Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1855 (Jahrgang 2, nr. 1-27)

1855-01-13 / nr. 12

General Adams war daselbst an Bord des "Ripon" am 31. Dezember angekom­­men.­ Hesperus und Prinze of Wales sind mit Eisenbahnarbeitern, Ingenieuren, Schienen u. s. w. in See gegangen. Die in Arbeit genommenen leichten kanos­nenboote fegretten ihrer Vollendung entgegen. Sie musfen sämmtlich vor der Kör­tung des Eises in der Ostsee fertig ausgerüstet sein. Die Legung eines unter­­seeischen Telegraphenprahtes von Balaslava nach Barna ist befehloffen ; die Drähte sind fertig, und Ingenieur Lidbel ist auf dem Sprunge zur Legung derselben nach der Krimm abzureisen. Die Regierung kündigt an, daß sie seine Krankenwärterinnen mehr für die Armeehospitäler benöt­ige. &3 ist der Regierung ver Borschlag gemacht worden, statt Brennholz eine Art Talgfuchen (mit breiten Dochten) und eigens für ven Feldbedarf eingerichtete Defen nad­­ver Krimm zu sehieren. Es ist noch nicht entschieden ob der Borschlag angenommen wird. In der küniglichen Gewehrfabrik zu Enfield wird eine neue Art von Ger­wehren, die Pritchettbüchse genannt, fabrigirte. Flotte im vorigen Jahr folgenden Zumach an neuen Schiffen bekommen dien Schiffe von 60 und 2 von 90 Kanonen; davon haben 3 Maschinen von je 600, eines eine Maschine von 200 Pfervefraft. —— zu Folge hat die englische 2 fiz 4 Dampfforvetten von je 20 az nonen und 250 Pferdefraftz 3 Dampfforvetten von 20 Kanonen und je 400 Pfervefraft; 4 Schrauben-Schaluppen von 16 Kanonen mit je 100 Pferdefraft ; 2 Schrauben-Schaluppen von 8 Kanonen und je 60 Pferdefraft; 5 Dampf- Schnellboote mit A Kanonen und je 160 Pferdefraft; 6 Schraubenkanonenboote mit je 3 Kanonen und 60 Pferdefraft; 16 Segelkanonenboote mit je 2 schweren je 16 Kanonen und Geschüsen; 200 Pfervefraft; 6 eiserne Raddampfer von 53 bis 120 Pferdefraft ;3­portddampfer von 450, 500 und 700 Pfervefraft. jenen Jahre somit die englische Flotte um 65 neue Fahrzeuge vermehrt. Die Zahl der Peitschenhiebe auf der Flotte hat im vorigen Jahre erfreuli­­cher Weise abgenommen. Es wurden deren im ersten Semester blos 10,053 an 350 Delinquenten ausgetheilt. Im ersten Semester 1853 gab es deren 24,807, unter 792 Matrosen vertheilt. London, 10. Jänner. Eine neuere DepescheXord Naglane wurde verö­­ffentlicht, dieselbe bietet jedoch fast gar kein Interesse. Nach der neuesten amerika­­nischen Po tif die Ratifikation des Vertrages zwischen Nordamerika und Dominica wegen Einsprache des fran­zösishen und englischen Konsuls verschoben worden. Amerika kaufte von der Republik Ecuador die Gallopagosinseln für drei Millionen Dollars. — Die Admiralität wündigt an, die Blokade aller Häfen des schwarzen und azowischen Meeres werde am 1. Februar beginnen. Kriegsschauplan. Schwarzes Meer. Ueber die neuesten Operationen der Al­irten in der Sala­ziesutteren we­bvrsforscheneften Berichte Mähronn nie Sínen behaupten, die Obergenerale beabsichtigen nichts anders, als die russische aktive Armee von der V­erbindung mit Sebastopol abzuschweiden, indem sie mit Aufgebot aller Kräfte über die Straße von Baktichisarat bis Utschekuju vordringen wollen, um auf den Höhen von Inkerman Porto zu fassen und dann die Festung an im Norden bet­rennen zu können, dehnen andere Strategiker die Operationspläne weiter aus, indem sie die obige Diversion für untergeordnet erklären, einzig bestimmt, die russi­­schen Streitkräfte zu theilen, um Zeit zu gewinnen, Verefop zu nehmen und somit die einzig mögliche Rückzugslinie abzuschneiden. Dieser Plan dürfte wohl ver ride­tigere sein, da, wenn die Ausführung gelingt, Sebastopol alle weitere Wichtigkeit verliert und sich von selbst ergeben muß. , von der Schnelligkeit der Ausschiffung ver türflichen Streitkräfte in Eupas­toria hängt aber auch die Eröffnung der Offensive gegen Sebastopol und gegen Baktschisarat ab, um die Seefestung vollständig zu zerntren. Es geht wie aus den amtlichen Berichten der Oberbefehlshaber Raglan und Canrobert hervor. Die Rufen fahren fort, die äußere Ringmauer der Seefestung durch improvisirte Werte zu befestigen. Das Feuer, welches die Alüiiten gegen Sebastopol unterhalten, ist eben gegen diese Objekte gerichtet, von den 450 Häusern der Stadt sind in den Quartieren, wo sich die Hauptstraßen befinden, 23 größere Gebäude zu Forts herz­gerichtet worden, ohne die offenen Batterien auf den Barrikaden vor berganlaufen­­den Straßen und auf den Basteien zu rechnen, welde die Front der Belagerungs­­werte der Allarten mit Bomben und Rollfugeln aus 460 Kanonen bestreichen. Ein Sturm dürfte daher erst nach vollständiger Zernirung unternommen werden, und zwar auf das ganze Objekt, nicht auf die schwächere Hälfte der Seilung, die das Grab der Mi­irten wäre. Der Konstitutionnel" schreibt über die Pläne der Verbündeten : „Die Haupt Schwierigkeit bestand bisher darin lag die verbündeten Gebastopol nicht ein­­fliegen konnten und weshalb die Bejagung stets erneuert und verstärft wurde. Um diesem Zustande ein Ende zu machen, sei Supatoria von einer europäischen Division bef bt, an Artillerie- und Ge­­nieoffiziere dorthin geschickt worden , um aus der Stadt eine Festung zu machen , die mit Balaslawa wetteifern und einer Operationsarmee zugleich zum Siegpunkte dienen könne. Diese Armee sei jegt dort, und sie bestehe aus der ägyptischen Division und den türkischen Kerntruppen unter Omer Baz­seka’s DOberbefehle. Die russische Armee, fest zwischen zwei Feuer genommen werde sich entweder auf Dmer Pascha stürzen und in diesem Balle von den Verbündeten im Rücken angegriffen werden, oder sie werde sich von den Ufern­ des Belbel zurückziehen müssen, wie fe sich schon von der Treher­­naja zurückgezogen habe ; sie werde sich in Bafichi Sarat oder Simferopol Fonzentriren, Furz, im einen oder anderen Falle vom Plabe entfernt werden, der dann sofort auf beiden Seiten umschloss­­en werde. Eins also müsse jecht erfolgen, entweder eine entscheidende Schlaf unter den günstig­­sten Bedingungen für die Verbündeten , oder der Rückzug des russischen Hülfsheeres und der sofor­­tige Sturm auf die dann isolirte Bejahung von Sebastopol. Das Grog der feindlichen Armee steht, laut den Briefen des ‚‚Konstitutionnel‘‘ vom 25. Dezember noch immer am Berbef, und die Rufen verschanzen figh noch fortwährend auf den Höhen am rechten Ufer der Tschernaja. Folgendes ist der Tagesbefehl des Admirals Hamelin beim Abschieve von der Flotte des schwarzen Meeres: Ofiziere und Matrosen.Zu einer Würde erhoben,die mankell Euer Werk ist,erhalte ich den Befehl,mit meinem­ ganzen Stabe nach Frankreich zurückzukehren.Ich bin glücklich,das Geschiwader in den Händen eines Admirals zu lassen,den seine Erfahrung und seine Unerschrocken­­heit eines solchen Komman­do’s so würdig m­achm Offiziere und Matrosen.Wenn die Geschichte die Kampagnen des sch­warzenillbeeres und der Krimmi­iedererzählen wird,so w­ird sie auch ein der glorreichen­ Vergangenheit unserer Marine würdiges Blatt vorbehalten.Der Kaiser hat mehre­­re der Belohnungsanträge,die ihr verdient habt,gewährt;sein Gerechtigkeitgstun wird sich später auch auf die anderen erstrecken,dafür bürgt und­ die warm­e Unterstützung unseres Ma­­rineministers.Es lebe der Kaiser. Der Admiral von Frankreich,Ham­­elin. Der Vize-Admiral Vruat hat,nachdem Admiral Hamelin­ am 21.die Nachricht von seiner Beförderung und Zurückberufung nach Frankreich erhalten hatte,das Kommando am 23.mit folgendem Tagesbefehl übernommen: ' ,,Offiziere und Matrosen!Wir verlieren unseren würdigen Führer.Seine ausgezeichneten Dienstleistungen haben ihre Belohnung erhalten. Nachdem der Kaiser mich berufen, ihm zur Seite zu stehen, hat er mich jegt berufen, ihm zu erleben. Tren­den Weberlieferungen einer glorreichen Vergangenheit, werden wir fortfahren, unserer tapferen Armee und unseren aaderen Bundes­­genossen den warmen Beistand zu leisten, dem fehen so sehmeichelhafte und so Herzliche Anerk­­ennung geworden ist. Am Tage des Kampfes wird uns abermals derselbe patriotische Ruf um Trankreiche Fahne fihaaren: Es gebe der Kaiser ! Bruak.“ Man schreibt von Dveffa, 30. Dezember, daß­ fortwährend große­r Truppenmaffen von Isthmus von Perefop passiren, wer starf befestigt wird. Uner­­maßlich wird in Doveffa an der Errichtung von Batterien rings um die Stadt von der bessarabischen Seite gearbeitet. 1000 Arbeiter werden dazu verwendet, Fürst Passiewitsch richtete in einem Schreiben an den Fürsten Gortscharoff die Bitte, ihm der ausländischen Sprachen mächtige Offiziere zuzusenden und vorzü­glich Deutsche zu berücsichtigen. In einem früheren Berichte über den Zustand der russ fiihen Armee hieß es, daß dem Soldaten­­, Pfund Fleisch alle Woche zweimal ausgefolgt wird. In­deß bekommt der ruffische Soldat alle Tage 1 ruffisches over 3­, Österreichisches Pfund Ringfleisch, woher jedes Regiment eine normalmäßig fests gefeste Anzahl Hornvieh, das stets ergänzt wird, mit sich führt Das Infanteries­­egiment auf 4000­ Mann hat 180 Stück, die Kavallerie auf 1000 Mann 60 Stür. Jever Soldat hat täglig 3 russische Pfund Brot. Wo Mangel eintritt, wird dasselbe durch Zwiebal (Sudari) erregt. . Der pariser,,Presse-«wird aus Konstantinopel geschrieben­»Vor einigen­ Tagen lief aus der Rhede von Sebastopol ein Parlamentärboot aus und steuerte längs der Küste aus Kamiesch zu.Es ward von Booten der Verbündeten angehalten und gefragt,wohin es sich begebe.Die russischen Offiziere sollten dem Admiral Lyoris von Seiten des ru­ssischen Admirals ein­ Reh überbringen.Allen Befehlsha­bern der verbündeten Flotte war diese Neuigkeit,als sie ihnen zu Ohren kam,ein Rätl­sel,zu dessen Lösung das vorgestern verspeißteRei)bis jetzt noch nicht den Schlüssel zu liefern vermochte­. Untere Donau.Man schreibt aus Kischeneff,daß Fürst Gortscha­­ioff von seiner Reise nach Odessa noch nicht zurü­ckgekehrt sei.Bei Leowa und Sluleiii standen je 6000 Mann größtentheils Kosaken. »­­«sparis,8.Jänn­er.(Köln.7.)Der für denk­aiser von Oesteekkrich bestimmte Großeordon der Ehrenlegion ist erst gestern,von einem eigenhändigen,herzlichen Schrei­­ben des Keisers begleitet,nach Wien abgegangen.—­Die Briefe aus London melden als gewiß,daß Palm­er sich­ das Kriegsministerium übernehmen werde,was sicher kein Symptom des Friedens oder auch nur ernstlich gemeinter Unterhandlungen wäre.—— Prinz Napoleon muß bereits Von Konstantinopel abgereist sein,er wird die Fahrt nach Toulon inkognito machen.—Der gestrige»Monsieur«bringt einen ausführlichen Bei­­icht Pelissier’s,welcher die Enthauptung des aufwieglerischen Sherifs Bou Barghla bestätigt.Der Kaid Laihdar,dessen Haus der Sherif ü­berfallen hatte,schlug letzteren zurück,verfolgte den Fliehenden,umzingelte ihn,als er eben vom Pferde sprang,mit seinen Reitern und hieb ihm eigenhändi­g den Kopf ab.Der Tod Bou Barghla’6 befreit die französische Macht in Algerien von einem ihrer rührigsten und einflußreichsten Feinde. Pelissier erwartet als nächste Folge desselben die Unterwerfung des zahlreichen Stamme­­s.»­M·uie»sch«VersVarghlawar aus Marocco gebürtig wurde vor Jahren in Alge­­rien wegen Diebstahls verurtheilt,und verbrachte seine mehrjährige Strafzeit im Bagno zu Toulo.Von dort entlassen,kehrte er nach Algerien zurück,gab sich für einen Mara­­bout aus und zog,Schwindelessen und Diebstähle verübend,von Stamm zu Stamm. Von den französischen Gerichtsbehörden wegen seiner Betrügereien verfolgt, fand er bei den Beni-Abbes Schuß und predigte seit 1850 den Heiligen Krieg gegen die Branzosen deren wiederholt gegen ihn ausgesdjidten Kolonnen er, ohne je Stand zu halten, seitdem stets zu entkommen gewußt hatte, CA. A. 30) Im heutigen , Moniteur" lesen wir: Ihre fatferb­dgen Majestäten werden heute in der großen Oper der ersten Vorstellung eines Balletes beimwohnen. — Die Anwälte bei dem kaiserlichen Gerichtshofe haben 1200 Erks. für die Krimmarmee subskribirt, welche zum Ankauf von Deden, Eiwaaren und Winterfleivern verwandt werden sollen. — Die hie ge Handelskammer hat dem Kriegsminister als ihren Beitrag zu der Unter­­zeichnung für die Armee des Orients 5000 Fr. eingeschickt. — Aus Bordeaux sind für denselben Zweck dem Minister des Innern von dem dortigen Komité 40,000 Fr. als erste Sendung übermacht worden ; zu Lille betragen die Sammlungen schon 17—18,000 Er. Am 15. Jänner gaben drei hiesige Theater eine gemeinsame Bes­­tellung , deren Ertrag für die Armee des Orients verwandt werden sol. Paris, 10. Jänner. Die Börse war durch die Rede bei der Revue, ferner durch das Schweigen des „Moniteur“ über die Wiener Vorgänge Anfangs flau gestimmt, der Schluß jedoch fest. Nom, 2. Sűnner, (Köln, 3.) Die Unterhandlungen über das künftige Kon­­kordat mit Oesterreich sind so weit vorgerückt, daß Seitens des heiligen Stuhles Kardi­­nal Brunelli ohne weitere Hinzuziehung dabei Stimme habenden Kongregationen recht allein noch thätig ist. Auf der anderen Seite führt Wien das nonist, den auch der Primas von Ungarn vor seiner Abreise in rechter Mode für sich bevollmäctigte. Doch ist auf Kardinal Schwarzenberg dabei wesentlich beteiligt. In dem neuen Hebereinkommen wünscht Befugnisse fals­ man an der Praxis, wie 12. Jänner, fie die kaiserliche Negierung die Gränzen der weltli« nicht wohl Kolisionen zu befürchten stehen, durch Die Aufhebug fundiger Ras­­hen und Heritalen Zuständigkeiten besonders in der Verwaltung schärfer abgemarft, da über die rechtlichen als solche des gubernativen „Placet“ seit einigen Jahren besteht, nichts ändert. Die Sub­stitítion über die Klöster, namentlich das Visitationsrecht, wird demnaft Seitens der Ö­sterreichischen Regierung zu Gunsten der Bischöfe freier und unabhängiger formulirt gewünscht. Man kommt in Rom Diesem billigen Verlangen allerwege wohlmwollend entgegen. Berlin, 10. Jänner. Herr von Bismarf-Schönghausen teoffen und hatte sofort Audienz bei Sr. Majestät dem Könige. Jung des Herrn Ministerpräsidenten von Frankfurt bieher geeilt, 7 Meft, ist Hier einge­­Er war auf Aufforde­­ 2Biener Börje am AA. Zänner, Ungeachtet der höheren englischen und französischen Notizungen war die Stimmung an der heutigen Börse im Vergleiche zu den legten Tagen eine flaue, was hauptsächlic eine Folge namhafter Realisirungen in Sons und Aktien, welche für auswärtige Rechnung stattfanden, 301/, Silber 273/4. zogen um 3,­1%, an. Verant­wortlicher Redatteur : Karl Weiskircher., Golv­­­­es Der neuesten Nummer der „Admiralty Navy Lift“ 9 Mörserschiffe; 3 schmimmende Batterien mit Im Ganzen : fransz wurde im vergan­­g 6. dieses Geschäftswort, meldet: „soll als ein des Wie man Devisen der Kirchen- und Staatsrechtes der Kommanditender bes bei Krakau konzentrirten und Metalle der Erzbischof Rauscher fehr “ von „Triester Zeitung." aus Wien vom der General der Kavallerie Graf Schlie seines Postens als Kavalleriekorps enthoben worden sein.“ Buchbruderei von G­u­stav E­mig. — Verlag der Petter Lloyd-Gesellschaft.

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