Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1855 (Jahrgang 2, nr. 28-50)

1855-02-14 / nr. 38

Abendblatt des Reiter Lloyd. INTE Mittwoch, 14. Feder, Jiro, 38. RUND? NR­­­ W. Wien, 13. Seber, Einem, in militärischen Kreisen zurfüh­renden Ge­rüchte zufolge, würde sich Se. Majestät der Kaiser, nach glücklich vor sich gegangener Entbindung Ihrer Majestät der Kaiserin, also gleich nach B­at­lizien begeben und von dem Leibzeugmeister Freiherrn von He­ß auf dieser Reise begleitet sein. Heute Vormittags fand in der f. Hofburg ein Ministerrath statt, dem Se. Majestät der Kaiser beimohnte. * Met, 14. Geber. Ueber den Separatvertrag reußens mit den Westmächten füh­iren noch immer die verschiedensten Ansichten ; jedoch­ dürfte schon die Thatjade an­fi, daß Preußen noch nach der französischen Note vom 26. Jänner, deren Sprache bekanntlich nichts weniger als „freundlich“ war, den General Wedel­ nach Paris sandte, dem nun auf Usedom dahin gefolgt it, Jenen Nedt geben, die in Aussicht fielen. Preußen, sagt die „Schlef. 3.", willigt ein, „daß er ohne vorheri­­ges Einvernehmen mit Stanfreidh mit dem rus­isschen Hofe sein Uebereinkom­­men die rufsische Grenze betabhert wird", dagegen will ed an die Kooperation gegen Rußland nur für den Gall denken, wenn Rußland bei der E­rfüllung der grundtäglich von ihm angenommenen Schwierigkeiten­ machen sollte. Ein­kommen werde­ nach höherem Grabe werde," das preuß­ßische Kabinet dürfe die Gefahr nicht aus dem Auge verlieren, daß Rußland aus dem Schwarzen Meere gedrängt, seine ganze Kraft der Ostsee zuwenden und volles Üb­ergewicht vaselbst geltend machen . Als Grü­nde,weßhalb die Mobilm­achung in Frankfurt abgelehnt wnrde, schreibt man der»Voss.Ztg­«,dienten die Umstände,»weil dem Bunde einmal bisher nicht diejenige Mitwirkung bei den Verhandlungen zur Herbeiführung des Friedens eingeräumt worden sei,die man ihm vertragsmäßig zugesichert hab­e und die ihm nothwendig wäre,um seine Entschließungen selbstständig fassen zu können, und weil andererseits von Oesterreich der Fall nicht nachgewiesen worden,in wel­­chem der Bund versprochen habe,einen Angriff auf die österreichischen Trnppete zurückzuweisen.«« , welche wir in einem preußischen Blatte finden, stellt eine Mette des Kaisers ver - Uebrigens gelten die Rüstungen bei den einzelnen deutschen Regierungen in erwünschter Weise vorwärts.Preußen wendet dem Lazarethwesen eine erhöhte Aufmerksamkeit zu und soll für jedes Armeekorps eine sogenannte Krankenträger- Kompagnie gebildet werden.In Wirtemberg wird die Einbringung einer Gelderigenz bei den Kammern durch das Siegsministerium erwartet,­und­ soll dieselbe dem Vernehmen nach vorverband 3 Millionen betragen. Art-Karlsruhe wird gemeldet,daß auf die vom Bundestag eingelaufenen Beschlüsse dem Kriegsministerium am 7.ein außerordentlicher medit void 1,800,000 fl.eröffnet wurde,womit in kürzester Frist nach den Bestimmungen der Bundeskommis­­sion die Ergänzungen an Material,Mannschaft undeerden beschafft werden sollen. Von München sind eerdelieferanten in die Provinzen abgereist,um eine sehr be­­trächtliche Anzahleerde für die Armee anzukaufen. Aus Frankreich kommen Uns interessante Nachrichten zu.Die eine, Franzosen nach Wien in nahe Ab­sichtzinder,,!Piorning Post«·damn gensinden wir die Angabe,»falls die Wiederherstellung des Friedens durch die Wiener Kon­ferenzen nicht erreicht wird, Louis Napoleon an der Sorge eines Heeres in G­ene­traleuropa gegen Rußland agiren wird.“ Ferner erfährt die „N. Pr.:3.* aus­­zuverlässiger Duelle“, daß zwischen Piemont und Frankreich festgelegt worden ist, daß während des Krieges (d. h. während das piemontesische Hilfskorps abwesend ist) zwei franz­ösische Regimenter ec festen Prag bey Königreich& belegen sollen. if Alessandria. € = eh 2 a ja wird die Aeuferungy des Observators vom 11. d. telegraz pleirt. Sie lautet: „Niemals in unserer Geschichte war die volfsthümliche Gesinnung so eh­müthig und stark auf einen Gegenstand gerichtet, als auf Palmerstons Wahl zum Premierminister. Hätte ganz Großbritannen zu entscheiden gehabt, die Wahl würde unzweifelhaft durch allgemeinen Zuruf gordb Palmerston zugefallen sein." In der City war das Gerücht verbreitet, die Regierung habe mit Portugal eine ähnliche Militärkonvention wie mit Sardinien abgeschlossen ; Portugal stelle ein Hilfekorps und macht dafür in England eine Anleihe von­ 1 bis 2 Mill. fo. Aus Wien fohreist und unser R-Korrespondent : Graf Westmoreland habe eine Depesche aus London erhalten, welche das Eintreffen der für tie­friedende Konferenzen nöthigen Instrustionen noch in dieser Woche hoffen läßt. Wir schließen mit folgenden Zeilen der „lith. Korr. : Wien, 13. Feber. Vorgestern Abends erhielt das hiesige Bankierhaus Rothschild eine telegraphische Depesche aus Petersburg, daß daselbst forben ein neues Mani­fest des Kaisers Nikolaus erschienen sei, welches ein allgemeines Aufgebot und eine allgemeine V­olksbe­waffnung anordne. Wenngleich bis heute Morgens die offizielle Betätigung dieser Nachricht nicht eingetroffen war, so wird dieselbe doch in den hiesigen diplomatischen Kreisen als begründet angesehen. Kriegsschanplak. Aus Kamtesch, 30. Jänner wird dem Moniteur 11. gemeldet : „General Canrobert verlangt 30 neue Feuerfeslande für die Marine und 15,000 Kartauchen, außer ven schon früher verlangten 32,000." Sagt nun auch Fürst Menzitoff in seinem jüngsten, nach Petersburg gesand­­ten Bulletin vom 4. Zeber, daß außer einem Ausfall am 31. Jänner, wobei 3 Offigiere und 7 Soldaten zu Gefangenen gemacht wurden, nichtd Bereutendes­­ vorgekommen sei, so dürfte Dietl wohl eben nur durch das besonnene, planmäßige Vorgehen der Alliirten begründet sein, welche durch die Ungunst äußerer Verhält­­­nisse, namentlich durch das Wetter zur unfreiwilligen Ruhe gezwungen waren. Aus Marseille, 10. Zeber, wird telegraphirt: „Das heute angekommene­­ Pafetboot aus Konstantinopel bringt Nachrichten bis zum 1. Leber. Der Divan hatte in der Erfüllung der gegen Frankreich und England eingegangenen Verbindlichkeiten den Gesandten seine Reformpläne vorgelegt. 1000 Franke Eng­­länder waren am­ 31. Jänner in Konstantinopel gelandet. Nachrichten aus der Krimm zufolge hatte der General Often-Saden eine Zusammenkunft mit dem General Canrobert nachgesucht, welcher die Generalfläche der beiden Generale in der Ferne beiwohnten. Zwei Drittel der ottomanischen Berstárz­­ungen waren in Eupatoria angekommen. Ein Theil der russischen Truppen lagerte auf den Wegen und in den Dörfern längs von Slhffen Alma und Belber, ver an­­dere zu Simferopol und in weifen Umgegend. Eine andere Depesche vom selben Datum meldet: „Das Paketboot „Carmel“ bringt folgende Nachrichten aus Kon­­santinopel: Herr Bourree, der ehemalige französische Generalfonsul in Syrien, ist nach Persien abgereis­t, um daselbst in Gemeinschaft mit dem englischen Gesandten bei dem Schah dahin zu wirfen,, Dag derselbe in Aften ein Heer gegen die Russen führt. Ein paar Kämmerer des Sultans sind abgefeßt worden, wie man vermutheet, in Folge von Hofintriguen. Ein griechischer Apsorat, Herr Perikles, ist wegen eines gegen Herrn von Bruch gerichteten Pamphlets verhaftet worden. Man versichert, daß die Nuffen in das Khanat Khiwa eingedrungen sind. Der Herman, welcher den Sklavenhandel in Georgien und Zirrafften verbietet, hat in jenen Ländern große Unzufriedenheit erregt." 8. Wir lesen im „Journ. de Conft." in einem Briefe aus Kamtesh, 26.­änner: „Es ist den Soldaten der Alliirten strenge untersagt, sich des G­ives und der Ge­genstände von Werth zur bemächtigen, die sie bei den Verwundeten und Todten finden. Die Verwundeten und Gefangenen behalten Alles, was sie bei sich haben. Was man am Leibe­tochter Offizier findet, wird in’s Ruffishe Hauptquartier gefhicht und — wenn es irgend möglich ist — an die Namensangabe des Gebliebenen beigefügt. Fehlt auf Seite der Al­itten ein Offizier beim Abendappell , so wird ein Parlamentär abgeschickt, um Erfundigung einzuziehen, ob erniut gefangen sei, in welchem Falle man ihm seine Effekten­ und Geld zufgh­t. Eh wufftiger Husarenoberst, dem in der Schlacht bei In­­terman das Pferd unter dem Leibe erschossen worden war, hatte auch seinen Säbel­ ver­­loren, an welchem ihm, als einem Erbftüde, sehr, viel gelegen war. Nach der Schlacht Thielte er in’s französische Hauptquartier und ließ um NRadstellung dieses Säbels bitten; man b­at das Möglichste, um seinem Wunsche zu willfaten. Mach derselben Schlat sagte ein rufsischer Parlamentär zu einigen französischen Offizieren: Ja, meine­­ Her­­ren, Sie haben einen glänzenden Sieg an der­ Alma erfochten, den Sie ihrer­ Angriffe­­twiffe verbanten, die wir nicht zu­ begreifen vermochten. Sie wissen, daß die Einübung unserer Soldaten nur langsam vor sich geht, lassen Sie ihnen aber nur die Zeit, Ihre’ Manier zu begreifen und ich daran zu gewöhnen, und Sie werden sehen, daß die Par­­tie nicht leicht zu gewinnen ist. In der That hat man selt der Schlacht bei Interman die Bemerkung gemacht, daß Die Rufen­ den Angriff mit Plänklern versuchen. Der „Morning Herald“ berichtet, daß 40000 Mann mit 90 Kanonen in Eiss­märfchen von Perekop gegen Eupatoria rüden. Die Bejagung und die Bewohner von Eupatoria haben feinen anderen Proviant, als den, welchen man ihnen zur See ist, weil die Kosaren das Vieh aufgegriffen haben, welches die Landleute der Stadt zuzuführen pflegten.“ Der „Konstitutionnel“ bringt einen Brief aus Sebastopol vom 22. Jänner, worin über den „Bähnrich Popoff“ des russischen Bulletins bemerkt wird: „Der Ges­töptete war alem Anscheine nach: ein Offizier von sehr großer Distinktion, weil sein Bersschwinnen sofort Reklamation vom Plaskommandanten veranlaßte. Die Vers­hältnisse unter denen seine Leiche gefunden ward, daß er Brust an Brust mit einem unserer Boltigeurs gesämpft hatte, den­ er­ tödlich verwundet und der noch auf­ ihn aus nächster Nähe geschaffen hatte, denn der V­orvertheil feines­ Mantels war von Pulver versengt, und man fand sie beide neben­einander liegen. Der russische Offizier trug die Dekoration eines Kommandeurs. E. C. London, 10, eber Die Gazette bringt eine Proklamation der Kös­nigin, datírt vom 8. b. M., worin gesagt wird : „Es sei die Meldung gemacht worden, daß gewisse Handlungen hochverrätherischer Natur von gewissen britischen Unterthanen im Ins oder Audlande verübt oder versucht worden seien im Inter­esse des Feindes, bestehend namentlich im Bauen und Ausrüsten von Schiffen, im Herstellen von Maschinen, im Zuführen von Munition.se. Ice. ES warne somit die Königin mit dieser Proklamation, alle bei vergleichen hochverrätherischen Hand­­lungen unmittelbar oder­ mittelbar betheiligten Personen,, dag sie si bed Hoch­verrathes schuldig machen, und mit der äufersten Strenge der Geiege hinfort vers folgt werden sollen. Die Gazette veröffentlicht ferner eine Depesche Lord Raglans vom 16. Sän­ner. Sie bringt jedoch nichtő Neues vom Kriegsschauplage, sondern theilt blos einen Brief Dmer Parchas aus Barna vom 8. Jänner mit, worin er dem Marsc­­hall seine Anerkennung für die Dienste des Prinzen Ernst v. Leiningen, des In­­genieurmajors Bent und des Lieutenant Glyn ausspricht. Lord Palmerston’s Wahl in Tiverton is auf­kommenden Montag angeregt und wird wohl ohne Opposition statt­finden. Aus der Aoreffe, die Palmerston an seine Wähler gerichtet, heben wir folgende Stelle hervor : So erkenne vollkommen den hohen Grad von Verantwortlichkeit, melden der mir von Ihrer Majestät Huldreichst übertragene Posten in. si [chließt, und ich meiner­­seits will mich aus allen Kräften bemühen, die­ großen mir obliegenden Pflichten nach Gebühr zu erfüllen. Ins Wohl und Gedeihen dieses großen Volkes zu fordern muß jederzeit das sorgsame Bestreben aller jener sein, deren Händen die Leitung der Staats­­geschäfte anvertraut ist ; in diesem Augenbliche zumal ist diese Aufgabe mit Schwierig­­keiten verknüpft, die ihrer angemessenen Anstrengungen erheirschen. Unser Land wurde gezwungen sich in einen Krieg einzulassen,­ bessen Erozwred,nach dem Urtheile der Ma­tion groß und wichtig genug ist, um alle Anstrengungen und Opfer welche dieser Krieg erfordern sollte nothwendig erscheinen zu haffen. Wir haben es mit einem mächti­­gen Feinde zu thun, aber Dafür kämpfen wir auch in Gemeinschaft mit einen mächti­­gen und treuen Alliirten. Ich hoffe zuversichtlich , daß der Geist und die Thatkraft des englischen Volkes über alle Schwierigkeiten triumphiren wird, und Daß wir Durch kräf­­tige Anstrengungen den 3wed erreichen werden, der aller gerechten Kriege Endzwed ft — einen sicheren und ehrenvollen Frieden." Das neue Ministerium hielt gestern auf dem auswärtigen Amte seinen ersten Ka­binetsrath, wem nicht sowohl ein endliches Nachgeben von Seite Preußens trifft, daß ein preußisches Armeekorps Berliner Korrespondent desselben Blattes berichtet: „Man will fest hier wissen, daß die Preußen Friedensbedingungen Mit besonderem Nachdruch wird als Schwarzes Meer, bisher fein gegen in Augsicht stehende Medereinkunft mit in Paris und London als vielmehr in Wien zu Stande jept hervorgehoben,, in EEE ER USE

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