Oedenburger Zeitung, 1891. September (Jahrgang 24, nr. 198-222)

1891-09-11 / nr. 206

Ar. 206. Freitag, 11. September 1891. XKIV, Zafrgang. Oedenburger Zeitung. Organ für Politik, Handel, Industie und Landwirthschaft, Jane für soziale Interessen, Administration, Verlag und Inseratenaufnahme, Buchdenkeri­n, Rommwalter & Sohn, Grabeneunde 121, Einzene Aummern Rollen 5 SAreuzer., Inserate vermitteln: im Wien: Hafenstein , Vogler, Wall« Aichgass­e 10, U. Oppelis, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, l Wollzeile 12R Mosse,Seilerstatte­r Di­kes­l Nie­net­­gasse lesen Bu­dapest Junitian Dorotheagasse 11, Leop. Lang, Gisellaplab 3, U. ©. Goldberger, Servitenplag 3. SInfert­ions:SGebühren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die drei», 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für "die durchlaufende Petit« eile ee der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender­en Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. 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Klaudy. Die Ankunft des Separat- Hofzuges in Galgöcz-Liptovar erfolgte Vor­­mittags um 9 hr. In Galgöcz waren schon in den ersten Morgenstunden die Straßen von Menschen dicht gefüllt, welche die Ankunft Seiner Majestät erwarteten. Um Halb acht Uhr versammelten sich zur Begrüßung Sr. Majestät auf dem Bahnhofe Ce. £. und Ef. Hoheit Erzherzog Friedrich, Ministerpräsident Graf Szapary, Minister Baron Fejerváry, Ministerialrath Sefelfaluffy »o Obergespan Thuröczy, die­­ Abgeordneten Zarnóczy, Zsämbolisty und Victorics, der katholische Bischof Baltizar, der evangelische Bischof Baltis, die Somitatsbeamten und die Chefs der königlichen Wemter, größtentheils in ungarischer Galakleidung. Wie bereits oben er­­wähnt traf Punkt 9 Uhr der vom Präsidenten der Staatsbahnen, Ludwigh, geführte Hofzug mit Sr. Majestät ein. Als der Zug vor dem königlichen Bailen stehen blieb, ertönten begeisterte Elfenrufe. Se. Majestät drüdte dem Erzherzog Friedrich freundlich die Hand, nahm die militärische Meldung entgegen, wandte sich sodann an den Minister­­präsidenten Grafen Szapary, reichte ihm gleich­­fall die Hand und souvertirte längere Zeit mit demselben. Nachdem Se. Majestät auch dem Minister Baron Fejerváry die Hand gereicht hatte, wandte sie Allerhöchst derselbe an den Obergespan Thuröczy. Die Ansprache desselben erwidernd, sagte Seine Majestät: „Empfangen Sie meinen aufrichtigen Dank für diese herzliche Begrüßung, die von Ihrer treuen Anhänglichkeit zeugt. Ich freue Mich darüber, daß Ich gelegentlich der Manöver diese Gegend wieder besuchen und im Streite ihrer treuen Bewohner einige Tage verbringen kann“. Die Antwort Sr. Majestät wurde mit brausenden Efsenrufen aufgenommen. Der Obergespan und Bizegespan Krauß, die Bischöfe Boltizar und Baltis, sowie die Abgeordneten Tarndczy, Ziambofrety und Bichoridz wurden vom Monarchen mit Ansprachen ausgezeichnet. Se. Majestät begab si sodann durch das königliche Bett zu dem bereitstehenden Hofwagen, in welchem St. Majestät mit dem Ministerpräsidenten Grafen Szapáry Pla nahm. Dem Wagen St.­­­Majestät folgten der des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogg Friedrich, de Ministerd v. Szö­­gyeny und der Übrigen Suite... Dem Wagen St. Majestät ritt ein aus etwa 60 Köpfen bestehendes Banderium voran. Die zu beiden Seiten des Weges massen­haft angesammelte Bevölkerung be­­reitete Sr. Majestät einen begeisterten Empfang und ihre tausendstimmigen Essens pflanzten sich fort, bis der Wagen Sr. Majestät in dia Kastell ein­­fuhr und den Bliden der Menge entschwand. Vor dem Eingange in das Kastell wurde Se. Majestät von dem Grafen ErdödY ehrfurchtspoll re­gen und begrüßt, worauf sie Se. Majestät zor kurzer Raft in die Allerhöchsten Appartements zurüczog. Um 10 Uhr begann der Empfang der Deputationen. Die Reihenfolge beim Empfange der Depu­­tationen war folgende: Zuerst empfing der König die vom Kron­­hüter Sz­lärdy geführten Hofwürdenträger, geheimen M­äthe und Kämmerer. Nach diesen kam die Deputation de röm.-lath. Klerus, deren Führer Weihbischof Josef Bo I­­tizär die Ansprache an Se. Majestät richtete, welche allerhöchster Seite die Huldvollste Erwiderung fand. Ebenso gnädig wurde die Deputation der Augsburger evangelischen Kirche, geführt vom Bischof Friedrig Baltis, aufgenommen. E38 folgten sodann der Empfang der in Galgdcz amwesenden Offiziere unter Führung de F MEL. Form­yäal. Sodann empfing Se. Majestät die aus 200 Mitgliedern bestehende Deputation des Mu­­nizipiums des Meutraer Komitat, deren Führer Obergespan Wilhelm v. Thuröczy, die ehrfurchtsvolle Begrüßungsrede hielt. Auch der Ober-Rabbiner Josef Rosenfeld führte eine Deputation seiner­laubensgenossen dem Könige mit einer inhaltsreichen Ansprache vor. Zulegt empfing Seine Majestät den Obergespan Thuröczy, der die Staatsbeamten und den Professorenkörper vorstellte, wobei aber seine Ansprache erfolgte. Sämmtliche Antworten Sr. Majestät auf die Huldigungs-Neden der verschiedenen Deputationen in Galgócz nthmen jenen konstitutionellen und nationalen Geist, der alle Kundgebungen de Monarchen zu Zeugnissen des innigen Einver= F­s Feuilleton. Wie der Hix die Wette gewann. (Fortlegung.) Draußen thronte feßt der unbeschreiblic­­höne Winterhimmel. Die unzähligen Sterne glänz­­­­ten in seltener Reinheit und glühende Sternschnup­­pen flogen in weitgeschweiften Bogen durch’3 frost- Mare AU dahin. Stil Tächelte die silberne Scheibe des Mondes und in den gefrorenen Schneekristallen spielten und zitterten tausend Negenbogenlichter. Dur den schweigenden Hochwald zog ein dumpfes Raufchen und ein eisbedechtes Wiesenbächlein ließ sein helles Gemurmel durch den Heiligen Frieden der Sternnacht erschallen. Dem Sir wurde er voll um’8 Herz, er ahnte einen winzigen Theil der Schönheit und Erhabenheit der Natur. Endlich drängte er ihm zu beten, und betend gelangte er vor seinem Häuschen am Saume des Waldes an, wo ihm ein besorgtes Weib gerne Einlaß gewährte. Bald entschlummerte er mit dem Gedanken an seine Wette, während im Wirthhause das tolle Leben erst um zwei Uhr nach Mitternacht ein­­ Ende fand. Der Korlbauer lam nicht so sicherheim­ wie­­ Six,wenigstens hatte sein Weib,das etwas dumm­e sJulei,die erdenklichste Mühe,ihn ins breite,»zwei­­spännige«Bett zu bringen ... So war nach und nach der Fasching gekom­­m­en und im­ Walddorfe herrschte ein Leben­ wie im Schlaraffenland.Die Fiedelnllangen und die lustigen Paare zeigten den Rundiii­ und den Durch­einand, daß es gar sein Aufhören Hatte. In den Bauernhäusern gabs j et Mahlzeiten. Schweins­­braten mit fetter Tante, geriebenen Knödeln und der Sauerkraut! Und Alles griff mit seine Freude; sie war nicht zu bewegen, nur auf ein Stündlein am Zanzboden zu erscheinen. Zu Hause arbeitete sie fleißig herum, und wenn im später Winternacht endlich ihr Werk gethan war, zündete sie zu Ehren der Gottemutter da­s Liadhtglast"­am, stellte es auf den Zwijch, kniete auf den Schemel Hin und betete oft stundenlang alle erdenklichen Gebete. Das wichtigste aber lautete: Daß der Teufel seine Macht Hat über mich! und damit war es ihr bitter Ernst. Sie war von dem Dasein des Teufels I fester überzeugt als vom Dasein Gottes; sie selbst Hatte ihn­ gesehen, den Teufel,­­ oben in der Schwarzbergwildniß, wo sie Preißelbeeren suchte, tauchte plöglich ein Hin­­tender Mann vor ihr auf, Hatte ein Herzerstarren­­des Gesicht, und allsoglei­ war er wieder vers­chwunden. Dafür aber erhob sich plöglich ein solcher Sturm, daß die Bäume ächzten und ein wildschauriges Praffeln wurde vernehmbar, wie wenn die ganze Wildniß in hellen Flammen ge­standen wäre. Natürlich war das eine „Anfechtung“, das Jules lag drei Tage darauf frank danieder, dann nahm sie die Heilige Hostie in Empfang und betete alle Tage fünf Vaterunser extra: — Daß der Teufel keine Macht Hat über mich! Mußt nicht ungläubig lächeln, lieber Leser, dad von der Kultur so weit abgelegene Waldwolf hat seine Aufklärung empfangen, der Teufelsglaube wurde ihm mit bestialischer Gewissenhaftigkeit ins Herz geimpft, was ja leider auch noch heute ge­­schieht; dem Volke wird sein Aberglaube zur eigent­­lichen Religion, und es wird sein altes Weib im Dorfe geben, das nicht ihren Kopf einlegt für das unleugbare Dasein des Teufels. Jawohl, zwei Stierhörner hat er, aus dem Rachen brennt ihm das höllische Feuer, Schwefel- und Becflammen, einen ‚Schwanz at er und kohlschwarz ist er... . (Zertiegung folgt.) , einem solchen euereifer zu, als ob er gegolten hätte, sich im Essen die himmlische Seligkeit zu ver­­dienen. Der Kohlbauer Hatte bereits dreißig Stüce Selhfleisch in der Truhe verwahrt, die oben auf dem Hochboden stand und die zwei starre Eisen- Schlöffel hüteten. Eine gleiche Anzahl saftiger Schin­­fen ging noch im Nauchfange und solte am Alchermittwoch heruntergenommen werden. Vor dem Sig fühlte er sich also sicher, denn am Archermittwoc lief, wie nachträglich noch vereinbart wurde, die Wette ab. In den drei Falchingstagen gab es im tief verschneiten Dorfe ein jo urwiüchsiges Leben, daß selbst die alten Männer und die alten Weiber „tanzerisch“ wurden und auf dem Tanzboden unter dem lärmenden Sungwolfe ihren Schabernas trieben. Namentlich der Korlbauer wußte seinen grenzen­­losen Uebermuth gar nicht zu zügeln. Am Falching­­samstag besuchte er den Witleuteball und nun konnte ihn seine Macht der Welt mehr vom Zanz­­boden wegbringen. Tag und Nacht hielt er aus, Ländler tanzte er wie ein Junger, den Spielleuten sang er S’fanglIn vor wie ein Hirtenm­ale’ und Bier trank er, daß ihm die Augen aus den Höhlen traten. Und stellte sich auf Augenblide der Schlaf ein, so trank er schwarzen Kaffee und aß saures Sleisch, oder er legte sich auf ein Wandbanf, die zottige Pudlhaube unter dem Kopfe, und schnarchte sie, troß des markerschütternden Gejohles und Ge­­stampfes, ganz prächtig aus. Dann, wenn er wieder munter wurde, faßte er eine Dirne um die Hüfte, stellte sich vor “den Spieltisch und „friemte“ sich einen „Deutschen“ an, den er auch glei­ mit einem Guldenstüd be­­ne und nun schleifte es wieder dahin wie ein adhen auf silberner gluth. Sein Jules hatte an diesen „Dummheiten“, wie sie ihres Mannes Daseinsfreude benannte, & PATE Br­a i |

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