Pester Lloyd, März 1854 (Jahrgang 1, nr. 50-76)

1854-03-26 / nr. 72

ständlicher auszudrücken,setzte ich hinzu,»ich kann nur wiederholen,.Sir, daß meiner Meinung nach die britische Regierung nicht geneigt sein wird,gewisse mit dem Sturz der Türkei in Verbindung stehende Art angemeint seinzugehen,aber es ist möglich,daß sie bereit sein dürfte,sich gegen gewisse Arrangements,welche in einem solchen Falle versucht werden könnten,zum­ Widerstande zu verpflichten­«—Se.Majestät spielten dann auf eine Unterredung an,die er während seines Aufenthaltes in­ England mit dem Herzog von Wellington gehabt,und wie er damals seine Besorgnisse ausgesprochen,daß er in Ermanglung eine kuebereinkulist durc­­ die Ereignisse sich geziwungen sehen könnte,in einer den­ Ansichten der britischen Regi­eru»n­«g entgegengesetzten Weise zu handeln—dann ging das Gespräc­h anf die Tagesereignisse über, der Kaiser zählte in Kürze seine Rechtsansprüche auf das Heilige Grab auf, sagte, daß er auf den Zusagen, die ihm im Feuer gemacht worden, bestehen müsse, und sprach die Hoff­­nung aus, daß sein Zweck sie auf dem Wege der Unterhandlung erreichen lassen werde. — Ich Sprach­ meine Ansicht dahin aus, daß Unterhandlungen, die von Anprohung militäris­­cher Maßregeln, welche, wie ich glaubte, geschehen, begleitet sind, hinreichend wären, eine Gewährleistung der gerechten Forderungen Nußland’s zu erzielen. Ich fügte hinzu, daß ich Sr. Majestät zu bemerken wünschte, was ich seinem Minister schon früher aus einer De=­perche vorgelesen hatte — nämlich daß ich für die Türkei nicht die Absichten Er. Majestät fürchte, wohl aber das thatsächliche Resultat jener Maßregeln, die beabsichtigt zu sein schiei­nen. Und daß ich twiederholen möchte, wie ss zwei Konsequenzen aus dem Erscheinen einer kaiserlichen Armee an den Grenzen der Türkei voraussehen ließen — die eine eine Gegendemonstration, zu der Frankreich provozirt werden könnte; die zweite und zwar bedensicchere, ein Aufstand der brifliihen Bevölkerung gegen die Autorität des Sultans, welche durch Revolten und eine schwere finanzielle Krisis so sehr gesc­hwächt ist. Der Kaiser versicherte mir, seine Truppen hätten sich noch­ nicht in Bewegung gefaßt, und sprach die Hoffnung aus, daß sein Vorrücen nöthig sein werde. — In Betreff ei­­ner französ. Expedition nach dem Gebiete des Sultans bedeu­tete Sr. Majestät, waß ein solcher Schritt unmittelbar zu einer Krisis führen würde; daß er der Ehre wegen gezwungen wäre, seine T­ruppen ohne Sälumen oder Zögern in die Türkei zu fhis­sen; d­as wenn das Resultat eines folgen Borrüdens den Sturz des Großtürfen wäre, er dieses Ereigniß bedauern würde, zus gleich aber das Bewußtsein behielte, daß er zu diesem Schritt gezwungen war. — Ge. Majestät überließ es meinem Ermessen, ob ich die Einzeln­­heiten unseres Gespräches seinem Minister mittheilen wolle oder nicht, und sagte, ehe ich das Gemach verließ, — „Berichten Sie über das was zwischen und vorge­­fallen ist an die britische­ Regierung, und sagen Sie, ich sei be­­reit, jede Mittheilung in Empfang zu nehmen, welche Sie mir über dieser Gegenstand zu machen wünschen.‘ — Andere Bünfte, die der Kaiser berührte,, sind in einer andern Depesche erwähnt. Was die so außerordentlich­ wichtige Eröffnung betrifft, auf die sich dieser mein Bericht bezieht, will ich nur bemerken — da es doch meine Pflicht ist, Ihnen meine Eindrücke sowohl wie Thatsachen und Neußerungen mitzutheilen — daß ich sagen muß, wenn Worte, Betonung und Ausdrucksweise ein Krite­ rium für die Beurtheilung unausgesprochener Absichten abgeben, so ist der K­aiser gefonnen, vollkommen loyal und offen der britischen Negie­­rung gegenüber zu handeln­de Majestät hat ohne Zweifel seine eigenen Zwece im Auge, und ist meiner Ansicht nach zu fest von der unmittelbaren Nähe der türkis­­chen Gefahr überzeugt. Ich bin jedoch­ vom Glauben durchdrungen, daß Se. Majestät bei der Ausführung dieser Pläne sowohl wie bei der Abwehr jener Gefahr aufrichtig wünscht, mit der Britischen Regierung im Einverständnisse zu Handeln. — Ich möchte Ihrer Lordschaft noch bemerken, daß diese Mitth­ilung von der britischen Regierung füglich nicht unberücksich­­tigt gelassen werden kann. Sie wurde bei einer früheren Gelegenheit zuerst blos angedeutet, das andere Mal vom Kaiser selbst dem britischen Gesandten an seinem Hofe gegenüber deutz­lich ausgesprochen, während die mit dem Herzog von Wellington vor einigen Jahren gepflos gene Unterredung den Beweis liefert, daß das Ziel, welches Cer Majestät im Auge hat, sei­­nen Geist seit langen Jahren beschäftigt. — Bleibt nun sein Vorschlag unbe­­antwortet, so würde dadurch dem Faiserl. Kabinet e in entschie­dener D­ortheil gesichert, denn es könnte, im Falle eine große Ka­­tastrophe in der Türkei sattfindet, auf die Vorschläge Hinden­­ten,die es E­ngland gemacht hat, und welche, da sie unbeantwor­­tet blieben, dem Kaiser die Freiheit liegen, oder ihn in die Nothwendigk­eit verfeßten, seine eigene Politik im Orient zu verfolgen . Ferner möchte ich darauf aufmerksam machen, daß, da der K­aiser, selbst im Hinblick auf seine eigenen I Interessen, ein so lebhaftes Verlangen an Tag legte, die Lebenslage des „Sterbenden” zu verlängern, die englische Regierung, wie mir scheint,das Necht besigt, Sr. faiferl. Majestät vorzuschlagen, in Gemeinschaft mit England Maßregeln zu ergreifen, die dazu dienen können,die sindende Autorität des Sultans zu üben. — Schließlich will ich bemerken, daß, sollte der Kaiser sich abgeneigt zeigen, eine Politik zu verz­ufolgen, welche den Zusammensturz der Türkei aufzuhalten geeignet wäre, er durch seine mir gemachten Erklärungen gebunden ist, im Einvernehmen mit der britischen Negierung Botz­­ihtsmaßregeln zur ergreifen, um möglicherweise zu verhüten, daß auf die verhängnißvolle Krisis nicht eine Nappufe (a scramble) um die reiche Erbschaft folge. — Es wäre ein großer Triumph für die Zivilisation des 19. Jahrhunderts, wenn die Lüde, welche durch den Untergang der mohamed. Herrs­­chaft in Europa entstünde, in Folge der von den bedeutend­­sten, bei den Gefihden der Türkei am meisten interessirten Mächten ges­troffenen Mafßregeln ohne Unterbrechung des Weltfriedens aus­­gefüllt werde könnte. Ich habe die Ehre u. f. w. ©. H. Seymour. III. Str 8.$. Seymouran&ord $. Nuffell (empfangen am 6. Feber. Geheim und vertraulich. Auszug. St. Petersburg, 22. Jänner 1853. Ich habe im Allgemeinen gefunden, daß eine gerade, offene Politik die allerbeste ist, und da sie ganz besonders denen gegenüber erheirscht wird, die gegen uns In gleicher Weise ge­ handelt haben, begab ich mich , am 14. 9. M., nachdem ich den Palast verlassen hatte, ins auswärtige Amt, und gab dem Grafen Nesselrode einen genauen übersichtlichen Bericht über die Unterredung, die ich eben die Ehre Hatte, mit Sr. Majestät zu haben. IV. Lord Sohn Ruffell an Sir 6. 9. Seymour (geheim und vertraut). Auswärtiges Amt, 9. Feber 1853. Sir! Ich habe Ihre geheime und vertrauliche Depefche vom 22. Sinner erhalten und der Königin vorgelegt. Ihre Majestät ist erfreut, bei Diefer wie bei früheren Gelegenheiten, Die Mäßi­­gung, Offenheit und freundliche Gesinnung Gr, faif, Majestät anzuerkennen. Ihre Majestät hat mich beauftragt, in demselben Geiste gemäßigter, offenherziger und freundschaftlicher Diskussion zu antworten. Die von Sr. Majestät angeregte Trage ist eine sehr ge­wichtige. Sie besteht Darin, ob — vorausgefebt Die Auflö­­sung des türkischen Reiches sei ein wahrscheinlicher oder selbst drohender Fall — wer nicht besser sei auf einen solchen Halt bei Zeiten vorbereitet zu sein, als si der Gefahr eines Chaos und Wirrwarrs, und eines europäischen Krieges auszugeben, Gefahren, die sämmtlich der Katastrophe folgen müßten, wenn sie unerwartet herein­bräche, bevor ein System für Die Zukunft entworfen ist.“ „Das ist Der Punkt", sagte Se: Majestät, „auf den ich die Aufmerksamkeit Ihrer Regierung zu renten wünsche.“ Bei der Erwägung dieser gewichtigen Trage ist das erste, was sich der Ueberlegung­ Ihrer Majestät darbietet, daß Feine thatsächliche Krisis eingetreten ist, die eine Lösung Dieses großen europäischen Problems erheirscht. Es sind Strei­­tigkeiten Dbetreffs der­ Heil. Stätten entstanden, aber Diese Liegen außerhalb der Sphäre der inneren Verwaltung der Türkei und gehen mehr Rußland und Franke­reich als Die Türkei an. Der den türkischen Angriff auf Montenegro is eine Störung der Beziehungen zwischen Oesterreich und der Pforte hervorgerufen worden, aber auch diese bezieht sich mehr auf Gefahren, welche die üösterreichischen Grenzen berühren, denn auf die Autorität und Sicherheit des Sultans , so daß gar kein genügender Grund vorhanden ist, dem Sultan zu bedeuten, Daß er den Trieden im] feinem Reiche oder Die friedlichen Beziehungen zu feinen Nachbarn nicht aufrecht Halten künne. Es drängt sich ferner ihrer Majestät Regierung die Bemerkung auf, da das in Betracht gezogene Ereigniß in Bezug auf Die Zeit nicht genau firier­et. Als William IT. und Ludwig XIV. in einem Veitrage über Die Erbfolge KarlsL. von Spanien verfügten, trafen sie gegen ein Ereigniß Vorkehrungen, das in Bälde eintreten mußte. Die Kränklichkeit des spanischen Monarchen und das unaus­­weichliche Ende eines jeden Menschenlebens mußten jenes Fünfzige Ereigniß als gewiß und nahe bevorstehend erscheinen lassen. Der Tod des Königs von Spanien wurde durch den Theilungstraftat in seiner Weise beschleunigt. Dasselbe gilt von der fürsorglichen Bestimmung, die vor dem Absterben des rechten Fürsten­ aus dem Hause Medici im vorigen Jahrhundert betreffs Toskana’s gemacht worden war. Aber die Möglichkeit der Auflösung des türkischen Reiches bietet einen ganz v erschienenen Fall. Er kann vielleicht erst in 20, 50 oder 100 Jahren eintreten. Unter diesen Verhältnissen vertrüge es sich kaum mit den freundlichen Ge­sinnungen gegen den Sultan, von denen der Kaiser von Rußland nicht minder wie Die Königin von Großbritannien befeelt ist, um voraus über Die Provinzen seines Neid­es zu verfügen. Neben dieser Berücksichtigung müßte noch in Betracht gezogen werden, daß ein in einem derartigen Falle getroffenes Uebereinkommen ganz zuvchlässig Dazu beitragen würde. Die Eventualität, für welche sie Fürsorge treffen soll, zu beschleunigen, Oesterreich und Frankreich konnten Ioyaler Weise nicht in Unmissenheit über eine Derartige Uebereinfunft gelassen werden, und wäre ein solches Verhehlen dem Frede, einem europäischen Kriege vorzubeugen, nimmer entsprechend, Wahrlich, ein Verhehlen dieser Art Fann nicht in der Absicht Sr, fatt. Majestät Tiegen. Es ist ersichtlich, daß Johann Großbritannien und Rußland fi über den einzuschlagenden Weg geeinigt haben werden, und entschlossen sind, tan, mit Gewalt zur Geltung zu bringen, sie in ihre Intentionen den europäischen Großmächten mittheilen sollen. Eine so abgeschlossene, so mitgetheilte Neberein-­kuift würde nicht lange geheim gehalten werden können , und während der Sul­­tan dadurch beunruhigt und entfremdet würde, müßte die Kenntnig ihrer Existenz alle seine Feinde zu größerer Heftigkeit, zu eigensinnigeren Kämpfen reizen. Sie würden mit der Heberzeugung ihres endlichen Triumphes fechten, während des Sultans Generale und Truppen fühlen müßten, daß sein unmittelbarer Er­­folg ihre Sache, für die sie fechten, som fehlieglichen Untergang retten könne, So würde dieselbe Anarchie, werben, und Die Fürsorge welche wird die jegt so sehr gefürchtet wird, erzeugt und gekräftigt der Freunde sich als die Ursache seines Todes herausstellen. Ihre Majestät braucht wohl kaum ausführlich auf die Gefahren hinzumel­­sen. Beispiel des Suceeffiongkrieges beweist zur Genüge, wie wenig Derartige Medereinkommen respektivt werden, wenn eine Drängenve­rersuchung zu einer Verlegung derselben reizt. Die Cage des Kaisers von Nurland als dem Depositar­verwahrer­, nicht dem Eigenthümer von Konstantinopel, wäre zahllosen Gefähr­­nissen ausgefegt, theils Durch den lange genährten Ehrgeiz seines eigenen Bolfes, theils Durch die Eifersucht Europas, Der zukünftige &kriegliche Eigenthümer, mag er mer immer sein, sich schmwerlich des Kranken­morde in ihrem Gefolge hätte, mit der Tüffigen, schlaffen Stellung der Erben Mahomen II. begnügen. Ein großer Einfluß in die Angelegenheiten Euro­­pas scheint natürlich dem zu gehören, Der Here Schlüssel des Schwarzen und Mittelmeeres in seinen Händen hat, der die Dieser Einfluß könnte verwendet werden zu Gunsten Nußlands, künnte auch Dazu verwendet werden, seine Macht in Schranken zu halten und zu beugen. Se, fat. Majestät‘ haben gerecht und unweife geäußert: „Mein Reich ist so ausgedehnt, in jeder Be­­ziehung so glücklich gestellt, Daß es von mir unvernünftig wäre ‚ein größeres Ver­biet, eine größere Macht zu wünschen, als ich besige. Jam Gegentheil," bemerkte würde aus der weiteren Ausdehnung Ein kräftiger und ehrgeiziger Staat jedoch, auf Die Stelle der Türkei verlegt, könnte einen Krieg eufu­ßperseits dem Kaiser oder seinen Nachfolger. Der europäische Konflikt würde zur Nothwendigkeit machen. Durch Die Mittel ihn zu serbsten ausbrechen ; denn weder England noch Frankreich, noch auch unwahrscheinlich Oesterreich wären es zufrieden, Konstantinopel bleibend in den Händen Nußlands Seiten Großbritanniens erklärt Ihrer Majestät Regierung sehen, Bon ohne Weiteres, daß sie allen Absichten und Wünschen, Konstantinopel zu befiten, entsagt. Se­ tail, Majestät mögen in Dieser Beziehung vollkommen beruhigt sein. Die britische Re­­gierung ist gleichzeitig bereit eine Versicherung abzugeben , daß sie in seine Heber­­einkunft, die für den Fall des Zusammensturzes der Türkei Vorsorge treffen soll, eingehen wird, ohne darüber früher mit dem Kaiser von Rußland in Kommuni­­kation zu treten. Im Ganzen somit ist Ihrer Majestät Regierung überzeugt, daß man seine unweitere, uneigenmäßigere und für Europa wohlthätigere Politik befolgen künne, als die melde Se­ tai. Majestät so lange befolgte, und die seinen Namen glorreicher machen wird als den der meisten berühmten Souveräne, welche durch unprovn­­zirte Kämpfe und ephemeren Ruhm Unsterblichkeit angestrebt haben. Um dieser Politik Erfolg zu sichern , ist es wünschenswerth, daß der Türfer die größte Schonung bewiesen werde , daß was immer für Forderungen Die eurys­päischen Großmächte an sie zu richten haben, sie dieselben zum Gegenstand einer freundlichen Unterhandlung eher­ als gebieterischer Forderungen machen mögen ; daß Demonstrationen zu See und Land, um den Sultan zur swingen, möglich vermieden werden; bag Differenzen, melde die Türfei betreffen, und Der Gleichheit und religiösen Freiheit, die im Allgemeinen unter­ven­tionen Europas Geltung haben, die Regeln unparteilicher Gesebgebung und gleicher Verwaltung annimmt, desto weniger wird es der Kaiser von Rußland für nöthig finden, jene ausnahmsmeise se­in an M N die Se, Faiferl, Majestät so besch­werlich und ungelegen gefunden und durch Verträge sanktionirt war. ee gebildeten Na­­die türkische Regierung ea el­en Sie Finnen Diese Deperche dem Grafen Neffelrope soriefen, und wenn es genün­nt wird, eigenhändig eine Abschrift derselben dem Kaiser überreichen. In diesem Falle begleiten Sie gefälligst deren Heberreichung mit jenen Vereicherun­­gen von Freundschaft und Zutrauen von Seiten Ihrer Majestät melde Das Benehmen Dr. Taifers, Majestät so sicher war, einzufli­sen, der Königin­­ v. Str 6.9. Seymour an old John Nuffelt. $ 6. März 1853. Geheim und vertraulich.) St. Betorebuen, Erg­er Erhalten Der Kaiser kam gestern bei einer Spiree der Erbgroßherzogin auf mich zu, und mich in der gnädigsten Weise bei Seite nehmend, sagte er, Dag er mit mir zu sprechen wünsche Nachdem er in schmeichelhaften Ausbrüchen von dem Zutrauen gesprochen , das er in mich fest, und von der Bereitwilligkeit , i wie er in der feßten Unterretung ber­iefen mit mir über Gegenstände von höchster Wichtigkeit zu sprechen, sagte Se. Majestät , Und es ist gut, daß es so ist, denn am meisten wünsche ich, daß zwischen unsern Beiden Regierungen die größte Intimität bestehe, da dies nie so nothbrendig gemesen als jeht. Sie haben also schon Ihre Antwort bekommen und werden mir dieselbe morgen bringen ?" „Ich werde die Ehre haben, Sire," antwortete ich die Antwort gerade so ausgefallen, wie ich es Ihnen andeutete.“ „Das ist mir leid zu hören , aber ich denne, Ihre Regierung verficht mei­n nicht ganz genau. Es ist mir weniger darum zu tun, zu Beinen u­ r­­en wenn der tranfe Mann stirbt, als mit England festzufegen , was geschehen soi, wenn dieses Ereigniß eintritt.“ ‚ ‚‚Mber, Site,’ entgegnete ich, interessirt , daß trante Mann im Sterben ist, und niß plöglich überraschen und ich bin überzeugt, „erlauben Sie so muß Ihre Regierung falsch unterrichtet sein, und in diesem Sale ich wünsche, mi al tazűlb 3­ í Grund haben, zu glauben, der Hanke FE — um mich n­ne am­ Ausdruck­s zu bedienen — sei im Sterben. Wir sind eben so sehr als Ev. Majestät dabei er zu leben fortfahre; während ich meines Theiles mir die Bemerkung er= Taube, daß, wie die Erfahrung zeigt, Länder nicht so schnell dahinsterben. Die Türkei noch manches Jahr bestehen , wenn nicht eine unvorhergesehene Krifis eintritt. Gerade, um alle jene Umstände zu vermessen, welche geeignet sind, eine solche Krifis hervorzurufen Tedje­net 99rer Majestät Regierung auf Ihren großmüthigen Beistand.“ „Dann," entgegnete der Kaiser, „will ich Ihnen sagen, wenn Ihre Regierung geneigt ist, zu glauben, daß die Türfei noch immer einige Lebenselemente besigt, ci wiederhole Ihnen, daß ber durch­ ein solches Ereig­­ei der Verständigung kommen, wir würden es, wenn ich eine Unterredung von nur 10 Minuten mit Ihren Ministern, mit Lord Aberdeen z. B. haben könnte , Der mich so gut rennt und der eben so viel Zutrauen zu mir hat als ich zu ihm, Bemerken Sie wohl, ich verlange ja seinen Veitrag , Fein Protokoll, eine gemeinsame Ver­­ständigung ist Alles, was Das ist z­wischen Gentlemen hinlänglich das Vertrauen von meiner Seite eben so groß sein wird als son Seiten Also nichts mehr dann für jept; Sie kommen morgen zu mir, und bemerken Sie wohl, so oft Sie glauben, Daß Ihre Unterredung Punkt förderlich sprechen w­ünschen, mit mir der besseren Verständigung über diesen mich eg nur wissen, daß Sie mit mir zu können, daß Ihrer Majestät­en er ae­r követ ee mal gegeben, Es ist kaum nöthig, Gw. Lordschaft zu bemerken, daß diese getreu wiedergegebene Unterredung Stoff zu sehr beweiflichen Be­­trachtungen geben kann. Eg kann kaum anders sein, als Daß ein Souverän stehenden Sturz , welcher auf den bevor­­folder Auschauer martet, nicht auch schon in seinen Gedanken festgestellt, daß die Stunde — ich will nicht sagen seiner Auflösung, doch wenigstens die Möglichkeit der Auflösung — nahe ist. Eine solche Voraussehung , glaube ich, wann nur dann gewagt werden, wenn ein, wie­leicht blos allgemeines, aber Doch inniges Einverständnis ‚zwischen Rußland und Oesterreich besteht. Vorausgefegt also, Daß mein Verdacht gegründet ist, scheint es die Absicht des Kaisers zu sein, Ihrer Majestät Regierung im Verein mit seinem eigenen und dem Wiener Kabinett, aber mit Ausschließung Frankreichs zu einem Theil ungeplan der Türkei zu bewegen, a­m VI. Str­­.H Seymour an tort John Ruffel. (Auszug. Empfan­­gen 6. März 1853. Geheim.und vertraulich.) St. Petersburg, 22. Teber 1853. 9d) hatte gestern die Ehre, dem Kaiser meine Auf­wartung zu machen, und mit Gr. Majestät eines der interessantesten Gespräche zu führen, in welches ich mich eingelassen. 30 bedauere dabei nur, da ich nicht im Stande sein werde, seiner vollen Länge nag die Einz­eeinheiten eines Gespräches aufzuzeichnen, welches eine Stunde und 12 Minuten gedauert. Der Kaiser begann damit, den Wunsch zu äußern, ich möchte i­m Ei. Lordschaft geheime und vertrauliche Depetche vom 9. 5. M. vorlesen, er werde mich, fügte der Kaiser hinzu, gelegentlich unterbrechen, entwweder um eine Bemerkung zu machen oder mich zur Ueberlegung einer Stelle aufzufordern. benehme,. 2 AS ich zum vierten Paragraph gekommen war, verlangte Se. Majestät, daß ich­­einhalte und fügte hinzu, er­nwünsche gewiß nichts so sehr, als eine Verständigung mit Ihrer Majestät Regierung für das Eintreffen einer so wahrscheinlichen Zufäl­­ligkeit, wie der Zusammensturz der Türkei zu treffen, er sei überdies mehr vielleicht noch als England dabei interessirt,, eine türkische Katastrophe zu verhindern . Doch stehe diese immer bevor und fünne jeden Augenblick en­tweder durch äußere Kriege oder durch die Streitigkeiten zwischen der alttürkischen Partei und den modernen oberflächlichen französischen Reformers , oder auch durch eine Erhebung der Chris­­­ten, die, wie man weiß, ungeduldig sind, das muttelmännische Joch abzuschütteln, herbeigeführt werden. Was die auswärtigen Kriege betrifft, meinte Der Kaiser, habe er ein Recht. Darauf anzuspielen, weil wenn er die siegreichen Fortschritte des Generals Diebitfch im Jahre 1829 nicht aufgehalten, es mit der Autorität des Sultans zu Ende gerwesen. Der Kaiser wünschte ferner, daß ich mich erinnere, daß er und nur er allein dem Sultan zu Hilfe geeilt (1833) , als die Staaten desselben durch den Patsch von Egypten mit Krieg beproht worden waren. Sch Tas nun weiter und wurde bei der Stelle: . Unter diesen Umständen wäre es mit den freundlichen Gesinnungen kaum vereinbar, unterbrochen. Der Kaiser bemerkte, Ihrer Majestät Negierung scheine nicht zu wissen, daß er von ihm nur eine K­lärung oder Meinung haben wolle über das, was im Falle eines plöglichen Zusam­mensturzes der Tarkei nicht gestattet werden sollte. Ich entgegnete : „Vielleicht wollte Gw. Majestät so gütig sein, Ihre eigenen Ansich­­ten über die negative Politik anzugeben.‘ Dies lehnte Se. Majestät anfangs ab, fügte jedoch sodann hinzu : . »Nun gut!Es gibt verschiedene Dinge,die ich nie zugeben werde.Ich­­werde nie zugeben,daß Konstantinopel für immer von den Russen besetzt werde, womit ich auch gesagt haben will,daß es nie in den Besitz der Engländer,Fran­­zosen oder irgen­deiner anderen großen Nation gelangen darf.Ferner­ werde ich nie zugeben,daß ein Versuch­ gemacht werde,das byzantinische Reich herzustel­­len,oder Griechenland so q vergrößern,um einen mächtigen Staat daraus zu machen;ebenso wenig werde ich gestatten,daß die Türkei in kleine Republiken ausgelöst werde,in Freistätten fü­r Kossuth,Mazzini und für die anderen Revol­lutionärs von Europa;ehe ich dies zugebe,greise ichz anriege und werde ihn solange führen,als mir eine Flinte und ein Soldat ü­brig bleibt,sie zu tragen. »Hier,«sagte der Kaiser,»haben Sie meine Ansichten,lassen Sie mich nun die Jhrigen hören.«« Ich wiederholte,was Ew.Lordschass mir gesagt,daß England nie beabsichtigt,den Versuch zu machen,sich in den Besitz von Konstantinopel zu setzen und auch ganz abgeneigt »sei,ein eventuelles Abkommen ü­ber die Türkei zu treffen.Se.Majestät drang jedoch in mich, u­m­ noch mehr zu sagen.»Nun wohl,Sire,«erwiederte ich,,,diese Idee mang,Majestät nicht zu sagen und mag auch ihr M­ajestät Regierun­g nicht recht sein,aber was zwischen einem Manne und dem andern gut ist, pflegt auch oft zwischen einem Staat und dem an­­dern zur sein. „Was würde man dazu sagen, wenn Rußland und England erklärten, daß wenn eine Katastrophe in der Türfei eintritt, Feinem Staat gestattet sein sol, von den Provinzen derselben Besis zu nehmen, daß also der Belis, so wie er geht und steht, unter Siegel bleiben soll, bis ein Uebereinkommen behufs dessen gericht­­licher Zuerkennung getroffen wird.‘ „Ich will nicht sagen ," bemerkte der Kaiser, „daß ein solches Verfahren unmöglich wäre, doch würde es sehr schwer sein; in der Türkei gibt es keine Ele­­mente einer Provinzial- oder Gemeinderegierung; die Türken würden über die Chhristen, die Christen über die Türken herfallen. Die Christen der verschienenen Konfessionen würden mit­einander taufen und überall wäre nichts als Chaos und Berwirrung.­ — „Wenn Em. Majestät mir erlauben wollten, ganz ungezwungen zu sprechen ," entgegnete ich, „so würde ich sagen, der große Unterschied zwischen uns ist folgender , daß Sie immer nur das Zusammenstürzen der Türfet und die vor und nach Dieser Eventu­alität nöthigen Arragements vor Augen haben, wäh­­rend wir im Gegentheil die Türfet von ihrem jebigen Standpunkte betrachten und auf Vorsichtsmaßregeln sinnen, um zu verhindern, daß der Zustand derselben figg verschlimmere, na," sagte der Kaiser, „das meint auch immer der Staatekanzler, und doch glaube ich, daß die Katastrophe eines Tages hereinbrechen und ung unvorger­sehen überraschen wird." Der Taiserliche Majestät sprach sodann von Stanfreih. Gott behüte, sagte er, daß ( Jemanden ungerechter Messe anklage, aber es haben sic) in Konstantinopel so­wie in Mon­­tenegro Umstände ereignet, die sehr verdächtig aussehen ; es steht fast aus, als wollte uns Tranfreich im Osten in Unannehmlichkeiten veriwiceln, um dadurch­ seinen Zweck, welcher ohne Zweifel der Befug von Tunis ist, zu erreichen. Hi­er für seinen Theil, fuhr der Kaiser fort, bekümmere sich wenig um Die Politik, welche die französische Regierung in den orientalischen Angelegenheiten einschlagen werde und habe den Sultan erst vor einem Monat benachrichtigt, im Falle er Unterfrügung bedürfe, um den Drohungen der Franzosen zu widerstehen, so sei dieselbe zu seiner Verfügung: „Mit einem Worte, wie ich Ihnen bereits früher gesagt, brauche ich nichts weiter, als im guten Einvernehmen mit England zu sein, und zwar nicht blos in Bezug auf das, mas geschehen soll sondern in Bezug auf Das, was nicht geschehen soll; sind wir so weit gekommen, so fürchte ich, Da wir Zutrauen zu­einander haben, gar nichts weiter.“ , Aber Em. Majestät haben am Oesterreich vergessen ; jebt, wo die orientalische Frage es so nahe angeht, erwartet es doch natürlich auch zu Nathe gezogen zu werden." „DO !" entgegnete der Kaiser zu meiner großen Heberraschung: „Sie müssen bedenken, wenn ich von Rußland spreche, so freche ich auch von Oesterreich, was dem Einen gut ist, taugt auch dem Anderen , unsere Interessen in Bezug auf die Türkei sind ganz ein und dieselben.“ Ich hätte gern noch eine oder zwei Fragen über diesen Gegenstand gestellt, wagte es jedoch nicht. Ich Habe vergessen, zu erwähnen, daß der Kaiser in einem früheren Theile der Unter­redung, obgleich ohne allen Anschein von Sorn, einige Ueberraschung über die Stellen in der Depesche Gy. Lordshaft, wo von dem langgenährten Chigeize seiner (der zufftischen) Nation die Rede ist, ausdrückte. — ‚Wie verfichen Sie das ?" ob er Mi die Kaiserin Katharina ehrgeizige Träume allerlei Art hegte, a­s traf sich zufällig, daß ich auf diese Frage vorbereitet war und entgegnete ich daher: „Lord John Ruffell Spricht nicht von Ihrem Ehrgeiz, sondern von dem Ehrgeiz Ihrer Nation. Gw. Majestät wollen mir die Bemerkung erlauben, daß Lord John nur wiederholt, was Ihr Bruder, glorreichen Andenkens vor 30 Jahren gesagt. In einer vertraulichen Zuschrift ats Lord Gartlereagh vom Jahre 1822 sprach er davon, das er der einzige Muffe sei, welcher von Wünschen seiner Untertanen in Bezug auf die Türkei Widerstand leiste und deshalb auch seine Pop­larität eingebüßt habe." Dieses Zitat, welches ich zufällig wörtlich wiedergab, fehlen auf den Speengang eine Menderung hervorgebracht zu haben. , Sie haben Recht“, sagte er, „ich er­­innere mir an die Ereignisse, auf welche mein verstorbener Bruder anspielte.. Es ist wahr, daß aber es ist nicht minder wahr, daß diese Träume nicht von allen ihren Nachkommen getheilt werden. Sie sehen wie ich mich gegen den Sultan Dieser Mann (ce monsieur) bricht fein und handelt in einer mir außerordentlich mißfäl­­einen Gesandten nach Konstanti­­mir schriftlich gegebenes Wort ligen Weise und ich habe mich damit begnügt, nopel zu fehrden , um Genugthuung Ich hätte ja eine Armee hin­ Ihiden Finnen, wenn ich hätte wollen, was sollte mich daran hindern? Ich be­­gnügte mich indessen mit einer solchen Machtentwiclung,"melche hinreicht, um zur zeigen, daß ich nicht mit mir scherzen Taffe.“ „Sie hatten Recht, Live,” sagte ich, „sich jeder Heftigkeit zu enthalten, und ich hoffe, Sie werden denken , Ländern unter der Arche zu verlangen, bei künfzigen Anlässen mit derselben Mäßigung Handeln ; denn Gg. Majestät daß die Konzessionen, welche die Lateiner erhalten haben, nicht aus Möbelwollen gegen sie entheilt wurden, sondern aus Burcht vor den Franzosen. , Mebeldies, " fügte ich hinzu, „liegt die Gefahr des gegenwärtigen Momentes nicht in der Türk­ei, sondern in dem revolutionären Geiste, der vor vier Jahren ausgebrochen, und welcher in manchen noch fortglimmt. Da liegt die Gefahr, und ohne Zweifel würde ein Krieg in der Türkei das Signal eines neuen Ausbruches in Italien und Ungarn und anderswo sein. Wir sehen ja, was eben in Mailand vorgegangen ist. Se, kaiserliche Majestät sprach­ von Montenegro und bemerkte, Daß er den von Oesterreich eingeschlagenen Gang billige, indem es in unseren Tagen nicht mehr gestattet werden darf, Daß Die Türken eine s­chriftliche Benöfkerung mißhan­­deln und morden, Ich erlaubte mir zu bemerken, daß in diesem Punkte das Un­­recht auf Seiten der Türken eben so groß sei, als auf Seiten der Montenegriner und ich sollen Grund zu glauben hätte, die Prosolation Tomme von den legieren, gab der Kaiser zu, Daß auf beiden Seiten Unrecht geschehen. Es ist unmöglich, " fügte Sr. Majestät Hinzu, „nicht große­s Interesse für einen Bolfer Das er, Kompetenz Großprächte Die Ausführung einer solchen Konvention so gut als eine Derschreibung betrachte. eines benachbarten Staates „die größte, vielleicht feine eines “. Die einzige Gefahr ohnedies der hohen Pforte liegen, entschieden, Gewalt aufgeh­ängt werden. Diesen Borsichtsmaßregeln zugefügen, s­chriftlichen Unterthanen 98 bin hat, obwohl laffen, nach bin ich gewiß, Daß Herzlich für uns sie ohne fein fan, laffen Sie erwachsen." in Medereinstimmung nach zu behandeln, Je mehr Ameifel i zu von von Konstantinopel ist, schon zu großen Reiches Du in einer gegenseitigen Uebereinkunft nicht aber der Schwäche Der Ich dankte Sr. Majestät sehr türkischen Regierung wünscht Ihrer Majestät Regierung wir Finnen uns Wir müten zu der Minister der Königin, nie und fű inzir, ich glaube mit der mit der noch bin­­daß eg ihrer Ansicht nach von Wichtigfett ist, dem Sultan zu seh f. m. 9. Ruffelt, den Grundfägen­­ , aber Gy. Majestät tot wird j­a. ihn versichern 2 werden wohl daß Mit mehr Unnparteilichkeit, als ich erwartete, Pr si augen na u a ee a a ne

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