Oedenburger Zeitung, 1892. November (Jahrgang 25, nr. 251-275)

1892-11-21 / nr. 267

-«s-,2."«.-sz «-..,x­Xxv.gc»al­rgang. Montag, 21. November 1892, Abends. Az. 267. u­­rsunsen Ledenburger. Zeitung. Mrnan für Politik, Handel, Industrie und Landwirthscaft, famte für Tnzinle Interessen, Buhhtrukeri &, Romtvalter & Sohn, Grabenrunde 121, Einzelne Rummern Rotten 5 Kreuzer. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränume­rations: Preise: Für Loco: Ganzjährig 10 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig ...2 fl. 50 fl, Monatlich, 1 fl. Für Auswärts: Ganzjährig 14 fl., Halbjährig 7 fl., Viertel­ jährig 3 fl. 50 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infektionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administeation, Verlag und Inseratenaufnahme. Ssnferate vermitteln­ in Wien: Hafenstein , Vogler, Wale fiichgasse 10, U. Oppelit, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, L. Wolfzeile 12, R. Moffe, Geilerstätte 2, M. Dufes, I., Riemer­­gasse 12. In Budapest: Paulus GY., Dorotheagasse 11, Leop. Lang, Gisellaplas 3, U. ®. Goldberger, Servitenplag 3. Insertions:Gebühren: 5 fr. für die ein-, 10 Er. für die z­vei-, 15 fr. für die drei-, 20 Er. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petite eine exclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. — Aus der Konkursmasse des falliten Wi­­nifleriums Szapary. Dedenburg, 21. November. Der Chef des Hauses (eigentlich in unserem alle: des Kabinetes) hat sich, nachdem das Ge­­schäft in die Brüche ging, in das Privatleben zu­­rückgezogen . Graf Szapar­y begibt fs nämlich vorderhand mit seiner Familie nach Italien, allein seine früheren Vertrauensmänner leiten auch unter der neuen Firma: „Dr. Weierle und Komp.“ die Angelegenheiten der Theilhaber und es scheint sogar, daß die sieben Herren, welche in ihren Aemtern verblieben sind, sehr darauf bedacht sein werden,­­ mit all Demjenigen was aus der Konkursmafia des fallchen Miinisteriums Szapárdy noch irgend verw­erthbar ist, ein wenig aufgefrischt, neuerdings Sei­häfte zu machen. Besonders die von dem neuen Ministerium angestrebte Indemnitäts-Zeit dürfte dasselbe be­­nügen, um mit dem „Bofel“ aus dem Nachlasse des Vorgängers gründlich aufzuräumen. Was dann de3 Neuen gebracht werden wird, wer kann es heute schon mit Bestimmtheit sagen? Freilich, die „Budapester S Korrespondenz" glaubt und darüber Aufschluß geben zu können, wir führen denselben auch hier an, ohne indeß blindlings an die Ric­­tigkeit der Angaben zu glauben, denn zwischen Vortag und Ausführung liegen noch vielerlei Hemmnisse. Gedachte offiziöse Stimme ruft: „Ministerpräsident Dr. Weierle, der am sechten Sanntag zeitlich früh mit dem österr. Finanz­­minister Dr. Steinbach eine mehrstündige Konferenz gepflogen und Mittag­ mit dem Grafen Koalhoty längere Zeit verhandelt hat, ist hierauf in Gesellschaft der Minister Szilágyi, Graf Bethlen, Josipovich und Hier­nymi Nachmittags mit dem Eilzuge nach Buda­­pet abgereist. Herr Dr. Weierle übernahm hierauf gestern Sonntag ohne weitere Formalität die Lei­­tung des Ministerpräsidiums,­­dessen bewährter Staatssekretär, Herr Tarkovich, auch ferner in seiner Stellung verbleibt. Der neue Minister des Innern wird das Beamtenkorps des Mi­­nisteriums morgen Dienstag empfangen. Graf Tipa übernimmt die Leitung seines Amtes in Wien am Donnerstag. Der Unterrichtsminister wird seinem gegebenen Veisprechen gemäß noch vor Ende des Jahres den bereits fertiggestellten kurzen Gelegentwurf über die Rezeption der jüdischen Konfession dem Hause unterbreiten. Im Sinne desselben wird der faktisch bestehende B Zu­­stand durch die Inartifulirung des jüdischen Glau­­bens als staatlich anerkannte Konfesstion gejeglich ausgesprochen und außerdem die gegenseitige Gleich­­berechtigung mit den übrigen anerkannten Konfes­­sionen damit gekennzeichnet, daß der Uebertritt von Christen zum Judenthume gestattet und geregelt wird. Der Gelegentwurf über die Einführung der staatlichen Standesregister wird dem Reichstage in den ersten Monaten des nächsten Jahres unterbreitet werden.“ Ueber den Stand der weiteren Reform- Verheißungen weiß Offiziosus vorderhand Nichts zu vermeiden. Auch als vor zwei Jahren Graf Julius Szapary die Leitung der Geschäfte übernahm, wurde auch die Trommel der Reklame gerührt und von den bevorstehenden Reformen ein Langes und Breites getafelt, aber acht wie wenig fruchtbringend und rentable war die Wera Szapáry, wie dürftig ihre Schöpfungen ! . » Jeden Monat wurde Ungarn allerdings mit einer neuen politischen Idee überrascht.Bald hieß es,das Wahlgesetz solle reformirt werden,bald versuchten­ ones mit der Reform der Verwaltung; dann tauchten die kirchenpolitischen Fragen auf und hin und wieder hörte man auch von einer Reform der Hausordnung des Parlaments.Trotz­­dem wurde keine Idee durchgeführt und keine Re­­form realisirt.Und doch sind dieselben Minister, welche jetzt im Kabinet Wekerle sitzen,schon im Ministerium Szapåryalt gewordet,und sie hätten sicherlich Reformen durchgeführt,wenn sie im Stande gewesen wären,welche zu schaffen. Doch mehr als eine kleine»Ueberraschung«zu in­­szeniren,war das letzte Ministeriu­n nicht im Stande, und wir bezweifeln, daß das neue Mini­­sterium besser sein werde, denn es arbeitet ja mit dem Nachlasse an der Konkursmasse des fallchen Ministeriums Szapäryd. Schon der Umstand, daß die neue Regierung ihr Programm nicht zuerst der Regierungspartei vortragen, sondern damit ihre Partei ebenso wie die Opposition, Ungarn ebenso wie Europa „über­­raschen“ will, verheißt nichts Guted. Wenn die Regierung die „sofortige Einführung der obligato­­rischen Zivilehe” versprechen kann, warum beeilt sie sich nicht, dies ihrer Partei mitzutheilen ; wenn sie­ aber dies nicht versprechen kann, warum fehlt ihr der Muth, ihrer eigenen Partei ,dieses Ge­­ständniß zu machen? Wenn sie thatsächlich den „K­ulturkampf“ will, warum entrollt sie nicht ihre Fahne, und wenn sie diesen Kampf nicht will, warum spricht sie das Wort des Friedens nicht aus? Eine ernste Regierung würde nicht die Gele­­genheit meiden, sondern im Gegentheil, den Anlaß suchen, um je eher Klarheit zu schaffen; sie wäre bestrebt, jede Halbheit und Unaufrichtigkeit zu bannen; sie müßte ihre Fahne entrollen und Alle, die mit ihr­ eines Sinnes sind, auffordern, ihr zu folgen. Doch das Kabinett Weierle sceint weder die Kraft, noch den Muth zu befiken, im Klub der Negierungspartei das Programm auch nur zu flisziren. Wir fürchten, die Firma: Dr. Weierle werde an den von ihrem Vorgänger rückgelassenen Geschäftsfalamitäten Franken und ebenfalls langsam dahinsiechen wie jene. Kann denn — so fragen wir — ein Ministerium Vertrauen einflößen, dessen Firma nicht einmal aufrichtig ist und das unter dem Pseudonym Weferle mit dem früheren Ber­­sonale die Ges­chäfte der banferotten Firma in ihrem Geiste fortführt? — E. M. Mene Wegrobot in Hidjt! Unter diesem Titel veröffentlichten­ wir am 15. d. M. einem Artikel, der prompt einen Gegen­­artikel in Nr. 134 des „Sopron“ hervorrief. Nach beliebter, aber schon einigermaßen abgenügter Schablone werden wir darin journalistisch hin­­gerichtet, indem man und in nebensächlichen Dingen totaler Unwissenheit bezichtigt, der Haupt­­sache aber vorsichtig aus dem Wege geht. So hofft der Artikelschreiber den „Sopron“, daß mit und auch die Diskussion der von und verfochtenen Sache aus der Welt geschafft wird. Da wir aber noch leben, so erlauben wir uns folgende Antwort zu geben. B Zuerst sollen wir, das Verbrechen begangen haben, nicht zu wissen, daß Die heutige Weg­­steuer seine Wegarbeitsablösfung it. Das ist ein Spiel mit Worten. Wir haben dos früher gewisse Wege geschottert und wer dieser Arbeit entgehen wollte, der zahlte eine bestimmte Summe in die Komitats-Rafja und schotterte dann nit, Wir nannten dieses: Wegarbeit3-Ablösung. Al nun diese Ablösung obligatorisch gemacht und offiziell Wegsteuer getauft wurde, behielten wir im Sprachgebrauche den alten Namen bei. Zahlen mußten wir, das war sicher; der Name selbst war ein leerer Schal. Wen es leichter geschieht, wenn er sein Geld unter dem offiziellen Titel Wegsteuer los wird, der nenne e3 Wegsteuer. Ein Sprichwort sagt in solchen Fällen: „E3 ist gehüpft, wie gesprungen.“ Unsere Annahme, daß der Wegbaufond der Komitate zum Theil anderen Sachen diene, be­­ruht darauf, daß der verstorbene Minister Bar­ojs f. 3. beabsichtigte, aus diesem Fonds 3 Millionen Gulden für projektivte Bizinalbahnen entnehmen zu wollen. Und da er der Mann war, Alles durch­zufegen, so hing eine Anzapfung der genannten Fonds jedenfalls in der Luft. Die Hauptsache für uns liegt jedenfalls darin zur hören, daß unser Wegbaufond keine Ueberschürfe aufmeilt. Dies zu willen, ist ung­eschmerzlich, entschuldigt aber durchaus nicht den Versuc, den das Komitat macht, einzelne Gemeinden auf Horrende Art überleiten zu wollen. Im „Sopron“ wird weiter behauptet, daß wir seinen Begriff von dem neuen Gehege über die Kommunikationswege haben. Diesen Begriff haben wir aber. Beweiß davon ist das im der Versammlung vom 12. d. M. aufgenommene Protokoll, laut dem wir und nur zu dem ver­­pflichten, zu was wir bis jept gejeglich verpflichtet waren,und wobei wir gleichzeitig das Komitat bitten, er möge damit sein Bemwenden haben. In vorstehendem Haben wir jene Bunte beleuchtet, von denen es in „Sopron“ heißt, daß wir nichts davon willen. est kommt aber die Hauptsache an die Reihe, von der offen­­bar der Artikelschreiber des „Sopron“ nicht­ weiß: Er glaubt nämlich, es handle sich um Herstellung des Weges Szopor-Csepreg-Bül. Dieser Weg ist aber in der Route Csepreg-Bül schon längst vom Komitate übernommen worden und der andere Theil, zu etwa einem Drittel, von den Herren Stefan von Marfopvich und Otto Bauer auf eigene Kosten Hergestell. Der un­fertige Neft selbst, liege zumeist im Bereiche der Gemeinden Szopor, Bereny, Hetye und Simaháza. Diese Gemeinden erklärten sich aber für viel zu ihhwach, die ihnen vom SKomitate zugemuthete Arbeit zu leisten. Und mit Recht! Heißt es doch im Bollsmunde : „Bereny, Hetye, Simahäza Bele fer egy tarisznyäba.“ Der Artifelfschreiber vergißt weiter gänzlich auf den Weg, der von Göepreg gegen Acsad führt und um den ed jfih Hauptsächlich handelt. Weiter weiß der Artifelfschreiber nicht, daß er sie in der Sikzung vom 12. d. M. nur darum handelte, den betreffenden Gemeinden eine weit über das gewegliche Maß gehende Belastung aufzubürden. Denn, um nur das zu erzielen, was uns das Gebet vom Jahre 1890 vorschreibt, dazur gehört ein einfacher Befehl, da braucht man nicht zuerst alle Gemeindevorsteher und Großgrundhesiger in feierlicher Sigung zu versammeln. Dieser Umstand hätte dem MArtikelschreiber glei auffallen sollen. In Wirklichkeit ist die vorgeschriebene gejegliche Leistung ganz gering gegen jene, welche das Komitat den Gemeinden aufbürden will. Ist doch der Weg von Chepreg gegen Ac3&d allein eine geografische Meile lang und müßten vorerst zwei Meilen Gräben ausge­­hoben werden, und zwar recht breite, damit die daraus gewonnene Erde zur genügenden Erhöhung der Fahrbahn ausreiche. Nach­ dieser Leistung aber ist vorerst nichts anderes fertig, als ein enormes Rothmeer, welches beim geringsten Regen ganz E3epreg, 20. November 1892.

Next