Pannonia, Januar -Juli 1897 (Jahrgang 26, nr. 1-60)

1897-01-14 / nr. 4

. Abri­­­uf Pränumerationspreise “ Für Kaschau Kaschau, Donnerstag den 14. Januar. ' R Ganzjährig = — — — fl. 5.— Halbjährig — == = = — „250 Vierteljährig — — — — „ 1.25 Einzelne Nummern 5 “. ' Erscheint. Sonntag und Donnerstag. Redaction und Administration: 'Koffuth 'Lajos-Gasse Nr. 26. Manuscripte werden niht retournirt, * Prannmerationspreife : mit Poftversendung : Gaiizjährig = — == = fl. 6,-=y Halbjährig -- — —— . 3— Vierteljährig — — — — „ 1.50 Inserate werden bei der Administration des Blat­­tes, ferner: Budapes : Jaulus und Co. Bernhardt Edstein, A. B. Goldberger, J. Danneberg, J­. D. Fisher, Wiens Rudolf Mosse, Haasenstein und Vogler, M. Dukes, I. Danneberg, Heinrich Shallek, A. Oppelik, Hamburg: Rudolf Mosse, Károlyi und Liebmann. Berlin; Rudolf Mosse, Haasenstein­ und Vogler entgogengenommen. 1897. I mee az es m EE HA ee ee wma mme mem mne mmm nem ann 1 » Gegen den Zweikampf. Die langangekündigte Kabinettordre des deut­­schen Kaisers in der Duellfrage ist am Neujahrs­­tage publizirt worden und die deutsche Presse ist eben damit beschäftigt, die Tragweite der Entsc­hei­­dung des Kaisers auf ihren Werth zu untersuchen. Man scheint mit der getroffenen Lösung der Frage nicht besonders zufrieden zu sein und das ist, vom Standpunkte der Gegner des Duells betrachtet, leicht verständlich, denn wenn man die Dichte des Kaisers mit den Verfügungen vergleicht, welche das ehrenräthliche Verfahren für die preußische Armee schon bisher enthielt, so bringt dieselbe kaum etwas anderes Neues, als daß Kaiser Wil­­helm es sich nunmehr vorbehält, vor jedem nach der Ansicht des Ehrenrathes nothwendig gewor­­denen Offiziers-Duell ein letztes entscheidendes Wort zu sprechen.­­ Es kann kein Duell stattfinden, insolange der Kaiser die Angelegenheit nicht begutachtet hat.­­Diese Bestimmung ist die Hauptsache in der neuesten Verfügung.­­ Ob und wie viele Duelle in der Zukunft in der preußischen Armee stattfinden werden, das hängt nunmehr ganz von der Auffassung Kaiser Wilhelms ab. Er liegt wohl in seiner Hand, das Duell ganz auszurotten, doch wird er das schon aus dem Grunde mit ihun, weil die Affairen erst dann vor ihn gebracht werden, wenn das ehrenräthliche Verfahren bereits die Rothwendigkeit des Duells ergeben und der Kommandant das „Urtheil bestätigt hat, der Kaiser sich daher durch das Verbieten des Zweikampfes mit der Auffassung seines Offizierskorps in Ehrenfragen in­ Widerspruch fegen würde. Es bedeutet aber diese neueste Berz­fügung des deutschen Kaisers auch die Straflosig­­keit des Duells in der Armee, denn es kann nicht recht voraus­gesezt werden, daß man nach den in militärischen Kreisen herrschenden Auffassungen ‚einen Soldaten einer solchen Handlung wegen des "strafen würde, die ihm sein oberster Kriegsherr anbefohlen oder hinein gutgeheißen welche dieser wenigstens im Bor hat. Die deutsche Presse hat dieses Moment außer Auge gelassen und beschränkt si darauf, zu kon­­statiren, daß die Zahl der Duelle in der Armee künftighin geringer werden wird, zumal jedes Duell, das heißt jede persönliche Differenz zwischen­­ Offizieren unbedingt dem Militär-Ehrenrathe zur­­ Anzeige zu bringen ist, welcher den Fall zu unter­­suchen­ und möglicherweise eine friedliche Lösung des Streites herbeizuführen hat. Dieser Vorgang bestand auch früher, doch wurde auf die Frage der glatten Beilegung einer Affaire keine so große Aufmerksamkeit verwendet wie fest. Daraus könnte nun allerdings gefolgert werden, daß wegen gering­­fügiger Differenzen von nun ab weniger Zweikämpfe figy abspielen werden als ehedem. Dodd ist auch diese Voraussezung dadurch illusorisch gemacht, daß die Verordnung des Kaisers die friedliche Beile­­gung nur dann für möglich hält, wenn Standes­­ehre und „gute Sitten“ es zulassen. Nichts ist dehnbarer, als der Begriff der „guten Sitten“ und wo wird sich ein militärischer Ehrenrath fin­­den, der es ausspricht, daß eine Beleidigung sich mit den guten Sitten verträgt ! Man ist also im besten Falle wieder nur dort, wo man früher war, „ seiner Offiziere der berlinformirte Mann Deutsch­­Die Hoffnungen der Duellgegner haben sich also nach dieser Richtung hin nicht erfüllt. Es wird weiter Duellirt werden, nur wird Kaiser Wil­­helm das Vergnügen haben, über die Zweikämpfe lands zu sein. Der Kampf, welcher in Deutschland gegen das Duell in Szene gesetzt und selbst im Reichstage­­ mit großer Ausdauer geführt wurde, hat nicht dieses bezweckt. Es war den Gegnern des­­ Zweikampfes darum zu thun, in der Armee abgeschafft werde und daß das Duell sie gaben sich diesbezüglich auch Hoffnungen hin, denn in der ‚Neid­etagsfigung vom 17. November 1896 hatte der Reichskanzler die Erklärung abgegeben, daß die Entscheidung des militärischen Ehrenrathes künftighin „niemals“ auf eine Nöthigung zum Zweikampf werde lauten dürfen. Nun, man wird auch im Sinne der Kabinetsordre Niemanden zum Duelle nöt­igen, wohin aber wird jener, der sich den Ansichten des Ehrenrathes nicht anbequemt, aus dem Widerspruche seiner Anschauungen mit jenen seiner Kameraden und des Kaisers die Kon­­­­sequenzen ableiten können. Es ist übrigens ein Irrthum, anzunehmen daß das Duell in der deutschen Armee besonders überhand genommen habe. Man duell ist dort vers­hältnißmäßig wenig, doc sind die Bedingungen der Duelle stets ungemein streng, denn es finden in der Regel insolange Kugelwechsel statt, bis der eine der Kämpfenden ernstlich verwundet wird. Doch den Gegnern des Duells war es auch, als sie die Bewegung für die Abschaffung des Duells in Fluß brachten, nicht so sehr um die Armee zu thun. Wenn sie die Frage vorerst in der Armee regeln wollten, so geschah dies aus dem Grunde, weil die Armee­ in der Duellfrage überall gewisser­­maßen als richtunggebend betrachtet wird, insbeson­­dere aber in Deutschland, wo die Relation zwischen der bewaffneten Macht und der Bevölkerung eine besonders rege und innige ist. Die Abschaffung des Duells in der Armee würde v­oraussichtlich dasselbe aug in anderen gesellschaftlichen Kreisen verscwinden machen, wie ja dies in England that­­sächlich geschehen­ ist. Einen bemerkenswerthen und wichtigen Punkt enthält aber die Kabinettordre Kaiser Wilhelm’s doch und es ist sehr auffallend, daß man in Deutsch­­land diesen Punkt absolut keiner Beachtung wür­­digte, ist Doch derselbe geeignet, auf die Einschrän­­kung des Duells in der Gesellschaft, also nicht nur­ in der Armee, von großem Einfluß zu sein.­­­­ Es ist dies der Punkt IX. der Kabinetsordre, welcher wörtlich lautet : „Geräth ein Offizier mit einem den Ehrengerichten nicht unterworfenen Offi­­zier oder mit einer Privatperson in einen Ehren­­handel, so ist er, —­ sofern nicht alsbald auf gütlichem Wege ein standesgemäßer Ausgleich statt­­findet — gleichfalls zur umgehenden Anzeige an den Ehrenrath­ verpflichtet. Letzterer hat auch hier, soweit es die Umstände gestatten, unter Leitung des Kommandeurs auf einen Ausgleich hinzuwir­­ken.“ Dieser Punkt sagt also, daß der aktive Offi­­zier, wenn er mit einem Nietmilitär persönliche Differenzen hat, dies gleichfalls stets dem Militär- Ehrenrath zur Anzeige zu bringen verpflichtet ist, der mit der Affaire sich pflichtgemäß zu befassen hat. Der Ehrenrath wird dann vorerst auf einen Ausgleich zwischen dem Offizier und dem Zivilisten hinwirken und wenn diesen die Umstände nicht |­m Feuilleton. Goldene Jugend. Der Ballsaal strahlte, wie die Ballsäle zu strah­­en pflegen, wenn es Elitebälle gibt. Die Stusiontoiletten, die wunderbaren Schleppen warteten geduldig auf ihren­­ Untergang, der bei der Ueberzahl an eifrigen Tänzern­ ziemlich gesichert schien. Die munteren Akkorde des Walzers flutheten durch den Saal. Man begann den Tanz. Die kleine Ella besuchte heute zum erstenmale einen Ball. Es war nicht ihr Wille gewesen. Sie hatte genug gehabt von den jungen Leuten in der Tanzschule. Und dann kennt sie auch Niemand; sie wird Mayer­­blümchen bleiben. „Sie hier?” rief ein junger Mann, der einer ihrer guten Bekannten war, aus, und er rief das, in einem Tone, aus dem Jedermann lesen konnte : „Sie werden ja die Ballkönigin sein !“ In Wahrheit: Die kleine Ella durfte beruhigt sein, der spontane Ausruf des jungen. Manne3 hatte eine gewisse Berechtigung. Man hätte schwer auf dieser armen Welt ein gleich entzürndes junges Mädchen finden können. Ella hatte eine ältere Freundin, die ebenfalls­­ für­ den Ball gerüstet war. O, diese älteren Freundin­­nen sind sehr pfiffig! Neben einer blühenden Rose ge­­langen sie leicht zu Tänzern, die sie sonst ignoriren würden. Diese Freundin war eigentlich schuld daran, daß Ella mit ihrer Mama, einer reizenden Witwe auf den Ball gekommen war. „Wir müssen zusammenhalten , und dann wird ja auch der junge Mann dort sein... . “ Damit war der junge Mann gemeint, der sich den früher erwähnten Ausruf leistete. Ella gab schließlich nach, sie Herrgott ! Wie reizend, wie einfach ging auf den Ball, zum Küssen sind doch diese lieben, kleinen Badfische, wenn sie auf­­ den ersten Ball gehen. Wie sie bemüht sind, die Furcht der Jugend von ihren Schultern abzuschütteln, um dann vor ihrer eigenen Kühnheit zu erschreken. Kann man Süßeres beobachten ? Gerade so Ella. Sie gab sich möglichst unbefan­­gen, klammerte sich dabei aber ängstlich an den Arm des bekannten jungen Mannes. Doch das half nichts Denn es kamen die Komitémitglieder und nahmen sie gefangen. Wenn sie sich nicht geschämt hätte, würde sie sich für ihr Leben gern umgeschaut haben, um zu sehen, ob der „bekannte junge Mann" nicht die Flucht ergriffen. Und als die jungen Rute die Comitemitglieder nur so bestürmten, um Ella vorgestellt zu werden und sie aus dem Arme des Einen in den Arm des Anderen flog, erschien ihr der erste Ball nicht mehr so schrei­­lich. Ganz im Gegentheil ! An langer Weile wird sie gewiß nicht sterben. Merkwürdig ! Die jungen Mädchen bekommen gerade dann Muth, wenn sie sich fürchten sollten Ella, die sich bigger vor den Fremden verstert hatte, fühlte sich hier wie zu Hause, an der Seite ele­­ganter, modisch frisirte Herren. Mehr wußte sie von den Herren, die ihr vorgestellt wurden nichts, als daß sie elegant gekleidet und hochmodern frisirt waren. Nicht einmal die Namen kannte sie. Den kennen gewöhn­­­­lich die Herren vom Comité, die die Vorstellung besor­­gen auch nicht. Die brummen etwas in den Bart, das soll der Name sein. Die pfiffige­ Freundin hatte klug gerechnet, sie kam reichlich zu Tänzern in Ella's Gesellschaft. Mit einem Wort, die Unterhaltung war prächtig bis zur Pause. Das Frou-Frou war allerdings caput und Ella's blondes Haar fiel aufgelöst über Stirn, Wangen und Naden. Das machte sie Beim Souper bestellte die Familie nur schöner, der Freundin Champagner. De Freundin bewirthete Ella in der großmüthigsten Weise. „Ic trinke keinen Wein," sagte Ella. „Das ist kein Wein, koste nur, Du kleiner Wild­­fang.“­­ Die Freundin redete ihr so lange zu, bis Ella aus dem Glase nippte und constatirte, daß es in der That kein Wein si, sondern im Gegentheil etwas gu­­tes, süßes. Die Freundin goß immer wieder Cham­­pagner ein,­­das Trinken wurde allgemein. Ella behagte das unbekannte Getränk bekannte junge in besorgt Mann begann bereits daß dasselbe ihr in den Kopf steige. Die Freundin empfand wahrscheinlic ein wenig Neid gegen die firgende Ella. Sie forderte sie in einem Fort zum Nippen auf, indem sie mit ihr auf den ersten Erfolg anstieß. Das sollte ihre unschuldige kleine Rache sein. O diese Freundinen ! Dem besorgten jungen Manne gelang es endlich doc, die beiden Familien zu einem Gang durch den Saal zu bewegen. Da konnte Ella nicht trinken. Ella war entzückend ! Ihr kleines, sonst so schweigsames Münden­­ öff­­nete sich, plauderte darauf los, wie ein munteres Volk zu fürchten,­­­­­­­nißerregender Weise und der

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