Oedenburger Zeitung, 1897. September (Jahrgang 30, nr. 199-223)

1897-09-11 / nr. 207

— Be EEE) EEE NE DR en his = RE BORN Preis: G Seller. Prämumerations-Preise: ür 2oeo: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Kr., Vierteljährig 3­5 Kr., Monatlich 1 Kr. 0 HL Für Auswärts: Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig 12 Kr. 50 HL., Vierteljährig 6 Kr. 25 Hl., Monatlich 2 Kr. 20 HL »Politisches Organ. Adminiftration und Verlag: Kuhdenherei Mlfred Rommalter, Geabenrunde 121. Telefon Ar. 25. ifung Preis: G Seller. Snierate nach Tarif. ° Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franco versendet .Annoncenaufträge, Abonnements­ und Anfertione-Ger­­ühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einrufenden Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaur­­en: Ein Jeitdern des ungarischen geistigen Lebens erforden! — Zum Tode Franz von PBulkfy’3. — Oedenburg, 10. September. Ein Trawrtag für ganz Ungarn wird für alle Zeiten der 9. September d. h. bleiben, denn er entriß nicht nur dem schmerzerfüllten Vaterlande, sondern im internationalen Sinne der gesammten gebildeten Gesellschaft eine der größten und ehr­­unwürdigsten Gestalten der ungarischen Gelehrtenwelt, eine helle Lichte der Wissenschaft, einen glänzenden Reitstern des ungarischen geistigen Lebens. Der unerbittliche Tod ließ plößlich den edlen Born versiegen, aus dem die nach schönwissen­­schaftlichen Kenntnissen dürftende Menschheit reiche Belehrung und jederzeit anregende Geistesnahrung­sköpftee Franz Bulsky ist nicht mehr! Franz Paulpky von Lubocz und Eselfalva, der „alte Pulkky“, wie man ihn schon seit einem Menschenalter nannte, war zu Eperies am 17. September 1814 geboren, hätte also in acht Tagen sein 83. Lebensjahr erreicht. Nach Vollendung seiner Studien unternahm er Reisen ins Ausland. Für sein Work „Aus dem Tagebuche eines in Großbritannen reisenden Ungarn“ spählte ihn die ungarische Akademie zu ihrem Mitgliede. Vom Komitate <aros wurde Bulßfy in den Reichstag von 1839/40 gewählt; 1845 3ing er sich auf sein Gut Szecseny zurück. 1848 wurde er Staatssekretär im ungarischen Finanzministerium . Später erfolgte seine Verlegung in gleicher Eigen­­schaft nach Wien. Nach dem Oktoberaufstand ver­­fügte ih­n Pulffy nach Ungarn und wurde hier zum Mitglied des Landesvert­eidigungs-Ausschusses ernannt. Er ging dann ins Ausland und wurde 1849 von Kosjuth zum Vertreter Ungarns ernannt. Später begleitete er Kosjuth auf dessen Rundreise nach Amerika, die er in­ Gemeinschaft mit seiner Gattin beschrieb. Schon vorher hatte er einen historischen Roman: „Die Stafobiner in Ungarn“ veröffentlicht. Im Mai 1852 wurde Pulicky vom Kriegsgerichte in Reit in contumaciam zum Tode veruntreilt. Er ging 1860 nach Italien, nahm an Garibaldi’S Expedition t­eil und wurde in Folge dessen einen Monat lang in Neapel gefangen gehalten. 1866 wurde er amnestirt, in den Jahren 1867 bis 1875 und dann 1884 gehörte er dem Neidhdtage an, wo er sich der Deal-Partei anschlos. 1869 erfolgte seine Ernennung zum Direktor des ungarischen Nationalmuseums, im Jahre 1872 die zum General­­intenanten der öffentlichen Museen und Biblioteken Ungarns. Bulsky’s lebte Arbeiten waren seine Autobiographie „Meine Zeit und mein Leben“, „Die Kupferzeit in Ungarn“, sowie zahlreiche archäologische Studien und Forschungen, endlich eine Sammlung seiner ungarischen „publizistischen Arbeiten". Franz Pulpfy war einer der erleuchterten Politiker und scharfsinnigsten Denker aller Zeiten und Länder. Er sah Ungarn, sein schönes Vaterland, an dem er mit allen Fasern seiner so überreich begabten,­­ oft glühend sich entflammenden Seele hing, stets im europäischen Lichte ; er jagte niemals Utopien nach, sondern sourde vielmehr, troß der nach den Freiheit­­sümpfen erlittenen Drangsale, einer der unermüd­­lichten Ausdauer eines gelegmäßigen königstreuen Ungarn auf liberaler Grundlage. Er führte eine Kulturmission in sich, die er wie von selbst durchführte, als eine der anregendsten, mittheilsamsten Naturen, welche Ungarn je beseisen. Er war zugleich ein politischer und schöngeistiger Kopf, Staatsmann und Kunstsammler, Archäolog und Leitartikelschreiber, Romancier und Memoirenmann. Gewohnt, mit Wort und Feier zu improvisiren, war er jedem Augenblick gewachsen, hatte für jede öffentliche Angelegenheit einen guten Gedanken, eine praktiiche Initiative. In der That sah man ihn bald an jedem grünen Tische figen. Kunst und Wissenschaft wurden jedoch der Hauptinhalt seines Lebens. Das Nationalmuseum erlebte unter ihm eine neue, wajche Brüthe. In allen Abtheilungen wurden junge, auf der Höhe ihrer Wissenschaft stehende M­änner angestellt, es bildete si ein moderner wissenschaftlicher Hofstaat um den rastlosen Direktor. Mehrere Abtheilungen des Museums, so namentlich die archäologische und mineralogische, erhoben sie in die Reihe der aller­­ersten und wurden von zahlreichen ausländischen Fachgelehrten studirt. Das Haus Bulpky wurde ein Brennpunkt geistigen Lebens, wie es in Buda­­pest noch seinen gegeben hatte. B­ulßky selbst war stets Feuer und Flamme für alle giftigen und politischen Interessen seines von ihm glühend geliebten Baterlandes. „Beiter Lloyd“ widmet natürlich­ dem großen Todten, der aber vermöge seines wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlihen Ruhmes unsterb­­lich ist, einen licht- und schwungvollen Nefrolog. Besonders hebt das zitirte Weltblatt die exemplarische Schöstlosigkeit Boulsky’s hervor, die ihn zwar nie verhinderte, sich mit seiner ganzen Persönlichkeit in den Dienst seiner Nation zu stellen, ihn aber vor der Untugend geschüßt hat, mit sich selber einen Kultus zu treiben; Der­brennende Ehrgeiz, der in der Seele so mancher Bolitiker und Staatmänner flammte, die auch nicht entfernt an seine Bedeutung hinanreichten, war ihm völlig fremd, er beschied sie allezeit und in allen Stellungen mit dem Bewuhr­­sein sich als wertthätiger Patriot für die Interessen seines Vaterlandes zu bewähren. Obschon stets schlagfertig und weile im Ratte der Geießgeber des Landes, stand sein Ansehen fast noch höher im außerparlamentarischen Rathe, denn wenn es galt, verwiderte Probleme zu Lösen, kritische Situationen zu meistern, neue Wendungen herbei­­zuführen, kamen der V­erstand, die Einsicht und die Versatilität Franz Bulpeky’s oft entscheidend zur Geltung und an manchen weit hinauswirfenden Geschehnisse Hatte gerade er den wichtigsten Antheil. Nur in neuester Zeit zwangen­ die Gebrechen des hohen Greifenalters den allverehrten Geistes­­heroen zur größeren Zurücgezogenheit, allein troß seiner Abgeschiedenheit von der­­ Tagespolitik und troß seiner stetig zunehmenden Hinfälligkeit lebte Franz Bulßky bis zum Testen Athemzuge ein aktuelles Leben und dieses, von welcher Seite man er auch betrachten mag, war überall interessant. „Und das Andenken des Heimgegangenen, — schließt „P. U.“ — wird treu und in Ehren bewahrt werden von der ungarischen Nation, die in Sranz zZ ulBEy einen ihrer besten, einen ihrer Hingebungsvollssten und verdientesten Söhne verloren hat.“ E. M. Tahrt über die Uellderstaße in das Kunstge­werbliche Museum, von hier durch die Uellderstraße zurück über den Museumring in das National-Museum, nach dessen Besich­­tigung die Radfahrt in die Hofburg erfolgt. Nachmittags 2 Uhr: Fahrt über die Kettenbrüche durch die Akademie-, Holtän- und Naändorgasse zur Besichtigung des neuen Par­­­lamentsgebäudes und des Gebäudes der Kurie, von hier Rücfahrt über die Allotmany­­gasse, den Waidner-Boulevard, ze. bis wieder zur Hofburg. ee­ge rien Dom Tage. Das Programm der Budapester Kaiser­­fasten. Aus Anlaß der An­wesenheit des Deutschen Kaisers der ungarischen Landeshaupt- und Residenzstadt ist folgendes Programm festgestellt worden: Montag, 20. d., Nachmittags 1­­. Uhr: Besichtigung der Mathiaskirche, sodann Fahrt über die Albrechtstraße, die Kettenbrüce, in die Marie Baleriegasse, die VBigadegasse und den Giselaplag zur Endstation der Stanzehofer Untergrund­­bahn; Fahrt auf derselben bis zur Haltestelle Thiergarten , von hier zur Historischen Gebäude­­gruppe, sodann auf der Stefanie- und Andrasiy­­straße bis zur Kreuzung des Theresienringes, und von da zurück in die S Feftung über die neue Ringstraße. _ Dienstag, 21. d. Vormittag 10 Uhr: Vahrt über die Ebrechtstraße und die Kettenbrüde, die Kronprinzgasse, die­ Universitäts- und Kecäke­­metergasse auf den Zollamtsring zur Zentral- Markthalle Nah. Besichtigung vderselben­­ O Bom allerhöchsten Hofe. Seine k. u. f. Hoheit der Herr Erzherzog Eugen hat sich am 8. d. mit der Manöveroberleitung mit Separatzug nach Totis begeben. Der Erzherzog kehrt am 14. d. nach Wien zurück und wird sich nach Stocho­lm begeben, um in Vertretung Sr. Majestät dem Regierungsjubiläum Königs Oskar von Schweden beizuwohnen. Mit demselben begibt sich auch eine Offiziersdepu­­tation des 10. in Przemysl dislozirten Infanterie­regiments, dessen Oberstinhaber König Dar ist, nach Stocholm. O: Ein Aronrath in Wien. Gestern fand in Wien in der Wiener Hofburg, unter dem Xorfite Sr. Majestät ein Kronrath statt, welcher 1­­, Stunden währte. An demselben nahmen alle österreichischen Minister theil. Wie verlautet, ob der Kronrath eine Entscheidung bezüglich der innerpolitischen Situation herbeigeführt haben. Dem Kronrath ging eine anderthalbstündige Berathung der Minister im Palais des Minister­­präsidiums voraus. Zwischen der Ministerkonferenz und dem Stonrath wurde Finanzminister Ritter d. Bilinski in besonderer Audienz empfangen.­­ Militärisches. Seine Majestät ernannte den Generalmajor Arthur Freiherrn v. Könige=­brunn zum Kommandanten der Militär-Ober­­realschule, den Obersten Anton Reich zum Kommandanten der 26. Infanterie-Brigade, den Obersten Franz Rohr zum Generalstabschef des 2. Korps; weiter wurden ernannt Die Majore des Generalstabsforps Karl Gott­ und Rudolf Schmidt zu Lehrern an der Kriegsschule und Alexander Kunz zum Lehrer an den technischen Militär Fachkursen, verliehen wurde dem S Oberst« lieutenant Hannibal Grimmer v. Adelsbad dv NR. aus allerhöchster Gnade und ausnahmsweise . der Oberstend-Charakter. O Graf Goludomwinski in Budapest. Der gemeinsame Minister des Reußers Graf Golu- Homsti begibt es am 19. d. Abends nach Budapest, um während des Aufenthaltes des Deutschen Kaisers dortselbst anwesend zu sein.­­ Die Eröffnung des österr. Weichs­­tab­es. Für den 23. September wird, wie man aus Wien meldet, der österr. Neichsrath wieder einberufen werden. Mit diesem Zusammentritt beginnt die Dreizehnte Session des Neichd­­ratbhen. Das Amt der Präsidien erliicht in beiden Häusern mit dem Neubeginn der Session. &3 ist deshalb­­ für das Herrenhaus die Neu­­ernennung des P­räsidiums seitens der­ Krone, für das Abgeordnetenhaus die Neuwahl des Präsidiums duch das Haus nothwendig, vor deren Vollzug der Alterspräsident den Vorfig zu führen hat. Als Kandidat für den Präsidentenposten wird außer Dr. Ebenhboc jept auch der polnische Abgeordnete und gewesene Minister Dr. Madeyski genannt.­­ O K­aiser Wilhelm und die Zigeuner- Kapellen. In der königlichen Burg wird während der Unwesenheit des Deutschen Kaisers auch eine Zigeunerkapelle konzertiren. Des rechte Mal geschah es vor 22 Jahren,­­daß Zigeuner­­musifer in das königliche Burgpalais beschieden waren, um sich vor den allerhöchsten Herrschaften Eu­a­nie­­­it N­a 3er,

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