Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1857 (Jahrgang 4, nr. 26-48)

1857-02-14 / nr. 36

Haid L«s;3-Fs«sT-;;;;IIIenates Kuhn A a Be u aaa 2} Redaftiong­­+ Bureau, Do­­| rothengaffe á NEISLZ im­­ ersten Stod.. 5 BR­­­­R­— I— Pe, 1894. Samstag, 14. februar. Nro, 36. Telegraphische Depesche des „Peter Lloyd,“ Paris, 13. februar. Feruf Chan hatte heute wieder eine Konferenz mit Lord Eosley ; der persische Ausgleichungs­­versuch Fonzeditt den Engländern einen Freihafen und eine Rakterei auf Karraf. Der französische Marineminister verlangt einen außerordentlichen Kredit von 3 Millionen für die Expe­­dition nach China. · « X Aus der Lombardie wird­ berichten Se.i.k.Apostolische Ma­­­jestät haben den Armen der Stadt Pavia aus Allerhö­chst ihrer Reisechatoulle" 1000fl.zu spenden geruht;600fl.hiervon wurden dem Almoseninstitut, 400fl.den Kinderwartanstalten zugewiesen.—Se.k.k.Apostolische Majestät haben ferner mit Allerhöchstem Handschreiben vom 6.d.M.zu­ gestalten ge­­ruht,daß die Unterhaltungskosten für die 7.und 8.Klasse des Gymnasiums in Lodi aus dem Staatsschatze bestritten werden.An demselben Tage haben Se.Majestät anbefohlen,daß der kleine,nördlich vom großen Mailänder Spi­­tal gelegene,der Gesundheit nachtheilige See ausgetrocknet und ausgefüllt werde. Politische Rundschau,14.Februar. fürstenthümer gepflogene Unterredung Depeschen an sein S Kabinet ge­sendet, Oesterreich hält seine Opposition gegen die französischen Vereinigungs­­protekte entschieden aufrecht." Andere Berichte aus Paris melden: Es wird versichert, daß der Graf Walemsft mit dem Drogbanbde des Andreasordens, der einer der ersten russischen ist, befoh­rt werden wird. Graf Kiffeleff wird beauftragt wer­­den, ihm die Insignien zu überreichen. Da sich die Mission des Grafen Morny in Petersburg verlängern dürfte, so wurde für die nächste Sikung Schneider zum Präsidenten der legislativen Versammlung ernannt. Großfürst Konstantin wird mit der zweiten Hälfte des Monates April in Toulon erwartet, wo ihm zu Ehren ein großes Serfett stattfinden wird. Aus den Nachrichten der Ueberlandpost wird der Korr," telegraphirt: Bombay, 16. Männer. Bon Bushtr wird nichts Erhebliches gemeldet. Die Engländer befinden sich 11% Meilen vom Fort verfinanzt; in der Stadt legen zwei Regimenter. 15.000 Mann persischer Truppen stehen in der Nähe. Hongkong, 23. Jänner. Die Ch­inesen seinen einen Angriff zu der Mehrere Dichongen griffen den Postdampfer „Shiftel“ an, töpteten und Canton wird fortwärfend beschaffen und wird bald „Defterr, verwundeten mehrere Mann, zerstört sein, Alexandrien, 7. Sebinar. Die Rückkehr des Bizetönigs wurde noch auf unbestimmte Zeit verschoben. Aus dem Kauflafus wird ein Berlommniß von einiger Wichtigkeit­­gemeldet, eine winterliche ru­ssische Exped­ition an die Zfeetshe Anita, einen dem Shampy­ unterworfenen Landestheil im Osten des fast Talus. Die hochherzige Amnestie des­ Kaisers Franz Joseph beginnt jene Nachwirkungen zu Üben. Die wir vorherge­­sagt,auch andere Fü­rsten bereiten ähnliche Gnadenakte vor.So schreibt man den«­Hamb.Nachr.«aus Sachsen: behalten, per miiiiei er begnadigt hatte.König Johann scheint es mit den desfallsigen Gesuchen bei weitem strenger zu halten.Der jüngste Amnestieakt des Kaisers von Oesterreich soll aber im Ministerialrathe einen gleichen gegen die diessei­­tigen politischen Verbrec­her angeregt und namentlich auch den König dasi­rges­­neigter gemacht haben.Man habe jedoch geglaubt,damit noch nicht so bald hervortreten zu dürfen,um zuvor mit anderen deutschen Regie­­rungen wegen gleicher Maßnahmen in Kommunikation zu­ treten." Im fünfigen Irhalien allein scheinen die Maßregeln der Strenge dauernd die Oberhand zu En thrilt man ber „Indep." aus dm Kirchenflaate mit: Berhaftungen und Kriegsrechtliche Urtheile mehren sich und werden durch die Geretztheit der Bevölkerung hervorgerufen, welche dieselbe leider wieder durch Den ver­­werflichen Meuchelmord Fundgibt. Diese Verstimmung soll sich am Lebhaftesten in B­o­­logna äußern, wo Kardinal-Erzbischof Biale Prela­dur größere Strenge in Din­­gen, die eigentlich Die engen Kreise des Familienlebens nicht überschreiten, Den Unmut­ der Bevölkerung wach gerufen. So werden, wie es heißt, Erfundigungen eingeholt, ob man­ in den Privathäusern sich an die vorgeschriebenen Bafttage halte; an Freitagen und Sonntagen ist das Tanzen untersagt; auch in Bezug auf das Unterrichtswesen­ metbet man dem neuen Erzbischof Pläne zu , welche entschiedenem Widermillen von Seite des Wolfsgeistes begegnen. Diese Mitstimmung hat sich denn auch durch unwieder­­holte feindliche Demonstrationen fundgegeben. Andererseits wagen Verbrecher der ger­meinsten Art Meuchelmordsperiuc­e gegen Soldaten von den Decupations­­truppen und ziehen Die volle Strenge der K­riegsgerichte auf fi. Ein gewisser Soffritt, der zwei Soldaten getödtet hatte, wurde am Beginn dieses Monats mit­ Pulver und Blei hingerichtet. In dem betreffenden Urtheile heißt es unter Anderm: „Da die Attentate gegen die Soldaten der Decupationstruppen sett einiger Zeit häufiger gewor­­den, erinnert man die Bevölkerung, daß Semwaltthaten gegen Militärs und selbst der einfache Warffenbefig durch das Kriegsgericht nach Den Gefegen des Belagerungszustan­­des werden verurtheilt werden.“ Demselben Blatte wird geschrieben: „Neue diplomatische Notenden Westmächte fallen an die Höfe von Neapel und Rom gerichtet wor­­­den sein, in melchen die ersteren auf die Ertropi­ung von Einritungen brin­­gen, welche geeignet sind, Die Wünsche der öffentlichen Meinung zur befriedigen. König Ferdinand sol zu aller Antwort die Errichtung einer Kompatfsion anger­ordnet haben, um über die Mittel zur Vertheidigung nach Außen und zur Niederhaltung im Innern zu berathen. Diese Kommission besteht unter dem Borfiße des Königs aus dem General Nunziante, dem Zürften del Bafto, dem Polizeipräfekten und einem Obersten der Oarde. Auch aus Piemont wird ein Zeichen der Unzufriedenheit berichtet ; das Journal „WAvenir de Nice“ bringt die Notiz, die achte Kompagnie der Nizza­er Nationalgarde sei aufgelöst worden, weil sie bei der Revue, welche der König abhielt, total fehlte! Wir entnehmen in Folgendem dem römischen Korrespondenten der "Caz­. bi Venezia" eine neue Bersiun über das Attentat in Matera . Ein suspendirter Priester kam in die erzbischöfliche­ Residenz und vere­langte mit dem hochw. Erzbischof zu sprechen ; der Sekretär, an den er sich diesfalls wendete, bemerkte einige Aufregung an ihm, trug jedoch die Bitte dem Erzbischof vor, der den Priester vorzulassen befahl. Bor dem Prälaten angeb­argt, kniete der Ein­­gelassene vor ihm nieder, griff aber in Demselben Augenblik under den Rad, um ei­­nen Dolch Hervorzuziehen. Erfehred­ wich der hoche Erzbischof einen Schritt zurü­c, während der Sekretär, der es für gerathen gehalten hatte, sich nicht zu entfernen sich auf den Meuchler warf. Die Beiden rangen mit­einander. Der Priester, dem es ge­­lungen war sic loszumachen, zog eine Pistole hervor und erschoß den armen Sekretär. Auf den Silferuf des Erzbischofs eilten die Diener herbei und der Mörder Wurde fest­­genonmen.‘ Aus London liegt eine wichtige telegraphische Depesfe vom 12. vor: „Lord Palmerston gesteht im Parlament freiwillig, die Zeich­­nung einer französisch - öserreichischen Konven­­­tion Diese sei jedoch er­loscen, nachdem Oesterreich sich an dem Kriege nicht aktiv betheiliget habe. D’IsraeTt behauptet abermals die Exzistenz des Traktates, Pee LI entschuldigt seinen Vortrag über Rußland.” Aus Paris vom 12. wird der „Pr. tefegraphirt: S Freihere von Hühner hat über sie mit dem Grafen Walemeti bezüglich der Donat . Das Haupthinderniß für das Vordringen der Russen­ besteht hier wie in den andern Theilen des Kaukasus in den dichten,undurchdringlichen Waldungen,durch die man deshalb seit vielen Jahren mit den größtenprern bemüht ist,Wege zufe­­gen,die so breit sein müssen,daß sich eine Truppe nicht nur bequem betregen kann, sondern daß auch ein plötzlicher Ueberfall nicht gut möglich ist,d.h.die Lichtung muß ein paar Flintenschußwellen breit sein.Die Ausführung der erwähnten Expedition, die einem im östlichen Theil der Tschetschm­a gelegenen Walde,dem sogenannten­ Ha- „Belanntlih büfen noch Viele, und , zwar aus den gebildetsten Familien, ihre Betheiligung an dem Maiaufstande­­ von 1849 im 3udthautfe, obgleich der verstorbene König eine große Zahl Kom­­ Zchhs gch ft 8 grobe Zah­nfelnußwald von Mafurtup galt, wurde zwei der bemährtesten Generale, dem Baron Nikolai,der die Truppen in der Kumückenebene befehligt,und dem General Igierdo­­kib­oss,dem Kommandeur des linken Flügels der kaukasischen Linie,ü­bertragen.« « Mitte Dezember sammelten sie ihre Truppen in Kurinsk undumachan-Yurt, überstiegen dann den Katschkalyk’schen Gebirgszug,der die Tschetschm­a von der Kus­mückenebene trennt,gingen bei Maslangork über den Mitschik und schlugen an diesem Flusse,bei dem ehemaligen Aiil Gurdali ihr Lager auf.Am 18.wurde der Wald rekognoszirt,am 19.begann die Arbeit,die am 31.beendet war,worauf die Trup­­pen in die Winterquartiere zurü­ckkehrten und dort die Weihnachtsfeiertage(nach rus­­sischem Stil)feiern konnten.Schamyl war durch die klugen Bewegungen des Feindes geta­uscht worden,und ab­er zu spät einige ziemlich starke Haufen Tschet­­schenien unter Anführung seiner Söhne an­ den bedrohten­ Punkt schickte,konnte er die Arbeit nicht mehr hindern.Die Russen hatten im Ganzen bei den Unternehmunge­n nur einen Verlust von etwa 70 Mann an Todten und Verwundeten.Es ist dies üb­­rigens seit langer Zeit der erste feindliche Zusammenstoß in der Tschetschnia und die lange Waffenruhe möchte,wohl zu dem­ Gerücht Veranlassung gegeben haben,daß Schamhl geeignet sei,seinen Frieden mit Rußland zu machen. Fürst DjoJischakoff soll sich in Warschau sehr unbehaglich fühlen,man erzi ihlt hierüber: »EinKalischer Großhä­ndler,der mit dem Fürsten noch au­s früherer Zeit her bekannt ist,machte ihm vor etwa drei Wochen in Warschau seine Aufwartung­ beson­­ders zu dem Deck,na­ch sich’über das,was an den Gerüchten von der russisch-preußis­­hen Eisenbahn Begründerss­ fei, im Interesse seiner Spekulationen zu unterrichten. Der Für empfing von Kaufmann wie einen alten Bekannten mit der ihm eigenen derb fol­atischen Berthh­eit. Der Kaufmann bewugte diese gute Stimmung, um sei­­nem Dieb­ rasch zuzusteuern. Es war kaum das erste Wort von den Eisenbahnprojek­­ten der Regierung über seine Liggen gekommen, als der Fürst finfter wurde, und so­­wie er die Absicht des Besuchs­ erk­annte, d­iesen fürz abbrach,­­indem er­ bemerkte­: „Ich weiß nicht, was sie. Alles bauen sollen ; es fűmmert mich auch nicht, Du­ mußt in Petersburg nachfragen, Freundchen, Wir in Warschau sind so dumm tie ihr in Karltsch.“ Gegen Andere soi der Würst geäußert Haben, man müsse in Petersburg sein, wenn man in Rußland etwas gelten wol. Der Unmuth des Bürsten rührt haupt­­sächlich aus seinem hartnädigen Widerstreben gegen Das, was er­­ das „Petersburger System” nennt und worunter er Alles versieht, was man sonst in Europa materiellen Sortschritt nennt. Er haft die Eisenbahnen, die Industrie, die Sabrifen und Huldigt auf diesem Gebiete nur einen Streben, das ist der Bergbau. Gerade für diesen in­­dustriellen Zweig aber ist man in Petersburg am wenigsten importirt, und wenigstens für Polen läst man darin nichts geschehen.“ Die von Seite Preußens und Oesterreichs an das Kabinet von Kopenhagen erlassenen Noten sollen «8, wie man jecht erfährt, der dänischen Regierung gegenüber ausspreen, daß die deutschen Großmäcte be­redte Veranlassung hätten, die Uebereinstim­mung aller bent fen B­undesregierungen in Betreff des von den Kabineten zu Berlin und Wien im Falle eines weiteren Beharrens der dänischen Regierung betgriffenen Verfahrens als vorhanden vorauszufeen, und bag die abermalige Vorstellung nur als ber Legte Versuch zu betrachten sei, die Differenzen ohne Intervention des deutschen Bundes zum gütlichen Auftrage zu bringen. Sa, der Budgetkommission des preußiischen Abgeordnetenhauses am 9. b. M. wurde mitgetheilt, das wegen Anftelung eines katholischen Bischofs bei der Armee Verhandlungen mit Rom im Gange seien und voraussichtlich zu einem Resultat führen würden. Aus Wien wird vom 13. geschrieben: Der Herr Generalmajor und Stationschef bei der obersten Polizeibehörde, v. Hartmann, hatte gestern das Unglück, dur einen Sturz Über die Treppe seines Laufes den linken Arm zu brechen , und eine schwere Verlegung, am Kopfe davon zu tragen. Heute ist in dem Befinden des Heren Generalmajors eine­­ alte Befreiung eingetreten. Volkswirthschaftliche Nundschau. Aus Wien schreibt man: Den Bestimmungen des österreichisch-preußischen Landelsvertrages zufolge sollten nach dem SInslebentreten desselben Unterhandlungen ü­ber die gegenseitige Surtafung von Bericherungsgesellschaften gepflogen werden. Wie man hört, werden nun nach Beendigung der Münzkonferenzen Berathungen hierüber stattfinden.­­ In legterer Zeit wurden größere Duantitäten österreichischer Weine nach Aleran­­biten expediirt , wo ein Wiener eit­en Weinhandel begonnen hat, und hauptsächlich ungarische Weine im Geschäfte führt,­­absichtigen. »

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