Oedenburger Zeitung, 1920. September (Jahrgang 52, nr. 199-223)

1920-09-16 / nr. 211

vzkkdxkg swxszksskkaJ skxi--.,» .-.»-»-»....s-«;s»--.:«- TE Seite 2·—.—Nr·211 . Berwertung der Berufung­­ Stromfelds. (Drahtbericht det,,Oedenburger Zeitung«.)« Budapest, 15. Sept. Der Oberste Honvedgerichtshof bestätigte das Urteil der I. Instanz, worach Oberst Strom­­feld zu drei Jahren Seffer verurteilt wurde. as Bolschewistische Siege in Aften. (Dtadtbericht der „Debenburger Zeitung“.) Paris, 15. Sept. Aus London wird­emeldet, Nachrichten aus Finnland zufolge Ad die Bolschewiten in Buchara eingezogen und fcniden sich zum Bormarsch nach Afghanistan an. Die afghanischen Truppen sind in aller Eile zusammengerafft worden, um dem britischen Befehlshaber zu Hilfe gefihtelt zu werden. * Her Wiener Theaterstreit. Wien, 15. Sept. Man rechnet zwar alle gemein damit, daß der Theaterstreit heute ab» gebrochen wird. Doch ist die Stimmung im den späten Abendstunden beiderseits derart pessimistisch, daß man mit einer Verschärfung der Lage rechnen muß. Die Direktoren haben den Theaterkarten­­büros mit dem­­Bo­ykott gedroht, falls sie Karten für Schauspielernotstandsaktionen verkaufen. Kurze Nachrichten. Die Hochwassergefahr. (Drahtbericht der „Oedenburger Bettung”.) Budapest, 15. Sept. Der Wasser­­stand betrug gestern in den Abendstunden 632 Zentimeter. An Altofen wurden die Einwohner von fehd Häusern evakuiert bereitgestellte Schulen untergebracht. Die Donau dürfte voraussichtlich von morgen ab bereit falleır. 5­5 Ein Mord in Budapest. (Drahtbericht der „Oedenburger Bettung“.) "Budapest, 15. Sept. Im Billen­­viertel der Hauptstadt ist gestern gegen 3 Uhr nachmittags ein Raubmord verübt worden. Das Opfer ist der Hausmeister der Villa des Großindustriellen Baron Manfred Weib. Der Mörder ist ein Ein­­brecher, den der Haugmeister zufällig beim Diebstahl überrascht hatte. . I­ Rumänien sperrt seine Grenzen. Wien, 15. Sept. Die „Wiener Mittagszeitung“ berichtet aus Bukarest, daß sämtliche Grenzen wegen der Ein­­ziehung der Kronen und Rubel vom 10. bis 24. September gesperrt worden sind. =» Eine Anleihe Wiens. Wien, 15. Sept. Der Stadtsenat hat den dom Finanzausschuß gestellten Antrag wegen Aufnahme eines Wechsel­­kredites von 300 Millionen Kronen für die städtischen Unternehmungen bewilligt. und in zu diesemswecke _ — An ein 4 * He IM ee FE TERE °> ETETTTET TEEN GETT REDE EEE Dedenburger Zeitung der polnische Krieg. (Draptbericht der „De Der polnische Frontbericht. Warshau, 15. Sept. Frontbericht dom 12. Sept. Jim Abschnitte der ufraint­­schen Armee Ruhe. An der Gnila Lipa, zwischen Bubuchomo und Koninksi hat der Teind in den Kampf drei neue Regimenter eingeseßt. Im Gebiete von Bust—Sofal Kämpfe, in deren Folge die Ortschaften Strom­baby, Rakobuty von und bejegt wurden, wobei­ mehrere Gefangene gemacht und zwei Maschinengewehre erbeutet wurden. Im Gebiete von Sotal erreichten unsere Abteilungen die Linie Christinopol—Sotal. Nördlich von Sokal haben unsere Ab­­teilungen den Fluß Studzianka überschritten. Im Gebiete unwestlich von Komwel haben­­­ wie die stark vom Feinde verteidigte Ort­­schaft. Macifow belegt. Nordöstlich von Breli Litowef, in der Gegend von Szpitale Stepanfi, wurden mehrmalige Angriffe von fünf bolschewistischen Infanterieregi­­mentern abgewiesen. Der Feind wurde zum Rückzuge gezwungen. In diesem Abschnitte haben wir 132 Gefangene gemacht und 3 Maschinengewehre erbeutet. Nordwestlich von Pupezi:Bialowieska griff der Feind, unterftügt von 26 Batterien und einem Panzerzug, unsere Stellungen neunmal an, wurde aber zurückge­worfen. Beim Ausfalle aus Kuznice wurden 50 Gefangene gemacht.­ denburger Zeitung.) Im Gebiete von Sumwalfi beiderseitige Patrouillen- und Erfindungstätigkeit. Der russische Frontbericht. Mo3Stau, 15. Sept. Frontbericht vom 13. Sept. Im Gebiete von Grodno bes­ießten wir die Ortschaften 17 Werft weit: fh und 22 Werft südlich der Stadt. Bei Brest, Litowst— Kobrin, am Bug und im Gebiete von Wlodewa—Sotal hartnäcige Kämpfe. An der Süd­westfront, bei Lem­­berg und Rohatin, für uns günstige Kämpfe. Ein russischer Winterfeldzug. Berlin, 15. Sept. Aus Kopenhagen meldet die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ : Wie aus Komno berichtet wird, hält sich Trogli augenblick­ auf Kitauti den Boden auf. Er ist gestern in Lida angekommen. Sein Aufenthalt an der Front wird mit den Vorbereitungen für die bereits ange­kündigte Offensive in Verbindung gebracht. Aus Helsingford wird gemeldet, daß Trogli einen Winterfeldzug gegen die Boten in großem Stile plane. Eroberung von Wladimir-Wolinst, Warschau, 15. Sept. Truppen der 3. polnischen Armee haben Wladimir: Wolindt erobert und viele Beute und Ge­­fangene gemacht. He Beratungen der Entente. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Paris, 15. Sept. Nach­ der Zusam­men­­kunft in Air les Bains hatte Take Jonescu mit Millerand und Giolitti eine Unter­­redung, in der er den Sinn und die Be­­deutung der Kleinen Entente darlegte, die er als rein defensiv bezeichnete. Dem „Matti“ zufolge fragte er Millerand, ob er einer solchen Politik seine Unterfrügung leihen würde. Millerand antwortete be­­jahend. Wie das Blatt weiter meldet, habe Weillerand den Vorschlag Jonescus, den Sig der Donaukommission von Zeit zu Zeit wechseln zu lassen, damit niemand getranst werde, angenommen. Dem „Betit Barisien” zufolge habe Jonesch erklärt, daß alle der Kleinen Garente angehörenden Mächte die besten Beziehungen zu Oester­­reich unterhalten.­­ Bondon, 15. Sept „Daily Ehronicle” erklärt bei der­ Besprechung der Ergebnisse der Zusammenkunft in Air­led Bains, daß Italien offenkundig Frankreich nachgegeben habe. &3 es für England s­ehr zu be­­dauern, feststellen zu müssen, daß Dies die­­opferung der Zusammenkunft mit den Deutschen in Genf bedeutet und den Zu­­sammenbruch in Fragen, denen England und Italien in Verfolg der Entschlickun­­gen in Span zugestimmt haben und Die Frankreich riückgängig zu machen unwünsche. „Daily News“ schreibt: Deutschland wird die Nichtabhaltung der Zusammenkunft mit ziemlichen Rechte als Wortbruch aufnehmen. Das in Span gemachte BVersprechen, vor der Brüsseler Konferenz m­it Deutschland selbst über die Wiedergutmachung zu ber­­handeln, könne nun­ nicht eingehalten werden. Die Genfer Konferenz ist ohne Terminangabe verschoben worden.­­ Die ticherhiiche Kabinettskrise. Bildung eines Beamtenkabinettes ? Agrarier beschlossen gleichfalls, ihre Mi­­niter aus dem Kabinette abzuberufen. Das neue Kabinett wird ein ausschließliches Beamtenkabinett sein. Es wird bereits Donnerstag sein Amt antreten. Minister­­präsident wird der gegenwärtige Vorstand der politischen Landesabteilung von Mähren, Gzerny, sein, der auch das Ministerium des Innern übernimmt, um ee SEEN ET 15 EEE ESSENER SENT Donnerstag, 16. September 1920 Fu Some > = SR 7 eger Slacheichten, oo... 7 AL Dr. Stefan 9. Isemberg zum Obergespan ernannt! Das Amtsblatt vom 14. d. M. enthält die Ernennung um­­seres bisher an mit dem Obergespan t­­agenden betrauten Regierungskommissärs Dr. Stefan v. Ziemberg zum Ober­­gespan der Munizipalstadt und des Komi­­­­tates Oedenburg. — Gestern gegen drei=­viertel 5 Uhr traf nun Dr. Siemberg aus Budapest in Dedenburg ein und begab sich in das Komitatshaus. ALS ersie be­­grüßten ihn in seiner neuen Würde Die Spiten der Militärbehörden und Bürger­­meister Dr. Michael Thurner, sodann Vizegespan Ludwig Geray- Wolff im Namen des versammelten Komitatsbeamten­­forp3. Der Obergespan dankte in herzlichen Worten für das ihm entgegengebrachte Vertrauen, das er in erhöhten Maße zu rechtfertigen versprach. — Der Mörbisscher evangelische Geistliche Jakob Breuer richtete im Namen der Bevölk­erung Be­­grüßungsworte an den Obergespan, für die Dieter Herzlichit dankte. (Bemerkt sei, daß unser Mitarbeiter im Laufe des gestrigen Tages mehrere Male beruflich im Komitatöhanse zu tun hatte, daß man ihm jedoch die dort sicherlich schon bekannte Nachricht von der Ernennung de Re­­gierungsfommifjärd zum Obergespan ge­ fliffentlich vorenthielt. Die Schriftleitung.­ Personalnachrichten. Das gestrige Amtsblatt bringt die Ernennung des Re­­gierungsfommifjärd des isenburger Ko­­mitates Grafen Dr. Josef Gztrafy zum Obergespan desselben Komitates. — Gleich­­zeitig enthält das Blatt die Enthebung des Regierungskommissärd vom Wiesel­­burger Komitate, Baron Dr. May Berg, von seinem Amte bei gleichzeitiger Ab­erkennung seiner eifrigen Verdienste. Trauung. Der aus VBrcnburg ges­flüchtete Beamte Karl Kiräaly führte heute die Witwe Frau Zosef Steiner geb. Moifia Tsth zum Traualtar. Als einer der Zeugen fungierte ihr Gousin, der Bizegespansamtsdiener Johann yarkaz. Todesfall. Frau Ludwig Steiner geb. Theresia Kreis, eine hiesige Wirt­­schaftsbürgerin ist am 14. d. M. im Alter von 71 Jahren gestorben. Spende. Die Bürger des Dedenburger Be­zirkes haben infolge der Vermittlung des Ober­­stuhlrichters Wilhelm Blajche cd der Dedenburger Staatsbürgerschule zur Anschaffung von Stord­­werkzeugen 350 K gespendet, wofür sowohl Herrn Oberstuhlrichter Blafched, wie den Spendern auch auf diese­m Wege herzlichst dankt die­ Direktion der Oedenburger Staatsbürgerschule. Die gesamten Baukorten des Löwerringes, sowie die Generalber­­sammlungöberschlüsse bezüglich der Ent­­schädigung der Interessenten hat der Innen­­minister gutgeheiden. Heute, Mittiwoch, Konzert in der Naaberbahnrestauration (Speisesaal). Be­­ginn Hald 9 Uhr abend2. Hahdruf verboten.“ „Bergib!” Originalroman von 5. Bourihs-Winkler. (64. Fortlegung.) Lori hatte Hans-Georg geschrieben, daß Tante Maria sie sehr gut aufge­nommen habe, und daß es ihr gut gehe und sie zufrieden und ruhig sei. Er solle si­e eine Sorge machen und ihr bald Nachricht geben, daß in Hohenstein auch alles wohl sei. Hans-Georg hatte ihr Darauf geant­­wortet, daß er von früh bis spät arbeite und das Traute mit ihrer Mutter nach Ostende gereist sei. Auch Tonit berichtete er ihr von allem, was sie interessieren konnte. Nur davon schrieben sie nit, was ihre Seelen mit Qual und Glüc zugleich erfüllte. So blieben sie im regelmäßigen Briefwechs­el. Nie wurde die stillsschweigend eingeführte Pause zwischen zwei Briefen um einen Tag verlängert; aus diesem Umstand ging deutlich hervor, wie sehnsüchtig sie beide diesen Briefen entgegensahen. Brag, 15. Sept. Der Vorstand der tschechischen sozialdemokratischen Wartet hat der Demission der sieben sozialdemokratis­­chen Minister zugestimmt, dagegen den Antrag des Präsidenten des Abgeordneten, häufeg Tomatchel, auf seine Stelle zu resignieren, abgelehnt. Die tschechischen denken und sich in seinen Schmerz zu vergraben. Die Gewißheit, daß er selbst sein Glüdk ver­herzt hatte, wagte an ihm. Es quälte ihn auch Loris­ wegen, deren Liebe er zu spät erfannt hatte, und Die nun auc seinetwegen am Glüdk vorüber­­gehen mußte. « Im­mer wieder rief er sichs die ver­­gangenen Jahre zurüc­k bis zu seiner Kindheit. Und da tauchten alle Szenen und Erlebnisse mit Lori aus der Erinne­­rung auf. — Mit liebevoller Sorgfalt suchte er alles aus seiner Erinnerung, was ihm Lori nun im Lichte der Ge­­liebten seines Herzens zeigte. Oft über­­sam ihn dann eine heilige Rührung, daß ihm die Augen feucht wurden. Ah, wie war er unbewucht glücklich gewesen, wenn er alle d­einen Sorgen und Küm­­mernise zu Lob­ tragen konnte, wenn­ sie ihm Liebevoll über den Kopf trieb und ihn lächelnd ausschalt, ihm zugleich T­rost spendend. Diese Erinnerung an frühere Zeiten war nun sein Lebensinhalt geworden, von dem er in den Tagen schmerzlicher Entbehrung zehrte. — — > Es war allmählich Winter gewor­­den. Seit Monaten weilte Lori im Hause Tante Marias. Die schöne Villa lag dicht am Hofgarten, in dem Das herzogliche Schloß lag. Exzellenz Rob­­bingen war bei den hohen Herrschaften sehr beliebt und wurde oft in den in­­­­Bon größeren Festlichkeiten hielt si Erzellenz Robbingen wegen der Trauer um ihren Schwager noch zurück, haupt­­sächlich Loris wegen. Aber ihren Emp­­fangstag — jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat — hatte sie wie­der aufgenommen. Dabei lernte Lori nach und nach die ganze Gesellschhaft Der Residenz fennen. Zu den großen Gesell­­ihaften und Festen sollte er­ erst im nächsten Winter mitkommen. Rom­ war es am liebsten, wenn sie mit Tante Maria allein war — oder ganz allein, wie heute. Da konnte sie ihren Gedanken ungestört nachhängen. Es war wenige Tage vor Weihnach­­ten. Der Schnee wirbelte in Dichten, großen Bloden durcheinander und schon seit vier Uhr verrichte völlige Dunkel­heit. Echtes, rech­es M Weihnachtswetter. Tante Maria war zur Gräfin Ton­dern gefahren, um mit einigen anderen alten Damen eine Weihnachtsbescherung für arme Kinder vorzubereiten. Das war ihr gerade wecht. Sie arbeitete eifrig an einer feinen, funstvollen Stif­­terei, einem M Weihnac­htsgeident für Die Tante Maria, das so fertig werden sollte. Ihre Gedanken flogen dabei nach Hohenstein. Sie hatte jehr so viel Zeit zu Handarbeiten und zum Nachdenken. Im Hohenstein war ihre Zeit immer mit Arbeit ausgefüllt gewesen. Was gab es da alles zu tun und zu denken — für all die Leute und für ihre Lieben. Hals in Kuhenbaden und anderem fügen Zeug. Die Uepfel dufteten aus der Vorratsfamm­er und die Nüsse ras­i­erten verheißungsvoll in den Gäden. Sie stammten von den drei großen Nuß­­bäumen hinten am Gartenzaun. Bori seufzte tief auf, sie die Stif­­terei finfen und sah in den Dunften Gar­a hinaus i n das Schneeflodengemim­­mel, — Ob Hans-Georg Ichon die Weihnachts­­tannen hatte Schlagen lassen? Boriges Sche waren sie nor mit Väterchen im Schlitten hinausgefahren, um die Tan­­nen auszuruhen. An jenem Tage war auch so lustiges Schneetreiben gewesen wie heute. Test fuhr Hans-Georg wohl nur noch mit seiner Frau im Schlitten dur­ ven Wald — wie einst mit ihr — so oft — so. oft. Ach, das war eine herrliche Zeit gewesen! Dann hatte er tausend übermütige I Torheiten getrieben, hatte den Schnee von den Bäumen gesc­hüttelt, daß er sie überschüttete. Seine Augen hatten so übermütig gefunfelt, seine weißen festen Zähne hatten gebirgt. — Und gelacht hatte er — sein warmes, frohes, m­abenhaftes Lachen, das sie so liebte! Mie lange Hatte sie Dieses Lac hen nicht mehr gehört?! Die Uhr auf dem Kaminsims mel­­dete in seinen silbernen Schlägen Die siebente Stunde. Lori erhob sich. Ba mußte Tante Maria aurübkommen. (Fortlegung folgt.) Hans-Georg hatte auch an Tante Maria geschrieben und ihr innigst ge­ Danft, da sie Lori eine Heimat ge­­boten. Er hatte sie herzlich gebeten, alles zu tun, was in ihren Kräften stand, um Lori das Leben angenehm zu machen. Er hatte det Zeit, alles zu über­ timen Zirkel der Herzogin geladen. " i E en |

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