Pester Lloyd, Februar 1854 (Jahrgang 1, nr. 27-49)

1854-02-26 / nr. 48

19.Die beiden Armeekorps haben ihre Stellung nicht verändert.Mit Aus­­nahme kleinerer Vorpostengefechte sind keine Kriegsereignisse vorgekommen. Umsoreicher sind wir an Daten­ über die frü­heren Kämpfe. Der Pariser»Moniteur«hat aus Wien folge­nde Details ü­berdies jüngst bei Giurgewo vorgefallene Gefecht erhalten.Am 5.Februar,6 Uhr Morgens,bestiegen ungefähr 1000 Mann regulärer Truppen und Albane­­sen 16 Barken und verließen den Hafen von Rustschu­k,um nach Slobozie, etwa eine halbe Stunde oberhalb Giurgewo, zu fahren. Hier feuerten die auf dem Vorposten befindlichen Kosafen einige Schüffe auf die Türfen ab und eilten fort, um dem General Soimonoff in Giurgemo Meldung zu machen. Ohne die Schüffe vor Kofafen zu erwiedern, fuhren die Barren von Fluß hinab; doch als sie an die Soige der großen Insel Tfchorot, rechts von St.-Georgd-Eiland, kamen und viefelbe hon durch den Feind befegt fanden, fuhren die Türken auf der Süßseite an ihr hin und landeten am andern Ende der Insel. Diese sämmtlichen Manöver wurden gewecht Durch drei bewaffnete Kanonierschaluppen von 6 Kanonen und durch die Batte­­rien von Nuftichuf, welche sofort das Feuer einstellten, als die Türfen dur­ Hornsignale ankündigten, daß sie in Schlachtordnung aufgestellt seien. Die Auffen hatten Zeit gehabt, eine Brüce zur Insel zu Schlagen und 2 Batail­­lone Infanterie hinüber paffiren zu lassen. General Soimonoff komman­­dirte auf dem linken Ufer, der türkische General war an Bord einer Barfe geblieben. Sofort begann das Gefecht auf beiden Seiten erbittert mit der blanken Waffe; es dauerte 5 Stunden und endete mit der Niederlage der Waffen, die ihren Rückzug jedoch in guter Ordnung bemwertstelligten. Sie ließen auf dem Kampfplage etwa 160 Todte, darunter 1 Obersten und 4 andere Offiziere, und eben­so viele Verwundete, die nach Giurgewo trans­­portirt wurden. Die Türken haben 26 Todte, darunter einen Offizier, verz­­oren ; die Zahl der V­erwundeten wird nicht angegeben. Den Beweis, daß im Widerspruche mit dem ruffischen Bulletin über vieles Gefecht die Tür­fen im Besibe des Schlachtfeldes blieben, liefert der Umstand, daß den wäh­­rend des Kampfes gefallenen ruffischen Soldaten die Schuhe ausgezogen und den Offizieren die Insignien ihres Ranges abgenommen wurden. Nach dem Gefechte kehrten die Nuffen auf die Insel zurück, um ihre Todten zu begraben. Die 26 Torte des Feindes wurden gleichfalls von ihnen mitge­­nommen und auf dem Marstplan zu Giurgemo ausgestellt. Anderen französischen Blättern entnehmen wir, daß die offiziellen Berz­ünfte der Ruffen bei Cretate folgende waren : Todte, General Orloff, 5 Dhrifte, 4 Majore, 3000 subalterne Offiziere und Soldaten. V­erwundete: 2 Dhrifte, 8 Majore und mehr als 200 Wagen voll Soldaten, die nach Krajowa gefahren wurden. Endlisch verschwand ein Obrist, den man weder unter den Todten noch unter den Bermunteten fand. Die Türken verloren im Ganzen an Todten und Verwundeten 1300 Mann. Die "Patrie" vers­­ichert, daß seit jener Affaire bei Cfetate im Ganzen 22 Scharmüchel ver­fielen, wovon 17 von Türfen günstig endeten. Die „Presse” befragt, war die Türken zu spät die Vortheile eines aktiven Mitwirkens der Walachen ein­­gesehen. Sie organisirten nicht nur seine walachische Hilfe, sondern wiesen sie zurück, so oft sie ihnen angeboten wurde. Kürzlich kamen 300 walachische Grenzwächter nach Kalafat, sie hatten furchtbare Gefahren überstan­den. Die Zürfen wollten sie nicht aufnehmen, entwaffneten sie und fchteten sie wieder nach Hause. Ueber die bereits gemeldete Zerstörung der türkischen Donate­flotille (es sind natürlich eben nur Flußschiffe) hat die „Pr. Korr." fol­­gende Nachricht: Am 15. 9. M. hat, ung so eben zugehenden Nachrichten zufolge, eine fünfzehnstündige Kanonade zwischen Ruftfehus und Giur­­gem­o stattgefunden. Von rufsischer Seite wurden aus 7 Positionsgefehligen 500 Schüffe abgefeuert. Es soll den Ruffen gelungen sein, einen großen Theil der unter den Kanonen von Ruftschuf liegenden türfischen Slotiffe zu zerstören. Von Ruftschuf aus wurden mehr als 3000 (türfische) Geschoffe nach Giurgewo herüber gesandt, ohne daß dadurch großer Schaden ange­­richtet worden wäre, da nur ein einziges Haus in Brand gestellt wurde. In Widdin hofft man, daß die Nedifs, welche jegt wegen des grie­­chischen Aufstandes nach Albanien ziehen, in Kürze wieder freiwillig zurüc­­kehren werden, da berlei Vorgänge bei diesen Truppen üiblich sind. Haz­en kommt uud der „Satellit“ vom 18. zu, sein wesentlicher In­­alt ıst: Die Russen haben ss bei Maglamit verschanzt und sind mit der Anlegung von Minen gegen Kalafat beschäftigt. · Reisende berichten,daß am­ 11.Feber der Kanonendonner bei Braila noch fortgedauert habe,daß bei Oltenitza ein türkisches Armeekorps die Donau passirt und aus dem linken Donauufer Stellung genommen habe.In den letzten Tagen sind viele Wagen Vollblessirter Leute aus Giurgewo in Bukarest angekommen, woraus man bei gänzlichem Mangel an Verläßlichen Nachrichten schließet,daß es daselbst wieder blutig hergegangen sein muß. Ueber das ins Bulgarien entdeckte und mit der alten griechischen Hetaerie eng verbundene slavisch-griechische Komplott sind uns Nachrichten aus Bukarest unter dem 15.zugekommen,woraus wir ersehen,daß dasselbe auch in der wala­­chischen Hauptstadt seine Verzweigungen hat.Diese griechisch-flawische Hetaerie hat den Zweck,dennsam aus Europa quertreiben und das Doppelkreuz auf al­­len Kirchen und Moscheen in der europäischen Türkei aufzupflanzen. Die Russen­ sind eben mit dem Bau­ einer großen Pontonsbrücke beschäftigt. Ein General hat das hiezu nöthige Holz mit 10.000 Stück Dukaten bezahlt und die Stämme werden nach Bukarest gebracht,in dessen Nähe die Brücke konstruirt werden wird.Die Pontons werden in der kleinen Walachei verfertigt.Der Czar hat zu diesem Bau 96.000 Silberrubel angewiesen;in zwei Monaten muß das Werk vollendet sein.Aus diesem ist also zu schließen,daß ein Donauübergang erst im Monat April von Seiten­ der Russen erfolgen dürfte.Nach jenen Nachrichten, welche aus dem türk.Lager herübergedrungen sind,werden aber die Türken noch im Monate März große und kühne Un­ternehmungen­ auf dem linken Donaugebiet versuchen und alle ihre Kräfte anwenden um Herren­ der Moldau und Walachei zu werden. Oesterreich Berlin, 19. Teber, Einem rheinischen Blatte wird geschrieben : „Es sind Privatbriefe aus Petersburg eingetroffen, welche aus der perpleren Lage, in der si das ruffische Kabinet befindet, sein Hehl machen. Der künstliche Enthusiasmus, den man Dura, allerlei künftliche Netzmittel zu nähren sucht, will nicht mehr an­halten, und namentlich gewinnt der ruffische Adel mehr und mehr die Einsicht, daß der Czar­fi durch die Diplomatie hinter das Licht führen ließ und Rußland in einen Krieg stürzt, bei dem im besten alle nichts zu gewinnen, wehr aber sehr Stel zu verlieren ist. Außerdem rechnete man in Petersburg zuversichtlich auf eine entschiedene Opposition des englischen Oberhauses gegen ein festes Auftreten der britischen Regierung zu Gunsten der Türkei, und was man über die russischen Sympathien in Deutschland erfährt, ist Feineswegg geeignet, den Forderungen Ruslands Nahdruch zu verleihen. Das Münchener Kabinet hat freilich Die griechi­­sche Thronfolge im Auge, aber wegen dieser wird Niemand zu Gunsten Rußlanng einen Finger rühren. In Oesterreich zählt man Die Ruffenfreunde nach Köpfen, und wenn sie auch, was nicht zu leugnen ist, in Preußen weit zahlreicher vertreten sind, so Haben dieselben als Partei bereits entschieden Fiagko gemacht, namentlich seitdem­ man das Truggerwebe der „Neuen Preußischen Zeitung“ Duchschaut hat. Die, nachdem sie noch vor wenigen Wochen gegen die Schmachh einer unhaltbaren Neu­­tralität gepredigt hat, die sie als eine Lombard-Haugmis’sche Politik bezeichnete, nunmehr selbst der absoluten Neutralität das Wort redet, weil Rußland fest Die­­se haben möchte. Was die unter türkisscher Herrschaft stehenden Stamen betrifft, so berichtet ung ein in der Türkei erfahrener Reisender, dieselben wünschten gar nichts als eine administrative Abscheidung von den Türken, eine Art Selbstregierung, wie Serbien sie befist. Würde die Pforte in ihrem eigenen Interesse eine solche gewähren, so läge den Südslawen nichts ferner als ein Anschlag an Rußland." Berlin, 23. Seber. Die "Bof. Btg." und die "N. Pr. Big." melden übereinstimmend, Daß auf die preußische Note, in welcher Die Neutralitäts-Anträge Deutschland. Heft. Amtlicher Theil der „Pest-Dfner Zeitung“ vom 25. Feber. Bon Seite der ff. Finanzlandesdirektion für Ungarn ist die bei der 1t. Bezirkssammlungswaffe erledigte pro­­visorische Kontrollorsstelle dem Dioprer FE. Steuereinnehmer F­riedrich Schneider proviso­­risch verliehen. Nußlands abgelehnt worden, eine Antwort des Kaisers eingetroffen ist, zugleich bringt Die „Kreuzzug." Die Nachricht, Dag Preußen auch, die von Seiten Franfreidig und Englands vor einiger Zeit gemachten V­orschlages sich mit ihnen durch eine formelle Konvention zu verbinden, abgelehnt habe. Doraussichtlich wird Preußen an diesem System v­ollständiger Neutralität festhalten, und hoffentlich werden auch Die Ereignisse es nicht aus Demselben her­­ausdrängen. Der „Bof. Ztg." wird aus Wien geschrieben. Das Fatferl. Kabinet habe sich an das B­ ruffische Kabinet gewendet und von Diesem die Einstellung der agi­­tatorischen Thätigkeit des Fürsten Milofich verlangt, während es demselben zugleich die entsprechenden Vorstellungen gemacht über die Gefahr, welche Die Anrufung der nationalen Leidenschaften in Den Donaufürstent­ümern sowohl für Rußland selbst als auch für Die angrenzenden Staaten mit fi bringen müsse. Die „Brest, Jg." läßt sich von eben daher berichten, daß Graf Fiquelmont in Bälde ein Werk veröffentlichen werde, welches die orientalische Trage behandelt. Die "Kafseler 3tg." berichtet „aus bester und sicherster Duelle“ vom 17. 9. aus Wien: „Oesterreich hat sowohl für sich selbst, wie als fünöstliche Borhut Deutschlandg für Interessen von so unermeßlicher Größe und Wichtigkeit die Der­­theinigung zu übernehmen, und diese Interessen sind durch den Umfang, Den Der Krieg in der Türkei gewinnen wird, und durch die Versuche, Die christlichen Be­völkerungen der Türkei aufzuwiegeln,, so augenscheinlich bedroht, Daß Oesterreich für alle Säle vollständig sich rüsten muß. Allerdings fühlt Desterreich sich bis jebt noch nicht verpflichtet, an dem Kampfe selbst Theil zu nehmen; aber darauf kann man sich verlassen, Daß es eine Vergrößerung ARußlands nicht dulden wird. Das Band der konservativen Interessen, welches Preußen, Desterreich und Rußland an­einander schloß , ist zwar stark, aber wenn Rußland selbst den konservativen Grund­­fäßen den Rüden fenet, indem er in der Türkei eine mit diesen Grundfüßen im Widerspruch stehende Politik befolgt, dann muß Desterreich mit Rußland brechen." Frankfurt, 17. Teber. Die am 29. Jänner in der Sibung der Bun­­desversammlung erstattete Vorlage meist den gegenwärtigen Stand nach, nicht aber den ganzen Belauf der militärischen Kräfte, welche den deutschen Bundes­­staaten sofort zur Verfügung stehen. Es werden, wenn es nöthig werden sollte, in den deutschen Bundesstaaten gleich bei dem ersten Aufgebote 800,000 Mann geübter Truppen, mit nicht weniger als 2400 Gefangen, unter den Waffen stehen; und Diese Zahl kann in sechs Wochen, ohne weitere Anstrengung, noch um 400,000 Mann vermehrt werden, und zwar sind Dies sammt sich ,­­ was wohl zu beachten ist, vollständig eingeübte Truppen. In den Kriegsmagazinen sind für diese ganze gewaltige Macht alle erforderlichen Ausrüstungsgegenstände vorhanden. Der Deutsche Bund ist vollkommen in der Lage, der Entwicklung der Ereignisse mit voller Ruhe, im Bewußtsein seiner Stärke entgegenzusehen, Rp 3.) Stanfreid. N Paris, 21. Geber. Am 24. 9. wird es ein volles Jahr, seitdem Fürst Montfehiloff in Konstantinopel landete. Damals erklärte der , Montteur", Die türkische Trage werde nicht zur europäischen heranreifen: Wie ganz anders ist es nun aber gekommen ! Man will hier in gut unterrichteten Kreisen wissen, e werde kaum eine Woche mehr verstreichen, ehe Die Westmächte dem Czaren definitiv den Krieg erklären. Die Präliminarien wären so­ ziemlich getroffen. Der Prinz Ma­poleon erhält den Oberbefehl­ der orientalischen Truppen; unter ihm dienen Die Generale Peliffier (längere Zeit interimistischer Gouverneur von Algerien), Mac Mahon C­ommandirender General in Afrifa­, Canrobert Adjutant des Kaisers, Kommandant des Lagers von Helfaut im voligen Sabre und Brigade-General beim Bombardem­ent des Boulevard im Jahre 1851) und Bosquet (bekannt durch, seine Mission in der Türkei, mit der er im vorigen Jahre in Gesellschaft von 6 Offizieren beauftragt war). — Auch­ der verbannten Generale erinnert man sich dabei. Man hat nicht vergessen, daß in dem Briefe, in welchem Die Generale Repeau, Lamprichere, Changarnier und Leslo sich weigerten, Der gegenwärtigen Regierung den Eid zu leisten, jener von ihnen erklärte, an dem Tage, wo der Krieg ausbreche, habe Stanfreich über seinen Degen zu gebieten. Es scheint nicht unmöglich, daß die Re­gierung dieses Versprechen bewußen wird, um von Verkannten die Thore Frankreichs wieder zu öffnen. Jemand, dessen Urtheil ein gemwistes Gewicht hat, äußerte in Hofer Beziehung, die Rügberufung der Generale durch einen öffentlichen Akt und ohne Bedingungen würde in diesem Augenblicke eine Höchst verständige und politische Maßregel sein. Thiers sprach ganz vor Kurzem sein lebhaftes Bedauern darü­ber aus, daß General Bedeau keine Gelegenheit habe, sein Administrations- und Or­­ganisationstalent an den Tag zu legen, von dem er unter Louis Philippe so glän­­zende Beweise geliefert hatte. „Wie gewaltig“, sagte Thiers, „würde eine franzö­­sische Armee sein, die Bedenu zum Organisator, Changarnier zum Oberbefehls­­haber und Lampriciere zum Haudegen hätte! « Das Haupt-Organ der republikanischen Opposition, das „Steele“, zeigt sie nach wie vor bereit, der Regierung seine volle Unterstützung zu gewähren. „Auch in Frankreich gibt es eine Opposition,” sagt es heute, „und ihr Benehmen ist ge­­genwärtig vielleicht noch größer und bewundernswerther als Dag der englischen. Sie hat seine Site im Parlament, wie Hr. Disraeli und seine Freunde. Dieje­­nigen, Die sie früher aufs glängendste vertraten, sind von der politischen Schau­­bühne entfernt. Sie hat weder volle Schreib noch, Nebe-Freiheit, und dennoch seht auch sie in den feierlichen Umständen, worin wir uns befinden , auf ihre Fahne: Alles fürs Vaterland! Wie die englische Opposition würde sie gesagt haben, daß die Stunde des Handelns nicht Die des Disfutirens ist,.“ Wie man vernimmt, sol unser Expeditions-Korps aus 60.000 Mann, d. h. aus einer Kavallerie-Division und vier Divisionen Infanterie, bestehen. An St. Arnaud als Ober-Befehlshaber wird nicht mehr zu denken sein; er ist sehr leidend und fehlte weshalb auch auf dem Testen Tuillerien-Balle. — Täglich sieht man dem Dekret zur Errichtung einer Garde der Kaiserin entgegen, als deren Befehlshaber der Rittmeister und Palast-Beamte Lepic bezeichnet wird. Die belgischen Blätter wurden heute mit Beschlag belegt. Maris, 20. Teber. In den Tuilerien fand vorgestern der vielbesprochene, lange erwartete histo­rische Massenball statt. Er übertraf an außerordentlichem Lu­­xus, Reichthum und Glanz der Toiletten Alles, was seit Jahren in Den Tuileri­n Aehnliches gesehen wurde. Sämmtliche Gäste erschienen in Maskenklei­nern, aber ohne Larse. Eine feenhafte Duadrille war aus „olympischen G­itern“ zusam­men­­gestellt, welche von den jüngern Höflingen und Hoftamen getanzt wurde. Die Kaiserin erfichren in dem Diamantenstrahlen den Anzuge einer Königin von Ungarn. Der prachtvolle Anzug sol der schönen Gestalt äußert vortheilhaft gestanden haben. Der Kaiser trug die Uniform eines österreichischen Feldmarschalls. Wie gewöhn­­lich theilte er nicht das laute Vergnügen der Gesellschaft, son­dern erschien wü­ster, in sich geführt, Die gefaltete Stirn gebeugt. Er unterhielt sich mit dem türkischen Gesandten eifriger als gewöhnlich und das Gespräch währte lange, Vely Pascha erschien in dem Anzuge eines türkischen Richters. Auch seine Miene war ernsthaft und man bemerkte nur, daß einmal während des Gespräches mit dem Kaiser sein Antlis sich erheiterte. Die Minister waren sämmtlich in gleichem Anzuge, als spanische Große geflottet. Eine der auffallendsten Erscheinungen war der Herzog von Braunschweig im Pascha-Anzuge, stragend von Diamanten und den reichsten Edelsteinen vom Kopfe bis zu den Füßen. Die Prinzessin Mathilde erschien als Nonne, der Graf als Pole, Die Gesandten von England und Oesterreich, Erste­­rer im altenglischen Kostüm, Lebterer als Slawe gekleidet, zogen sie in eine Fen­­sternische zurück und sprachen lange und vertraulich. Insbesondere erschien Herr 9. Hühner eifrig bedacht, Lord Bomley zu unterbrechen und seiner Ansicht Rauen geben zu wollen, Hr. Drouin de Lhuys schien Dieses Gespräch eine zeitlang zu be­obachten, dann näherte er sich den Gesandten, und die Unterhaltung fehten hierauf eine allgemeine Wendung zu nehmen. Die Kaiserin war jeher heiter und forderte den Kaiser häufig zum Tanze aufs. Doch schien er sich ungern Diesem Wunsche zu fügen. Ein Kotillon, zu welchem der junge Fürst Richard Metternich die Mufik komponirt, dauerte länger als eine Stunde. Der Kaiser blieb bis 3 Uhr Mor­­gens. — Die Fürstin Lienen hat fest den Befehl zur Abreise empfangen ; sie wird am 22. Teber in Brüssel sein. Auch alle übrigen Nuffen, mit sehr wenigen Aus­­nahmen, reifen ab. Viele russische Damen haben sich unter den Schub des griechi­­schen Gesandten stellen wollen, sollen aber dabei auf Schwierigkeiten gestoßen sein, da die hiesige Stellung des Gesandten selbst in Kurzem durch Vorgänge in Grie­­chenland Leicht behindert werden künnen, (D. 4­3) * London, 21. Teer, , Times" bringt folgende telegraphische Depeschen. Aus Wien voi 21. Abends: „Rußland verwirft Die durch Orloff überbrachten England­ österreichischen Vorschläge einer neuen Intervention, Kaiser Nikolaus ist ernstlich frans. Am 14. ist Fürst Paskiewitsch von Warschau nach Petersburg abgereist.« — Aus Bukarest vom 12. „In den Scharmübeln, welche seit dem 3. am linken Donauufer statt­gefunden haben, verloren die Neffen 800 Mann und zählten 1600 Verwundete." — Aus Widdin vom 14. nichts Neues. Der Pariser Times-Korrespondent bringt folgende Details über die Art und Weise, wie der oft erwähnte Brief des franz. Kaisers dem Kaiser Nikolaus übergeben wurde: „Der Brief war am 6. in Petersburg angekommen. Sofort benachrichtigte M. de Castelbajac den Grafen Neffelrode, daß er dem Czaren ei­­nen eigenhändigen Brief seines Kaisers zu übergeben habe. Obgleich es gegen die ruffisiche Hofetiquette ist, den Kaiser in Staatsangelegenheiten vor 4 Uhr Nach­­mittags zu sprechen, und trog dem der Kaiser an der Gicht Fitt, wurde der Gesandte doch nach dem Palast geladen. Hier überreichte er am 6. Nachmittags das­ Schrei­­ben. Der Ezar schien beim Durchlesen desselben schmerzlich berührt zu sein (paine fully affected). Er sprach dann reife ein Paar Worte auf ruffish. Die Hr. 9. Castelbajac nicht verstehen konnte, gewann jedoch rasch seine Fassung wieder und bedeutete dem Gesandten, daß er in wenig Tagen die Antwort erhalten werde,’ Wie derselbe Korrespon­dent ferner meldet, kommt in der Antwort Des Kaisers Nikolaus auf das Schreiben Louis Napoleons angeblich Die Neußerung 907­­ , 34 hege die feste Ueberzeugung, Daß meine Truppen in derselben Weise antworten werden, die sie 1812 geantwortet haben.‘ Die Kriegsrüstungen gehen ihren Gang. Es ist nicht mehr von 10000, auch nicht mehr von 20000 Mann die Rede, sondern es ist beschlossen, das Ex­­peditionsforgs auf 24000 bis 25000 Mann zu bringen. Die erste Abtheilung — das ist entschieden — trhifft sich morgen in Southampton nach Malta ein . Die zweite Abtheilung wird am 24. und 28. absegeln. Die gestrige Unterhausdebatte sowie die Erklärung im " Moniteur" gilt auf der Börse für eine faktische Kriegserklärung, hat jedoch den Kurs von Kon­folg nicht merklich offizier. Sehr flau sind auswärtige Fonds, namentlich russische Fonds, die heute um 3 Perzent gefallen sind, Eisenbahnmarkt ebenfalls flau. Im Auswärtigen Amte war heute Nachmittag Kabinettfonfeil, Rußland * Metersburg, 15. Gebet. Sie werden leicht begreifen, daß das kaiser­­liche Manifest über die abermalige Refrutenaushebung hier in allen Kreisen einen außerordentlichen Cíndrud hervorgebracht hat, da man es mit Recht als eine ganz Europa gegenüber ausgesprochene Kriegserklärung ansieht. Die Antwort auf den Brief des Kaifers Napoleon Tonnte in der That nicht deutlicher ilustrirt werden, als durch Diese Verordnung. Und daß die Aushebung im Nothfalle mier­derholt wird, erhelft sehon aus den im Manifeste enthaltenen Worten, Kompletirung die Aufgabe die beiden Mächte damit annehmen, enthält in den Augen des Kaisers nicht allein eine schwere Verlegung seiner Rechte als kriegführender Theil, sondern auch die that­­füliche Theilnahme an einem Kriege, zu dem fallen, Man will den Krieg Daher auf Das Aeuferste fortlegen. Die Hoffnung auf Oester­­reich­ und Preußens bleibende Freundschaft ist start erschüttert, und nur ein d­­­es Hingeben an Rußlands Interessen dürfte sie­ wieder aufrichten. Aber man ist felft ‚hier weit davon entfernt, das zu erwarten, und bag ist der Umstand, der die Situation Rußlands noch rechtwieriger und ernster macht, als sie ohnehin ist. Das „Z. de St. Petersbourg” vom­ 16. enthält zwei offizielle Erklärungen, welche sich auf das Zerwü­rfniß zwischen Rußland und den Seemächten beziehen, gemeldet, daß die Gesandten in Paris und London unmittelbar nach jener Ant­­wort ihren Paß verlangt und ihren bisherigen Posten verlassen haben. Der zweite Artikel des „Journal de St. Petersbourg" spricht sein Befremden darüber aus, daß die auf das Auslaufen der Flotte bezügliche Depesche Lord Elarendons an Sir H. Seymour von 27. Dezember 9. 3. zur vollen Oeffentlichkeit gekom­­men ist, erwartet. Passemitf wi­es in dem ersten in Bezug auf die Erklärung der Welt­­der Slotten im schwarzen Meere, „welche die beiden Mächte­ sich bisher nur als Zuschauer verhalten hatten, Se. Majestät haben sofort gegen Diese Verlobung feierlich protestiren zu müssen geglaubt, indem er sich vorbehält, gegen zukünftige Fälle das Verfahren einzuschlagen, welches ihm genehm sein wird." Zulebt wird ohne dieselbe dem rufsischen Kabinete selbst in extenso mitgetheilt wor­­den, um so mehr, als Dieses Altenstüd seinen anderen 3wed habe, als Den Krieg zu notifiziren, ohne ihn zu erklären. Wie verlautet, haben alle im Auslande befindlichen, oder sonst mit Urlaub abmefenden #, ruff. Offiziere, besonders jene höheren Ranges, Auftrag erhalten, ohne Verzug in ihre Stationen nach Rußland zurückzukehren: "Wie vor „Brol, Zig." geschrieben wird, wird nebst dem bereits bekannten Befruthrungsmanifeste noch ein energischer Appell an den Patrio­­tismus des rechtgläu­bigen Volkes aus Zurfei Teneite Brolt, der Feder Labienskis nach Petersburg berufen, um eventuell den Oberbefehl über die gesammte Armee zu übernehmen. Die russischen Flottenbefehlshaber haben Drore ergab­en, den Kampf mit den Geschhwadern der Westmächte zwar nicht zu suchen, aber nöt­igen­­falls auf nicht zu vermeiden. Wir haben Berichte aus Konstantinopel bis zum 13. 2. M. Am 9. Seber sind­ dort der General Sir John Bourque, 2 englische Genielieutenants und 1 franz. Oberst mit seinem Adjutanten angelangt. Sie reisten am 11. nach ven Dardanellen, um die Fortifikationen zu wisitiren, wo sich schon englische Trup­­­en befinden. Ein Kourier bringt die Nachricht von der Einnahme Chima’s Durch die Rufen am 11. — Ministergerichtswechsel waren im Umlauf. — Eine Cr­­edition von 11 Schiffen war nach Barna abgegangen ; am 9. sind einige Schiffe vom Schwarzen Meer wieder in den Bosporus zurückgekührt. Die Pforte hat den Gesandten den Ausbruch der Revolution in Albanien offiziell mitgetheilt, Maris, 24 Feber. Durch ein fail­ Defret im heutigen „Moniteur“ werden die Resersen der Sapre 4849 und 1850 in der Stärke von etwa 30.000 Mann zur Armee einberufen. Konstantinopel, 13 F­eber. Seit Kurzem zerfuh­ren hier abermalige Ministerwechselgerüchte ; Nefchiv Parcha wird als fünfziger Großvezier ge­­nannt. Athen, 16. geber. Der Aufstand in Epirus greift um si; von hier sind zahlreiche Studenten zu dem dortigen Heere, dessen Stärke bereits auf 8000 Mann angewachsen ist, abgegangen. Die Garnison von Chalfis hat die Gefangenen befreit und sich von Insurgenten angeschlossen. Die Grenz­­truppen unter dem Befehle des Generals Travella wurden verstärkt; eine türkische Note ist von Gesandten der Schugmächte eingehändigt worden. Auf Beschwer­de des türkischen Gesandten war d­­er hiesige Polizeiinvestor abgelöst. Von der unteren Donau, 18. Feber. General Silver hat sich fest nach Dh­eniga begeben, um dort die Operation von Giurgeso zu wie­­derholen. In seinen Erwartungen wird er sich indeß in­so fern getäuscht finden, als­o gewiß ist, daß Die Türken mit überlegener Macht von Zurs tufai nach Dh­eniga übergefest sind und die daselbst befindlichen Rufsen zum N­üdzug gezwungen haben. Die Lesteren halten zwar das Duarantainege­­bäude befest, werden aber wohl genöthigt sein, dasselbe mit großen Verlusten aufzugeben, wenn ihnen nicht rasche Hilfe zukommt. Telegraphische Depesche: Wiener Fruchtbörse am 25. Leber. Umfas 25.000 Megen. Protofollirte Berläufe : 3000 M. banater Weizen, lofo Wiefelburg, S5pfo. 7 fl. 24 fr., 86pfo. 7 fl. 36 fr., 600 M. Halbfrucht, lofo Wiefelburg, 75pfo. 5 fl. 24 fl. bis 26%, fl., 1350 M. ung. Korn, lofo Wiefelburg, 76pfo. 5 fl. 24 fr., 78pfo. 5 fl. 42 fr., fofo Wien, 77pfo. 5 fl. 56 fr.; 600 M. Gerste, ung.,­­ofo Wiefelbung, 63pfo. 3 fl. 36 fr. ; 1100 Mm. Hafer, Iofo Wien, 44pfo. 2 fl. 38 fr., 47pfo. 21.48 fr. pr. M. Verantwortlicher Nevakteur: Karl W­eisflicher. „Die Haltung,“ machte über der aktiven Armeen beständig Neserven bereit heißt ward sein daß zur i a­us

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