Pester Lloyd, Januar 1854 (Jahrgang 1, nr. 1-26)

1854-01-13 / nr. 11

Zahrkøbetichtdrrn.ö.gandklg-und Gemerbkimmmen l. Es war zu keiner Zeit ein­ Geheimniß,daß die wichtigsten­ Le­­benskräfte einer Nation in der Handels-und Gewerbsthätigkeit zusammenlaufen;aber wie groß das Maß der aufgewendeten Kräfte und welche ihre bemerkenwertheste Richtung ist,das war­—­­in der österreichischen Monarchie wenigstens—selbst den Einge­­weihtesten unbekannt,bevor die Handels-und Gewerbekammern mit anerkennenswerther Mühe die Licht-und Schattenseiten an­­einanderfügten,aus denen sich das Bild des Gewerbelebens ent­­wickelt.Die Kammerberichte sind die Spiegel unserer ganzen wirth­­schaftlichen Bewegung,mit aller ihrer subjektiven und objektiven Vollkommenheit und Mangelhaftigkeit,und wem der Zusammen­­hang zwisch­en den eigenen und gemeinschaftlichen Interessen eines Landes klar ist,der wird mit Aufmerksamkeit in der Darstellung des Ganzen den Einfluß s eines Theilchens verfolgen.Die Kennt­­niß dessen,was wir besitzen,was wir leisten und was uns fehlt, schöpfen wir aus den Kammerberichten,die als Ergänzung und Er­­läuterung der immer wechselnden statistischen Momente dienen, und wenn die Kammerberichte noch nicht überall den vorhandenen Stoff vollkommen ausarbeiten,so liegt die Schuld an der unbe­­greiflichen Apathie der Gewerbetreibenden,die den Zweck de In­­stitutes nicht ganz begreifen und es zu wenig unterstützen. Man theilt gewöhnlich die Gewerbswelt in drei Stände:die Agrikulturisten,die den Rohstoff erzeugen,die Industriellen,die ihn durch Arbeit veredeln,und den Kaufmann,der ihn den­ Kon­­sumenten zuführt. Diese Stände sind aber nur drei Theile eines einzigen Standes, durch­ das gemeinsame Interesse der Bolfs­wohl­­fahrt, und das Streben, sich von Hindernissen zu befreien, die ihre Entwickklung hemmen, mit­einander verbunden. Um diesen Zwei zu erreichen, müssen sich alle diese Elemente der Bolfswirthschaft in einer Soige einigen, die ein berechtigtes Organ der gesammten Bedürfnisse bildet. Diese Interessenvertretung finden wir in den Kammern praktisch hingestellt, sie sind berufen, einen jährlichen Rechenschaftsbericht über den materiellen Zustand des Landes abzulegen, und bei Fragen von ge­wichtiger materieller Be­­deutung ihr Gutachten befür­wortend zu unterfragen. Ihr Wirken verdient Darum die größte Beachtung und die eifrigste Theilnahme aller Einsichtsrollen, denn wenige Institute sind wie sie bestimmt, einen segensreichen Einfluß nach oben und unten zu tragen. In Wien hat man jedenfalls die Bedeutung Der Thätigkeit der Kammer vortrefflich gewürdigt, wenigstend beweist der und vor­­liegende jüngst erschienene Bericht vom Jahre 1852, daß man mit Liebe und Eifer die Untersuchung und Darstellung aller Ge­­werbeverhältnisse betrieben. Auffallend ist es ung, daß die n. ö. Kammer im Gegensabe zu vielen bi­rekt erschienenen Berichten, den Bewegungen des Handels und seiner statistischen Darstellung viel weniger Aufmerksamkeit zugewendet als den speziellen Ge­werbe- und Industriezweigen. Namentlich der Großhandel mit Produkten ist nur wenig bewacht und es sind nirgends Ziffern vorhanden, um einen Vergleich mit früheren Jahren und anderen Kammerbezirfen möglich zu machen. Während gewöhnlich in den Sammelberichten der Handel im Vordergrund steht, und sogar den Gewerben gegenüber mit einseitiger Vorliebe behandelt wird, hat die n. ö. Kammer in entgegengefeßter Richtung, für den Han­del vielleicht zu wenig gethan. Das Bild, das sie entwirft, ist übrigens so farbenreich und schön, die Darstellungen so gründlich und umsichtig, mag man das Fehlende vergessen kann. Das Schluß­­wort an das f. f Ministerium des Handels fürasterisirt die Rich­tung der Kammer, sie sagt: „Wenn die Kammer hierbei so oft die Aufmerksamkeit und die kräftig fördernde Unterftügung des hohen f. f. Ministeriums in Anspruch nimmt, so möge dafür ihr lauterer Wille und die in ihr tief wurgelnde Leberzeugung zur Entschuldigung dienen, wie Alles, was die schaffende Industrie zu beleben und zu ermuntern verspricht, sei es dem Anscheine nach noch so gering, mit Theilnahme begrüßt, mit Liebe versucht , mit Ausdauer verfolgt zu werden verdiene. Die gewerbliche und Fa­brifé-Industrie bringt vom Lande reichen Lohn für die gespendete Pflege, indem sie, von den Kräften der Natur und des Geistes unterfrügt, das rohe Erz, die unscheinbare Pflanzenfaser in nüs­­liche Dinge von hundert­ und tausendfältigem Werthe umstaltet, indem sie an sich selbst widerliche und ganz unbrauchbare Stoffe zu kostbaren Gegenständen des Befibes verarbeitet, mit jedem Produkte ihrer Thätigkeit von Gestammtreichthum des Staates mehrt, indem sie Aderbau und Handel belebt, den öffentlichen und Familienwohlstand fördert, und die wahre Liebe zum Baterlande kraftigt, welches jedes unverdorbene Gemüth blühend, mächtig, von allen Nationen bewundert und geachtet wünscht.” Vom Kriegsschauplan. Die mehrere Tage schon erwartete Avantgarde des Osten-Sa­­eden’schen Armeekorps kam am 3. b. in Bufarest an und erhielt die Ord­e, sich nach Krajowa zu begeben, wo sie längstens binnen drei Wochen eintreffen muß. Es ist daher wahrscheinlich, daß vor Ablauf dieser Zeit ein Angriff vor Rufen auf Kalafat nicht ger­schehen wird. Ihre Hauptmacht ist, wie bekannt, in Krajowa kon­zentrirt und nur eine Abtheilung von 2—3000 Mann steht als Borhut bei Radomwan, zwei Posten gegen Kalafat. Auch die russi­­schen Brüdentrains sind nicht, wie es in den Zeitungen hieß, nach Draila abgeführt worden, son­dern befinden sie am Jalomnizaz fluffe. Der walachische Kultusminister und der Staatssekretär Manu sind ihrer Nemter entfegt worden. Berichte aus Krajowa vom 6. d. bestätigen es, daß die rufsischen Truppen die Refognoszirung gegen Kalafat begonnen haben und daß man täglich von kleinen Gefechten hört, die zwischen den rufsis­chen Refognoszirungstruppen und den türkischen Borposten vor­fallen. Die Russen haben den rechten Flügel ihrer Borposten bis nach Cstatye, einem Dorfe an der Donau, an der Mündung eines kleinen Flusses, etwa zehn Werfte von Kalafat entfernt, vorgescho­­ben und dort die türkischen Vorposten, welche fest in Modaviz stehen, verdrängt. Der faif. ruff. General hat Befehl ertheilt, alle Straßen nach Thunlichkeit in brauchbaren Stand zu lesen und werden dazu, wo die Kräfte nicht ausreichen, auf Soldaten ver­­wendet. Kalafat ist, wie es scheint, mit seinen ausgedehnten Barmwerfen son den Rufen in einen großen Halbkreis umschlossen. Der rechte Flügel des unter Generallieutenant Anrep, dessen Hauptquartier in Krajova sich befindet, operirenden Korps hat seine Borposten bi Gzitate, einem Dorfe an der Donau mit der Mündung eines kleinen Flusses etwa 10 Werfte von Kalafat entfernt, vorgeschoben und dort die türkischen Borpoíten , welche fest in Maraviz stehen, verdrängt. Die Avantgarde des Anrepischen Korps, im Zentrum, steht nach wie vor , ohne daß sie vorgegangen wäre, in Rapovan. Das Hauptquartier des linken Flügels desselben Korps ist in Ka­­rafal. Es ist der Befehl ertheilt, alle Straßen nach Thunlichkeit in bra­uchbaren Stand zu lesen und werden dazu, wo die Kräfte nicht ausreichen , auch Soldaten verwendet. Es ist wegen mit Thaumetter eingetreten, wodurch die Bewegungen neuerdings sehr erschwert werden. Die Donau ist no) immer theilweise mit Eis beredt. Einem Briefe aus Konstantinopel vom 22. Dez. i­ der A.A.Z. zufolge hätten die Rusfen zu ihren Siegen über die Türken in Asien auch einen anderen über Schampl gefellt. Dieser soll näm­lich in den legten Tagen des Novembers, nachdem er schon zwei Wochen sich in seine Gefechte mit den Ruffen eingelassen, bei ei­­nem gar zu fühnen Versuch auf der Straße nach dem Süven be­­hufs Vereinigung mit den Türfen vorwärts zu bringen, total gez Schlagen, und namentlich seine Mürk­en fast vollständig aufgerieben worden sein. Die Details fehlen, sogar das Datum ist unbestimmt, verbürgen will die Korrespondenz nur das Yaktum; die Stärke Schamyl’3 wird auf 10—16000 Mann angegeben. Der Einzug der Russen in China scheint sich zu bestätigen, und daran knüpft sich ein Gerücht, die ostindische Regierung habe Befehl erhalten, Truppen in Persien und Egypten in Bereitschaft zu sehen. Ar­­tg) Siebenbürgen. Die „Kronstädter Zeitung“ vom 5. Jänner schreibt: Aus Bukarest gehen unsere Nachrichten bis zum 2. Jän­ner. von der Erstürmung Karalals meldet unser Korrespondent nichts, aber auf ernste Dinge war man vorbereitet. Zwei Bataillone vom­ 3. Armeekor­s trafen den Neujahrstag in der Hauptstadt ein und die erste Division desselben Korps war am folgenden Tag erwartet. General Graf Anrep hat sich mit allen die ihm zur Verfügung gestellten Truppen von Krajowa aus nach Karafat in Marsch gefecht. Es sollen 22.000 Mann sein. Eine starre Abtheilung dieses Armeekorps ist über Slatina nach Karafat dirigirt worden und führt schweres Gefehüt mit sich. Fürst Oortshatoff war bereits von Bukarest nach Krajowa abgegan­­gen, von wo der russische Feldherr ungeräumt an Kalafat abgehen wird. Alles ist zu einem gewaltigen Kampfe vorbereitet und bis zur Stunde geht es heiß an der Donau her. In Bukarest wollte man willen, da er ein türkisches Armeekorps den Befehl habe in die Krim einzubre­­chen. Dem Frieden ist gar keine Neue mehr. In zwei Dörfern nächst Kalafat sind Die Bauern in Aufruhr ausgebrochen und haben sich gegen ihre russische Einquartirung erhoben. Es kam zum Kampfe, in welchem Bauern und Soldaten todt geblieben sind. Aus Brat­a haben wir Heute eine Nachricht vom 30. Dezember erhalten. Es herrschte in dieser Dor­naustadt Die tiefste Ruhe und alles Waffengeklirr war verflungen. Die Schifffahrt hatte seit 10 Tagen viel durch die abscheulichen Gegenwinde zu leiden, Hunderte von Schiffen mit einem Werth von Millionen Gul­­den wurdem aus dem schwarzen Meer erwartet, konnten aber durch die widrigen Winde abgehalten, nicht einlaufen. Die walachische Flagge auf dem schhwarzen Meere ist in ihren Fahrten nicht gehindert und 9or­­gestern liefen 3 Schiffe mit dieser Flagge in den Hafen von Braila ein. Den 27—29. war auf der Donau großer Eisgang, am 31. aber trat raues Wetter ein und die Donau reinigte sich ziemlich vom Eise. — Die türk­ssche Armee an der Donau hat die Ziffer 200.000 überschritten. In Konstantinopel glaubte man an seinen neuen Angriff von Seiten der russischen Truppen. Die Türken sind da in einer argen Täuschung befangen, was der Marsch der Russen auf Kalarasch beweist. General Anrep soll den Befehl haben, Kalarafch zu erstürmen und Die Türken über Die Donau zu jagen. Wir rennen solche Befehle ; sie müssen aus­­geführt werden. Als General LTüvers im Juni 1849 seine 35.000 Mann nach der Praoma in Bewegung lebte, erhielt er von St. Peters­­burg folgenden Auftrag: „Den 19. Suni wird der Pak Tömös erstürmt und den 20. Suni Kronstadt genommen. Für die richtige Ausführung ist General Liders verantwortlich !" Er führte es auf Die Minute aus, und General Graf Anrep wird es bei Kalaratch auch nicht anders mac­hen, wenn auch manches Soldatenlehen dabei sein Ende findet. 5 Wien, 11. Jänner. Der neue Zolltarif fängt hier bereits an, auf die Preise vieler Handelsartikel, die nun durch die Reput­­tion oder Aufhebung der Ausfuhrzölle einen größeren Markt er­­langt haben, seinen gewichtigen Einfluß zu äußern. So sind Reps, Rüböl und andere Gegenstände hinaufgegangen und versprechen im Preise noch mehr zu wachsen ; namentlich aber ist der Weinstein in einer Meise gestiegen, daß viele Gewerbe, v­orzugsweise aber die chemischen Sabrifen, die ohnehin mit den herabgefegten, neuen Zöllen zu kämpfen haben , in ver­bittersten Berlegenheit sich befin­­den. Weinstein, der nach dem alten Tarif bei der Ausfuhr einem Zolfe von 1 fl. 40 fr. für den Ztr. unterlag, kann gegen einen Zollbetrag von 45 fl. ausgeführt werden. Die Nachfrage nach diesem chemischen Hilfsstoff hat sich in­folge veffen vom Auslande so gesteigert, daß verfehle,, wer noch in den ersten Tagen des Mo­nates Oktober, also gerade vor einem Vierteljahr, im Durchschnitts­­preise auf 27 fl. stand, in der vergangenen Woche bis auf 40 fl. stieg. Der gesiebte österreichische Weinstein, der im Preise immer höher steht als der ungarische, ist in dem gleichen Zeitraume von 36 fl. auf 47—52 fl. gewachsen. Die Produzenten oder vielmehr die Einsammler des Weinsteins, was vor dem neuen Laufitpatent in Ungarn größtentheils die Haufirer waren, sehen si nun in die Lage verfeßt, ihr Produkt unter vortheilhaften Bedingungen ins Ausland zu verkaufen und die natürliche Folge bievon it, daß sie ihre Anforderungen auf dem inländischen Markte steigern. Prinzipiell jeder Erleichterung des Beriebts zugethan, weil sie in der Regel einer Vermehrung der Produktion und eine Stei­­gerung des Verbrauchs zur Folge haben, müssen wir auch die Herz­abfegung jenes Zolfates billigen. Allein wir besorgen hier ernst­­lich, waß vieselbe auf die Produktion des beregten Stoffes nicht die erwartete Rücwirkung äußern wird, weil die regige Einschränkung des Haufirhandels in Ungarn einer ausgedehnteren Gewinnung des Weinsteins hindeglich ist. Der Haufirer, der mit feinem Karren oder Wägelchen die unbedeutendsten, von Städten weit abliegen­­den Orte und vereinzelt stehenden Gehöfte aufsuchte, und nie Anz­stand nahm, als Gegenzahlung für Manufaste ungarische Landes­­proposte in den Tausch zu nehmen, war es , der den ungarischen Weinbauern den Weinstein, der sich bekanntlich bei der Weingäh­­rung in Kräften in den GAhrungsläffern anfest und für sie ohne allen Werth ist, abnahm, und sie zur Gewinnung und Sammlung v desselben ermunterte. Seitdem ihm aber das hiezu unumgänglich nöthige Hilfsmittel, die Benäsung eines eigenen Fuhrwertes zum weiten Transporte der eingetauschten schwer ins Gewicht fallenden Gegenstände verwehrt ist, kann er in jener Weise nicht mehr eint­wirfen, und daß sich fü­r viesen Entgang eines vorzüglichen Ver­­kehrsorgangs noch kein Erfaß gefunden hat, erhellet schon daraus, was so viele ungarische Produkte, welche früher nur durch den Cau­­firer in Verkehr gebracht wurden, jeit viel weniger zum Vorschein kommen, und viele versellen auch schon vor dem neuen Zolltarif zu Ba­na­nn a­m Feuilleton Wiener Sonntags-Priefe. T. Den 8. Jänner. 099 Weihnachten und Neujahr sind vorüber, und der Karneval jagt die Käufer und Verkäufer aus den Buchhandlungen, die bis dahin, und zwar heuer mehr als sonft, überfüllt waren. Die Milliferzen und Lampen, die Sandschuhe und Kränze sind fest auf dem Kampfplabe und leuchten und funfeln, glänzen und duften, als ob sie nachholen müßten, was sie ein Jahrhundert versäumt haben, Bediente durchflie­­gen mit Einladungen zu Soireen und Bällen die Straßen, Pusmache­­rinen Lösen die Miederschneiderinen und diese wieder Die Friseurinen in den Häusern ab, einmal getragene Kleider werden mit einer neuen Spibenverzierung versehen. Diverse „Leiber” umgeändert , verschiedenar­­tige Salben er­lirt, seltsame „Puffen-Werneln“ aus der Verbannung zurückgerufen. Die Zeit der gesellschaftlichen Rache ist gekommen, jede Beleidigung wird durch ein Niedergehen des Beleidigers, bei einem Balle gefühnt, die Hausfrauen veranstalten Proscriptiong­tiften und nur selten wird Pardon gegeben. Was im ganzen Jahre gesündigt ward gegen die heilige „Kleiderordnung”, das citirt Das Jüngste Gericht des Hardings vor sein Tribunal , wer am ersten Mal im Prater ein Dejeuner veranstaltete und einen einzigen pflichtwidrig ausließ, muß nun zu Hause bleiben und dafür büßen; das Fräulein, welches die Sommertoilette ihrer Freundin mit soleelen Augen ansah, wird von der Mutter des gefransten Mädchens nicht zum Sour fire gebeten und einen Seite dem Schuldigen großmüthig verzeihen, oder Die auf der an­­dern von der Beschämung zu Tode verwundet, wie Caesar im Fallen das Haupt verhüllen und die böse Zunge im Zügel Halten. In den literarischen und künstlerischen Kreisen macht Cassion’s An­­gelegenheit, und die bevorstehende Aufführung der Genonena von Heb­­bel viel von sich reden. Dassfons Benehmen it wohl nicht zu rechte fertigen, aber ebenso fest steht es an, das Laube’s Benehmen von Schauspielern und Dichtern gegenüber sein würde solles genannt werden kann. Wenn dieser Künstler wirklich Die Hofbühne verläßt — und es dürfte kaum anzunehmen sein, daß er selbst hier bliebe, und er daß ihn Die Intendanz hielte, so wird eine schwer auszufüllende Life im Repertoire entstehen. Da Die etwaigen schon zum Gastspiel sich vüftelnen Erfach­­männer inggefammt bald mehr, bald minder mittelmäßig sind, wie wir dies erst neulich bei dem seit zwei Monaten engagirten Herrn Gabillon, welcher Fichtner’s Rollen spielen, und bei Herrn Franz, der Anthüs fünfzighin erregen sol, behaudelnd selbst erlebten. Hebbel’s Genoveva kommt am 18. dieses Monats zur Darstellung, und zwar unter dem Titel Magellana. Diese Tragödie kann wohl sein Schiefal mehr erler­nen, denn sie gehört bereits seit zehn Jahren der Literatur an, die ihr den ersten Rang unter den nach Goethe’s Tod hervorgetretenen Dra­­men an­wies ; aber weil Hebbel schon mehrere Jahre mit seinem Werke auf dem Burgtheater erschien, ist das Interesse ein doppeltes und Die Spannung eine um so gesteigertere. Die Kritiker bereiten sich wochen­­lang darauf vor, studieren Die Genosesa Tie’s und Müller’s und die „Magellana” wandert von einer Hand in Die andere. Der Abend ihrer Aufführung wird ein Theater-Ereigniß sein, und es sind bereits keine Site mehr an der Eaffa zu erlangen. Heber unser musikalisches Leben fann ich, Ihnen Erfreuliches berich- nur höcst sparlich sind Die antiken Charaktere anzutreffen, die auf der ten, Dem hohlen, faulen Birtuosenthum ergeht es, wie den Morisko’s in Hispanien ; es vermag sich selbst in seinem Äußersten Granada. Das bisher Wien gewesen, nicht mehr zu behaupten und die Blasier-Künst­­ler, die Biolin- Herren, die dreijährigen Lif’s und achtmonatlichen Pa­­ganini’s, mit einem Wort sogar die Wunderfinder finden nichts, als leere Säle, gähnende Gesichter und Sournalohrfeigen vor. Jeden er­ reicht am Ende feine Nemesis und Unkraut verdirbt zulebht Doch. Vor Allem hervorzugeben sind Die vierjährigen großen Vereins-Concerte und die Quartett-Produktionen, sowohl vor einheimischen Dichlechtweg Hellmesberger’fihen genannt) als Die der europäisch berühmten Gebrü­­der Müller. Was die Vereins-Concerte betrifft, so bieten sie in diesem Winter ein so reiches und bedeutendes Programm, wie irgend­eine Stadt in Deutschland. Ich nenne ihnen nur beispielsweise Werke, wie Händel’s Messias , Beethoven’s neunte Symphonie, Mendelssohn’s Paulus und die Mutt zur Walpurgisnacht. Das zwischen den beiden streitenden Quartett-Linien seine Eintracht herrschte, versteht sich von selbst, allein Dieses Schigma war schon weshalb ein absoluter Gewinn für die Kunst und Kunstfreunde, als man dadurch eine Doppelte Anzahl trefflicher Werke zu hören hefam. Im Uebrigen ist zu sagen, daß die Miller mehr durch größe des Styls und Feinheit des Vortrags, die Hellmesberger aber mehr durch Feinheit des Details glänzen, daher der absolute Vorzug jedenfalls auf Seite der ersteren ist. Die BVBolfsmuse wurde weder von den Dichtern des Carltheaters, noch von Denen des Wienner Theaters aus ihrer Ruhe aufgestört; sie zupften sie blos am Nade und verkündeten selbstzufrieden Die Worte, welche sie schlafte unten vor sich Hinmurmelte. Was Ihnen mein heuti­­ger Brief mitt­eilt, ist nur im Canon, den die folgenden Harmonisch entwickeln sollen.

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