thun konnten. — Nun, liebe Freundin, er freut mich und gemein, daß Ihre und meine Wünsche einander begegnen. Mein Entschluß war schon heute früh gefaßt, und nur die Furcht, Ihnen mißfallen zu künnen, hat mich abgehalten, Ihnen einzugestehen, daß ich eines Abschiedsbesuches halber hiehergelommen bin. Ich werde morgen abreisen. Artemisia wurde purpurroth, als sie in ganz verändertem Tone sagte: — Mein Argwohn ist also bestätigt, und wenn mich Herr Neymer nicht in freimüthiger Weise von Ihrem Vorhaben in Kenntniß geregt hätte, würden Sie ohne Sang und Klang von mir gegangen sein. Und das soll Liebe sein! — Aber . . . theure Artemisia . Roland. — Sie verlassen mich! Und für wen thun Sie 23? etwa für den Grafen v. Artois, der Sie kaum rennt und Ihnen später vielleicht den Rüden zumenden wird? Oder wengen jenen Herigny, der die Revolution weniger als seine Gläubiger fürchtet ? Oder um den Prinzen von Conde willen, der Sie wie ein angeschossener Eber empfangen und auf Vorposten stellen wird, von wo Sie ruhmbededt, aber um ein Bein ärmer oder um den Kopf kürzer gemacht werden zurückgebracht werden ? Feuilleton. Aus flurmbewegter Zeit. — Roman aus dem Französischen — (Nachdruch verboten.) (Zertregung.) Ich gab seinem Andringen nach, und glaube, daß jede Andere an meiner Stelle ebenso gehandelt haben würde. — Das sind freilich Gründe, gegen die sich nicht8 einwenden läßt, meinte Neynier. Er isst wahrhaftig jammerschade, daß ein solches Glüc keinen langen Bestand mehr haben kann. — Warum denn nicht? fragte Artemisia in sittlicher Besorgniß. — Denken Sie nur, Roland will nach Coblenz gehen. — Nach Coblenz ! — Er behauptet, dort sehr wichtige Geschäfte zu haben. &3 ist jet Mode, über den Nhein zu gehen. Herr v. Conde bedarf seiner Dienste, und die Monarchie kann um seinen geringeren Preis gerettet werden. — Roland, sagte sie, da ist wohl nur Scherz? Artemisia war sehr aufgeregt. Sie hätte Roland ohne Kummer aufgegeben, wollte aber durchaus nicht von ihm aufgegeben werden. Eine solche Lösung konnte ihren Angelegenheiten großen Die Revolution hatte ohnedies Angriffen ausgeregt, um Behagen und Deuße für Eintrag machen, die Reichen und die Fremden von Paris entfernt, Gen Sclages ihre Nege anzumerfen pflegen. das heißt alle diejenigen, nach denen Dirnen sol- Die jett am Nuder stehenden Gewalthaber affestieren spartanische und römische Grundsäße ; außerdem waren sie sehr beobachtet und zu vielen ich solche Verbindungen haben zu künnen. Ihre Zeit war zwischen der National-Bersammlung und dem Klub getheilt, und wenn sie doch liebten, so geschah dies mit wilder Leidenschaft, in deren Hintergrund das Schaffot zu lauern pflegte. Artemisiend Besorgnisse waren daher leicht begreiflicher Natur. Roland war ihre einzige Hoffnung, und so eingenommen sie auch für den Chotisten war, so gab sie sich deswegen doch seinen leeren Stusionen ein. Der arme Junge konnte ihr ja nur sein Herz in einer Hütte anbieten, eine sehr magere Ledung für ein Geschöpf, das in den galanten Bariser Gesellschaften seit drei Jahren in der Mode war. Darum wiederholte sie auch die an einmal gestellte Frage in dumpfem, zornigen One. Roland antwortete nicht gleich. Er fürchtete weder Kugeln noch Degen, war aber mit der Natur des weiblichen Zornes sehr wohl bekannt und fürchtete die eigene Schwäche. Der Wuth und den Thränen Artemisiend wagte er nicht Trog zu bieten, und noch weniger Hatte er den Muth, seinen Feund direkt Lügen zu strafen. Er stüßte sich auf die Nachehne seines Stuhles, hob sein Glas in die Höhe, stellte fi an, als wenn er gähnen müßte, und sagte: — Reynier weiß nicht, was er spricht. Was hätte ich denn in Coblenz zu suchen ? Das Gähnen war nicht nur überflüssig, sondern sogar vom Uebel gewesen. Artemisia durchhschaute ihren Geliebten und hielt sich für überzeugt, daß er ihr etwas verheimliche. Sie wollte dahinterkommen und gedachte auf einem Umwege zum Biere zu gelangen. — Eine solche Reise, lieber Marquis, sagte sie, konnte mich gar nicht Wunder nehmen. Ein Mann Ihrer Abstammung Hat tausend Gründe, nach Koblenz zu gehen. € ist eine Hübsche Stadt, ef machen, und sich für die Zukunft eine, (FSortl. folgt.) , stammelte