Oedenburger Zeitung, 1920. Januar (Jahrgang 52, nr. 1-25)

1920-01-14 / nr. 10

L SeiteZ Hoffnungen, die zur Verzweiflung bringen, in die Wagschale des Vollswillens legen, ‚so frift die erstere schwer wie der allge­­meine heiße Wunsch) in die Tiefe, während die in Acht und Bann getane Ungewiß­­heit federleicht in die­­Höhe schnellt. Heute gibt es nur einen Gedanken, Frieden! Frieden, wenn auch das treueste Herz vor qualvollem Schmerz zusammen­­zuht, wenn auch Heiße Tränen fließen. Wer wagt es, den Müttern ihre gefan­­genen Söhne wo länger zu enthalten, wer die Lasten der Trauer länger­ zu tragen, wer Die Arbeit hemmen, die Flur veröden, dem Aderboden den Pflug ent­­reißen, dem Frühling neue Blutrosen zu streuen, wer den einzigen Schrei nach Brot übertönen? Wohl niemand. . Wir fühlen es, das Schicsal naht mit Trauerfittichen, alle Töne verstummen ringsherum, die Spannung, das Bangen, die Erwartung, das Endlich klingt nur in unseren vielgeprüften Herzen. Das Enolig, das und ziw­r die eiserne Zanft den Muß auf den Naden seßen wird, jedoch auf den neuen Weg zeigen, der und aus Dieser Nacht ver Qual, der Enttäuschungen­ und Prüfungen, wie das Schiesal seit langen Kriegsjahren um uns wob, bessere Zeiten mit einem glücklicheren Geschlecht als mir entgegenzuführen ver­­mag. ie, pe­pp in fro Dh füge, Va‘ u Not DE ‚Das hohe Lied des Zurfers, Wir haben es endlich so weit gebracht, daß in Ungarn ein Kilogramm Zuder dreißig Kronen kostet und Schieber ganze Lastzüge voll um 100 Kzonen per Kilogramm auftreiben können. Da ist der große Zudermangel daran Thuld. Wie eigentümlich Nehmen wir nur einmal den DBleittift zur Hand. Mnsere Zuders­produktion betrug vor dem Krieg jährlich nach amtlicher Statistik rund 8­, Millionen Meter. Zentner. Hiebon wurde für rund 160.000.000 Dilionen Kronen Rohruder ausgeführt, und zwar um höcstens 50 Heller pro Kilogramm. Run macht dad­in Meterzentner umgerechnet eine jährliche Ausfuhr von 2 Millionen Meter­­zentnern aus. Dabei blieb der Innenbedarf gänzlich gedecht. Während des Krieges wurde der innere Verbrauch durch behördliche Ver­­fügungen auf rund die Hälfte reduziert. Wenn also vor dem Sriege 3, Millionen Meter­­zentner verbraucht wurden, so war der jähr­­liche Verbrauch während des Strieges nur 13­, Millionen Meterzentner. Im Jahre 1917 meldeten die Zuderfabriken, daß sie nur mehr die Hälfte der Friedensproduktion­ herstellen können. So 1918 nur ein Viertel. Von 1914 bi einschließlich der 1918er Kampagne wurde also in Ungarn 5'/,+5'/45%/,+2 °/,+1 °/; Millionen, zusammen also 20%; V­illionen Meterzentner erzeugt. Hieben konnte die Bes­tölkerung in den gleichen Jahren 31/,431/,+ 1%/,+1 °/,+1 °/,, zusammen also 121/, Millio­­nen Zuder verbrauchen. Da verbliebe also eine Differenz von 8 °/, Millionen Meterzentner als Meterproduktion. Daß nur einmal die reduzierte Zuder­­quote überall eingehalten wurde, will ich nicht in Rechnung stellen. Wie kommt es aber, daß dieser Vorrat nicht zentralisiert wurde? Und warum Zoftet den heute ein Kilogramm Zuder 30 Kronen im Mam­malpreis? DVielleicht gar darum, weil feiner da ist? Ja, gewiß. Wir wissen es. Der böse Feind Hat allen Zuder mitgenommen, der nicht genügend nahe zur Hauptstadt aufgestoppelt war. Das ist es ja eben. Die Antwort auf diese Fragen kann sich wahrlich jeder Denkende selbst geben. C3 sind feine Preißrätsel. * Ein ganz ähnliches Lied kamı man auch­ dem Mehl singen. Wir fürchten aber, daß dem an­ die Geduld ausgeht und schweigen daher eher. 9. Dr u nad... eh. Dedenburger Heilung Ein trauriges Zeichen der Unnnäherung. In den troftlosen Tagen der bangen Er­­wartung können wir auch erfreulichere Momente entdecken. So z. B. die beginnende Annäherung zwischen der Wiener und Budapester Negierung. Scheinbar wie Auf Verabredung wurde die P­­fette und jenseits fast zur gleichen Stunde — der Mehrpreis erhöht. Mehr noch! Die Preise haben und drüben sind gleich Höhe! Nur das brüderliche Streben der unga­­rischen Regierung kann diese auf die Idee ge­­bracht haben, ih selbst und die kleinlichen Altagsfolgen zu überwinden und im Dienste der hohen Ziele der Zukunft die Breite de­s i ‚Ungarn aus ungarischer Frucht erzeugten Mehls so teuer zu marimalisieren,­­wie die Desterreicher ihr aus Südamerika mit riesigen Spesen und a­valutarischen Differenzen erstandenes e. Die­ österreichische Regierung entschuldigt sich auch bei den Konsumenten und es leuchtet jedem ein,daß heute südamerikanisches in ausländischer Valuta zu zahlendes und aus einer Entfernung von rund zwölftausend Kilo­­metern zu englischen Frachtlagen abgeholten Mehl oder Getreide, an wenn der Staat einen Teil der often dect,­ehr teuer sein muß. Gewiß wird die ungarische Regierung auch bald eine Erklärung abgeben, daß dad aus ungarischer Frucht, mit eigener Valuta bezahlte und in ungarischen Mühlen erzeugte Mehl nur darum so teuer tt, wie das sübd­­amerikanische, damit der neidische Groll der Oesterreicher auf die so billig lebenden unga­­rischen Brüder aufhöre. Wahrlich, das nenne ich schön, edel gehandelt! Und was diese Mehl­­verteuerung der für unser Wohl besorgten Re­­gierung für eine Mederwindung roften mußte! Das wird man auch in Wien, sogar in Bart zu würdigen wifsfen! H. - 34. Saar 199 ° IP Tagesneuigkeiten. Oedenburg, 18. Januar. Minister Haller suchte gestern vor­­­­mittags Groß-Warnsdorf und Oberpullendorf auf und begab sich abends von Esterháza nach Budapest zurück. Beziehung. Ernst Manheit, Gefangsn­professor in Budapest hat sich mit dem an­mutigen Fräulein Viefl Stern verlobt. Bankett zu Ehren des­­ Bürger­­meisters, Unsere Gewerbetreibenden und Wirt­­schaftsbürger veranstalten heute (den 13. d. M.) abends im Glassaal des Hotels Pannonia zu Ehren des Bürgermeisters ein Bankett, bei welcher Gelegenheit der Männnergesangsverein und der Verein „Liederfrang” einige Lieder zum Vortrag bringen werden. Staatssekretär Geza Zsombor Ab­­geordnetenkandidat? Wie „Sopronvär­­megye“ erfährt, tritt Geza Zsombor, Staats­­sekretär im Ministerium der nationalen Minder­­heiten mit einem außerparteilichen demokrati­­schen Programm im Oedenburger Wahlbezirk als Abgeordnetenkandidat auf. Auf der Anstellung des National-­verbandes der Bildenden Künstler am 21. d­a. werden sich auch die hiesigen Künstler mit 3—3 Werten beteiligen, wodurch die Ausstellung für uns viel an Butereffe gewinnen wird. Ein Führer der deutschen Konser­­vatives über den ungarischen Frieden. Der Berliner S Korrespondent des „Budapesti Hirlap“ hatte eine Unterredung mit Geheimrat Schaeffer, dem Obmann der deutschen Konservativen, welcher es für undurchführbar hält, Ungarn so zu zersrüdeln, wie er sich die Entente vorstellt. Dad würde der geschichtlichen Gerechtigkeit widersprechen. Der ungarische Friede enthält auch sonst viel Iingerechtigkeiten, so zum Beispiel die vollkommene Absperrung vom Meere. Dieser Friede könne nicht dauer­­haft sein. Die deutschen SKkonservativen w­üns­­chen ein starres Ungarn. Der Krieg sei noch nicht beendet. E83 müßten noch Jahre vorüber­­gehen, in sich die Verhältnisse konsolidieren. Der Gedanke des ungarischen Königtums be­­­­rühre in deutschen Kreisen Sympathisc. Todesfall. Der in weitesten Preisen bes­pannte und hHodliges häfte Grundbesiter Lud­wig Oster­it am. 11. d. M. im Wiener Sana­­torium Fürst nach qualvollem Leiden im 72. Lebensjahre gestorben. Der „­erstorbene war “auf volkswirtschaftlichem Gebiete außer­­ordentlich tätig. In­ ihm betrauern Dr. Sofer und Dr. Ludwig Oster ihren Vater. Die sterblichen Ueberreste des Verblichenen werden nach Zetra überführt und dort zur ewigen­ Ruhe beigefegt. Heirat. Hauptmann Karl Ehreffeld führte gestern die Wiw. Gabriele Marie Bader zum Traualtar.­ Ausgabe von Einfuhrbewilligungen. Dr. Illiad, Hilfesekretär der Handelsfam­­mer, befindet sich in Budapest, um für unsere Kaufleute Einfuhrbewilligungen zu erlangen. Der erste Teil der erteilten Bewilligungen­ ist Thon der hiesigen Handelskammer exkreß zus gesendet worden und es werben Diese den be­­treffenden Kaufleuten unverzüglich zugestellt werden. Berichtigung. In einem Teil der Aufs­­age der gestrigen Nummer dieses Blattes ist mein Gedicht „Deutsche Treue” ohne mein Missen und Befragen, unter dem Titel „Unser Brotest” erschienen. Dem gegenüber stelle ich fest, daß der von mir gewollte, den Inhalt und der Intention der Gedichte allein entsprechende Titel „Deutsche Treue“ (mit Anführungszeichen) ist. Dedenburg, den 13. Ja­­­­nuar 1920. Wilhelm Straner. Hufen? an die Angehörigen der Kriegsgefangenen. Das Militärkommando des Komitates fordert alle diejenigen die ihren ständigen Wohnort in unserer Stadt oder Komitat haben oder dahin zuständig sind und einen A­ngehörigen in Kriegsgefangenschaft haben, auf, den Namen und Internierung dort der betreffenden Gefangenen mit gleichzeitiger Angabe ihrer eigenen Adresse dem­­ Komitats­­kommando per Bolt Sofort anzumelden. Gleichzeitig sind die Vermögensverhältnisse der Angehörigen und die Anzahl der Familien­­mitglieder der Gefangenen anzugeben. Ungarische Kriegsgefangene in Ita­­­ien. Laut Mitteilung der italienischer­ Re­­gierung waren in Italien 82.000 ungarische Kriegsgefangene. Von Dielen zeigte sich bis 25. September 1919 ein Abgang von 6500 Mann durch Desertion und Tod. Vom 23. Sep­­tember bis 2. Dezember 1919 kamen 73.000 Mann nach Ungarn, so daß die Zahl der so auf den Heimtransport Wartenden zirka 2000 beträgt. Diese Meldung it am 2. Dezember 1919 in Nom verfaßt worden. Mittlerweile wurde aber der Heimtranspart fortgefegt und heute sind entweder alle unsere Kriegsgefan­­genen Icon im Lande oder erfolgt ihre Heim ‚Sehr in den allernächsten Tagen. M. T.ı1. Sistierung der militärischen Bezirks­­kommandos. Nach dem Sturze der Prole­­tarierdiktatur wurden zum Schuße der Staats­­ordnung neben den Oberstuhlrichtern der Be­­zirke militärische Befehlsstellen errichtet. So geschah es auch in jedem Bezirke unseres So­­mitates.­ Diese waren gleichzeitig Sacher­­ständige in militärischen Angelegenheiten, Helfer der „Move“ und organisatoris zur Errichtung der Nationalarmee tätig; auch übten sie eine gewisse Kontrolle über den Gang der Admi­­nistrat­ion aus. Nach der vollständigen Kon­­solidierung der Verhältnisse kam feit der Bei­fehl des Oberkommandos, daß ihre Tätigkeit einzustellen sei. Spenden. Für die SHeimführeraktion tlofsen beim Bürgermeisteramte folgende Spen­­den ein: N. N. 40, Stefan Böffler 80, Teresia Kropf 10, Marissa Getd 10, CrzSs Schönhofer­ 10, Wiw. Kristof Pacher 20, Marie Grafl 50, Samuel Tihürg 300, Karl Eigner 50, Frau Josef Perrovito 20, Wiw. Samuel Hauer 600 und Karl Graf 300 Kronen. Programmaänderung in der Schule der sozialen Mission. Im Programm der Schule der sozialen.Mifften ist infolge der Erkrankung von Fräulein Frida Stadler eine Nenderung eingetreten. Statt ihr wird Mifftenscchwester Paula über Sozialethik in ungarischer Sprache einen Vortrag halten. _ E

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