Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1855 (Jahrgang 2, nr. 227-253)

1855-10-25 / nr. 248

= Abendblatt des Pefter Llop. Donnerfag, 25. Oktober. Mrd, 248, Den, 1855. Telegr. Depefche Der , Defterr. Enrrefponden;.‘‘ Ddeffa, 21. Dftober. Am 17. wurde das Fort ten Flotte zur Uebergabe gezwungen. Tags darauf sprengten die Neffen am frühen Morgen selbst die Befestigungsnwerfe von Otsehakoff in die Luft. Noch immer weiß man hier nicht mit Bestimmtheit, ob und an welchem Punkte von Perefop eine Ausschiffung von Landtruppen statt­­gefunden habe. (Die neulich gemeldete Ausschiffung auf Tendra wird dadurch wie­­der zweifelhaft gemacht.) Se. Majestät der Haifer M­erander ist von Nikolajeff nach Elisabethgrod abgereist, úg . Meft, 25. Oktober. Dem Beginn der Operationen gegen Cherson sieht man in diesen Tagen entgegen: die Mehrzahl der kleinen Dampfer im asowischen Meere hat Befehl erhalten, zum Gros der Flotte zu stoßen. Als sortheilhaftesten Punkt für die Ausschiffung des eigentlichen Operationsheeres bezeichnet man Sburjewta im sündstlichen Winkel des Dnjeprliman’s, von wo aus Aleshfi in ein paar Stunden zu erreichen wäre. Nach dem „Moniteur“ vom 23. haben die Alliirten in Kinburn 174 Kanonen erbeutet. Ueber die weiteren Pläne Rußlands lesen wir­dt, der „Berl. Dir. 9.7. E“ stegt ung heute ein Petersburger Brief vor, der von eingemeich­­terter Stelle kommt, dem wir folgende Data entnehmen Fürst Gortschakoff hat dem Kaiser die Schwierigkeiten vorgestellt, noch länger die Krimm zu behaupten, und des­­halb, um Anweisung gebeten, ob er dieselbe räumen oder es noch auf eine große Schlacht ankommen hassen solle. Der Kaiser bat in Folge davon die beiden Militärbevollmäc­­higten bei den beiden deutschen Großmächten,­ die sich in seinem Gefolge befanden, die Grafen Stadelberg und Bendendorff, nach der Krimm gesendet, um ihm persönlich genauen Bericht von der ganzen Sachlage zu erstatten ; von diesem Bericht also wird es abhängen, ob er den Befehl ertheilt, dort das Feld noch länger zu behaupten oder die Krimm zu räumen. Demselben Briefe zufolge hat sich der Kaiser in Nikolajeff den Buß verstaucht, ohne dadurch aber wesentlich in seiner Bewegung gehindert zu sein. Englich liegt noch folgende telegraphische Depetche vor: „Bis zum 22. Oktober ist zwischen Kinburn und Nikolaieff nichts Neues vorgefallen.­­ Einige feindliche Schiffe haben es versucht, den Dnjepr und Bug hin­­aufzufahren, sie kehrten jedoch bald zurück und fanden sich gestern wieder auf ihren alten Bow ein. Die Hauptflotte befindet sich In den Umgebungen der Landspise son­nburn. Die spanische Regierung hat dem Marschall Deliffier und dem General Simpson das Großkreuz des militärischen St. Ferdinands- Ordens, ven Generälen Canrobert, Bosquet und La Marmora das des Ordens Karls II. verliehen. 7 Der "N. Preuß. 3." wird aus Wien geschrieben : Man beschäftigt sich hier eifrigst mit der Frage Über die Organisation der Für­stenthü­mer. Jedenfalls ist es Zeit, wenigstens irgend­eine vorläufige Anordnung hierü­ber zu vereinbaren, da bekanntlich nach dem Vertrag von Balta­timan die Funktionen beider Haspodare schon im Mai 1856 aufhören, und eine Erneuerung der alten Wahlumtriebe unter den Bojaren bei der jenigen Lage der Dinge nicht unein­­schenswerth sein kann. Wie ich höre, sind es besonders folgende Punkte, die bei der neuen Organisation maßgebend sein dürften: 1) Beschränkung der Durch das reglement organique begünstigten Bojaren-Oligarchie durch, Abschaffung der Wahl und Einlegung eines erblichen Sürsten, so­wie durch gelegmäßige Zulassung eines jeden Befähigten zu den öffentlichen Meitern, die bis dahin ausschließlich in den Händen der Bojaren waren; 2) allgemeine, gleichmäßige Besteuerung auch der bisher steuerfreien Bojaren ; 3) Abschaffung der Sklaverei und Hörigfett und Anfässigmachung der wandernden Zi­­geuner und Juden; 4) Eröffnung der Fürstentbh­mer für fremde Kapitalien und fremde Industrie (bisher war den Stempen jeder Befig Iegender Güter verboten und den In­­dustriellen des Auslandes alle Gelegenheit abgeschnitten, hebend und fördernd einzumir­­ten). Schließlich würde wohl die Frage wegen der Konsulate in Erwägung gezogen werden. Bei der Schwäche und Lüdenhaftigkeit der dortigen Institutionen kommen sie leicht in Opposition gegen die dortigen Behörden. Besonders hat Oesterreich fest ein großes, unweites Neß von Konsulaten dort ausgespannt, welches bei strenger Gliederung und festem Zusammenhalten jedenfalls schon fest eine bedeutende Macht bildet, deren Einfluß wohl nicht so bald weichen dürfte, Aus Wien wird und geschrieben: Die Chancen des Hauses Rot­h­­schild für den Abschluß einer Gründung der großen österreichisäen Hypo­thetenbant begeinen sich immer günstiger zu stellen. Herrn von Rothe Schild , hatte in der seäten Zeit beinahe täglich ‚längere Besprechungen mit Herrn von Bruch. Ueber den Zweck der Reise Des Herrn Ministerialrathes von Brentano nach Berlin erfahren wir, daß Dieselbe die Notizung der österreichischen Papiere an Der Berliner Börse betreffe, Die , B. B. 3.” erfährt von eben dorther: Das Konserpat wird Mitte November publizirt werden. Es geht, wie ich versichern kann, sein anderes Hindernig entgegen, als die noch nicht erfolgte Promulgation im päpstlichen Konsistorium. . Diese wird, in­ den, ersten Tagen, des künftigen Monats erfolgen. — Die Baarzahlung wird an der Bank, wie man heute versichert, schon mit dem 1. November rücksichtlich der Digiontirung auswärtiger Wechsel ihren Anfang nehmen. Wann die Bank auch an das Publikum in Baar zu zahlen beginnen werde. Darüber ist hid fest ein Be­­schlag noch nicht erfolgt. Das wird von den Ansprüchen an das Wechsel­­somptoir abhängen und von der Realisirung der Domänenverläufe. Die Diplomatie nach dem Fall Sehbaftopols­ habe ab­war­­ten sollen. Diese Thatsache und der vertraute, unausgefegte Umgang des Breiheren mit dem Baron Hübner sprächen Herrn laut genug für sich Sinne des Wortes beigelegt habe, wo sie Bollmachten und Beglaubigungsschreiben er­­fordert. Der Korrespondent erinnert ald dann an das Faktum, daß — nach Abweisung der Österreichischen Matproposittionen — die Basen wurden mit einem Vorbehalte, der es der Wendung einerseits den Forderungen zu erwirken, des Westens selber, wenngleich des Dezembervertrages eine weitere Entwicklung strengsten festgehalten anheimstellte, zu geben, und andrerseits eine Verständigung zwischen den Alliirten über die Auslegung des drit­­ten Punktes ggg­ete­n Se­bastopol’s;nun habe mit Einem Schlage die Verfallszeit des, im 5. Artikel des Dezembervertrages von Oesterreich ausgestellten Wechsels herbeigeführt : Frankreich und England wären nunmehr berechtigt, auf die sofortige aktive Kooperation ihres Ak­tisten zu dringen. Deshalb habe das Wiener Kabinet die Absichten der West­­mächte sondiren­ wollen. Die, den Kontrahenten des Dezembervertrages vorliegende Alter­­native sei einfach die: Sollen sie den Sriedben durch Unterhandlungen a RT­A A aga th be­­anstreben? ; § ‚Im ersten Sale würden Oesterreich und der Werften sich über ei­n­tum verständigt haben, dessen Nichtannahm­e durch den­­ Kiel­ehr­­­gung Oesterreichs, dessen Annahme die Eröffnung von Friedensprä­­liminarien in ihrem Gefolge gehabt hätte. Aber man wollte in Paris und Lo­don der Welt nicht noch ein Mal das Schauspiel unfruchtbarer Negoziationen und russischer Zergiversationen geben. Weder direfte noch und trefe Verhand­­lungen mit Rußland, das fand feil. Oesterreich, als Verbü­ndeter des Westens, durfte nicht vermitteln. Preußen, von jeder Theilnahme am der Re­­gelung der orientalischen Stage aus gefehloffen, konnte es nicht. „Frankreich — sagte Herr Drouin de P’HU 98, als die Verhandlungen mit General Wed­el abgebrochen ne­ig ad fire bie ee San Marino’s annehmen ; aber die­­jenige Preußens niemals! niemals!“ Ettenm­et tm­alu lie­nneunitionsen ft d fimmte diesem Ent­r­emoratze,den Krieg fortzecken,bis Ru­ß um Stíieben bitten wird, verbindet aber N hi B­eon noch den EN­ik, jenes Ansehen Rußlands, durch das besonders Deutschland fett den Ereignissen von 1815 sich b­lenden tief, zu verstörenz der Welt zu zeigen, doch, welche Selbsttäuschung sie dahin gelangt war, sich ein übertriebenes Did von der mostomitischen Macht zu entwerfen, den zukünftigen Einfluß des Cz5aren in Europa auf das richtige, den wahren Verhältnissen entsprechende Maß zurüczuführen. Der moralische Nachsschlag muß aber für Rußland um so ver­­hängnißvoller werden, wenn es dem Westen allein gelingt, die Kerimm zu erobern. Deshalb ziehen Frankreich und England es vor, sich auf dem Kriegstheater volle Frei­­heit des Handelns zu bewahren, und verzichten fürj­et freiwillig auf die Vollziehung des Ss, 5 des Dezembervertrages. Gie­bh­az benfid vor der Hand nur der materiellen Untersütung Defter­­reis für den Ball vergemwistern wollen, Daß ihre eigenen Kräfte der gestedten Aufgabe nicht gewachsen wären oder der a a a HE d­eat­ik annähme, den Krieg im Allgemeinen Zwölf französische : „De österreichsche Armee wird, so zu sagen, die « unbestimmbare Eventualitäten bilden. Ihre Hu­n­de aber­­ wollen die ANBEHAC, fähig, deshalb frei haben, um die berühmte Erfindung des Grafen Neffelrode die Pfändungstheorie gegen Rußland Eehren zu können. Wie der Reichs­­kanzler am 2. Juli 1853 erklärte, der Czar werde die Donau­fürstenthümer behalten, bis Die Pforte zu besserer Einsicht gekommen, so wird der Me­ten die Krimm behalten, bis im mossomwitischen Kabinett die Mäßi­­gung die DB­erband gewonnen Nur handelt der Meften dabei frast des Eroberungsrechtes, während Rußland ohne Kriegserklärung feierliche Verträge brach. „Zwischen Oesterreich und dem Westen schwebt nur noch, Eine Frage, die aber erst nach der Eroberung der Krimm auf's Tapet kommen wird: Was ist zuthun wenn Rusland ab­dann ernstlich den Frieden winscht? Diese Frage hat ihre fr­ei Rube m­ ar fachliche Seite, . .,eerregt der einzige Kanal,durkhehender Fri­ed­ensvorschläge nach Paris und d­en EP­A fann. Man ist nun übereingenommen, Oesterreich solle sich nur zur Nebermittelung von Propositionen verstehen, Die so redigirt sind, daß sie, ohne jeumede weitere Diskussion oder Sormalität, d­urch Die bloße Unterschrift der friegführenden Parteien in Friedenspräliminarien verwandelt er den Fünnen Der Petersburger Hof muß, seine Vorschläge als bindend für si­e selber aner­­kennen, obschon es dem­ Westen freisteht, sie anzunehmen oder zu vertreffen. „Was die materielle Seite der Fragennbetrifft, so versteht es sich son selbst daß sie die Bedingungen eines Friedens noch, nicht haben detailleren lassen,, bei dessen schließlicher Abfassung die ferneren Kriegsereignisse so schwer ins Ge­­wicht fallen müsen. Man hat sich über allgemeine Prinzipien verständigt, welche das Einvernehmen Oesterreichs und des Westens nur b­efestigt haben. Bis jetzt hat der Westen seine Friedensbedingung außerhalb der vier Punkte aufgestellt­; läßt jedoch der­ mossomwitische Uebermuth diefe legte Gelegenheit unbewust vorübergehen, so werden Stanfreid­ und England auch eine Ent­­schndigung für die Opfer verlangen , die sie der Herstellung des europäischen Gleichgewichts und der Konsolidirung des­ Weltfriedens gebracht.” Schwarzes Meer, die „N. Pr. 3.“, hat während der legten Wochen Die tuffishe­ra Belt das Reitereigefecht vorwärts von Eupatoria, welches die Auffen hócít unangenehm erscheint. Jene Batterie beigegeben zwar in Bezug auf betrachtet, für Schwarzonen, deren Gesammtstärfe gewiß nicht mehr als zwölfhundert Pferde betrug, siegz­ten über und Dishafoff, eine berit= von Sínburn die möglichen Folgen dieser en zu berechnen. Ob vollkommen ausgerüstete und starr defekte Kriegsschiffe den Bu aufwärts bis Nikolajeff oder im Dnjepr bis Cheron­a­on­ der errungene Vortheil Vorausge­­mitgebracht besonders den Engländern interessante Nikolaieff am besten wohl auf dem linfen Ufer 008 Bug, etwa von Stanislaw aus, welcher Ort nur un­­gefähr sieben Meilen von N, entfernt ist, so daß die gehörige Verpflegung werden konnte. Bon Dtschaioff aus­ der ration überhaupt. Kindum und dem Zielpunkte Perefop liegt ein Raum vor beinahe dreißig Meilen, ein spärlich beiwohnter, auf welchem als durch Nachtchub zu ernähren gewiß nicht ausführ­­bar ist. Wie zahlreich die Flotte der Verbündeten immerhin sein mag, ers Kinburn und der Meerenge Kinburn von der alliert = Sp­einem, Wien, 17. Oktober datirten Schreiben, Korrefbondent des „Conftttuttonnel® Brief dem Blatte zugezogen. Herr nunttatur in Konftantinopel beftimmt und dodj Poften noch nicht sollzogen, 9. Wrofefd nie fid zuerft 4. Prokefch fet feine der Küfte zwifthen rechtfertigt der bekannte gegen das Dementi, fehter fel fett zwei Monaten für die Inter­definitive Ernennung zu diesen eine diplomatische Mission das sein weil die Regierung seine Rückkehr aus Paris der Kriegsereignisse der Briefsteller in jenem nen, wohl wir zweifeln an der Möglichkeit des Gelingens, it unbekannt und „Mancherlei Mitgeschhd, ganz war­ nicht, unerheblich, Sodann eben Die, Westmächtlichen eine stehen ihnen zwei Wege wohl bewirft gegen etwas es vollkommen die Truppen anders Zwischen ein Weniges weiter, Die Verbindungslinie, zu unternehmen, richtig­st, aber, an sie die Eroberung offen. Entweder sagt sich ein fehlverlid fwáderes Uhlanenregiment, bem oben ein Dennoch ist­ es schwierig, wahrscheinlich; angemesfene wäre vaher fediglich durch Operationen zu Lande auszubeuten. jest, vak haben, des Operationsforpe gehend wäre ver Marsch um Dniepr im Angesicht des Feindes überschritten werden, schwieriges Unternehmen ist. D­er sie Bafió bewugend, taurischen Halbinsel Fürst Gortichat oft durch Nachsichten auf die Verpflegung genöthigt, zu räumen, Truppenzahl rüden doch müßte was Gelänge bag, daß die Krimm vdl. nicht Ruklann Aber und weshalb an der Oper gegen dann a immer ein­fachen, Skinburn als sogenannte ver­tuffischen Armee in der b. würde die Krimm so erhielte der diesjährige Feldzug einen gemeiffen Abschluß, ob­­fer. das

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