Oedenburger Zeitung, 1891. September (Jahrgang 24, nr. 198-222)

1891-09-16 / nr. 210

7 R Az. 210. AktiivochJa Hepiemrerisgr­­­­edenburger Zeitung. Megan für Politik, Handel, Industrie und Landwirthchaft, sowie für Jazinle Interessen, xxiv. zart-san­ m Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme de auf einen­­ . Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations-® sreife: Für zung: Beusjäpeig 10 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig Ic, Monatlich 1 fl. Für Auswärts: "Ganeh, En Halbjährig 7 fl., Biertel« jährig 3 Alte für das Blatt. bestimmten Eben, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Rebastion portofrei einzusenden. Administrnsion, Dering und Inferatenaufnahme: Buchdrukerrn &, Nomtvalter , Sohn, Grabenrunde 121. Einzelne Nummern Rollen 5 Strenzer. Infertions:Sebüßren: Hafenstein , Vogler, Walls Inferate vermitteln: in Wien: Fichgast 10, U. Oppelif, I, Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, Wollreife 12, R. Moffe, Geilerstätte 2, M.­­Quies, I., Riemer» si 12, Su Budapest: Saulus Gy., Dorotheagafse 11, Leep. Lang, Gisellaplag 3, U. ©. Soldberger, Servitenplag 3. 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zwei-, 15 fr. für Die Drei-, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petite reife erelusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Nabatt, Verfallenheiten im Baterlande. (Heilige Erde. — Manöverschluß. — Der Torontaler Ober­­gespan.) Dedenburg, 15. September. Herr Bernhard Heilpern, ein geborener Ungar, Generalvertreter des­s Weltreisebureaus „Soof“ in Jaffa, der seit dreißig Jahren in Pa­lästina lebt und bekanntlich erst vor kurzer Zeit Seiner f. u. f. Hoheit dem Herrn Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este zwei Gazellen zum Oerdienfe gemacht hat, weilt gegen­­­wärtig in Wien und erwirkte sie eine Audienz bei dem genannten Herrn Erzherzoge, der am 13. d. Abends Y­,7 Uhr von einem nach dem kai­­serlichen Reviere Orth unternommenen Jagdaus­­flug nach Wien zurückgekührt war. — Herr Heil­­pern hatte nämlich die Absicht, Seiner E. u. f. Hoheit Erde vom Heiligen Lande zu über­­bringen, welche Herr Heilpern persönlich von der Himmelfahrtskapelle auf dem Delberg , zu der er­st den Schlüssel, welcher sich in den Hän­­den eines Muslims Namens Muhamed ibn Hassan befindet, verschafft und sodann dort Die Erde ausgegraben hat. Herr Erzherzog Franz Ferdi­­nand von Oesterreich-Este nahm das Geichenf Huldvollst entgegen, versprachh dem Ueber- Sbringer diese Heilige Erde dem Sarge des verewigten Kronprinzen Rudolf zu widmen und persönlic­h dafür Sorge zu tragen, daß sie auf die ihr ge­­weihte Stätte gelange. Während der etwa Halb­­stündigen Audienz bemerkte Seine f. und f. Hoheit (Höchstwelche am 14. d. Abends, in Begleitung des Kammervorsehers, Obersten Graf Wurm­­brand von Wien nach La­rafalva ab­­gereist ist), daß er st mit Vergnügen an seine Reise nach Palästina und Syrien im Jahre 1885 erinnere, von wo zahlreiche Jagdtrophäen fi auf seiner Belegung Konopijscht in Böhmen be­­finden. Der Herr Erzherzog sprach die Hoff­­nung aus, daß er wohl noch einmal Gelegenheit haben dürfte, auf dem 10.000 Fuß hohen, Palä­­stina von Syrien trennenden Berg „Hermann“ auf Bären zu jagen, woselbst er im oberwähnten Jahre durch großen Schneefall daran verhindert wurde. Mit den in Anwesenheit des Kaisser-K­ö­­nigs heute noch andauernden dreitägigen Feld­­übungen in Siebenbürgen finden die dies­­jährigen großen Manöver der österreichisch-unga­­rischen Armee ihren Abschluß. Ale Fachmänner, wie nicht minder alle politischen Kreise sind mit größter Aufmerksamkeit dem glänzenden Scau­­spiele gefolgt, das insbesondere die Manöver im Waldviertel von Niederösterreich geboten haben. Allenthalben vernah­m man nur eine Stimme des Lobes, sowohl was die oberste Leitung als auch war die Armee selbst und deren einzelnen Truppenkörper anbelangt. Den bezü­glichen Stimmen der deutschen Breite sei hier noch das Urtheil eines hervorragenden englischen Blattes angereiht, da nicht nur auf alle Vorzüge, sondern auch auf einzelne Mängel aufmerksam macht. Lettere werden indessen keineswegs dem Materiale oder der Führung desselben gegenüber geltend gemacht, sie betreffen rein finanzielle Fragen, denen Die Heeresverwaltung aus wohlbekannten Gründen eben mit gebundenen Händen gegenübersteht. Das er­­wähnte englische Blatt, die „Morning Bolt“, sagt an leitender Stelle: „Für England wurzelt das Interess­e der Manöver ,die jede Jahres in den Be­­richten über die Operationen­ der öster­­reichische ungarischen Armee Die in den Manövern thätigen Truppen haben Audgezeich­­nete3 geleitet. Die Leistungen im Schießen, auf welche so große Aufmerksamkeit verwandt wird und woran wir und wohl ein Beispiel nehmen konnten, hatten seine Gelegenheit, an den Zug zu treten, wohl aber scheinen die Mannschaften die Stra­­pazen des Scheinfeldzuges recht brav ertragen zu haben. Die Artillerie steht jedoch nicht auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit, da sie nicht ge­­­nügend Pferde besigt E3 ist dies ein ernstlicher Fehler, da Artilleriepferde ebenso wie Kavalleriepferde nicht dadurch gewonnen werden daß man einfach den nothwendigen Harnisch auf den Rüden von Bi­ilpferden legt. Außerdem ist der Werth von Bronzegeschngen zweifelhaft und der Heine Bestand einer Kompagnie auf Friedenzfuß an fie eine Ursache der Schwäche. Auf jeden Fall erhöhen die dieser Tage beendeten Manöver die Achtung der Nachbarn der Doppelmonarchie vor der £. und E., österreichische ungarischen als einer schlagfertigen kampfbereiten Armee.“ Im Grunde genommen seien ich diese Be­­merkungen wie ein Polatdoyer zu Gunsten der Erhöhung des Kriegsbudgets unserer Armee. Die ungarischen Delegirten sind jedoch ent­­schlossen, den allzu weitgehenden Forderungen­­ des Kriegsministers ein starres und emergisches „Non possumus" entgegenzuhalten, da eine durch ein be= trächtliches Meehrerforderniß für Heereszwecke­ be= wirfte ungünstige Beeinflussung des Budgets, als legte Konsequenz die abermalige Erhöhung der Steuern nach sich ziehen müßte und somit in dem gegenwärtigen schwankenden Zustande der Re­­gierung ihren unmittelbaren Sturz herbeiführen könnte. Bis zu den nah­en Delegationen­ glaubt das Kabinet aber entweder bereit, in so gefesteter Lage zu sein, um ein neues Anziehen der Steuter­­schraube wagen zu können, oder denkt vielleicht, seinem Nachfolger das Odium einer derartigen Maßregel z­ überlassen. Das apres nous le deluge war schon sehr häufig an das Motiv einer gewis­­sen Staatsfunft, oder desjenigen, was er dafür ausgeben wollte, zur betrachten. Die Frage der Bejegung der durch das Hin» jcheiden Bela Hertelendy’S erledigten Stelle eines Torontaler Obergespans bes­­chäftigt feit die Negierung im hervorragendem Maße, da dieses Amt in einem von einer so ges mischten­­Benölferung bewohnten Komitate, von welcher ein Theil ultras nationalistische Tendenzen verfolgt, von großer Wichtigkeit ist. ALs präsum­­tive Kandidaten werden mehrere P­ersönlicheiten ' etw­a an Feuilleton z­ wei Schwestern, — Bitte, Herr Graf, Sie sehmeicheln und erzählen mir Dinge, an die Sie wohl selbst nicht glauben. Diesen Vorwurf machte die reizende Elisa Monti dem jungen Grafen von der Wanden, der soeben in die Loge getreten war, nun Hinter ihr A und Sich leicht auf die Lehne ihres Sessels fügte. I­hr Vorwurf ist jeher ungerecht, b­ewerfte Elisa, erwiderte er jegt, indem er sie noch tiefer Mädchen Hinabneigte. Meine Worte Sind feine Teeren Schmeicheleien, sondern sie sind ebenso ehrlich gemeint, wie mein Antrag ehrlich ist. — Welcher Antrag? — u zu meinem Weibe machen zu wollen. — 4A life Monti klappte den weißen Federfächer Hastig zu und sah voll und erstaunt zu ihrem Sa=­valier ei welcher sie fragend anblidte. — Also wirklich, Here Graf? fragte sie nur leise, indem er so seltsam um ihre M­­nd­­winfel zuete. Wirklich wollen Sie eine arme Luft fünft serin, die nichts hat, weder Vaterhans noch Heimath, die nu­r von ihrer Kunst lebt, zu Ihrem ‚Weibe machen? — Gewiß, Elisa, rief der Graf schnell, in­­dem er einen Sessel dicht neben den ihren zog und­­ si darauf niederließ. Ja, mein Weib sollen Sie Werde; Ey mein nam a was = De= fige, fol Ihnen gehören; mein ganzes Leben, meine] ftete Liebe. — Liebe! Elisa Monti flüsterte dieses kleine Wort Leife vor sich Hin; nun legte sie plößlich ihre fein be= bandschuhte Rechte auf den Arm des Grafen und sah ihn sonderbar an. — Graf! Liebe wollen Sie Lieben Sie mich wirklich ? — Thewerfte Elisa — sol ich Ihnen schwö­­ren — — Er wollte sich zu ihr Hinü­berneigen, ihre Hände ergreifen, doch sie wehrte ihm, wandte sich zur Seite und sah in den Zuschauerraum hinab. Flüchtig treten ihre Blide über die viel­­köpfige, schauende und rauchende Menge Hin, so weiften zu der üppig gewachssenen Chansonette, die in kurzem Streichchen auf der Bühne Hin und her trippelte und ein bekanntes Lied mit einer noch bekannteren Melodie sang und nun blieben sie plößlich an dem Gesicht eine blonden Geigers , der unten im Orchester saß und sein In­­strument­ spielte. E35 war ein noch junger Mensch mit blonden, wallenden Loden, einem blassen, mädchenhaften Gesicht und großen, dunklen, träumenden Augen. Und die großen, träumenden Augen sahen eben auf und zu der luftigen Mädchengestalt in der Loge empor. Doch nur einen Moment und dann sahen sie gleichgiltig nieder auf das vor ihnen lie­gende Nicotenpapier. Die schöne Elisa Monti preßte plößlich die fleine Hand gegen die volle Brust, wie um dem mir geben ? we­ faum hörbaren en au Re der der= ‚zu dem schönen selben entstieg; dann wandte sie sie wieder dem Grafen zu und begannt leise: — Herr Graf! Ihre Worte haben verschie­­der­e Gefühle in meinem Innern erweckt. Sie ha­­ben mich zurückverlegt in vergangene Tage und ich muß als der Anbeter gedenken, welche mic­­­h mach­­tend zu Füßen lagen, mir ihre Hand, ihren Reich­­thum, ihr Herz anbeten. Ihr Herz, o, welch ein Unsinn! Das wußte ja gar nicht? von dem, was sie sprachen. Und ihre Worte drangen an mir nicht zu Herzen, s sondern ich lachte sie aus und stieß sie von mir. Nein, ihr Neichthum konnte mich nicht reizen, sondern ich flichte nach einem Herzen, da3 mic­ liebte, wirklich, aufrichtig liebte und das mir auch, zugleich die Gewähr gab, daß er mich stets Lieb behalten werde — ein solches Herz habe­­ nie gefunden. Sie schwieg einen Augenblick; der junge Graf ergriff ihre Hände und wollte etwas ent­­gegnen, doch sie kam ihm zuvor und fuhr schnell fort : — Bitte, lassen Sie mich aussprengen. Graf! Ich kenne Sie schon lange, habe Sie als Ehrenmann achten gelernt und deshalb will ich Ihren Worten Glauben schenken, will Ihnen ver­­trauen und das an Wahrheit nehmen, was Sie vorhin zu mir gesprochen. Bitte, besuchen Sie mich morgen Vormittagg — nun will ich gehen. Sie war aufgestanden und der Graf trat ihr dienstbereit zur Seite. Einige Sekunden später war die Loge Teer; nur eine Halberblühte gelbe Note Ing adhjtlos am Boden und die Chansonette unten auf der Bühne sang eben ein feines Lied mit einer gar seltsam traurigen Melodie. Be ung folgt,­­ aa a kan [A TE RT ED f: ne vr s # BE uni:

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