Pester Lloyd, Mai 1855 (Jahrgang 2, nr. 101-126)

1855-05-30 / nr. 125

EN Der Handel der Br Donaufürstenthümer und die freie Donauschifffahrt. Pet, 29. Mai. „Wie innig die orientalische Frage mit dem Dinge zusammenhängt das Schon Homer um der Tteben Brod genannt hat" — DAS zu bewei­­sen, ist die Aufgabe, die sich der Verfasser einer einen, unter dem Titel , Deutschland , soziale Noth und der­ Orient" (in Frankfurt a. M. bei Brönner) erschienenen Broschüre gesteckt. Das Büchlein beschäf­­tigt sich wesentlich mit den Nachtheilen, die für den Handel der österrrei­­chischen und der Zoll vereine­, so­wie Hinterhaupt der mitteleuropäischen Staaten aus der Festfetung Nußland­’Sanden Donaumün­dungen hervorgegangen sind. Wir führen seinen Inhalt unseren Lesern daher um so Tieber in einer kurzen Analyse vor, als er gewissermaßen eine Ergänzung bildet zu der Schilderung, die wir selber bereits von dem Ein­­­flusse des russischen Protektorats auf den Handel der Moldau und der Wallacher zu entwerfen versucht. Wenn Mitteleuropa bisher keine Handelspolitik hatte, so liegt der Grund dafür, nach der richtigen Ansicht unseres Autors, in dem ehr ein­fachen Faktum, daß es, lediglich aus politischen Gründen, Feine haben konnte. Seine Stämme müssen si ihre Abfachmärkte ausschließ­­lich im Westen suchen, wo sie darauf ange­wiesen sind sich mühsam ziwi­­schen Engländern und Franzosen hindurchzumvinden, weil sie vom Osten, wo sie die einzig benachbarte Kulturnation sind, durch eine eiserne wufftische Mauer, fehlimmer als die berühmte chinesische, abgesperrt werden. Im Nordosten, wo Rußland sie auf einen schmalen Küstenraum beschränkt und ihren Verkehr von den M­ündungen der Flüsse zu deren Quellen em­­porzusteigen hindert, flarrt ihnen eine Kojarenwand entgegen: in Süd­osten hat Rußland schon die Pforte ihres Lebensstromes, die Donau­­­mündungen in seine Hände zu bringen gewußt. Erfüllt sich die Drohung, von denen die wiederholten I­nvasionen der Donauprovinzen nur zu sichere Vorboten sind, geht die Intorporirung der Moldau und der Walachei einmal wirklich vor fi: so würden die Völkerschaften Desterreich’3 und Deutschland’8 in Zukunft auch hier auf den russischen Tarif floßen, der seit 4816 nicht weniger als sechsmal wechselte und für alle Haupteinfuhr­­artikel nur noch dem Namen nach ein fhuszöllnerischer, in Wahrheit ein prohibitiver ist.­­ Ob es mun der Mühe werth ist, alle Nerven und Fibeln anzufspan­­nen, um zu verhüten, daß sich nicht im Südpoosten wiederhole, was Preu­­ßen im Nordosten ohne Einspruch hat gefichehen haffen, wiewohl ihm vertragsmäßige Bestimmungen für einen solchen zur Seite standen: als Beantwortung dieser Frage entnehmen wir dem Büchlein einige schlagende fatistische Daten über den Verkehr der beiden Fürstentü­­­mer, die nicht nur beweisen, welche Bedeutung D derselbe Icon jegt hat, sondern auch sehr deutliche Fingerzeige darüber geben, welchen Au­fschwun­­g es er fähig sein würde, wenn es den Dezemberalliirten gelänge, jenen Apparat von Hemmschuhen mit Stumpf und Stiel auszurotten, den bas Petersburger Kabinet auch­ dort bereits in aller Stille angehauft und theilweise schon in Bewegung gefaßt hat, um den österreichisch-deutschen Handel nach dieser Gegenden in der Gegenwart zu beeinträchtigen, in der Zukunft zu ersticken ! Seit den Zeiten der Römer, die sie auf Kolonisation so trefflic verstanden, lag der Handel der Fürstenthümer fast gänzlich darnieder, bis er sich im Jahre 1834 etwas hob, eine eigentlich segensreiche Wirksamk­eit aber erst durch die Mißernte von 1847 empfing: einer Hungersnoth, die sich über das ganze übrige Europa erstreckte, bedurfte es, um den Moldo- Walachen zu zeigen, welchen Bartheil sie aus der Verführung ihrer Boden­produkte ziehen könnten. Nach den offiziellen Mittheilungen des österreichis­­chen Handelsministeriums erreichte gleich in jenem Einen Jahre die Au­s­­fuhr aus den Häfen von Gala­ und Ihrat­a die Höhe von 26, Mill. Gulden, während die Einfuhr nur wenig über 16 Mill. betrug — ein Beweis, daß die Bewohner der Donauprovinzen noch nicht recht wußten, was sie mit ihrem Erlös anfangen sollten. In den n­achstfolgenden Jahren mußten sie indeß denselben schon darauf verwenden, das bedeutende Weber­­gewicht des Import über den Export zu beben, denn während der erstere sich bis 1850 so ziemlich auf derselben Stufe hielt, fant der letrere in eben der Zeit bis weit unter die Hälfte, bis auf 11, ja bis auf 10 Mil. herab. Der Dant dafür gebührte theils dem erbärmlichen Zustande der Kommunikationsmittel, der, wie früher erwähnt, unter dem rufsischen Pro­­testorate und der, auf diesem beruhenden Finanzwirthschaft um sich gegriffen und die Transportkosten so hoch gestellt hatte, daß eben ein Hungerjahr dazur gehörte, die Getreideversendungen gewinnbringend zu machen: theils der rufsischen Invasion, die auf leichte Vormände hin im Juni 1848 er­­folgte und bis 1851 andauerte, um zwei Jahre später wieder erneuert zu werden. Den Totalwerth der Donau abwärts speichrten österreichisch-deut­­schen Industrie-Erzeugnisse glaubte der BVerfasser in gewöhnlichen Jahren etwa auf 12 Millionen fl. veranschlagen zu können, die si auf Oesterreich und den Zollverein ungefähr gleichmäßig vertheilen, so daß von den Manufakturen ein Drittel, von den übrigen Artikeln zwei Drittel öster­­reichischen Ursprungs sind. In Wollentuch beherrschen Beide zusammen den Markt; in Möbeln, Instrumenten, Shawls, Wagen und Sensen dominirt Oesterreich allein. Und was die Nhederet des Kaiserstaates anbetrifft, so Tiefen 1850 in dem Einen Hafen von Galat 125 österreichische Schiffe ein mit fast 32.000 Tonnen Gehalt und mit einem Ladungsmwerb­e von mehr als 4 Mill. fl. am Bord. Bedenkt man­,daß dieser Verkehr kaum 20 Jahre lang besteht,so wird man nach dem Vorhergehendett zugeben,daß sich noch gar nicht be­­rechnen läßt,wie weit die Produktionskraft des unteren Donaubeckens einer­­seits,seine Fähigkeit europäische Fabrikate zu konsumiren andererseits sich noch würde ausde­sn e­r lassen-wenn Rußlands nicht sein­ Veto einlegte!War der Handel doch schon in seinem eben geschilderten­ Um­­­fange drohend genug,um in Petersburg gerechte Befürchtungen zu erwecken und zu Gegenmaßregeln zu reizen.Erstens mußten die Moldo-Walachen fü­r die bevorstehen­de russische Inkorporation immer weniger empfänglich werden,in je engere Berü­hrung sie mit der Zivilisation des Westens kamen. Ihr zweites Verbrechen war,daß sie als romanischer Volkskeil sich an einem­ so wichtigen Punkte zwischen die slavisch­en Stämme gehoben Doch für die größte Taktlosigkeit galt es dem Hofe an der Nepa,daß sie ganz die gleichen­ Produkte hervorbringen wie das südliche Rußland und namentlich dem Weizenhandel Odessa’seine vernichtende Konkurrenz zmehen keimen, wenn man ihre Entwicklung nicht durch zeitweise Invasionen und Ruhe­­störungen,besonders aber durch die Unterbindung der Donaumün­­dungen nach Kräften unterbrach. So begann denn Rußland 1836,erst sanftmüthig und gelinde,dann in immer schärferen Formen,von einem Rechte Gebrauch zu machen,das es sich,in weiser Voraussicht,schon sieben Jahre frü­her in dem Adrianop­­ler Frieden hatte einräumen lassen­:von dem Rechte,auf den,ihm zugesprochenen Donauinseln Quarantaineanstalten zu errichten.Schonissi hatte es,nur um auch noch ein Präzedent zu haben,auf das es sich neben seiner Berechtigung berufen könne, eine angebliche Quarantaineanstalt an der kaukasischen Küste begründet,aber erst,als der Aufschwung des Donauhandels ihm bedenklich genuger schien­ um solche Schritte zu rechtfertigen,ging es an die wirkliche Ausführung des Vorbehaltes,de1­ es 1829 durchgesetzt,als es zugestand,daß auf den erwähnten Inseln keinerlei andere Gebäu­de errichtet werden sollten.Bald ward das Gesundheitshaus mit Befestigungen und Besatzung versehen,kurz die Quarantaineward,,im sanitätischen Interesse Europas«so nachdrück­­lich geü­bt,daß die Schiffe,welche in die Donau einlaufen wollten,es vor­­zogen,ihre Quarantaine zu Odessa abzuhalten;die durchschnittliche Tiefe der Sulina sank von zwölf auf acht,ja auf sechsundein halbchuh; und wie 1839 der Abschlu­ß eines österreichisch-englisch-türkischen Vertrages zur Befreiung der Donau­,so ward 1844 und 1850 der Plan Oesterreich’s Pr ver­ittelst eines Kanales die alte Donaumündung wieder zu­simmen. Was Nußland bezwecke, das hatte es, bei dem Ausbruche des ge­­gen­wärtigen Krieges somit zum Theil Schon erreicht. Die Einfahrt f­ür die Donaumündungen war immer beschwerlich. Häufig gefährlich, mitunter un­möglich geworden: die höheren Affefurantz und­ die Umladegebühren mach­ten die Frachtpreise in Galak und Ihraila um dreißig bis fünfzig Prozent theuerer als in dem rivalisirenden Ddesfa: die von Petersburg aus geschaf­­fenen Hindernisse sicherten den Konkurrenzartikel des fünlichen Rußland’s eine Prämie, die von Sachverständigen auf zwanzig bis dreißig Prozent berechnet wird. Freiheit der Donau aber bedeutet für Mitteleuropa nicht blos „freien Verkehr mit den Fürstenthümern“: sie wü­rde bald auch „freien Ber­kehr mit dem gesammten Oriente“ bedeuten. Und wer möchte hier­ dem OBerfasfer nicht Necht geben, wenn er mit den beherzigenswerthen Worten schließt: „In Konstantinopel wird dann jene Nation über­wiegen, welche die meisten und besten Kolonisten sendet, welche die meisten Eisenschienen und Verkehrsfäden dort­hin zu spannen verstehen wird. Je mehr Nohstoffe wir den Ko­­lonialländern ablaufen, um so mehr werden sie produziren, und je mehr Nähstoffe sie uns Tiefen, um jo mehr Tabrifate werden wir an sie abgeben. Während unser Arerbau intensiver und gartenmäßiger wird, erhebt sich eine Rabbiswelt, Handel und Schifffahrt belebend. Das aber sind die ewigen Quellen des nationalen Wohlstandes. Und man fragt noch, wer ein Interesse wir­ am Zub­ewerfen Nußland’s ha­­ben? Wahrlich, der Arbeiter, der sich außer Stande steht, seinen Kindern Brod zur reichen — er wende sich nach Osten,­ und wenn der Neiche sich vor dem­ dumpfen rolle des hungernden Proletariats entreßt — so denke er an den Orient! Die Aufschließung des Orients kann unser soziales Elend mildern.“ NRundschreiben des Grafen Walewski an die französis­­chen Gesandtschaften, als Antwort auf das russische Zirkular über die Wiener Konferenzen. Dach dem „Moniteur“ vom 26. Mai.­ Paris, 23. Mai 1855. Mein Herr! Alle europäischen Blätter haben, nach dem „Journ, de St. Petersbrg.“ das Zirkular wiedergegeben, welches Graf Neffelrode unter dem Datum des 10. Mai an die wufftischen Agenten bei den auswärtigen Höfen gerichtet hat. Die kaiserliche Ne­­gierung nahm ei vor, den o offiziellen Schluß der Konferenzen abzumarten, ehe sie ein Endurtheil über ihr Gesammtresultat fällte, aber, da das Kabinet von St. Pe­­tersburg sie gut befunden hat, ohne weiteren Verzug an die öffentliche Meinung zu appelliren, wird es Niemand Wunder nehmen, daß wir ihm unsererseits auf dem Wege, den es selber betreten, nachfolgen. Ich für meinen Theil schlage denselben mit all dem Ei­­ ein, welches die Mäßigung und die Loyalität unserer Politit mir einflößen müssen, Zuvdrderst will ich die Umstände in’s8 Gedächtniß zurberufen, Durch welche Frank­­reich und England bestimmt wurden, sich zu Unterhandlungen herbeizulassen in einem Augenblicke, wo die thatkräftige Fortiegung des Krieges scheinbar den Hauptgegenstand ihrer Bemühungen und ihrer Vorsorge hätte bilden müssen. Der Vertrag vom 2. Dez­­ember war abgeschlossen worden, und die Westmächte hatten, aus Achtung gegen ihren neuen Verbündeten darin einge­willigt, einen legten Versöhnungs­versuch anzu­­stellen, der sich auf die Möglichkeit gründete, Nußland zur Annahme jener Gruudlagen zu bewegen, welche sie im allgemeinen Interesse Europa’s, für den Frieden vorgezeichnet hatten. Es ist sehr­ wohlbekannt,daß Fü­rst Gortschakoff­—als er zum ersten Male von­ den gemeinsamen Absichten Frankreich’s,England’s,Oesterreich’s und der Türkei offiziell in Kenntniß gesetzt und bestimmt aufgefordert ward,sich über diejenigen­ seines Hofes zu erklären—die Annahme der,ihm vorgelegten Be­­dingungen rundweg abschlug Erst am’2".Jänner nahm er,nach einer An­­frage in St-Petersburg,die verschiedenen,unter dem Namen der,,d­er Bürgschaftm" begriffenen­ Prinzipien ohne irgendeinen­ Rückhalt axi Diese Thatsache findet ihren unn­­widerleglichsten Beweis in dem­ einstimmigen Zeugniß der,bei der Konferenz anwesenden Bevollmächtigten:noch mehr,eine Depesche des Grafett Buol,die gleichzeitig nach Paris und London abging,beweist­ daß die Unterhandlungen,deren Umrisse auf solche Art gezogen worden waren,nur auf den thisci skapland’s er­­öffn­et wurden. « Es ist also außer allem Reife,das diese Dikacht uns nicht vorwerfen kan, wir hätten sie zu überrumpeln gesucht: sie wußte im Belang, daß Eine der zum Frieden unnerläßlichen Bedingungen in der Befestigung ihres Medergewichts auf dem schwarzen Meere bestände, und es hat ihr nicht an Zeit gefehlt, um die Opfer abzuwägen, welche die in dieser Beziehung übernommene Verpflichtung ihr noth­wendiger Weise auferlegen mußte. Die ganze Frage dreht sich also darum; Haben Fürst Gottscharoff und Herr 9. Titoff diese Verpflichtung erfüllt, oder sind siee im Ge­gentheil hinter Deren Umfang zurückgeblieben? Das ist ein Punkt, mein Herr, den ich sogleich erörtern werde, vorher aber muß ich noch die Genauigkeit einiger Aeußerungen prüfen, mit denen Graf Neffelrode sein Zirkular beginnt.­­ Schon in den Konferenzen täuschten si die russischen Bevollmächtigten, allem Anschein nach, über die wahre Lage der Debatte gleich bei der Diskussion der ersten Garantie, die sich, nach ihnen, auf die Sanftionirung der, von der, Moldau, Walachei und von Serbien geworfenen Privilegien bezog, nach uns aber auf die Ab­­schaffung jenes Einflusses, welchen das St. Petersburger Kabinet mißbräuchlicher Weise auf diese drei, der Oberherrlichkeit der hohen Pforte unterwworfenen Provinzen ausübt. Graf Nesselrode entmwngelt dieselbe Thesis: ich werde sie durch Fragen beantworten. Wann hat man seit den legten Kriegen je­ davon gehört, daß die Vorrechte der Donau­­fürstenthh­mer von Seiten der souveränen Macht auch nur im Geringsten angetastet wor­­den sind? Wann hat der Sultan je im Traume daran gedacht, Jugend eine der von sei­­nem Vorgänger gemachten Konzessionen zur­ezunehmen? Wann haben Frankreich, Eng­­land und Oesterreich je ein anderes Streben offenbart, als das, jenes Regime admini­­strativer Unabhängigkeit zu verbessern und aufrecht zu erhalten, welches — man hat das nur gar zu sehr vergessen !— so wenig in der Malawiei als in der Moldau eine moderne Errungenschaft ist, sondern das Ergebniß eines, vor Jahrhunderten in freiwilliger Ge­­genseitigkeit abgeschlossenen Vertrages, der erst von dem Tage an durchlöchert ward, wo die Huspodaren, während der Kriege des 18. Jahrhunderts anfingen, ihre Vorge­­seßten mehr in dem russischen Hofe als in dem Divan zu erbliden? So kam es, daß die Moldau­ die Hälfte des Gebietes verlor, das die Sultane ihr garantirt hatten; so kam es, daß Diese Provinz und die M­alachei, statt zu bleiben was sie sein sollten, eine Barriere nämlich zwischen Rußland und dem ottomanischen Neide, viel­mehr durch Agenten des Petersburger Kabinetes als durch ihre eigenen Chefs re­giert worden sind — und das selbst nach dem Friedensabschluß von Adrianopel, der ihnen genauer definirte Nechte zuzugestehen fehlen, daß sie sich, wie eine bloße Ansei­­lung wufftischen Bodens, umversehens mitten im tiefsten Frieden durch eine auswärtige Armee beseßt sahen. Das, mein Herr, sind die wahrhaften Weber, unter denen die Donaufürstenthü­mer gefeufzt haben, das die Gefahren, von denen sie unaufhörlich bedroht wurden: Den einen wie den anderen ein Ende zu machen, war der alleinige Zweck des ersten Punk­­tes. Gleichoiel ob sich der Einfluß Nußland’s jenseits des Pruth unter dem gefeßmä­­ßigen Titel eines Protektorates Geltung verschafft hat, oder nicht: die Frage liegt ganz wo ander8 — eg Hieße, sie in einen Wortstreit ausarten lassen, wenn man sie so stellt, wie Graf Neffelrode es thut. Die Geschichte liegt als Beweis dafür vor, was die Moldau und Walachei durch ihre eingewurzel­­ten Beziehungen zum Hofe von St. Petersburg gewonnen haben, und die Wiederkehr derartiger Zustän­de ist es, was Frankreich, England und Oesterreich haben verhindern wollen. Ich übergehe die zweite Garantie: die Grundlagen des sie betreffenden Reglements sind gut. Ich werde mich mit der Bemerkung begingen, daß es — falls die, seit einem D­ierteljahrhundert behinderte Donauschifffahrt ihre Freiheit wieder gewinnt — eines Krieges bedurft haben wird, um Rußland zu bewegen, einen der präctigsten Handelswege in seinen Händen nicht brachliegen zu lassen. Wenn Deutsch­­land diesen unermeßlichen Vortheil für seine kommerziellen Beziehungen erhält, so wird er ihn dem Blut zu danken haben, das Frankreich und England vergoffen. 34 werde jecht, mein Herr, zu dem wesentlichsten Punkte kommen , aber ich­ habe noch auf einen Vorwurf zu antworten, den Graf Neffelrode an die Bevollmächtigten Frankreichs und Englands richtet. Er beschuldigt sie, im Schoße des Kongresses das Studium einer Frage der Duldung und der Menschlichkeit hinausgeschoben zu haben, die im Gegentheil verdient hätte, in den Berathungen die erste Stelle einzunehmen; sie sollen das Schicksal der chriftligen Unterthanen der erlauchten Pforte nicht mit dem pflichtschuldigen Eifer in Betracht gezogen haben. Ohne Ordnung seine Dis­­kussion, und man war übereingenommen, daß die vier Bürgschaften der Neihenfolge nach geprüft werden sollten. Wenn aber bei der dritten die Debatte abgebrochen ward, so ging das Hinderniß nicht von uns aus: die russischen Bevollmächtigten haben es erhor­ben; die umherigen haben ss ganz einfach an ein, im voraus festgestelltes Programm gehalten. Uebrigens übernimmt Graf Neffelrode selber die Rechtfertigung ihrer Zurück­­haltung, die außerdem fon durch die nahe bevorstehende Ankunft des türkischen Mini­sters erklärt ward. Eine, durch Rußlands Nebergriffe verbitterte Reli­­gionsfrage war die Veranlassung des Krieges gewesen. CS war nur natürlich, daß man an ihre Erörterung nicht anders als in Gegenwart Ali Pascha’s gehen wollte, zudem hatte sie gar nicht mehr dieselbe Fassung, in der sie aufgestellt worden war. Das Kabinet von St. Petersburg hatte eine Verpflichtung in aller Form verlangt, die Des­halb, weil sie dem Anscheine nach nur auf religiöse Gerechtsame Bezug hatte, nicht weniger bemüthigend für die Pforte gewesen wäre, ihre administrative Wirksamkeit ge­­hemmt und jedwede erfolgreiche Reform in der bürgerlichen Ordnung der Dinge gelahmt hätte. Branfreih und England haben laut vor aller Welt anerkannt, daß die türkissche Regierung die Annahme solcher Bedingungen, welche der Ruin ihrer Unabhängigkeit ge­­wesen wären, zurücfweisen müßte, und wenn man sich auf den Text der vierten Garantie bezieht, so it es nicht zu erkennen, daß Rußland sich verpflichtet, seine Ansprüche fallen zu lassen und dem Sultan, vorbehaltlich der freundschaftlichen Mitwirkung und der Rath­­iglage von dessen Verbündeten, die Initiative der Maßregelr anheimzugeben, die im materiellen und sittlichen Interesse seiner Unterthanen zu treffen wären. Der Kongresse handelte es sie also gar nicht darum, theoretische Systeme zu Disfusiren, sondern nst am Die 8880. HNIÁON] eines Prinzipes, welches das birefte Gegentheil des Grundlages­ war, dessen Triumph die Mission des Fürsten Montfolkoff nach Konstanti­­nopel zum Ziele hatte. Graf Neffelrode hat si darüber ausführlich genug ausgelassen, um den Zweifel zu rechtfertigen, ob die russischen Bevollmächtigten sich innerhalb dieser Grenzen gehalten haben würden. Wahrscheinlich würden sie st, wie bei der, auf die Donaufürstentüimer bezüglichen Diskussion, über Die Motive der vierten Ga­­rantie getauft und vollständig außer Acht gelassen haben, dag auch hier nur eine Anmaßung Rußlands in Frage fand, in welche Europa nicht einmilligen konnte. Die jüngst in der Tűrtfet vermirklichten Reformen, deren nothwendige Folgen , der Eifer, den die hohe Pforte in der Anhörung unserer Rathschläge beweist: Das Alles zeigt, daß das Herz des Sultans den großmüthigsten Eingebungen offen is. Es kommt nur Darauf an, digt werden, daß Daß man diese Eingebungen ohne Störung in­ Werft gefeßt werden können; Daß man demjenigen, von dem sie ausgehen, aug in den Augen der Welt und feiner nothwendig, daß Rußland in Zukunft die Waffen eigenen Unterthanen V­erdienst davon laßt, und zur Erreichung Dieses Resultates aufgibt, des Grafen Neffelrode sollte man glauben, daß derselbe in St. Petersburg anders ausgelegt wird. IH gelange jett, mein Herr, zu Schwarzen-Meeres-Frage. Durchh­drungen, ein­erseits Davon, Daß der Vertrag vom 13. Juli 1841 nicht aus­­reicht um dem ottomanischen Neid­e eine unmwandelbare Völferfamilie zu sichern, andererseits von Stellung den Gefahren, dem rulfischen Medergewichte in Auf dem Mie­­eg unumgänglich, deren es si­ch näher be­­dient hat, um abwechselnd nüßliche Reformen zu verhindern und die Bevölkerungen gegen ihren Souveratin zu reizen. Das ist der Sinn des vierten Bürgschaftspunktes, und bei Lesung der Depesche denen die Tűrfet durch­ die Vermehrung der russischen Pontusflotte ausgefegt wird, haben Frankreich, England und Oesterreich erklärt, Daß Die Meerengen-Konvention veoidirt, oder vielmehr vervollstän, im schwarzen Meere ein Ende machen und zwischen den beiden Uferstaaten dieses Binnenmee­­res das, durch eine Neihe uinseliger Ereignisse vernichtete Gleichgewicht wiederherstellen Präliminarkonferenz vom 7. Jänner den beiden Bedingungen dieser Proposition, die sich aus sich selber er­­tärt und seinerlei Zweideutigkeit kaum gibt, zugestimmt: im Glauben an seine Adhdsion an Vertreter Frankreich’8 und England’8 in Wien mit ihren Vollmachten betraut worden. Die kaiserliche Regierung und die Negierung Ihrer britannischen Majestät muß­­ten, es, annehmen, daß das Petersburger Kabinet­tt zu den, doch die Situation gebotenen Opfern entschlossen , und in dieser Erwartung wurden die russischen Bevollmächtigten eingeladen, von einer Initiative Gebrauch­ zu machen, durch welche die Würde ihres Hofes sicher­gestellt werden sollte. Auf Ministeriums, 31­er Verleu­mdeten der hohen Pforte, Mäßigung liegt auf der Hand, einlasfen, ist­ die Weigerung des­­ Petersburger zu Denen es bereit wäre, haben die mit ihr im Eiverständniß, jene, im Annex des elfften Protokolles verzeichneten Bedingungen vorgelegt. Unsere Forderungen zu rechfertigen, mein Herr, werde Die Interessen Europa’s im Schwarzen Meere zu charakterisiren und darauf zu prüfen, Da die Doppelte, von Rußland vorgeschlagene Ljung jenen Interessen die Satisfa­tion gibt, deren Er­­langung unser Ziel Ausschlicklich durch die Küsten zweier benachbarten Staaten begrenzt, den frem­­den Kriegsmarinen verschlosfen, war der Pontus gleichsam ein geworden, wo nur zwei, an Kraft ungleiche Gegner tige, Armee, fig, in ihren Zitadellen und auf ihren Alenden eine, Turnierfeld der Schwächere dem Stärkeren auf Gnade und Ungnade preisgegeben. Eine furchtbare Beste beherbergte bereite Flotte. Diese Kriegszurüstung, für stets der Einschiffung gemäß­­Augenblic Die Vertheidigung überfief­­künftig die türkische Hauptstadt , das undurchdringliche Geheimniß, verproviantiren fänden. Opfer auferlegen, einen Pforte das eine permanente in das sie gehüllt war, erhöhte noch eine Gefahr, über die sich, bei dem geringsten Anzeichen einer herannahenden Krisis, ganz Europa beunruhigte, gingen welche Einmal gezwungen, troß der Anstrens die Geschichte unwürdigen wird, zu den Werten zu greifen, sind Frankreich und England es st selber, sind sie es ganz Europa schuldig, dieselben nicht vor Bel­endung ihres Werkes niederzulegen. Dem Friedensfehluß, den macht Rußlands im Schwarzen Meer ein Ziel feket? Pforte immer als ein Mittel ihrer Sicherheit betrachtet Hat, das Öffentliche Recht Europas sie erringen werden, muß eine Dauernde Ruhe folgen. Wäre diese Sicherheit die Folge einer oder der andern Kombinationen , welche Graf Neffelrode empfiehlt? Sollten mit einem Wort diese beiden Systeme Yeber: Das erste, nämlich dasjenige, wel­­ches auf dem Prinzip einer vollständigen und gegenseitigen Eröffnung des Bosporus und der Dardanellen beruht, zieht die Aufhebung eines Grundiages nach fi, melden die Zahl seiner Schiffe zu vermindern, indem es vorschúkt, steht heute nicht an von der hohen neuen Zugang zu vermehren; und al Erfaß für diese Vortheile willigt zugestanden­­ wurde, müßten dingungen geschlossene Frieden dem ersten besten Zufall in in die Souveränitätsrechte ihrer Unabhängig­­keit in ihren Binnenge­wässern, in der großen Lebensader, die si durch ihre Hauptstadt zieht, zu verlangen. 3 fordert für sich das m­ittelländische Meer, das Heißt die Mittel und den Vorwand, seine Seemacht in großen Proportionen es ein, daß fremde Geschwader schwarzen Meer eine Kriegsgefahr enthielte. nothwendig wäre Rußland zu existiren, und der Ziver des dritten Garantiepunktes wäre verfehlt. Würde dieser Zweck durch die Annahme des zweiten vom Fürsten Gottscharoff und Herrn von Titoff entwchselten Systemes besser erreicht werden ? Die Meerengen bleiben zwar geschlossen, aber­ der status quo ante bellum műrde wieder hergestellt, und die zufftische Marine würde sich Hinter den Mauern ihrer Häfen wieder in guten Stand fegen und vermehren, und nux erst, wenn der Sultan die Ge­fahr eines Angriffes sähe, dürfte Appell wäre ein neuer Krieg, der zugleich­ beweisen wü­rde, mächte gewesen, und daß der Feind, dem sie es überlegen, Die Antwort auf Diesen unvorsichtig die­net, sie heute bekämpfen , seine Macht regenerirt habe. Könnten sie, wenn in eine Transaktion willigen, die ihnen nur eine doch voraussichtliche Störung getrübte Ruhe bieten wü­rde? endlich has Weberge­wicht Nußland’s im schwarzen Meere vernichtet, wenn man Augenblick, in welchen der Frieden geschlossen wird, genöthigt wäre, um ein Mittel zu deuten, durch welches dem Webergewicht eines Tages­ ein Ende gemacht werden Ente? Es ware ü­berflüssig,mein Herr,dieses Raisonnement fortzusetzen­,und ich g­aube bewiesen zn haben,daß das Kabinet von St Petersburg,indem es die Deffnung oder Schließung nicht einhielt, welche es eingegangen rufsische Projekt, ist, indem als Prinzip annahm, es sicht. Wäre in dem­ die Verpflichtung sich bei den Wiener K­onferenzen re­präsentiven ließ. Um dieses Urtheil zur vechtfertigen, will ich nur daran erinnern, daß­ Graf Buol­in­er weder eine gdfung noch die Grundlage einer solchen blos die Mittel an­­entet, durch welche der maritimen liebermacht Rußland’s entgegengewirkft werden müsse, wenn diese bereits die Pro­­portionen einer erreicht hätte, aber er weicht keineswegs hin, d­iesem Ab­ergewigt für im und einen regelmäßigen Stand der blieb­­ten und die Niederlande unter angenommen haben, sei um die Keine eines Ziciefpalts zwischen den Nachbarstaaten zu erfüilen. Soll ich ein Detail anführen, hab wir im Widerspruch stallirt würden, das Crequatur zu welches der der Souveränität Naßlands gebührenden Achtung betrachtet? Ex Wölferrecht Recht ableugnen wollten, den Konfuhr, werde diese Prätention. Wir haben verlangt, daß Feine Desidenz das Interdift treffen dürfe ; aber es wurde vorausgesegt, daß nach den Gefeten der russischen Negierung verfagt werden konnte. 34 Habe, mein Herr, dieser Sache hatten wir einem Konsul aus plausiblen Gründen, die seiner Person und nicht dem Posten anhängen, die Beh­ilfigung Geister wörtlich gemacht werden konnten für die Fortlegung eines Krieges, den sie eben richtig und bereitwillig beendigen wollten, selben ihre Feindseligkeit ist nicht, wie man sagt, unversührlich. Sie wollten Rußland niemals einen Frieden aufbringen, sie einen überschreiten wollte, der Einfluß, feiner w­elder den Kreis feiner die man ihnen zuschreibt, Ehre oder feiner Würde geschadet hätte; aber die Notwendigkeit hat ihnen eine Aufgabe gestellt, welche sie mit Hilfe der göttlichen Bez­­iehung zu lösen mwissen werden, und das wieder gekräftigte Europa wird ihnen Dank wissen, legitimen Wirksamkeit weit müffe. Nach einer ersten Zögerung hat Fürst Gottscharoff die Heute zwelos erscheinen würden. eine zu deren Aufnahme und zum Lichten Hatte nur Eine mögliche Bestimmung. Die es hat das nicht zugeben wollen, was Frankreich, England, in seine Grenzen zurückgemviesen haben. Ich ermächtige Sie, diese Depetche Heirn , ich wiederhole Drohung gegen wendigermweife­l der Dinge herbeizuführen.“ Das Kabinet von St. Petersburg hat Sm­eden wiedergegeben hätte, verweigert. D8 ihm zitiet hat, ausgemichen; vertrag mit Persien, dieser Macht die Verpflichtung im Tarpischen zeitweilig dadurch momentane ein Ende werden daß ft die Konzessionen anzuzeigen, in einem Meer Zutritt haben, wo zu verhindern. Frankreich und England hegen Eben aufgenommen sich Frankreihh und so wenig Ich Um die Ueberwachung auszuüben, unerträglichen Gefahr das Erpose beendigt, und die Ueberzeugung gewinnen, daß zu unterbrochene Anmwesenheit der und anglosfranzösischen in welchem ausgefeßt wäre, er seine Allitvten herbeirufen. der Dardanellen und des Bosporus machen Dieere zu versagen, das ausschließlich versagen oder mit dem in der werde einander entziehen, geschloffenes der Anfer . Niemals wurde­ Rußland, seine Ehre und seine Aufgeben zu beendigen, den Frieden England ich in ift war und der der mich ziehe es vor, verschiedenen fir immer bie 3. 184 das eutrophischen auf Details Zeiträumen oder ich nicht versuchen: ihre wirft uns vor, von St. Petersburg das in­­­ gegenüberstanden , das si weigert zu befestigen, jedem im der sie weder einen Hafen, noch einen Ort fich Das wäre in der That ein Beweis, welcher der Welt den Autorität der Beispiele, die man selbst, in seinem­ legten Friedens: die Schifffahrt russischen Flottillen reservirt die Vereinigten Staat in den Hafen des schwarzen Meeres ich hoffe, alle unparteiischen die Westmächte nicht verant: so auf: es versucht haben, den Ausbruch­ des­­. . . und ihren Kollegen mitzutheilen, wie­der auferlegt den zu deren Recht ihnen indirekt schwierigsten .Hierzu kommt noch die wichtige Nücksicht, daß der unter solcten Ber­bie nuth­­Flotte im daß, es in Schach zu halten; sein Uebergewicht hätte nicht aufgehört der legten Zusammenkunft, am 26. April, erklärt hat: „Daß mie diesen Ausgleich, Graf Neffelrode ist es hat vergessen, Daß es verschiedenen Formen es um einen Krieg dem sie und im Kabinet zu die Gesinnungen nicht, hat, als sich das ein Außeracht laffen Zur Statisti der Pester Universität. I. Nachdem die ehedem bestandenen zwei philosophischen Jahrgänge, welche von Webertritt aus dem Gymnasium zur Universität zu vermitteln, und somit gewissermaßen ein nothwendiges Glied in der früheren Stu­dienfette zu bilden hatten, in Folge der neuen Studieneinrichtung eingingen, oder viel­­mehr in die reorganisirten Gymnasien aufgingen, so haben die gegenwärtig bestehenden philosophischen Studien theils den erhabenen Beruf, denjenigen,

Next