Oedenburger Zeitung, 1897. Januar (Jahrgang 30, nr. 2-25)

1897-01-14 / nr. 10

seh-. .·­­M-«"jj«-ijsj»s’«« Tg " TE Ar. 10, 7 X Jahrgang. Kreis: 6 Seller. P­ränumerationd-PBreise: Für Luca: Ganzjährig 29 Kr, Halbjährıg 10 Ar.,­­Vierteljährig : 5 Kr, Monarlich 1 sr TU HI Ar Huswärts: Ganäbrig 35 fr, Halbjäbrıg 12 Ar 50.91, . Sıerzeljährig 6 8.25 Hl, Monaslıh 3 Fr. 30 HI Donnerflag, 14. Yänner 1897. u Xolifiides VagBlatt. Adminiftration und Verlag: Buhtraderei Alfred Nommalter, Hrakrmme DI. :Welefon Ar. 25. ann ger Zeilung Irgan der Dedendurger reis: $ Seller, . Snferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallbin­­ gratis und franco versendet Annoncenaufträge, Abonnements: und Insertiond:@es­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einguhenden Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. liberalen Vartei. u. Bedenkliches Job. Oedenburg,13.Jänner. ,Es«»ist.,bekannt,daß selbst der heftigste Tadel der Freunde den Werth einer Handlung oder Maß­­nahme weit weniger herabmindert, al wenn sich dieselbe Handlung oder Maßnahme das unein­­geschränkte Lob der ausgesprochenen Gegner zuzieht. In diesem Falle befindet sich die N­egierung, seit­­dem sie sie entschlossen hat, das Biehlal­s um nahezu den eigenen Erzeugungspreis an die Landwirt­e abzugeben und zugleich ein zweck­­mäßigeres Rolettensystem einzuführen. In der diesen Gegenstand berathenden Situng des Ab­­geordnetenhauses vom 11. d., in welcher — wie wir gemeldet haben — die betreffende Vorlage un­­verändert angenommen wurde, zeigte er sich, daß­ gerade die Redner der liberalen Partei, obgleich sie natürlich den Gelegentwurf mit Freuden­ begrüßten, dennoch einige seine Bemängelungen nicht unaus­­gesprochen hassen wollten, während Hinwieder Koloman Bränzay als Vertreter der „Kossuth“­ und namentlich SIohann AsbotH Namens der „Bolfspartei“, eine warme Lobrede der Vorlage widmeten. Wäre nun die Sache an sich nicht wirk­­lich und zweifellos ein sehr erheblicher Schritt zur Besserung der landwirthschaftlichen Zustände, man könnte fast, nachdem As­bott so viel Rühmens aus der Vierwohlfeilung des BViehsatzes machte, daran irre werden, 05­D dieselbe thatsächlich so be­­dingungslos erfreulich sei; wenigstens fühlt man sich gedrängt nach­ den verborgenen Ursachen zu forschen, die ein so bedientliches Lob ver­anlaßt haben können. Bevor wir aber auf diese Entdeckungsreise ausgehen, wollen wir in Kurzem die neue Gejees­­bestimmung Hier registriren. Bisher hat der Grund­­preis des DViehsalzes per Meererzentner, abgesehen für die eine Ausnahme­statuirt war, 9 fl. bis 9 fl. 50 fl. betragen, wozu noch die Gebahrungs- und sonstigen Spesen samen, während fest der Grundpreis nur 5 fl. betragen wird, wozu nur mehr die Transportspejen kommen werden. In Folge dessen wird der Preis des Vieh­­salzes sich im ganzen Lande um etwas über 4 fl. ermäßigen. Das Viehsalz wird in plombirten 50-Kilogrammläden zum ÜBerlaufe gelangen, und die Käufer müssen nur solche Läde annehmen, deren Blomben unverlegt sind. Das allerdings etwas häftige Rolettenfüften konnte nicht ganz fallen gelassen werden, weil nur mittelst desselben konstatirt werden kann, ob der Berläufer nicht mehr ausweist als er verkauft hat, und sich den Rest zu unberechtigten Zwecken zurück­­hält, wie das schon in der bisherigen Pyramid vor­­gekommen ist. Dann ist er auch nothwendig, damit die betreffende Bartei nachweisen kann, wie sie in den Befig des billigeren Viehsalzes gekommen ist, und schließlich damit nicht unberechtigte Leute dasselbe wieder aus dem denaturalisirten in den ursprüng­­lichen Gebrauchszustand bringen künnen, um «s dann theurer zu verkaufen. So viel über die neue Gelegesbestimmung selbs­t und nun zu dem uns etwas bedenklich scheinenden xobe Asboth’3: Dieser Abgeord­­nete des Mattersdorfer Bezirkes hat gar eine nationale und Historische Seite des wohlfeilen Biersalzes entdeckt, indem er behauptete, durch die Unterftügung der Landwirthschaft werden Die nationalen und Historischen Ueberlieferungen er­­halten, während die Negierung bisher auf Kosten der Landwirthschaft die Spekulation gemästet hat. Heren A3botH und seinen Kommilitionen handelt es sich übrigens in der Ihat blutwenig um die Iteressen des Landmann­s, sondern darum, daß der Bauer nicht mit der Zeit vorwärts­­­­schreite, daß er nicht so sehr die wirthschaftlichen, als die historischen Traditionen hochhalte und niemals vergesse, daß es von Gott eingeseßte Historische Rechte auf Latifundien gibt, und wenn auch die zehn Gebote nichts davon willen, daß es den Bauern nicht nach mehr Grund und Boden gelüften dürfe, so gibt es Traditionen, welche es möglich machen, daß Leute vom Kaliber eines Asbsth, und Aristokraten, die Befiger von immensen Latifundien sind, sich a­ 3 nothleidende Landwirthe hinstellen, denen der Staat billiges Viehsalz verschreiben muß, damit ihre Familien- und Befigtraditionen darunter nicht leiden. So wie diese Herren aber die politische Masse abstreifen und sich sehr euphemistisch die Partei des Volkes nennen, weil der Staat ihre Tradi­­tionen ein bisschen aufmischte, ebenso sind sie — troß aller gegentheiligen Nadomontaden — in Wahrheit blind für alle wirthischaftlichen Fragen, die den kleinen Mann betreffen. Sie wissen recht gut, die Herren von der „Volkspartei“, daß wenn sie im Namen der Land­­wirthischaft etwas dem Staate abringen, dann auf jeden Kreuzer, der etwa einem Bauern aus den staatlichen Opfern zu Gute kommt, Vu­ilionen von Gulden auf die Großgrund- und Befiger von geist­­lichen Latifundien entfallen, welche diese dann im Namen der Landwirt­schaft und auf Grund der staatlic subventionirten Historischen Traditionen einladen. Wenn man die Sache im rechten Lichte be­trachtet, so sind im Grunde für die befiglose Be­­völkerung, ob sie nun bäuerlich it, oder zu den Arbeitern zählt, die agrarischen Benefizien, die der Staat dem konservativen Grundbefis gewährt, von minimaler Bedeutung und das Gefah­l Asbeth's über jene historische Tradition, die Jedem „heilig und theuer“ sein muß, ist im gegebenen Falle doch nur eine tönende Schell, die er der Kate an den Schweif bindet, damit sie für ihn Spertafel machte. Jedenfalls, aber und zwar ohngeachtet des tedenstlichen Lobes der Opposition, ist die Bierwohlfeilung des Viehsalzes, wobei der Staat bis an die Grenze der finanziellen Zulässigkeit gegangen ist, ein sehr anerkennenswerther Gewinn für die vaterländische Viehzucht und wollen wir hiebei als besonders ersprießlich­­ hervorheben, daß es keineswegs fontemplirt ist,­ den Salzverlauf nur durch die Salzämter bewerfstelligen zu lassen , sondern es werden im ganzen Lande, dem Bedarfe entsprechend, Salzverläufer bestellt werden. Daß in jeder Kleingemeinde ein Salzverschleiß errichtet werden sol, erklärte Finanzminister Lufacz nicht für nöthig, aber jedenfall wird je nach dem zeigenden Bedarf die Anzahl der Sargverläufer vermehrt werden. E.M. O Bom allerhöchsten Hofe. Ihre Majestät die Königin wird, wie man aus Mentone meldet, am 18. Jänner in Cap Martin ein­­treffen. Im Hotel daselbst wurde auch für das Sächsische Königspaar, dessen Ankunft Ende Februar erwartet wird, Appartement vor­­bereitet. O Aus der S Kabinetskanzlei Heiner Majestät. Man erschöpft ss in allerlei Kombi­­nationen über die Rerson des eventuellen Nach­­folgers BP Spavy’s. Wie wir aus wohlinformirter Duelle erfahren, dürfte vorläufig gar sein eigentlicer Nachfolger ernannt, sondern die Agenden Papay’s dem zweiten Kabinetssekretär Seiner Majestät, Karl König von Aradvar übertragen werden. Der eigentliche Chef der allerhöchsten Kabine­tkanzlei für Biopilangelegenheiten it, nämlich der Geheime Rath Baron Braun, ebenso wie der Chef für militärische­re der FML. Bolfras von Ahnenburg ist, diesen Stellungen kann, der Hintritt Papay’3 natür­­lic seine Veränderung zur Folge haben. Papay besorgte als erster Kabinetssekretär vorzugsweise die ungarländischen Angelegenheiten, die im . Dieses Referat für die Kabinettkanzlei gelangten, nun fest Karl v. König übernehmen. O B­erleitungen. Seine Majestät hat dem pensionirten dirigirenden Lehrer an der Tirnauer römisch-katholischen Volksschule Johann Pitthard, das goldene Verdienstkreuz ; ferner dem Oberlehrer an der Neutraer römisch-katholischen Clementar= Schule Martin Bälyi und dem Nyulfalujer pensionirten römisch-katholischen Rolfsschullehrer Gregor Kovacs, je das silberne Verdienstkreu­z mit der Krone verliehen. O P­apst Leo XIIII. an den Erzabt Hyppolit Feher. Der Erzabt von M­artinsberg Hyppolt Feher hatte aus Anlaß des neuen Jahres ein Begrüßungsschreiben an den­­Bapst gerichtet. Der Heilige Vater beantwortete dieses Schreiben wie folgt: „Unserem geliebten Sohne, dem Erzabt Hyppolit Feher. Bapst Leo XIII: Heil und apostolischer Segen Unserem lieben Söhne! Wir haben reichlich bewiesen, wie Wir über die Nachfahren des Großen Benedit­ denken und welches Wohlwollen Wir für sie hegen. Es war Uns überaus angenehm, zur ersehen, daß Ihr hiefür durch wach­­sende Anhänglichkeit und Bietat für den apostolischen Stuhl dankbar seid. Ein Zeugniß dieser zärtlichen Gefühle war der Brief, den Du fürzir­ an Uns gerichtet. Wir sind Dir, gleichwie der Ordend­­korporation, an deren Soige Du stehst, hiefür dankbar. Als Unterpfand Unseres Wohlwollen, empfange Unseren apostolischen Segen, den Wir im Hern Euch Allen enden.“ O Der neue russische Minister des Acupern. Sraf Didal Muramie­w ist vom Sailer Nikolaus zum Minister für auswärtige Angel­­egenheiten ernannt worden Muramiew gilt zwar als ein Gegner Deutschlands, sol aber ein Mann des Friedens sein.­­ Berifierte Abgeordnete. Der ständige Berifikations-Ausschuß des Abgeordnetenhauses hat unter dem Präsidium Arpid Kubinyrz die Mandate der neugewählten Abgeordneten: Graf Andor Zestetics (III. Bezirk, Budapest), Paul Kiss (Altsohl), Peter Rath (Csacza) und Stefan Kolozsvari-Kiss (Halas) in vollster Ordnung, an den Normen entsprechend befunden und die genannten Abgeordneten, mit Vorbehalt der uifuellen dreißigtägigen Petitionsfrist, zu verifizirten Abgeord­­neten erklärt. "von einigen Gegenden, n­. Dom Enge. a ''" Aus den Comitaten. Komorn, 11. Jänner. (Eine Lied­bes­­tragddie.) Der Hiesige 19-jährige Deifmen­­machergehilfe Ludwig Raffel unterhielt seit einiger Zeit ein Liebesverhältnis mit einem übel beleumundeten Mädchen, Namens Marie Mar­­tonis.­­Raffel ermahnte seine Geliebte wieder­­holt ihrem Leichtsinne zu entsagen und fortan einen rechtschaffenen Lebenswandel zu führen, um dann später, wenn er seiner Militärpflicht Genüge ge­­leistet haben werde, sein Weib zu werden. Die Martonis aber beac­htete sehr wenig die Er­­mahnung Naffel’s und feßte ihr flottes Leben fort, wovon Raffel durch Zwischenträger Kenntniß erhielt. Ex gerieth Hierüber in verzweifelte Wuth. Gestern Vormittag gab es im Zimmer des Mädchens zwischen dem Lebteren und Raffel­ wegen derselben Sache einen erregten Wortwechsel, welcher damit »

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