Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1856 (Jahrgang 3, nr. 226-252)

1856-10-09 / nr. 233

pe Die Nedaktich d­­einzefite b dhi­­ ti d Bureau, Dos Nummer en i [5 £ er D­rotheagaffe Fojtet u 9 No. 12 im Ur.CM. ersted­ Stock· Donnerítag, 9. Oktober. Htro., 233. Den, 1856 Xelegraphische Depeichen Der „Defiest. Eprresp.“ Turin, 6. Oktober, Lord John Ruffel if gestern hier eingetroffen. Genua, 6. Oktober. Die Herzogin von Orleans ist mit dem Grafen von Paris und von Eu hier eingetroffen und beabsichtiget einige Monate in der Umgebung zu weilen. Maris, 8. Oktober. Serrano hat heute dem Kaiser seine Beglaubigungs­­treiben überreicht. Prinz Napoleon ist Montag Nachts zu Paris eingetroffen. Einer Privatdepefche aus Madrid zu Folge ist Narvaez am 5. b. Mts. Abends dort eingetroffen. " R. Wien, 8. Oktober. Zum Bemeise, welchen schweren Stand Oester­­reich in dr Donaufürfeit Hümerfrage auch der Pforte gegenüber gehabt Hat, mögen hier Die Forderungen Erwähnung finden, welche die Türkei ursprüngli ih dieser Beziehung aufgestellt hat, da dadurch am Besten posamentirt wird, wie sehr Oesterreich stets bemüht war, nach beiden Seiten hin vermittelnd aufzutreten, um so­wohl das „Zu viel" als all das „Zu wenig" zu verhindern. Die Türkei forderte nämlich: Die Beibehaltung des Status quo, d. i. die Trennung der Fürstenthümer unter zwei Wahlfürsten, dann die Erhöhung des Tributs um beinahe das Doppelte des gegenwärtigen Ausmaßes, die Schleifung und Aufhebung aller Festungswerte und Quarantänen auf dem Iinfen Donauufer, endlich eine Erklärung der Großmächte, daß die Fürsten­­thümer integrirende Bestandtheile des romanischen Reiches seien. Es ist ge­wiß, daß es Hauptsächlich der energischen­­ Verwendung des Freiherrn von Hrotesh­ Dften zu danken ist, daß die Pforte von diesen Forderungen abgestan­­den ft, nachdem es ihm gelungen, sie Davon zu überzeugen, Daß diese Forde­­rungen weder in ihrem eigenen noch im Interesse der Fürstenthümer gelegen seien, und auf ihrer Grundlage wohl niemals eine Einigung bezüglich der fünftigen politischen Stellung der Donaufürstenthümer zwischen den Großmächten zu hoffen sei. X West, 9. Oktober. Kriegerische und friedliche Nachrichten, beide aus gleich verläßlicher Duelle, kommen uns heute über Die neapolitani­­sche Angelegenheit zu. So meldet unsere Wiener R­­orresponden; : „daß die Kriegsreserven einberufen worden sind,­­wodurch die Linienre­­gimenter, welche im Frieden mit den 15 Jägerbataillong 65.000 Mann zählen, auf beinahe­ 70.000 Mann (ohne die Jägerbataillons) gebracht werden. Eine besondere Sorge wird der Artillerie zugewendet, und ist dem Chef dieser Waf­­fengattung, Generallieutenant Silangiert, ein besonderer Kredit eröffnet worden, um alle Erfordernisse möglichst bald beizuschaffen. Die alten Laffetten werden durch neue effebt, Munitionsfarren angesgafft und ein großer Pontontrain angefertigt. Oben so groß ist auch die Thätigkeit im Marinedepartement. Die größere Zahl der Schiffe lag abgetafelt im Hafen, so bak nur zwei Fregatten, die zehn Dampffregatten und einige feinere Schiffe seetüchtig waren. Ein Befehl des Königs verfügte jedoch die unverzügliche Ausrüstung aller Kriegs­­fahrzeuge und es wird nun an derselben so rasch gearbeitet, Daß in kurzer Zeit die ganze Flotte, bestehend aus zwei Linienschiffen, 5 Irrgatten, 2 Kor­­vetten, 5 Brigantinen, mehreren Operetten, 10 Dampffregatten und 10 Aviso­­dampfern nebst den Kanonenboten zum Auslaufen bereit sein werden.‘ Dagegen wird der „De. 3." aus Neapel vom 29. 9. M. geschrieben : „Seftern ist hier der ML. Graf Martini, E Tf. österreichischer Ge­sandter am­ Königlichen Hofe der beiden Greichen, von Molfetta angelommen und hatte sofort Besprechungen mit dem Ministerpräsidenten, dann mit dem Minister des Neufern, Herrn v. Caraffa. Hierauf verfügte sich derselbe auch zum französischen Gesandten, Herrn v. Brenner. Es verlautete schon am 15. September , Sebterer habe bereits das vielbesprochene Ultimatum überreicht. In gut unterrichteten Kreisen wird dies jedoch bezweifelt. Inzwischen hatten die Direktoren im­ Kriegs- und Marineministerium, Oberst Picenna und Ge­neral Bracco, die nöthigen Vertheidigungsmaßregeln getroffen und Graf­ von Aquila das Oberkommando über sämmtliche Festungen übernommen.­­Nun feint die Sace eine günstigere Wendung zu nehmen. Der EL. FMEL. Graf Martini hat dem König Gerdinand ein eigenhändiges Schreiben Sr. Ap. Mai. des Kaisers Franz Joseph zu überreichen, und dürfte schon Heute in feierlicher Audienz empfangen werden. Ein freudiges Gerücht wird von Mund zu Mund erzählt : Se. Majestät der König soll sich in einem eigenhändigen Schreiben an den Kaiser Napoleon und an die Königin Victo­­ria gewendet haben, mit der Erklärung, er sei bereit, durch einen eigenen Gesan­dten (als solcher wird der Fürst Petrulla bezeichnet, welcher sich dermalen als FE, neapolitanifer Gesandter zu Wien befindet) den Kongreß in Paris zu befinden. Der Zünst würde nur nur von den bereits erlassenen Amnestie betreten, sondern auch von den Entwürfen zu neuen orgaz­nischen Gesethen, welche die neapolitanische Regierung im Königreich beider St­­eib­en einzuführen gedenkt, Die offizielle Mittheilung machen. Zu dieser Kon­­zession will sich der König Herbeilaffen.‘ Sreih. 9. Hübner, Lesen wir in der „Pr.”, war so wenig mit einer diplomatischen Mission betraut. Daß sich der österreichische Diplomat in einiger Verlegenheit befand, als er dem Könige von Neapel seine Aufwartung zu ma­­en hatte, denn seine Reife war so wenig diplomatischer Natur, daß er nicht einmal eine Staatsuniform mitgenommen hatte. Die Regierung in Toscana beobachtet nach der „Snd." in allen Dingen große Vorsicht. So soll Herr Landucci, Minister des Innern, die Bergnügungezüge auf der Eisenbahn von Livorno nach Florenz verboten haben. Auch durften die Badegäste zu Livorno am heiligen Jakobstage Fein Freuden­­feuer anzünden, weil diese Feuer den revolutionären Parteien zu Signalen dienen konnten. — Herr Baldafferoni, der tosfanische Ministerprä­­sident, hat Die Note de­s Grafen Cavour in gemäßigten Ausdrüsen beantwortet, für Suß den tosfanischen Minister unwiderlegte. Man glaubt, daß die tosfa­­nische Regierung zulegt fi zu einer Geldentschädigung an Herrn von Arte verstehen wird, der mit seinen Schülern aus Toskana verwiesen wurde. Die Verhandlungen, welche wegen Räumung des Kirchen­staates in der Sch­webe sind, gehen nach der „A. 3." ihrer endgültigen Entscheidung entgegen. Sehr zweifelhaft bleibt es jedoch, ob sich dieselbe bei der bestehenden­ Sachlage auch auf Ferrara und Ancona, als die michtigsten strategischen Punkte der Offfette des Staates erfrieden wird, zumal die im Bör­mischen eingenommenen Truppenanmwerbungen sich nicht des hellen Resultates rühmen können. » Eine Konstantinopler Korrespondenz Vom 17.Sept. im»Hamb.Korr.«schreibt:»Nicht geringe Ueberraschung unter den Pforten- Ministern brachte die unter dem 10.d.abgegebene Erklärung Oesterreichs hervor,daß dasselbe seine militä­rische Occupiring der Donau­­fürstenthü­mer nicht eher aufhören lassen werde,als bis von den Bes­­­timmungen des Pariser Friedensvertrages auch das kleinste Jota Vollständigst erfüllt worden sei.Sind wir recht berichtet,so hätte Fuad Pascha sich noch an demselben Tage an die Repräsentanten der Westmächte gewendet und diese zur Vereitelung jenes Vorhabens aufgerufen,ohne jedoch seinen Zweck erreichen zu können,denn Lord Redeliffe soll sich Anmut­ österreichisch­ aber keineswegs verheißungevoll ausgesprochen,Herr v.ThouVenel aber kurziweg erklärt haben­, daß das Wiener Kabinet im vollsten Rechte sei.Seitdem ist unter den Os­­manen der albern­ Glaube verbreitet,daß zwischen­ Oesterreich,Frankreich und Rußland eine Verschwörung gegen­ die Integrität der Pforte im Werke sei. Die tü­rkischen Staatsmänner lächeln zwar über derlei Albertiheiten,ab­er an­­­dererseits thm­ sie auch nichte,um dieselben zu widerlegen,und man will so­­gar wissen,daß ihnen ein solches passives Verhalten ausdrü­cklich von Lord Redcliffe angerathen worden sei,welcher letztere kein Mittel unbeachtet und unbenutzt läßt,welches dazu dienen köinte,England als den einzig unst eigennü­tzigen Verbü­ndeten der Pforte darzustellen und dem gesunkenen britischen Einfluß neue Bahnen zu brechen­.· »Lord Redeliffe liebt ü­berhaupt die Extreme,denn­ er,der vieljä­h­­rige Verfechter christlicher Rechte gegen türkischei­ Uebermuth,hat sich in der montenegrinischen Frage auf die Seite dengartenministeriumss gestellt,dasselbe­ ermuthigend,die auf­ Unterdrü­ckung jenes christlichen Fü­rsten­­thums hinzielenden Pläne unter keiner Bedingung fallen zu lassen;und wer weiß,was bereits im Westen des Reiches geschehen wä­re,wenn nicht Oester­­reich noch die Donaufü­rstenthü­mer okkuyirthiklie,durch welchen Umstand die Pforte gewissermaßen gezwungen wird,den von Frankreich sekundirten Ver­­mittelungsvorschlägen des Wiener Kabinets aufmerksame Beachtung zu schenken. »Man erzählt hier,Herr v.Thouvetler habe dem­ Neis-Effendi, welcher die montenegrinische Streitsache als eine innere Pfortenangelegenheit betrachtet wissen wollte,zur Antwort gegeben:«Frankreichs Kaiser sei weit entfernt davon,die Montenegriner als Rebellen gegen den Sultan anzusehen­­und dieses umso weniger,als dieselben thatsächlich n­och niemals tü­rkische Unterthanen gewesen,glaubt eiie Pforte ein permanent begrü­ndetes Recht auf Montenegro zu besitzen,so hätte sie selbiges gelegentlich des Pariser Kongresses zur Sprache bringen mü­ssen,dieses sei nicht geschehen,und wolle der Sultan seine damals verschwiegenen Ansprü­che auf jenes Fü­rstentuum nunmehr durch Waffengewalt geltend machen,so hieße dieses den FriedenuropaS stören! Nicht für eine Vergrößerung,sondern lediglich nur für die Integrität des türkischen Reiches und fü­r die Herstellung dauernder Flluhe im Orient hätten die französischen Heere gekämpft.Dieses solle die Pforte wohl bedenken,es beherzigen und sich bei ihren Entschließungen einzig nur von diesem Gedanken leiten lassen«.In Folge dieser Mahnung ist die Expedition vorläufig aufge­­­hoben worden." Der Schluß des bereits erwähnten, vom 22. August batitten Finanzbe­­rits des Heren Karl NRofetti an den Kaimalam bei Moldan lautet : Aus den Vorhergehenden werden Em. Eyzelfenz entnehmen können, das die Dienstbranchen dieses Departements so zu sagen Paralysirt sind; — daß der Staats­­sohag mit einem Defizit von 13 Millionen belastet it, was fast dem jährlichen Staats­­einfommen gleichkommt; — daß Die Salinen um anderthalb Millionen billiger als bei dem früheren Pachtsertrage verpachtet sind; — bag das Kapital der Kommunalkasfen­trog der im Verlaufe von anderthalb Jahren einfaslirten Beträge um 300.000 Platter fi) vermindert hat ; — daß die für außerordentliche Ausgaben bestimmten Fonds schon au Anfang des Jahres erschöpft waren; — Daß die Pensionswaffe unvermögend ist, ihre Verbindlichkeiten zu bedenz — Daß die Refersefaffen ur dem Namen nach besteht; — daß die Ausgaben eine Höhe erreicht haben, welche über die Mittel des Schafes hinaus­­geht. — Ueberdies sind die Pferdeposten größtent­eils in dem erbärmlichsten Zustande. Man würde in der That kaum an eine solche Verschleuderung der öffentlichen Bonds glauben, wenn sie nir dur, unwiderlegbare, auf die Register dieses Departe­­ments sich tűtende Ziffern erwiesen wäre. Bei dieser traurigen Sachlage bedarf es der unablässigen, von der weitblidenden Sorgfalt, die Ew. Erzellenz für das Beste des Landes befeelt, unterflügten Ausdauer. Damit dieses Departement wieder zu seinem nor­­malen Zustand zurückgeführt werde. Gezeichnet Karl Rosetti. Gesehen­e Ne­sruzgzt, Direktor, Der Kaffler Balatfc. Ueber den Ball des Fürsten Esterhazy, welcher am 26. Sep­­tember zu M­v­8 E­a­u stattgefunden, schreibt der Korrespondent der „Wiener Zeitung“: © p Bieles und­­ o Schönes, so Pragtvolles und so Staunenswerthes hatte man schon gesehen, fon bewundert; war es möglich dem Allen das Gleichgewicht zu halten, sagen wir noch mehr, war es möglich), dem Allen das Gleichgewicht mit dem Reize der Neuheit, mit dem­ Reize der Ueberraschung zu bieten? „Es­st zauberhaft", so hörte man, als das Fest fon begonnen hatte, von allen Lippen und mit allen Zeichen der Unmilitürlichkeit, „es tít z­auberhaft, wahrhaft fürstlich, unwü­rdig der großen in Moskau vertretenen Macht”. Und in der That, es war­ ein feenhafter Anblick, dieser Saal, der tote mit einem Zauberschlag erstanden war, mit feinen Gärten voll der schönsten Blumen, feinen Bosfets von Palmenbäumen, feinen Sontainen, aus dem das Wasser troftallpell sprang, feinen Statuen, feinem Tempel, der sich der für den Hof errichteten Estrade gegenüber öffnete, feinen schlanfen, mit spneeweißem Stoffe überzogenen und reich mit Gold verzierten Säulen, die die sternförmig drappirte Dede trugen, feinen tau­­­­fend Lichtern, die auf mächtigen Kronleuchtern oder in Ok­andplen tagbell ihn erleud-­t gepterer soll eine neue Entgegnung in fester Sprache übersandt haben, die Sag

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