Oedenburger Zeitung, 1919. September (Jahrgang 51, nr. 94-117)
1919-09-11 / nr. 101
’«’1"7.«Ess., September 1 . „Oedenburger Zeitung“. Trauung. Der Geschäftsführer der Hiesigen Pinselfabrik Yang Müht heiratete heute die hübsche Tochter Karoline des Hiesigen Kurzwaren- Händlers Merander Kaktner. Die „Tranung fand unter großer Beteiligung “in der Domkirche satt. Bildung eines Städt. Wohnungsausschusses. Der städtische Magistrat hat im Sinne der Verordnung Nr. 4288, bezw. 4180, Magistratserlaß, welche Die Wohnungsangelegenheiten reguliert, ‚mit dem Stadtrate Dr. Ernst Kalmanald VBräfes einen Wohnungsausschuß ‘feiert. Zu Mitgliedern wurden: Dr. Roloman Töpler ald stello. Präsident and Geza Benkd, Edmund Straber, Georg Steiner, Franz Hatvan, Mel: ‚hior 35384, Dr. Stefan Pinezid,Suftap Lafchober, Julius Göring, Sohann Schüs, Julius Misliveg, Bela Hauer, Johann Winkler, Ludwig Zepert, Samuel Seidl, Josef Hotwagner, Franz Feik, Zoltan Szemes, Anton Grießler, Friedrich Thorn, Josef Müller, Ignaz Breuer, Ludwvig David, Ludwig Dorn, Alexander Böze, Ludwig Bruckner, Josef Friedl, Michael Zehner, Franz Skretichy, Josef Golubi, G. Adolf Schneider und Peter Riss gewählt. Der Ausschuß wird seine konstimierende Sagung am 12. d. M., Freitag nachmittags 5 Uhr in Beratungssaale des Rathauses abhalten. Die Ausschußmitglieder werden abwechselnd in Subausschüsfe eingeteilt, welche in verschiedenen Angelegenheiten, die in den M Wirkungsafreis des Wohnungsausschusses fallen, urteilen werden. Die erste Sikung wird Samödtag nachmittags stattfinden, bei welcher bereits tonfreie Säle zur Besprechung geslangen. Die Glocke von Nasylszs. Es gibt noch Hatriotische Herzen Die Bepdl- Aerang des Ortes Nagylözd gab in den Tann der größten Berrängnis, im Weltkriege, ihre geliebte, uralte Lied: her, Die treu mit jubelnden und tieftraurigem lange die Geburt und den Tod eines jeden einzelnen Beiwohners verkündete, damit sie mun 4 ein Geschält verwandelt, mit ihrem ehernen Munde dem Feinde den Zuftritt zur teuren Heimat verwehre. Im Glsdenituglingen nun bio zwei @iddlein, welche eine hocherzige Frau (Baronin Solymefiy), die je der Trauer der Lentleis erbarmte, spendete. Die geheimnisvolle Leiche im Walde. Im Walde bei Neudörfl wurde gestern im dichten Gehölg eine zirka 28jährige Mannesleiche gefunden, welche Sußverlegungen aufwies. Die Kommission, welche an Ort und Stelle Rüchforschungen erhob, stellte fest, daß Die Annahme eines Selbstmordes ausgeschlossen ist. Alles deutet vielmehr auf einen Mordanschlag hin. Ob nicht ein Raubmord vorliegt, wird der spätere Lauf der Untersuchung ergeben. Aus den beim Toten vorgefundenen Papieren war ersichtlich, daß der Betreffende Adolf Schwarz heißt und vermutlich nach Oedenburg zuständig ist. Abends gelang es den Behörden festzustellen, daß Schwarz ein Wiener Neustädter if. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Schwarz einem Schmuggler geplanter zum Opfer fiel. Die Untersuchung dauert fort. Aufruf. Laut Verordnung de unngarisschen nationalen Armee-Oberkommandos sind sämtliche noch im Besitz der Bürger und Arbeiter befindlichen militärischen Ausrüstungsgegenstände auf Befehl de Militärkommandos sfort in der 18er Honvedlaserne (Brennbergerstraße) einzuliefern. Und zwar umfaßt die Einlieferung folgender Gegenstände: Sämtliche Militärgeswehre (Gewehre, Stuten, Karabiner), Maschinengewehre, Minen und Granatwerfer, Handgranaten und Munition jeder Art, Bajonette, Gewehrund Leibriemen, Brotrad, Koch- und &hgelschier, Radrad, komplettes Kabal- Aerie-Sattelzeug (auch Zeile davon),Buggelchiere jeder Art, ‚gehrtüchen, Landesübliche Zuhrwerke, Radsattel, Uniformen, Mantel und Weihwäsche, Schuhe und Stiefel. Obgenannte militärische Audräftungsgegenstände sind von den Bürgern und Arbeitern in der kürzesten Zeit an der bereits erwähnten Stelle einzuliefern. Rufe die Aufmerksamkeit der Bürger und Arbeiter auch darum auf, dieser D Verordnung des Armee-Oberkommandos ehestens und gemissenhaft nachzukommen, im entgegengelegten Teile werden Damiderhandelnde die fehmwerite Straffolge zu erleiden haben. Verordnung über die Löhne der landwirtschaftlichen Arbeiter. Der Ministerrat hat die Lohnverhältnisse der landwirtschaftlicen Bediensteten und der Landarbeiter, sowie der im der Landwirtschaft Beschäftigten gewerblichen Arbeiter in seiner recht erscheinenden Verordnung geregelt. Die mit folgenpersonen nach dem 21. März 1. 3. abgeschlasenen Lohnserträge — falld Parteien nicht anders übereinkommen — sind für die noch übrige Zeit nach dem Erscheinen dieser Berordnung ungültig und statt des Vertrages tritt die legte Abmachung in Kraft, welche die Parteien vor dem 21. März d. h. auf Grund de Abformend bezüglich der Festlegung Der Löhne (erlassen durch die vom der Negierung der Volksrepublik unter Nr. 430/m. e. von 1918 ins Leben gerufene Einigungs- und Lohnfestlegungskommission) abgeschlossen haben. Die Verfügungen Nr. 28/M. T. bezüglich der Löhne der durch den Volkswirtshaftlichen Rat in landwirtsaftlichen Betrieben angestellten Industriearbeitern treten außer Strafe. Das liebereinkommen bezüglich der zu zahlenden gößne wird dem freien Ausgleich der Warteten überlassen. Der erste Beamte des Munizipiums wird bevolmächtigt im notwendigen Falle die zu zahlenden Arbeitslöhne Högstens im der Zeit bis zum Ende des Kalenderjahres, im ganzen Gebiete, welcher seiner Amtsgewalt untersteht, nach Lebereinkommen mit dem landwirtschaftlichen Suspektsrat, drei Arbeitsgebern und drei Arbeitern. Die Feststellung des Arbeitslohnes für die Zeit der Dreicharbeiten ist gleichfalls dem freien Uebereinkommen der Parteien überlassen. Erweiterung der Wasserwerke. Rachdem die von Berüffnissen leider nicht ganz entsprechende W Versorgung Der Stadt mit Wasser und ihre Kanalisation immer fon eine der wichtigsten Fragen dar, welce die öffentliche Meinung interessierte, so pflegen wir in dieser Nitung Erhebungen, auf welce uns in großen Umriffen folgende Ruskunft gegeben wurde: Die Notwendigkeit der allgemeinen Fanafterung der Stadt erheudte son je ber die Erwetterung des Wasserwertes. Die Vorarbeiten machten bereit während des Krieges einigen fortecchritt, so daß im Jahre 1918 die eigentliche Erweiterungsarbeit, nach den vom Ministerium des Innern genehmigten Plänen, ihren Anfang nehmen konnte. Das erforderliche Wasser würden vorläufig zwei Brunnen liefern, melde nach dem Wrobelpumpen beurteilt, 1600 Nubismeter Wasser fassen. Außerdem sind noch zwei Brunnen gebohrt, jedoch ist ihre Ergiebigkeit noch nicht erprobt. Vorderhand genügen die ersterwähnten zwei Brunnen vollends, weil ihre Produktionsfähigkeit der des gegenwärtigen Wasserwerkes beinahe ganz entsprich. Das Wasser entspringt einer Tiefe von 30 und 50 Metern und entfihet in einer Höhe von 1 d Metern oberhalb der Erdoberfläche. Besäglicher Qualität des Wassers Haben die mehrmaligen bakteriologischen Untersuchungen nur gutes Resultat ergeben. Nur große Bemühungen gelanges, die Rohrleitungen und das hiezu notwendige Blei und Dichtungsmaterial, sowie die Fraftmaschinen zu beschaffen. Die erforderderliche Nocrenleitung wäre ungefähr 4500 Meter lang; hierton sind 3000 Meter bereits an Ort und Stelle. Ausgelegt ist die Hälfte. Die no audstehenden 1500 Meter wurden noch im Monatsyebruar in Widowig angesprochen, jedoch gab der ungarländische Vertreter der Yabril auf wiederholte Ansuchen seinen Befgeid, so daß diese Frage um erledigt blieb. Das Maschinenhaus der neuen Anlage ist fertig, die Maschinen sind zur Stelle. Die Montierung betreiben man wegen der Unmöglichkeit der Fertigstellung ihrer Unterlagen (Bementmangel) nicht bemwerkstelligt werden. Die Treibkraft liefert ein Rohdimotor. In der Röhrenleitung wird ungefähr ein Druck von zwölf Atmosphären sein, welcher verhältnismäßig groß is, maded wäre daher die Errichtung einer mittleren Hebeanlage in Erwägung zu ziehen. Ried würde allerdings mit einem fieinen Rottenaufiäslage verbunden sein, wäre aber vom Standpunkte der Betriebssicherheit unbedingt durchzuführen. Die Hauptröhrenleitung geht laut Blau hinter dem neuen katholischen Triebhof und wird oberhalb des Mauthauses in der Wienergasse mit dem Hauptrohr verbunden. Todaß Das Wafer ausermittelt in das fräntiice Röhrennek übergeht. Falls die Pumpe mehr liefert als zum Berbraude erforderlich iR, so geht das überschäsfige BWafler in das Neferpoir am Wienerberg. Bei der erwähnten Verbindungsstelle wird an an einer Abzweigung in der Mobidide von 150 Werlimeter gearbeitet werden, welche durch die Bachgifte in die Badhandgasse und von da zur Hebeanlage in der Seminargasse führen wird. Diese Anlage it dazu bestimmt, die Löwer mit Wasser zu versehen. Seiber konnte bis nu mar ein Drittel Dieser großen Aufgabe aufgeführt werden, welche seit dem November 1918 teils wegen Arbeiter, teils wegen Wettertalmangel focht. Den gegenwärtigen Wasserbedarf docht auch die alte Anlage und mit Mädfist darauf, daß die großzügigere Kanalisierung der Stadt für den Stühling 1920 vorgesehen it, kann es nicht als Berfäumnich betrachtet werden, wenn nach den vorangehenden Arbeiten die erweiterte Anlage des Wasserwerls für die nächste Sommersaison in Betrieb gelegt ist. Selpttmord. Der 2bjährige Tapezierergehilfe Mergander Shirt Hat fr am 9. d. M. um 10 Uhr abends im Garten des Hauses Neustiftgasse Nr. 4 ertroffen. Sein Tod erfolgte auf der Stelle. Seinen Angehörigen ließ er zwei Briefe zurück, in welchen er die Gründe seine Selbstmorded klarlegte. Materielle Gorgen sollen ihn zu diesem Derzweiflungefähritte getrieben haben. Eva wobit Dur — oder die Braut im Kleiderkasten. Er war in diesen Tagen. Das nächtliche, leichtfertige Bolt, süße Heine Mädels, zuchten in Kaffeehäusern und Garnihotels von Zeit zu Zeit nerweiß zusammen. Denn die Sittenpolizei Taufte herum. So tlopfte sie in einer Nacht an die Zimmertüre eines hiesigen großen Hotels, aus welchem Becherslang, Männerstimmen und Frauenladen heraus- Scholl. Die Türe öffnete si und die Tischlampe beleuchtete jedcs madere Krieger, welche wie Marmorgägen sittsam in Hemdärmeln um den Tisch herum saßen und sich fassungslos anstarrten. Sonst war niemand zu sehen. Und doch war es, als wenn die helle Stimme eines Mädchens vorhin die tiefen Männerstimmen lebenslustig übertönt Hätte. Doc fiche da, da steht ja ein Schranf an der Wand, der scheint verdächtig. Die Türe aufgemacht — die sechs Vaterlandsverteidiger machen ein nur wenig intelligentes Gesicht — und im Rahmen des dunklen Scranfhintergrundes stand sie da, die Eva, ohne Feigenblatt und rutschte an ihrem rosigen Finger mit Armensündermiene. Sinn? „Komm mit nur, Du eines Kommtehchen“. Da ertwachten diesö aus ihrem bleiernen Schlaf und eine pflanzte Mich breitbeinig vor den Hüter des Gefeßes Hin: „Mein Herr, sie ist ja meine Braut!” A Verlegenes Gerinsen auf den übrigen Biegen, dere schämtes Lächeln auf deinen Lippen, o Braut und doch, — Du mußte mit Möge Dir die Pritsche nicht um hart gewesen sein, auf der Du die Nacht allein verbracht hast. See Se. Letzte Nachrichten. Angriff auf Petersburg. Amsterdam, 10. September. „General News“ melden aus Effers: Wie verlautet, wurde wegen der zu erwartenden Offensive der Alliierten gegen Petersburg, die Zivilbewässerung von Kronstadt, Kradnajagorfa und Oranienburg nach dem Innern Rußlands gebracht. . 1 Nichtauthentische Mitteilungen in den Wiener Blättern über Sielnamangel,11.September.In den Wienerlättern ist eine EiLklärung Graf Anton Sigray erschienen, wonach die Regierung die Jahrgänge MSLZZUUX Waffendienste ging aufenhane.Diese Mitteilung inuichkzxp authentisch,da die namentliche Etnix so berufung allein ber 7Ijährigen gerade« soleut sehr gesetzench sehl wie er zwanzig Jahren Diese gesetzliche Einyberufung ist auch jetzt geschehn.Es ist eine strenge aber patriotische Pflicht« der Männer des sl.Jahrganges, ihrer Dienstpflicht nachzukommen die Einrückung deö Regierungskommissäer 0ssenec8pkecbsaas.«)s As österreichischer Sewerbetreibender besuchte ich einen meiner Bekannten in Hornstein and kehrte nach Desterreich am 4.d.M. um 11 Uhr verm. durch die Grenze bei Pottendorf zurück. Der dortselbst diensthabende Grenzposten befragte mich um meine Bas giere und um Die in meinem Belege befindlichen Geldbeträge woraufhin ich mich legitimierte und dem im meinem Besitz befindlichen Betrag von 6000 Kronen, den ich in Horkstein einraffierte, anmeldete. Hierauf erfolgte eine Leibesuntersuchung und die Richtigkeit meiner Angaben konstatiert. Der Posten erklärte mir jedann, daß ich bloß 2000 Kronen in blauem Selde Hinüberführen Tun. Hingegen für den Rest von 4000 Kronen händigte mie Genannter weiße Banknoten (bolscheroiktischer Herkunft, dritte Serie) en. » Diese Banknoten bilden für mich feinen wie immer gearteten Wert, da dieselben in Oesterreich nicht honoriert und selbst in Ungarn mit/s des Nominalwertes eingelöst werden. Mein Verlangen um vollständige Burockehaltung der 4906 Kronen seitens der Grenzposten ® und YAuß« Stellung einer ordnungsmäßigen Bestätigung, wurde seitens der Grenzeposens wie folgt erwidert : „Sie haben zu schweigen, ansonsten ich mir Ihnen gegenüber einen anderen Rat weiß.“ Da ich die als eine Willkür feitend des Grenzpostens erachte und nicht annehmen kann, dab ohne Midbrandy 4090 Kronen weggenommen und hie für bloß Banknoten im Werte von 800 Kronen ausbezahlt werden, bitte ich um Rücerstattung der mir weggenommenen 4000 Kronen. Hochachtungsvolle Heinrh Gertheim, Wien, II. für das in bdieser Nubriß Veröffentelichte übernimmt die Redaktion seine Verantwortung. « Se = b 7 re » \