Oedenburger Zeitung, 1920. November (Jahrgang 52, nr. 251-274)

1920-11-21 / nr. 267

— xszf - ·­­­ er Er p » Humoristische Skizze von Elfe Kraft. .. — Durch den Novembersturm kämpften sie sich lachend vorwärts.­­ „Hu!“ sagte Die junge Frau, einen Augenblik stehen bleibend und Atem schöpfend, „hier möchte ich nicht umsonst wohnen. Sind wir nicht bald bei Dei­­nem geliebten Onker Valentin?“ „Du, Achtung vor meinem Onker!.. Er it ein Weiler... ja... er beachtet sonst so was Kleines, Dummes, raum­t zwei Jahrzehnte im dieser Welt Herum­­trappelndes überhaupt nicht.“ Heine Hand aus und fuhr Damit über das bange Gelitichen: „Und wenn schon, Keine Frau! Bei euch bleibt Der Wein doch sicherlich Mein!“ — — — Daheim gab es zuerst einen kleinen Kampf zwischen dem jungen Paar. Mieze wollte die Flasche nur im Büfett stehen haben und meinte, es wäre alles Unsinn mit dem Munder. Der DOnfel sei­ verrüct. Hans protestierte. «­­ »E5»isst ein HochzeitsgieschenhMiezz. Das muk in Ehren gehalten werden. Und dsann,sauf diese Art und Weise kannst«duj­alei«ch«issetfahren­,ob ich dic ---h--. - . Und derbei überflog ihsr Blickgse-»Berzeih.Onke­l!Ic­h drben icht immiertreuh im Putte Kannst alle »Hier-Er­dsgießling­en spannt das ganze Zimmer, ob er nicht |über dir gelacht! Wie werd’ ich denm? | Abend ruhig schlafen, wenn du nach dem Holzzan den Eingang suchten, der über irgend etwas Kostbares von Silber oder |Nur über meine Putte — — sieh mal, | Wein gesehen hast.“ ra 5 ee Hunden und Kledermäusen einen alten schwarzen Schranz zu. Wenn mehr! Gib mir mal 'n Ru — |treu... Haus!“ Er framte eine Weile umständlich | — du! Dem Onker wollen wirs schon „Das fann ich auch, werm ich Luft azwischen Büchsen, Schachteln und­­ Ba= beweilen, wie gut sein Wundertrans dazu verspire,“ s­erzte er. „Fragt si P blos, ob die Biester mir antworten.“ freudigen: „Aha, Ss traten sie in das Haus. Ein altes Mädchen mit bunter Schürze öffnete die Tür und führte das junge Baar in die gute Stube, worin es kalt und ungemütlich war und nach Kampfer und getrocnetem Obst rod. Auf dem Klavier lagen über Zeitungs­­papier. Pflaumen ausgebreitet, und der Be U­er Bu aufgehoben ist — — AS, | gir also Ontels Zauberpulle, es wäre Putte? Do gräßlich, wenn ich mal in je­ ne un­ schulige Ber­ehung säme, und Schwupp — würde Der Schöne Mein zu Mafler... brrr!“ Sie hielt seine Hand fest, die Ben Slaidenhals umspannte, steh’n, Hansel Befser it befser!“ Sie mernte nit, wie diebirch­er bei N... nein... dann laß sie schon: . « sdag mit der Verh­a­ndlung?« - » - Deckdl des Kohlenkastens wax nur halbs. .. . suche «· »-Ihremfchn seller weckte anßttuuett, auWappx»meil anscheinen sdt darin überhaupt habe Hutet di­e Fla­sche gut Der Altenichte.Er steckt se dieknæ lachte. Er hielt sein Gesicht an ihres­ Aepfel für den Winter aufbewahrt gedrüht und führe es ab. wurden. ; „Also bis zur silbernen Hochzeit, «» Kagen, sprechen “ 5 " (Nachdruck verboten.) die Wunderflasche. .. . Mieze rümpfte das Näschen. ' Der Alte nichte, M­eilchen stumm das hübsche Gesichtchen betrachtet hatte. „Na... nu Haste je ja, Lunge! Schon sechs Wochen haste je! Seid wohl alle beide mächtig glüclic­­he?“ „Mebrigens — ich hab’ auch euer Hochzeitsgeschenf no­ hier, wenn ihrs­­ gleich mitnehmen wollt?“ Sie taten alle beide plöglich sehr verlegen und bescheiden. „Aber Tiebster, bester Onker, das war da absolut nicht nötig!“ »Nein,«echot­e Mieze schüchtern. .,Sie h­aben ungssa schon so sehr mit Ihr erstsiiebenx Diepesche erfreut!« ungepflege Wege, über Berge von wehtem Laub, durch einen Garten in Das Haus führte. „Du, ich graule mich, Hans! Grete ‚eine Wirtschaft!“ Er blieb ganz ernst. „Seht praftik­ jedenfalls. Fast schon ! Daß du mir artig bleibst, Butte!“ Die junge Frau nichte und verfroh si ganz Hinter dem breiten Rüden Ihres Hans, als der Unter kam. Er kam in Kantoffeln und Schlaf­­zu, mit glimmender Pfeife und einem een Lächeln um den zahnlosen u ae „Ra — also doch noch!“ meinte er mit ausgestrebter Hand. „Ich dachte Achon, ihr hättet in eurem jungen Glük das Alter vergessen. Seht euch man, Kimder!... Frida... die Lampe!“ Srüllte er dann, zur Tür gewandt. Als das Licht kam, hielt er selber es so, daß die rote, ruhende Flamme direkt auf das junge Straßenantliß fiel. Mieze fand diese Musterung empf­­end und machte einen trogigen Mund, und öffnet sie beileibe nicht vor eurem silbernen Hochzeitstag. Dann aber wer­­det ihr eure Jugend wieder daraus ent­­stehen sehen, und eure Liebe wird fein wie jet, wenn ihr den Wein trintt. Bis dahin aber merkt eins, Kinder! Bleibt euch treu und macht feine Dummheiten! In jetter Stunde nämlich, wo Hans oder Sie, meine verehrte­rau Nichte, die Treue brechen, verwandelt si der Wein in Wasser, und — — —“ Er hielt inne, da Hans mit vorge­­haltener Hand vergebens gegen ein prullendes Lachen ansümpfte, das ich jegt gewaltsam Bahn brachh. Der Alte tat sehr beleidigt. Gold entdeckte. Der­ Onkel war sichtlich gerührt. Er blinzelte mit den flaren Venglein über Das Hübsche Männerantlif, über Das eine ge­­füllte Rotweinflasche in der Hand. „Run paßt aber mal auf, Kinder,“ meinte er geheimnisvoll, „indem er den roten Irans prüfend gegen das Licht hielt. „Das Hat nämlich mit diesem Mein 'ne ganz besondere Bewandtnis. Er­st ein Talisman, Kinder! Wenn ih­­n nun eurer Obhut anvertrau­e, gebe ich das Kostbarste weg, was ich wie bange die­nt. “ Er war zu seiner Frau getreten und hielt ihr den roten Traus hin. „Der wird bei uns nie zu Waller Sie sah mit großen, furchtsamen Augen von der Flasche auf ihren Hans, und von ihm auf den alten, gespenster­­haft alten Mann. „ht Be ist Doc er bloß Spaß,“ stammelte ie. · »Abersdeni«kenicht»daran,«lachte Hang-vergnügt»Was-,Onkel?Tat- nachdem er ein! er = a da is je!” « | « Sie kämpfte Tabend mit den Tränen. „So ein Blödsinn! Da­ mär' mir ein Korb von den diden, roten Aepseln, die da im Kohlentasten Tagen, auch Lie­­­­becke,jusagies Gesischtchen­ unster dem wei-werden;wsag,Mieze?Eher gsäbgimbex.ewe­ en»a15.­MMUijs den Schleier hin und sclurrte dann auf ganzen Deutschen Reich feinen Tropfen stand” _ Butte!“ — un - mm ht a D... ii 3. Sie Hielt ihn Frampfhaft­heit ‚„Und gut,“ wehte er. „Zerföpper“ In nächsster Zeit ging die junge Frau immer mit einem feinen Umweg um das Büfett, herum, worin die verhäng­­nisvolle Slasche stand. Schließlich aber vergaß sie die ganze Sache. Eines Nachmittags. Die junge Frau war zum Kaffee bei einer Jugend­­gespielin eingeladen, bekam Hans von einem­ durchreisenden Freunde Behid. Es war ein fideler Geselle, der leb­­haft bedauerte, Frau Mieze nicht an Daheim angetroffen zu haben. Nach den ersten Begrüßungs­worten lief Hans in die Küche und suchte Bien. Es war nicht da. Von der Küche lief er ins Mohnzim­­mer, rik die Büfettüren auf und suchte weiter. Und­ nun strahlte er­ ü­ber das ganze Gesicht. Da stand ja Onkel Ba­­lentins­ Zauberflasche! War sicher ein guter Tropfen, den der alte Rauz in seinem Giftschranf so­ sorgsam aufbe­­wahrt hatte. Der MWigbold! Seine Der Neusiedler See in den­ 80er Jahren. Nachöruch verboten. Kiebe eriweckt Kiebe. Originalroman von 5. Bourihs-Mahler, (39. Fortlegung.) : „Sieh dir mal das an, Töchterchen. In dem K­asten verwahre ich all das­ Geld, das Hans mir gibt und das ich­ nicht verbrauchen kann. Ich habe­ von Hans gelernt, daß Geld Zinsen bringt, wenn man Rapiere dafür tauft, und dan mir von ihm jagen lassen, welche Biere die allerfich ersten sind. Da habe ich nun lauter Reichsanleihe gekauft, ei­ ich Geld übrin hatte. Das sind nun schon dreißigtausend Mark­ it das nicht eine große Summe? Die Zinsen davon weichen schon bald für meinen Unterhalt aus und ich kann jedes Jahr mehr sparen. Frau Ritter wirkte hastig über die Dann nahm sie so recht zart Nur für meine Armen sorge ich ! Augen. Und wenn mal ein Konfirmand und mütterlich Fees Gesicht in beide aus, daß ich das Geld eingekleidet werden muß oder es wird Hände und führe sie auf die Stirn, eine von dem Frauen frank, oder es it „Ja, du bist ein liebes, gutes Kind, sonst Not am Mann, dann springe ich ein goldenes Herz, du wirft meinen ein. Da sehe ich auch nicht auf den­­ Hans glüclich machen, du wirft ihn an Greihen, Feechen — da helfe ich ordent­ | von Herzen lieb gewinnen, wenn du ihn sich. — See atmete tief auf. Es sprach eine | |erst besser tennt,“ sagte sie tief bewegt. Fee errötete und schlug die Augen so schlichte Größe aus dem Mejen der nieder vor den forschenden, sorgenden alten Frau, daß sie sich selbst sehr, sehr flein vorsam. Wie gedankenlos war sie bisher an dem Elend der Armen vor­­­ Mutteraugen, die ihr­ bis ins Herz se­­hen wollten. Wuhte die alte Frau, daß ‚sie nicht aus Liebe Hans Gattin gewor­­­den war? — denn siehst du, eechen, ich hab’ im- wahrlich nicht um Hans zu sorgen, dam­it Vater noch lebte, reichlich Almoren­ge „Wirst du zu uns kommen, Mut­­ter so eine schredliche Angst, daß der | unbesorgt ausgeben, was er dir gibt, geben u­nd hatte ich an Wohltätigkeits­­­­ter?“ fragte Fee hastig. " Hans mal Unglüc haben künnte in jeis Er hat mich in all seine Verhältnisse veranstaltungen beteiligt, aber was Frau Ritter schüttelte heftig ben nen Geschäften. Ich hab’ mal von einem eingeweiht und du fam­it mir glauben,­­ war das alles im Vergleich zu der werk: Kopf. Millionär gelesen, der in einem Tage | das er bei aller Kühnheit sehr vorsich­ ‚tätigen Nächitenliebe der alten grau?­­ „Nein, mein’ Töchterchen, jeht erst ‚sein ganzes Vermögen verloren hat und tig ist. Er jeht niemals sein Vermögen! ,Adh, liebste Mutter, wenn ich dir recht nicht. Zwischen zwei jungen Qeu­­fich dann tollhieken mußte, weil er als auf eine Karte und Takt sich nicht auf nur jagen künnte, wie mir ums Herz ten gehört sein alter Mensch. Das ist Bettler nicht weiter leben konnte. Na, | unsichere Geschäfte ein. Dazu ist er zu it, wie ich dich verehre und bewundere­ immer von Weber, auch wenn es die das soll meinem Hans nicht passieren, | flug und zu umsichtig.“ Du brauchtest wirklich nicht in Sorge zu­­ beste, treueste Mutter wäre. Aber ich Er it freilich auch schrecklich waghalsig,. Frau Ritter barg ihre K­assette wie sein, daß au nur ein Mensch spöttlich |;danfe dir, daß du den Munich ausge ‚ aber wenn er wirklich mal Unglüd ha­­t der in der Kommode. ‚auf dich blicht. Laß mich diese Sorge |sprochen haft. Das macht mich jo froh ben sollte, dann habe ich Doc hier das ,Sa, ja, Feehen, das mag wohl sein, von dir nehmen und fomm zu uns, in [I jo froh — ich fann dir das gar nit­­ . Gen Für ihn verwahrt. Und das|Aber es schadet auch dann nicht, wenn deines Sohnes Haus. Wir wollen di Häuschen gehört ihm auch — da fünnte | | ich ihm das Geld verwahre. Nühme |hegen und pflegen, du wärst doch immer er Do­ von neuem anfangen. Das ist | ich nicht, was er mir gibt, dann würde­­ bei uns.­ Und wenn du durchaus nicht mir ein großer Trost. Und wenn er es ich ihn tränfen, und ausgeben kann ich in große Gesellsshaft fommen willst, so Sc­h kannst du Do­au bei uns zurückgezu­­lasse mir nichts abgehen und lebe so gut,­­gen leben. seine Kinder erben, wenn ich erleben darf, das er welche hat. Hans weilt in meiner Kommode. Du mukt mit feit unmöglich so eine Menge Gel, wie ich es nur vertragen kann. uf, 1 1 Aber | bei deinem Hans.“ fein Sterbenswörtchen von diesem Schat | nußlos ausgeben — nein, das kann ich versprechen, ihm nichts Davon zu jagen, Du warst du, aber immer nicht braucht — nun, dann sollen es mal ! 'Tont zauft er mich nicht Für mich verbraucht habe. Ich­­ nehme und nehme immer von ihm, so viel er mir gibt, um es für ihn zu spar rem. Aber willen darf er das nicht.“ Sie wich mit glänzenden Augen über ihren Schaf und Fee, umarmte sie tief bewegt. „OD, du gutes, treues Mutterherz, wie groß und reich bist du, daß du so viel Liebe geben kannst!“ sagte sie Teile. « | | | | | | | | nicht. gern. | Ich bin so froh darüber Dann fuhr sie fort: „Du brauchsst dich beigegangen! Sie hatte wohl, als ihr a‘ . .’ Ind­ra Dun: « IN­­ ""s «Ists-XIVds-««9"H'««:i.’—s-.L-«ZJDAE,-ssws —,i-.-«—«,x«7!-4:-·—«--E«AE-— RE ee RS er BE DA 2 er BE LE a ae Ar I SE PP EN RE SEN . KERN Y(. «.;d ’«-«·-:«­­«g-«k!.kzk«,·—.s—..-.":..z.«-s—-x.«-.-

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