Oedenburger Zeitung, 1897. Februar (Jahrgang 30, nr. 26-47)

1897-02-14 / nr. 36

a­nn _ sonntag, 14. Februar 1897. a­n Ledenburger Zeitung Freis: 6 Keller. »Folifisches Tagblatt. Preis: 6 Keller. Bräkpimedit­mne: Breite: Sär 20eo: a 30 Kr., Halbjährig 10 Mr., Bierteljährig , Monatlich 1 Kr. 70 SI. #ür ie­­rn 25 Fr, Halbjährig 12 Mr 50 Hl, Bierteljährig 6 fr. 25 HL, Monatlich 2 Ar @ Hl. Adminiftration und Verlag: Kahhrnderi MHlfred Rommalter, Orakemmie 121. Beteron Ar. 25. Ar. 36, - Yrünnmerakions- Einladung, Mit heutigem Tage erscheint die zweite Nummer unserer WVolks-Ausgabe, welche sich die Aufgabe gestellt hat, die wissens­­wertheiten Ereignisse der Woche, sowohl mit Hinblick auf die Erscheinungen im Komitate, al auch auf alle Zofal- Vorfälle, in einem richtigen Bilde zusammen­­zufassen und Betrachtungen darüber im popu­­lären Sinne in der Bevölkerung zu verbreiten. Die Volks- Ausgabe it zwar ein integrirender Bestand­­theil der „Oedenburger Zeitung“, wird aber vermöge Inhalt und Tendenz als durchaus selbstständige Zeitungsstimme gelten können, welche darauf abzielt in den breitesten Schichten Auflärung zu verbreiten, beleh­rend und anregend zu wissen. Die Volks- Ausgabe kann demnach auch unabhängig­ von der „Oeden­­burger Zeitung“ abonnirt werden und ist Der Pränumerationsbetrag mit Nachsicht auf die wünschenswerthe je größere Verbreitung mit bloß BEE 50 Streuzer vierteljährig "UE festgelegt worden. Wir empfehlen unsere Bolts-Ausgabe dem Wohlwollen und der Unterstüßung des p. T. Publikums. Am bequemsten künnen die Abonnements: Anmeldungen mittelst B Pofttanweisung bewirkt werden. 3 la Die Administration, Srabenrunde 121. Feuilleton, Grüne Rosen. „seiles, Vefa, Iehst Du auch noch !“ rief die Großbräuerin im Mörtelhof als ein junges, heiteres Weib zur Thür hereinhurchte. „Sei Hab’ ich gemeint, Du wärst schon gestorben !“ „A­na, gestorben bin ich noch nit“, lachte Bela. „Das tu’ ich nit, daß ich fest sterben thät. Mein Lebtag hat mich’S Leben nicht so gefreut wie jebt“. „Gehst nit !“ rief die Bäuerin aus, e8 war aber sein Befehl fortzugehen, e8 war nur ein Aus­­ruf der Verwunderung. Man hätte ihr „nichts ertheilt“, der Defa, als sie vor etlichen Wochen den Schneider Viktor von der Grünen Ose heiratete. Der war als Duerfopf bekannt, betrieb außer seinem Handwerk die Rosenzucht und arbeitete seit Jahren daran eine ganz besondere Rosenart zu züchten, die eine grüne Krone hätte. Alles Andere auf der Welt war ihm Nebensache, ja er hielt die Existenz der Erde überhaupt für zwecklos, so lange sie nicht grüne N Rosen trüge. Und dieser Mann ging eines Tages in das Kleinhäufel und heiratete ein frisches, luftiges Mädel heraus, bloß darum, weil er — wie er sagte — jemanden haben muß zum Noten warten, wäh­­rend er auf der Werkstatt arbeitet. „Lach’n Dich nur recht aus, heut’, Befa !“ hatten am Trauungstage die Leute zu ihr gejagt, „denn bei Deinem Schneider wirt Du nit viel zu lachen haben.“ Inierate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franco versendet Annoncenaufträge, Abonnements­ und Anfertiond:Ge­bühren sind an die Administration Drapemarie 121) einzuwenden Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. Die „Volkspartei.“ Dedenburg, 13. Februar. Aljährlich, wenn der Frühling ins Land zieht, kann man eine Menge von Leuten sehen, die sich fünf einageb­ene Bauernkleid­er anziehen und darin prahlerisch zu irgend einer schönen Gebirgs­­gegend hinfahren. Sie wollen damit den Schein erwecen, als ob sie gar große­ Bergfragler wären, dann aber bleiben sie Lieber im irgend­einem gemüthlichen Dorfwirthshaus fiten und ihre einzige Strapaze­ besteht im Hinabschwemmen einiger Doppelliter Bier. Und wenn sie hernach genug strapazirt sind, fahren sie Schön wieder zu Haus und erzählen, daß die Berge Halt gar so viel lieb sind Lund wie sie sich, halt gar so viel, für wie lieben Berge angestrengt haben. Sicher finden sie auch leichtgläubige Menschen, die ihnen diese Aufschneidereien glauben und die darauf schwören möchten, daß daß lauter wirfliche Bergfreunde sind, weil sie il bag Pesgiteioergeinnuch am Leibe tragen. Geradeso ist’S mit Er „Volkspartei “88 gibt eine Menge von Leuten, die in ihrer großen Ehrlichkeit wirklich glauben, daß Diejenigen die wahren Bolfsfreunde sind, welche das Gewand des „D Wolfsbeglückers" anziehen, wenn sie im Herzen auch noch so viel Selbstsucht und Eigennuß an­­gesammelt haben. Wer das Kleid hat, dem muß doch auch das Herz so schlagen, wie es zu diesem Kleide paßt! So glaubt eben das biedere Volk. Kur, daß halt der Bergkrai­er häufig ein Miaufheld it, der es am Besten weiß, daß nichts leichter ist, als sich mit dem Gewande zugleich den Schein der Zugehörigkeit und die Absicht einer Arbeit zu geben, die ihm wirklich zu Teisten nicht im Traume einfällt. Wer will Volfsbegrüder, wer will Volksfreund nach dem Rezept der Volkspartei heißen ? Hängt einfach den Mantel der Schimpferei auf Geseß und Negierung um, er milde sich in dieser Verkleidung unter das Volk und er behaupte mit fed­er Stirne, daß er dies aus lau­ter Begeisterung für den Berg — das ist nämlich fürs Volt Aber sie lachte Heute noch, als sie nun her­­eintrat bei der­ Großbäuerin­­ im­­ Mörtelhof. Die Großbäuerin war eine Schulgenossi­n der Beta, deshalb konnte sie wohl freundschaftlich fragen: „Daß Du die Zeit her nicht ® von Dir hast hören lassen, — wie soll ich mir denn Das auslegen ?“ „Das fönntest schier von Dir selber wissen“, antwortete die DBefa lachend. „Wenn zwei junge verheiratete Lei nicht machen, nachher fannst Dirs eh denken.“ „Ah was, meinte die Großbäuerin, „Dein Schneider züst’ ja eh nur feine grünen ofen.“ „Dielei,! der zücht’ schon’ was anderes ah ," sagte die Vera. „Geh her, ich will Dir was jagen. Ganz g heim, — 0!” Sie flüsterte der Großbäuerin Etwas ins Ohr. „Gehst nit ? !“ rief diese und schlug die Hände zusammen. Die Andere nichte mit dem dem Kopf, was so viel sagt wie: „Ja, gewiß auch noch! Darauf haben sie alle Zwei Hübsch heimlich getuschelt. „Belt“, sagte hernach die Beta, „geh­ Bäuerin, ich kann mich verlassen auf Dich? Was Du mir zu Heiligdreitönig gejagt hast, unten bei der Kirch­­bruden ? Weißt es 8 nit mehr? Weil wir alte Kameradinen sind, Allzwei. Wenn ich einmal eine Gevatterin sollt’ brauchen . . ." Sa, freilich, freilich ! „Na, aber daß Du Dir’s gar so leicht merken thuft !“ sagte die Bäuerin und regte launig bei: „Soll ich mich für einen Buben oder für ein Mädel zusammenrichten ?* „Bas denn ? Natürli für einen Buben !“ Dabei lachte die Vera Hell auf. — — — thut, weil Halt der Berg gar so viel lieb ist und weil man sich halt für den lieben Berg — das ist allemal ‚noch das Liebe Wolt — gar so gerne an­­strengt ! Nicht wahr, das ist leicht gesagt und Leicht gethan. Aber auf­ einen Umstand vergessen die Herren „BWolf“begrüder“ vor der „Bolfspartei.“ Wenn nämlich der Berg sieht, daß die Krarler nicht aus Begeisterung zu ihm gekommen sind, sondern nur­ darum, damit sie ihn mit Füßen treten, um höher zu stehen, da wird er wild und brödelt ab. Und wenn das Volk erst erkannt haben wird, daß die groß- und Liebthuerischen Freunderl von der „Bollsgartei” auch nichts anderes bezweden, als auf dem Berge­­— das ist allemal noch das Volk — herumzutreten, um sich über die breiten Bauern- Schultern hinweg je höher zu­ stellen, so wird auch das Volk abbrödeln von den gleißnerischen, auf­­reizenden Lehren der „Rolfspartei“, welche Zwie­­tracht fäen wollen unter dasjenige Volk, als dessen wahrer Freund sich diese Partei ausgibt. Wer aber hat in seinem L­eben schon einen wahren Freund gesehen, der den einen Bruder gegen den andern beste ? Wer sah schon einen wahren Freund, der das Kind lehrte, dem Willen der Eltern zu troßen ? Beides thut die „Volfspartei." Sie flüstert mit giftigen Worten dem Bolfe und Ohr, es so sich auflehnen gegen den Willen der Negierung ; die Regierung aber ist die ausübende Hand des Willens der Krone und somit beabsichtigt die Bolfs­­­partei" nicht? Geringeres, als die Landesfinder auf­­zustacheln gegen die Verordnungen des geliebten Landesvaters. Sie hegt aber auch die Brüder gegeneinander, sie Schafft Nationalitäten­ und Konfessionshaß, sie unwühlt die Leidenschaften auf und sucht dem Wolfe einzureden, daß nicht alle Ungarn grei sind und daß es unter den Brüdern einer und derselben Nation Unterschiede der Qualität gibt, wie beim Schnittwaarenhändler, wo auch die eine Schürze mehr die andere weniger werth ist. Der Vergleich mit der Schürze ist hier umso mehr am Plage, al die „Volfspartei“ sich dort, BE Seither sind fünfzehn Jahre vergangen. Tast romantisch war inzwischen die Liebe der beiden Eheleute zu­einander geblieben, so ganz wie im Märchen, alle anderen Menschen ausschließend und einzig nur einander lebend. Mit der Großbäuerin im Mörtelhof pflegte aber die Vera noch die Freund­­schaft, denn die­ hatte sie blutnöthig. Also kam sie auch heute wieder in den Hof. Ihr Aussehen war nicht das beste. Sie war sehr bleich und nieder­­geschlagen und um die rothen Lippen zuchte es, wie verhaltenes Weinen. Als­ Bela jegt über den Hof ging und dort ein Häuflein Kinder sich balgen sah, rief sie ihnen zu: „Grüß Euch Gott Kinder! THuss ichon wieder raufen ? Na halt ja! It d’Mutter 3 haus ?“ „In der Kuchel 18“ antwortete ein fünf­­jähriges Dirndel und tolte mit den Knaben weiter. Als die Versa hernach­ vor der Bäuerin stand, Hub sie "inerkwürtiger Weise nicht an zu lachen. Sie redete ein wenig so herum, daß immer’ schlecht Wetter sei, — es war aber sehr hübisch und warm , daß man die Kühe gut füttern muüsse, wenn sie Milch geben sollten — sie hatte aber gar feine Sub, blos zwei Gas, wovon sie eine auch feine Milch gab, denn sie war eigentlich ein — Bad. So voller Ungereimtheit ‘war Alles und Bela lachte noch immer nicht. Und endlich als sie gefragt wurde, wie es denn alleweil gehe, riß sie ihre blaue Schürze ans Gesicht und Hub Taut zu Schluchzen an. „Defa !“ sagte die Bäuerin: „Was ist den Das ? Was Hast Du denn ? Das ist man bei Dir nicht­ gewohnt !* Für Abonnenten liegt Heute Ar. 7 des „Ilustrirten Sonntagsblattes‘“ bei unsere Heutige Nummer ist 8 Seiten stark.

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