Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1856 (Jahrgang 3, nr. 101-124)

1856-05-28 / nr. 121

Die einzelne Nummer fostet 1 Er. em, Abendblatt des Peter Floyd. =: Medaktions- Burean, Do­­rotheagafle FREU gy 1 RN) SHELL ro. 121. erften Stoc, REN HE, N InTEzET 7 Üryyrko® Def, 1856. Áittwod , 28. Mai. Weit, 28. Mai. (V.-D. 3.) Die Stadt Pest Hat bei der Allerhöchsten Vermählung Ihrer Majestäten gelegenheitlich des defretirten Baues eines städ­­tischen Armenhauses und zahlreicher Wohlthätigkeitsatze, — auch Die Anferti­­gung eines in Silber getriebenen — die Allerhöchste Trauung darstellenden — Tableau’s befehloffen, welches aber wegen eingetretener Erfrankung des ursprüng­­lich damit betrauten Künstlers erst in der jüngsten Zeit vollendet werden konnte. Auf die gestellte Bitte des Stadtmagistrats Haben Se, fatserliche Hoheit der Durchlauchtigste Herr Erzherzog Generalgouverneur Kieses Tableau nachträglich, und nach vorher eingeholter Allerhöchster Genehmigung im Namen der Stadt He, Sr. Majestät dem Kaiser unterbreitet. Allerhö­chstnieselben geruhten solches Hub­reicht entgegenzunehmen und mit Allerhöchsten Handschreiben vom 20. ,d. M. Allergnädigst anzuordnen, daß den Bewohnern der Stadt Pest sowohl dafür, als für Die, bei diesem Ereignisse überhaupt an den Tag gelegte treue Unterthanengesinnung, das Allerhöchste Wohlgefallen zu erkennen gegeben werde. Telegraphische Depeschen der „Dei terr. Korresp.“ Konstantinopel, 21. Mai. Der ET, Internuntiug Frhr, von Pro­­tfeld hat sich nach den Donaumündungen begeben. Der russische Staatsrath Pifani hat seine offiziellen Besuche bei der Pforte abgefattet Notablen der griechischen und arme­­nischen Hajas sind zur Theilnahme an mehreren Staatsrathfibungen zugezogen worden. Safvet Effendi und Dermish Pasha sind nach der bessarabischen Gränze abgereift, Turin, 26. Mai. Folgende Defebentwürfe sind den Kammern vorge­­legt und als dringend bezeichnet worden: Bau einer Brücke über die Magra, einer Eisenbahn von Joren nach Chivaffa und von Acqui nach Alessandria, Anfona, 25. Mai. Provenienzen aus Griechenland , um zugelassen zu werden, müssen mit einem Zertifikat des päpstlichen Konsuls über volkom­­menen Gesundheitszustand im Königreiche und in den türkischen Nachbarpro­­fungen versehen sein. P­alerm­o, 21. Mai. Wegen Tryphusfällen in Malta werden Prove­­nienzen von dort bei glücklicher Bahrt einer zehntägigen Sontumaz nebst Lich­­tung der Waaren und Effekten unterzogen, bei unglücklicher Hingegen zurück­­ge­wiesen. X Wien, 27. Mai. Wie ich aus zuverlässiger Duelle­s vernehme, sind zwischen dem Finanzministerium und dem Sufiigministerium Berathungen über Aufhebung des Wucherpatentes im­ Zuge­ng if eine gänzliche unbescränkte Aufh­ebung der Mu­ttergefebe und unbedingte Freigebung des Geld»­verzehrs beantragt, so Daß es den Kapitalisten und Geldverleihern in Zukunft ganz freistehen wird, den Preis ihrer Darlehenskapitalien selbst zu be­­simmen. Man ist von Der Unmöglichkeit überzeugt ein Mauchergefeb zu schaf­­fen, dag den Wurher im engeren Sinne, nämlich „alle Benühung des Nothe­standes Anderer” aufgefaßt, mit Strafe treffen und zugleich den freien DBer­­fehr unberührt lassen sol. Ich habe auf diese bevorstchende Mafregel schon in meinem Briefe vom 24. 9. M. leise Hingedeutet, und habe eine Direkte Er­­wähnung Derselben nur deshalb unterlassen, weil ich wegen der Wichtigkeit eine Bestätigung Der Nachricht und die eben geschriebene bestimmtere Mitthetz lung erwarten wollte, um sie Ihnen mit ziemlicher Sicherheit melden zu können. Jo schneller diese Mafregel in’s Leben tritt, desto wohlthätiger wird sie in unserer kreditbedürftigen Zeit wirken, wo es, um unsere industrielle Schät­­tigkeit nicht in Stagnation gerathen zu haffen, dringend geboten ist, alle Schleußen des Kredites zu öffnen. Die bezeichnete Reform wird gewiß nicht zu den am­­ wenigsten einflußrei­­chen und tief in Das gewerbliche Leben Oesterreiche einschneidenden gehören, welche der kraftvolle Geist des Reiters unserer Finanzen in Oesterreich einge­­führt hat,­­­­ mehrere Waffen füllte, in alle Kaufladen der Postgasse drang ; im herrschaftlichen YWiett,27.Mai-Gestern Abend wurden die Lokalitäten der Abend­­börse mit einer gewissen Feierlichkeit eröffnet.Wie Siewissen­ war die frühere Gesetzgebung nicht besonders wohlwollend gegen die Abendbörse und stellter verschiedenen Malen ihre legale Existenz in Frage.­»In neuester Zeit wurde wohl die praktische Nothwendigkeit einer Abendbörse anerkannt,allein die bisherigen Lokalitäten derselben waren mit so vielen Unzukömmlichkeiten für’s große Publikum begleitet,"daß die Behörden häufig deanasch nach einem würdigern Lokale an den Tag legten.Eine zahlreiche Menge Notabilitäten hatte sich gestern eingefunden,um dem feierlichen Akte anzuwohnen.Die Lo­­kalität ist überraschend schön.Ein langer luftiger Saal für das Hauptge­­schäft,dazu drei elegant möblirte kleinere Salons zur Besprechung der·"Ge­­schäfteleute untereinander. ·" Die Unterhandlungen der Kreditanstalt mit den Besi­tzern der Roschitzer Bahn sind bereits zum Abschluß gediehen.Die betreffende Bahn wird für den Steinkohlenkonsum Wiens von der größten Bedeutung sein,und es ist jedenfalls ein großer Gewinn für die Stadt,daß diese Angelegenheit so rasch zum Abschluß gediehen. A.L.Szegpard,25.Mai.Seit Menschengedenken war vielleicht kein solches Unwetter wie gestern hier.Nach 4 Uhr begann ein so heftiger Regen-daß man glauben moch­te,die Schleußen des Himmels seien geöffnet,u­m nie wieder geschlossen zu werden. I weiiger als drei Viertelstunden war der in der Mitte der Stadt Nentamte im großen Gasthofe hätte m­an mit Zillen fahren können.Ganze Floßbäume sah man schwimmen,aus manchen Häusern trug es sogar die Möbeln fort. .­­ In den Weingärten und Feldern,insbesondere aber in den ersteren ver­­ursachte dieser Wolkenbruch ungeheuer großen Schaden,ganze Reihen von Weinstöcken waren ein Raub desselben.Einzelne Weingärtenbesitzer veranschla­­gen ihren hierdurch erfolgten Schaden auf mehrere Tausend Gulden.Eine ganze Masse von Schweinen und Pferden besoffen.Leider fanden auch einige Menschen in den reißenden Wellen ihren Tod,drei Knaben von­ 42,9 und 3 Jahren,deren Eltern sonst kein Kind blieb,starben,indem sie,vom Weingarten hereinfahrend,das Unwetter auf dem Wege traf,und sie samthossen und Wagen fortriß. Ein gesunder,starker Mann in den besten Jahren war dz­war noch lebend gerettet,doch zweifelt man an seinem Auskom­men.Noch einige Anderer wurden vermißt.—­So Viel konnte ich bis jetzt erfahren,doch hört man mit jedem Augenblicke von neuen Unfällen,die stattfanden. Bemerkenswerth ist,daß in dem Orte Böcséng,7Xc Stunden von hier, keine Spur von einem Regen war.Hier war heute während der Morgenstun­­denmäßiger Regen-später jedoch milde Witterung. xPest,28.Mai.Die italienische Frage,sagte die »Times«jüngst,ist die größte Frage der Gegenwart;man sollte dies fast glauben,wenn man die Emsigkeit betrachtet,mit der die Journalistik aller Länder sich ihr zuwendet.Aus Paris schreibt man­ heute hierü­ber: Man hat gesagt,Prinz Napoleon werde nach Civita Vecchia abgehen, um den päpstlichen Legaten abzuholenz es ist dies jedoch falschz der päpstlich­e Abgesandte ist nur Vertreter eines Fürsten,nicht der Fürst selbst,und man denk­ hier nicht daran,dem Prinzen eine solche Mission zuzucnub­enz höchstens wird man einen Bischof oder einen Palastbeamten damit beauftragen.Dagegen glaubt man,daß der Prinz im Auftrage des Kaisers eine politische Mission nach Italien übernehmen werde. Einen interessanten Kontrast zu Cavour’s Noten berichtet die»Ar­­monia«;sie will nämlich die Abschrift einer Note der Regierung von Neapel an die Regierungen von Oesterreich,Preußenr und Rußland erhal­­ten haben,in welcher die unglü­ckliche Lage von Genua auseinandergesetzt, und eine Reorganisation Liguriens mit einem genuesischen Gouverneur an der Stelle des einstigen Dogen beantragt wird.(?) Die anderen Berichte aufhalien melden: In der Turiner Kammersitzung vom 20.J.wurd­e das Projekt,dem König Karl Albert ein Monument zu errichten besprochen,und er ging mit 77 gegen 32 Stimmen durch.—Am 19.d.wurde der Bo­­nelli’sche Lokomotivtelegraph amtlich geprü­ft.Die Versuche fielen­ zur vollkommensten Zufriedenheit aus. Man will wissen,daß wegen der in Piemorzt und Norditalien herrschen­­den Unruhe die Verkündigung des Jubeljahrs,welche­ am Jahres­­tage der Erwählung Pius IX.zum Papste am 16.Juni stattfinden sollte, verschoben ist.Der Papst soll sich sehr schwer zu diesem Aufschub entschlossen haben. — —­­Die von uns im Morgenblatte mitgetheilte Rede des Czaren in W­arschau hat,wie man von dort her berichtet,den günstigsten Eindruck­­gemacht,und soll der Enthusiasmus des Publikums für den Kaiser in steter Zunahme begriffen sein.Der Kaiser gedenkt,Tage in Warschau zu bleiben,in der Zwischenzeit jedoch Berlin zu besuchen. Das karsrussische Postdampfschiff»Wladimir«,ist,wie berichtet wird, am 24.d.mit 93 Passagieren,unter denen sich der englische General William­s,der Vert­eidiger von Jars,mit seinem Adjutanten,dem Major Tysdale,befand,von St.Petersburg in Stettin eingetroffen.Ge­­neral Williams und Gefolge setzte mit dem Mittagszuge die Reise nach Berlin fort,von einem zahlreich versammelten Publikum bei der Abfahrt mit einem dreimaligen Hoch beehrt. " In der,.N.Pr.Z.­«lesen wir darin auch,daß der königl.groß­­britannische Generalmajor Sir William William’s,Baronet, of Kars,nebst dem Generalsekretär Churchill von St.Peters­­burg,am 26.d.angelangt ist. Aus Kopenhagen wird unter dem 25.d.geschrieben:Der Kriegsminister Lüttichau hat in Folge des Beschlusses des Reichs­­rathes,welcher das Budget seines Ministeriums verkürzte,seine Dem­is­­­sion eingereicht,dieselbe wurde vom Könige angenommen.Der Kriegs­­minister Lüttichau führt interimistisch seine Geschäfte fort. Die»Oesterr.Korr.««begleitet den Rückzug der öster­­reichischen Truppen a­us den Donaufürstenthü­­­mern mit folgenden Worten: In ihren allgemeinen,internationalen Pflichten,wie in ihrer traktatlichen Stellung zu den Westmächten,hatte die k.k.Regierung seiner Zeit durch mächtige Heeresaufstellungen die provisorische Besitznahme der Donaufü­rsten­­thüm­er von Seite fremder Truppen rü­ckgängig gemacht,sodann in Folge eines Staatsvertrages mit derh.Pforte­ diese Länder militärisch besetzt.Es wurden dadurch die unter der Oberhoheit des Sultans stehenden Provinzen der untern Donau vor den weiteren Wechselsällen des Kriege und zugleich vor innern Aufregungen,welche in Aussicht standen,bewahrt.Die überwiegende Mehrzahl der Bewohner der Fü­rstenthu­mer verehrt dankbar die Dienste,welche Oesterreich und sein Herr ihrem Lande geleistet,sowie auch die Mannszucht und der achtmilitärische Geist der k.k.Besatzungskorps bei allen Gutgesinn­­ten die vollste Anerkennu­ng findet. Nachdem nunmehr der allgemeine Friede glücklich abgeschlossen ist,und somit das Hauptmotiv der Okkupation nicht mehr vorliegt,so konnten im Ein­­vernehmerr mit der hohen Pforte die Anordnungen zur allmäligen Räumung befindliche große Graben(Patak)soooll,daß das Wasser von selbem austrat­ s getroffen werden,und haben bereits die in der Moldau und Walachei stehenden die­ »

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