Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1857 (Jahrgang 4, nr. 1-25)

1857-01-22 / nr. 17

. La Cmisiella von·7·George Sand.-’«) "". 0 @Gorkfegung.­ v. -»·»«, Mittwoch, 14, Gestern und heute Nacht ist der Seesturm wieder stärker geworden, so daß der „Saft­er nicht auszulaufen wagt. Ich habe die unfreiwilige Mufe dieser Beiden Tage zu weiten Spaziergängen verwandt und schreibe Ihnen auf den Höhen von © t, Soseph mit Bleistift auf einem Blatte meines Albums, Ich bin ein par Wegstunden Son der. Stadt. entfernt , und während dort ein eisiger Wind ra, habe ich mirh hier in dem ‚Strahlenmeere einer ‚wahrhaft italienischen Sonne, Ich habe, soeben ein unab­­sehbares Thal, nurchm wandert s und den Fuß Der Hügel: erreicht, die es einschliegen,. Sie sind nicht hoch genug, um es zu flingen‘; aber innerhalb ihrer engen Windungen stößt man plöglich auf, eine glühende Hige und auf eine afrikanische Vegetation, Ih­­nen­ zu Liebe, Die: Sie mit­ den. Blumen leben, will. ich Die Namen der­ Pflanzen. nor thren,­ bie i mein Suß vertritt. ) Sie gehören sammtlich zu den aromatischen. Thymian, Rosmarin, Ravendel und Salbei sind die sinherrscchenden, Der kurze Rasen ist mit feinen, blaßgoldenen Ringelbl­umen bebedt, die nach Z­erpentin riechen, r 21 Die Gegend hier ist" De wundernämerth 3 ich" "begreife den Ruf der Provence, Ihre Formationen sind seltsam, strenge, manchmal großartig , sie legen Zeugniß ab von den genlopischen Anstrengungen, einer gewaltigen Macht. Sie und­ da sind es zadige Seifenfirste, pie ıfteil aus­ dem Boden sempprschießen und sich wie die unermeßlichen Li­­nien natürlicher Befestigungswerte, manchmal in dreifacher Reihe, am Saume der Ebe­­nem hinziehen:„ Diese, Fluten von Kalibergen — so­ weiß wie der schönste cararische Marmor, mit dem Igg fie echte Geschlwsterfinder "glaube­n "sehen Wellen‘ gleich, Die der Stab eines Zauberers festgebannt hat: einige neigen sich nach vorne über, als beu­gten sie sich non­ unter, dem Orkan. Anderwärts bilden die Hügel, auf einer Aus­­dehnung von­ mehreren Meilen, natürliche Terrassen, wo der Humus­ auf Steinlagern von unerhörter Regelmäßigkeit ruft. Man könnte sich recht wohl ausmalen, wie jeden dieser Siegel einst ein Feenpalast krönte, und wie eine magische Hand jene riesigen Stufen für Irgend­ welche, mit den , Dimensionen , der, sor­ünnfluthlichen Schöpfung in Einklang stehende Wesen anusgehauen, ı" Es sind die amphitheatrastischen Treppen für Gott weiß melde Tränenrace , "Doc die Wissenschaft ruft der Phantaste Halt ! zu und nimmt 68 auf sich, Die furchtbaren Consultionen, all die jähen Erhöhungen, die Sebungen und Senkungen, kurz alle die Zudungen zu erklären, bei­ denen dei Mutter Erde sich die­ Eingemweide im­­ Beibe umk­ehrten und ihre­ Oberfläche mit den wunderh­chsten Nungeln durchfurcht ward. Sie betrachtet das Alles mit ruhigem Blide, wie wir einen Sprung in der Haut eines Apfels oder die Unebenheiten einer Nußhcale: Oft meinte Ich mitt den Dichtern, das Studium sei in dieser Beziehung der Henker der Poesie. Wie ungelehrt ich, auch bin, gestehe ich doch, daß ich manchmal bedaure, selbst, was unendlich Wenige zu mwissen was ich weiß. Aber gestern, und heute erkannte ich, daß ich Unrecht hatte, Die Maler dürfen nicht gar so übermäßig poetische Natiren sein. Die Wissenschaft faßt der Unendlichkeit an den Puls, um sie zu er­­gründen. Und sol der Maler denn etwas anderes sein als ein stets offenes Auge ? Doch um zu sehen, muß man begreifen! | Gestern lernte ich einen Maler kennen, der nach Rom geht und mit dem ich wahrscheinlich zusammen reisen werde. Wir brachen diesen Morgen miteinander, zu einem­ Spaziergange auf, doch nach Verlauf einer­ Stunde machte er Halt, um einen Heinen Winkel ,zu zeichnen, der ihm­ gefiel, Sch weiß, wohl, der ungeheuren Natur ge­­genüber ist der­ Landschaftler . Darauf angeriesen, , sich trgend einen ‚besehräaften Borz­wurf auszuwählen, beisen Dimensionen dem Horizonte fetter »Kunst entsprechen , aber ft nes nicht nothwendig , das Ganze , das Gerippe Dieses mä­chtigen Körpers, der in jeder Gegend seine eigene Physiognomie, sein eigenes Seelenleben hat, zu erfassen, bevor man sich einer­ solchen Ehe bemächtigt ?, Was vermag, der, Heine Winkel­ung zu offenbaren, so Lange uns das­ ‚Verständniß für das Ensemble noch nicht aufgegan­­gen? Es handelt sich, sollt' ich meinen, da um mehr als um ein Durcheinander von Tinten oder um Kichteffekte. Zuerst, denke ich, gilt es Der charakteristischen Grundtöne und Formationen Herr zu­ ‚werben. Wenn ich auf die Stimme in meinem ‚Innern hörte, so bliebe ich einige Zeit hier , aber Italien! Es ist die Gestalt meiner Träume und da sie mir winkt, muß ich mehr folgen. Und doch, es At ein­ prachtvolles Land. ‚hier, ringe um: mich, so weit das Auge schweift. Es erinnert mich an die Worte, die Michelet dem seheidenden Zugsegel nahe ruft: „bBort hinter einem Telfen — sagt er son der Provence — w­il­l­­ver Du, auf mein Wort, einen astiatischen oder afrikani­­schen Winter finden” Dem ist fr. Der Boden ist Hier gesund und trocken, Nach dem Regen und den Nebeln unseres Pariser Winters bin ich ganz erstaunt, hier im Grase zu ruhen und zu sehen, wie dort auf der Heerstraße die Seer den Staubwol­­fen anstotzbein, "Die Seeführen rauschen über meinem Haupte in einer echtsommertt­­en Brise, Das weite Thal, das mich vom Meere trennt, wohnt einem blaßgrünen, mit Blumen durchh­obenen Teppich, Wohin ich blicke, schwanfen weiße Mandel­, blas­­enthe Aprikofenz,­­rosige Pftrfh- und Olivenbäume von unbestimmter Karbe wolfen­­glei inmitten dieser­­ ganzen frühzeitigen Flora. Dort unten ruht Marseille, tote, eine Königin der Gestade am Rande der blauen Wogen. Das Meer scheint noch aufge­­regt , denn, trug der Wärme und Ruhe, die mich hier umhülfen, sehe ich nur zu gut die Schaummmaffeit, die der Seeffucht um die jähen Seiten des Golfes hinanpeitscht : ia, id) unterscheide sogar den Kamm der Brandung, die Noch viel gigantisiher er­­scheint, wenn man, wie ich aus der Entfernung von, mehreren Meilen, ihre­ Umriffe verfolgt und the Wogen beobachtet, als man in der Nähe, zu glauben geneigt ist, je 15. März. Go bin ich denn endlich auf dem „Castor,” im Angesichte der Eliten Italiens, Der Tag an Bord war Mar und frish,. Die abschüffigen Ufer, die einen prächtigen Anblik gewähren, Laufen ununterbrochen fort. Diesen Abend fegte sich der Wind und am Horizonte stieg ein alter Seenebel auf. Drei Seemöwen, die uns bei Sonnenun­­tergang folgten und sich mit aller Gewalt auf dem Wimpel schwarzen Rauches­ wieder­­haffen wollten, welchen unser Dampfer in regelmäßigen Stoffchenräumen ausstößt, haben si endlich entschlossen, mit einem Geschrei, dessen sanfter Klageton zum Setzen bringt, von uns Abschied zu nehmen. Der Leuchtthurm von Nizza ragt aus dem Nebel her­ drud derselben verbeten, D, Red, vor, Beh­alte Nemand It unwont, Was mich bebrifft, so werde Ah, Has Tinte tch, nie den reifesten Anflug von Seefrankheit haben, So habe hier einen Meinen Winkel, wo ich an Sie schreiben. Tann so willig ‚Ihnen denn die Ereignisse des Tages ers­ählen, — Zuerst,mein College der Niab­is,der mich fü­r so eine Art von trägem Dilettan­­­ten hält,und von dem ich mich mit ziemlichem Behagenl­otsen und bemuttern lasse, hat mir die ganze geitlicher Gesellschaft geleistet,ohne mir,im Hinblicke auf den Him­­mel,die Wogen und die Felsenmasse,deren Panorama der Steamer vor uns entrollte, auch nur einen einzigen terminus technicus des Handtwerkes zu­ ersparen."Er war­ ganz erstaunt,daß der Malerjargon,den er die Sprache der Kunst zu nennen beliebt, mir ein­ böhmisches Dorf war.Ich muß ihnen nä­mlich gestehen,daß ich mir zum Zeitvertreibe den Spaß machte, die sollfommenste Unkenntniß in Serfommen, Gebrauch und Kauderwelsch des Atelier’s zu heucheln. Er war sehr nahe daran mich zu verach­­ten. Doch die Gelehrigkeit, mit der ich ihm zuhörte, hat ihn wieder in ettvas mit mir verfehnt. Sodann zeigte er mir feine Marseiller Skizzen, Sie sind gefehrt gemacht ; sie zeigen son Sertigfeit, son einer federn Hand, um mir in feiner Redemeife auszudrücen; aber sie könnten eben so gut jeden anderen Punkt unserer Erde vorstellen, als das Liedchen, über das ich ihn so in Entzüden gerathen sab. Die Conturen Der Gegend hat er zu Papier gebracht, aber Nichts von ihrem Geiste, Ich versuchte ihm das begreiflich zu machen. Da redete ich nun aber meinerseits eine Sprache , die er nicht verstand und bie nicht, gleich seinem Atelierjargon, den Vorzug hatte amü­sant zu sein, Uebrigens, tst’s ein liebenswürdiger Junge, dieser Brumieres. Er bat seine dreißig Sahre, einige, Stilsquellen, die ihm erlauben, die Reife­ nach Rom noch ein­­mal zu machen, „obwohl seine Studien, w­ie er es nennt,, beendet sind, ein hibssches Gesicht, eine Aufgeräumtheit, die, sich wie Geist ausnimmt,­ und einen sehr angenehmen Charakter, Wie wir son unseren, Reifeplänen schwasten, mischte sich ein D ‚ein Proletarier som legten, Plage, eine Gestalt, wie aus der Ueberfahrt des Acheron in Dantes Hölfe herausgeschnitten , , mit dem Nathe in das Gespräch,, foltten ja nicht unsere Zeit in, Genug verlieren, er die tiefste, Ber­­ahtung zur Schau trug. Das Gesicht des Mannes war: „Wo habe ich Eu nu gesehen “” fragte ich ihn, — „Vor zwei Tagen, Exzellenz, eriiiderte er in ganz erträg­­lichem Französisch , als ich auf der die Harfe spielte, Ihr fetd’s? Nun, und wo habt Ihr Eure Harfe?" — „Sie ist dahin! Sie über­­nahmen sich im Wein, Fliegten sichh bei den Köpfen, prügelten sich , und in dem raz­wall wurde meine arme Harfe, Er war, m weilt Gott, sie hin­­untersprangen, war es Feine Möglichkeit, ihnen begreiflich zu machen, daß sie mir mein Handwerkszeug zerstört, mich meines Broderwerbes beraubt. Nicht als ob sie boshaft wären; nein, gewiß nicht! Nichtern ist der Matrose ein ganz guter Menschenschlag.: aber der Rhum, deren Gewerbe hversuchen. Fann dagegen ankämpfen? Sie hätten mir todtgeschlagen. Ich Heß meine Harfe Itegen Weber dies war will es jegt mit irgend einem an ich der Mufti so gut wie Stanfreth­s_ü­ber­­drüßig.. Ich bin Ein Nömer, ich, Erzellenz“ — und dabei, rechte sollen Höhe feiner fünfthalb Schuh empor, mit feinem Bollbarte und c­enden Mähnenhaare, das er trog feines zwerghaften Wuchses beu­gt — und mich verlangt nach den sieben Hügeln zum­,“ foiß nicht minder nach Dir verlangen, Aber die sieben Hügel tragen ge­­was treibst Du denn dort und welchem Industriezweige denst Du in Zukunft Deine kostbare Zeit zu widmen 2" — „Ich­ trieb gar Nichts, lautete , ic nur erst ein par Kreuzer zusammengerafft, haben erde, mit denen ich mein Leben fristen. fan.” — „Du hast Dir also Nichts erspart während Deiner Vagabundenzeit ?" — Nicht einmal doch,d­ie rennen mich und werden mir, in Civita Becchia Fein Geld abverlangen.” — „Aber wie leicht, daß Eure Ercellenzen sich zu einer kleinen Beisteuer entschließen.. . " — „Ab, Du bettelft! vief Brumtéres aus; dann tst Fein Zweifel mehr, Du bist ein echter Sohn Roms. Da, nimm mein Almosen! Macht die Runde’ bei’ allen Passagieren,”’— „Hat feine solche Eile ! Einer nach dem Anderen!” die Tinte Hand hinhaftend, während einfackte, entgegnete der fahrende Künstler. Doch inmitten der zahlreichen Passagiere,mit denen der,,Eastor« ü­berfüllt ist, sind wir über die Schönheit einer Dame Beide Eines Sinnes.Es ist das eine et­­was geheimnißvolle Person,die,glaublich,mneinem Reisegefä­hrten den Kopf verdreht hat. , Er besteht darauf, sie sei wie sie einer Prinzessin,­ meinerhalben ! Anfangs hielten n­ur sie fü­r eine elegante Kammerzofe,i­eil sie während des Gabelfrü­hstü­ckees einige Schü­sseln holen kam,die sie selbst in ihre Kabine trug,aber später haben er sie auf dem Dech gesehen,, wirklichen Dienerin Befehle in trafienischer Sprache erteilte. Dann Meg fid ‚eine ältliche Dame, an ihrer gier, Mund, Römer, fuhr den Eindruck mie bemerkt habe, Zweifel, di er mit Pathos fort, und gebrechlichen Harlefinsnase, sehönste, die ich Moffiou! Rumpf ohnehin , weldhe Frank mar, sind von unerhört er im Or­pus weiter , schwer : „Denn Sch meinte gar Nichts, Brumicres scheint all" nur das hatten was miteinander, als hätten gefesselt, für eine Ortec­in­der bei , die Liber je eine,, daß alle Dieser Karrikatur, Gestalten, er Race nennt,­­e8 gesehen. Verantwortlicher Redakteur mit Referse Wer Die Meberfahrt, Alt für welche Stadt Mutter , und nicht unbekannt., unter einem Tishe und in Stu­de „Blaub’8 gerne — warf Drumteres Dazwischen. . ." — „Dann sie Gott will! erwiderte bent der Harfenäft sich entfernt. — selbst dieser heruntergefommene Mensch noch sehr sie ihr "Lebelang" nichts anderes gethan. Brumteres, bleibt troqoem dabei, die schöne Person, geloeb­t mit tef herabgehendem San­wuchse ; die Büste und Efastiettät — kurz, er mit der Rechten’ schon unformlichen — die Antwort, und meine auch hinfrig d­a­ß der römische Typus ist , . 5 sagte ich berlet Häßlichkeiten , gewöhnt zu so e Ephasia dem entspre­­„ich bin Ein Aufmerksamkeit die Stirn it , " — „So zertrimmert.. es trampelten sechs Menschen darauf herum ! Und sie ‚viel, auf nichts zu er sich thun, dem „Castor” zu bezahlen ; er mit philosophischer ungewöhnliche Form; : Karl Weißkircher. Nuhe, wir fo.! "mir bis zur fobath. Dies­ die­ster Groschen Brumieres N zu­ meinem Gefährten, nach): Medaille, — allein Freund fett z unterdehnenn überhaupt je ein orientalifijer Ty­p Der Typus des entarteten Römers, und "hoch oder meinen Sie nicht u enorme Bart, der­ den Umfang eines, fir den Kurzen eine eine, irgend, zu, halten. Augen haben eine, bei uns zu Lande Tante jedenfalls sin schenz' Seopfes noch einer ‚antiken, die mir­ grotest erschienen, ihn ‚griechische Du­rchaus Und Länge­nder Eine Der, That die feine vermehrte , iit diese über der buschige Brauen allzugroße Augen beschatteten . Dieser tölpisch, all’ feinen Bewegungen das Kinn ge­waltsanm, mitrif : machten auf mich­ anzogen, mein sie" "« Seite nieder, ohne sie sprachen Englisch und Feinheit . ‚Die langgefehligten sanften ist von prachtvoller Zierlichkeit der schönsten Frauen, wo nicht die (Fortfegung folgt.) T ' : *) Da diese Ueberfegung in eigener Ausgabe erscheinen sol, wird jeder Nadja Schnellpressendruf von Emil Müller, Dorothengafe Nr. 12, — Verlag der Pester Llandgesellsshaft­­ en in Ken ég Éj

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