Pester Lloyd - Abendblatt, September 1857 (Jahrgang 4, nr. 198-222)

1857-09-11 / nr. 206

n ÁRÁRA TRE­SSE —— TVT TTTTTTTK KKE ET TETT Ket ea eNÉVÁAA ERNSng Í Die einzelne 8 Nummer x ! foftet ! 1 tr: CM, EH-— a ——HE Pefter Floyd. == [rn 2 Redaktiong­­erften Gtod. H— ra —H Niro. 206. Peft, 1857. (9 Abendblatt des kk Geb­e­tf. Ayofolische Majetät Haben nachfsehendes Allerhöchstes Handschreiben zu erlassen gerußt : „Lieber Herr Better Erzherzog Albrecht! Bei Meiner nun beendes­ten Rundreife doch den größten Theil Meines Königreiches Ungarn, habe Ich überall und von allen dasselbe bemahnenden Wolfsstimmen die Ichhaftesten Kundgebungen treuer Anhänglichkeit und unzählige, vielfach glänzende, immer aber bestgemeinte Beweise loyaler Huldigung und aufrichtiger Ergebenheit empfangen. „Dabei habe Ich mit Befriedigung die bedeutenden Fortschritte wahrge­­nommen, welche das Land seit Meiner Bereifung vor fünf Jahren in jeder Beziehung gemacht hat, und die Ueberzeugung gewonnen, daß die Einrietun­­gen, welche daselbst in Durchführung Meiner organischen Erlässe vom 31. De­zember 1851, und zwar nach der reiflichten Erwägung und mit aller Berü­d­­siptigung der eigenthümlichen Verhältnisse des Landes in Wirksamkeit gerecht worden sind, den unverfennbaren Auffchwung desselben wesentlich gefördert haben. "3% Hege: die zuversichtliche Erwartung, daß dieser wohlthätige Einfluß in der Zukunft bei den sich täglich mehrenden Mitteln des Erwerbes und Ber­­kehrs, bei den zur vollständigen Ordnung der Befitverhältnisse in Ausführung begriffenen Maßregeln, und mit der fortschreitenden Ausbildung und Vervoll­­sändigung des in­ s Leben tretenden Organismus, in immer ausgedehnterem Maße sich geltend machen wird. n Entschlossen an den Grundprinzipien, welche sich bisher bei der Regierung Meines Neid­es geleitet haben, unverbrüchlich festzuhalten, will Ich, Daß dies allseitig erfannt und­ insbesondere von allen Organen Mei­­ner Regierung zur genauen N­ichtfehler genommen werde. „Dabei wird aber Meine angelegentliche Sorge fets auch dahingeh­ütet sein, maß die verschiede­­nen Bollstämme fortan in ihrer nationalen Ei­­genthümlich fetterh­alten, und ihnen bei der Pflege Ihrer Sprache die gebührende Rücksicht gewährt werde »EuerLieb den sage Ich Meinen warmen Dank fü­r die Aufopferung und Umsicht,mit welcher Sie die Verwaltung des Königreiches leiten.Ich beauf­­trage Sie zugleich,Meinen Behörden daselbst,die unter vielfachen Schwierig­­keiten mit Eifer und Hingebung ihrem Berufe obliegen,Meine besondere Zu­­friedenheit bekanntzugeben;Ich erwarte,daß dieselben auch künftig hin Allee ausbieten werden,um seine wohlwollenden Absichten zu testen des Landes und seiner Bewohner allseitig und nachhaltig in’s Werk zu setzen. „Larenburg, den 9. September 1857, Franz Joseph, m. p."­­­. Der festliche Einzug der von dem Primas von Ungarn, Kardinal Scitoysty, geführten Prozession in Mariazell hat am 7. d. unter Pöllershüffen und Glodenflang stattgefunden. Ein Augen­­zeuge­ berichtet hierüber der "Def. 3." unterm 8. b. : „Der Zug nahm sei­­nen Anfang bei dem Gasthaufe­n zur Post”, wo­ Se. Eminenz abgestiegen is; er hatte also nur eine kurze Gtrede zu paffiren. Man f häbt Die Zahl der Theilnehmer, nicht übertrieben, auf mehr als 30.000, dabei ein wahrer Wald von Kirchenfahnen in allen Farben, die bunten Peiertagstrachten der Ungarn und Slawen und gegen 200 Priester im Chorhemd und Stola mit brennenden Kerzen, 24 infulirte Mechte und Bischöfe, dann zum Schluß der Primas in glänzendem Pontificalornate. Mehrere der Mebte trugen die Weihgescheite, über welche Sie Ihren Lesern bereits berichtet haben... Man macht sich seine Vorstellung von dem bunten Anblick, melden diese Wallfahrt Mariazell ver­ Veit; auf allen Straßen, auf den Bänken vor den Häusern, auf den Dör­fern, in allen Korridors des­­ Stifts, in den Gängen und auf den Stie­­gen der Kirche und auf zahllosen Wegen lagern Kroaten und Sloraten in den verschiedensten Gruppen, da ihre Mahlzeit haltend, dort Toilette machend, dort andächtig in einem Gebetbuche seiend, da die műden Glieder in behaglichen Schlummer streifend, Dort zum Ohr des Beichtvaters Hingeneigt, denn nicht nur in der Kirche fisen an allen Ehen und Enden Geistliche, um die Beichte der M­alfahrer abzunehmen, sondern auch in allen Zellen und auf den Gängen des Stiftes wird Beichte gehört. Die Kommunion wird in der Kirche und auf dem freien­ Plabe: vor der Kirche sest Heute Früh um 3 ihr ununterbrochen gereicht. In langen Doppelreifen Innen die Kommunikanten um die Kirche herum. Den ganzen Tag bis tief in die Nacht Hinein ertönt die Kirche von Gesängen in verschiedenen Sprachen, täglich finden mehrere Gottesdienste in deutscher, unga­­rischer und flavischer Sprache statt, jedesmal in Verbindung mit einer Predigt. Ich ging gestern Abends noch spät, gegen 9 Uhr, in die Kirche. Ganze Dechan­­ten frömten heraus und neue Schaaren wieder hinein. Die mit der Prozession Hier angekommenen Geistlichen, gegen 250, sind heute vom Primas zum Diner geladen. — Einem uns vorliegenden Privatbriefe, zufolge, sind in Derét­egybásza, der zwischen Szentes und Holdmezővásárhely gelegenen Beflehung des Grafen Stephan Karolyi, mehr als 110 Hlafter Baulichkeitein a­b­­gebrannt, sieben Menschen Haben in den Flammen ihren Tod gefunden und einer tst so schwer verwundet, das an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Das euer sei von ruchlosen Händen gelegt worden­­ sein, und wird die Ein­­führung der Dresdhmasdhinen auf der gräflichen Befibung als Veranlassung der dreimal wiederholten Miffelhit angegeben. Die herrschaftlichen Beamten sind Tag und Nacht auf ihrer Huth, um der möglichen Wiederkehr des Steuer- Hadens zu feuern, des Nachts werden förmliche bewaffnete Patrouillen unterhalten. Politische Rundschau, 10. September. Der Telegraph bringt uns heute aus Ih­eh­oe vom 9. b. die, obschon nach den Prämissen nicht über­­raschende, dennoch wichtige Nachricht , daß der Yusfhu­santrag in Betreff der Verfassung, in geheimer Sigung mit 46 gegen 2 Stimmen an­­genommen worden ff. (Bargum Hat sich der Abstimmung enthalten und aus formellen Gründen schließlich gegen die Abstimmung protestirt.) Am 8. 5. t1t aug der Niffen’sche Antrag, gegen die­­ Rechtsbeständigkeit von 10 auf einseitige Bestellungen des bermaligen Ministers, für die Herzogthümer Holstein und Lauenburg erlassenen Resolutionen und Verfügungen gerichtet, zur Berathung gekommen. Der Ausschuß spricht sich über die durch dieselben be­­vorgebrachten Hauptveränderungen in folgender Weise aus : Die Trennung der Justiz von der Administration in den Aem­­tern miberstreitet der ganzen bisherigen Verwaltung dieser Zweige des Staatsorganis­­mus und kann ohne einen Ast der Gefeitgebung nicht eingeführt werden. Es sind durch, diese Veränderungen in der Verwaltung der Justiz und Administration eine Reihe von Prozeßgelegen, besonders die summarischen Prozesse, sowie auch das Rechtsverfah­­ren in einzelnen Aemtern betreffend, verändert worden; es sind die Gerichtsorte ver­­legt und in einem und demselben Gerichtsbezirk­ für die Behandlung der verschiedenen Sachen verschiedene, zum Theil nicht an einem Orte wohnende Behörden Fonstituirt... Kompetenzkonflikte sind hierbei unvermeidlich, und mit der Unterordnung der Justizbe­­amten unter die Administrativbeamten (neben der durch die Oberdikasterien ausgeübten Aufsicht) und mit der Befugniß der Administrativbeamten, in Strafpolizeifahren nach ihrem Ermeffen die Kompetenz zu bestimmen , ist die noth­wendige Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der Gerichte unvereinbar... Was die Veränderungen im Münzinwesen betrifft, so spricht sich der Ausschußbericht darüber folgendermaßen aus : Es hat wohl selten eine Anordnung so viel Unzuträglichkeiten und empfindliche Verluste (empfindlich, weil sie h­auptsächlich die ärmere Einwohnerklafse treffen) herbei­­geführt, als diese ministerieren Münzverbote. ... Auf jeden fremden Schilling wurde Ängstlich gefahndet und der Denunciation möglichst Vorschub geleistet. Und bei Alle­­dem ist die fremde Scheidemünze nicht verbannt , weil es bei den Verhältnissen Hol­­steins ebenso unmöglich ist, als das Wasser bergan zu reiten. Züge sie der gesammte Heine­r verkehr von den Grenzen des Landes nach größern, inmitten desselben belege­­nen Märkten, so wäre wohl eher eine Möglichkeit denkbar ; hier aber fi es umgekehrt, der ganze kleine, tägliche Verkehr hat auf meilenweite Entfernung seinen Zug nach Hamburg, Altona (welches von dem Münzverbot ausgenommen ist), Lübeck und dem enclavirten Eutin. Sollten wohl alle diese Leute, die mit Milch, Eltern, Butter, Ge­­flügel, Gartengewächsen, Torf und den hunderterlei Bedü­rfnissen des täglichen Lebens den großen, ihnen am vortheilhaftesten Markt über die Verbotsgrenze hinaus besucht haben, für ihre Waare etwas Anderes, als außer preußischen Tchalern Hamburger und Lübecker Schillinge einhandeln ? Wo sollen sie aber damit bleiben? Dafür nuslose Sachen einlaufen, um die verbotene Münze, woraus am Ende des Jahres der Betrag der Miethe erwachsen soll, nicht über die Zollgrenze zu Bringen? oder der Gefahr aus­­gefegt sein, daß der ganze sauer verdiente Ertrag der schweren Reife der Konfissation ausgefegt it? Aber die Kinder wollen gesättigt, sie wollen gekleidet sein, und die Mut­­ter wagt es, trop des Berbots und der drohenden Konfissation, die verbotene Münze mitzunehmen, denn die Kinder sind ihr näher, als das ihren einfachen Begriffen un­­verständliche Gefeg, und wer iít nun im Stande, eine weitere Verbreitung zu hemmen! Eine Durchführung dieses Berbots, wenn überall möglich, biete den Kleinen Leuten die auswärtigen Märkte verschliegen und sie der V­erarmung entgegenführen. Von dem Ministerium ist die Ausführung des Verbots in der Nähe der Grenze und der aus­­wärtigen größern Märkte selbst für unthunlich erkannt und sind daher die außerhalb der Rolllinie belegenen Distrikte hiervon ausgeschlossen ; aber auch innerhalb der Zoll­­grenze, namentlich in entsprechender Entfernung von den größern auswärtigen Märk­­ten, sind die Verhältnisse dieselben. Sollte aber trogdem eine bis dahin unverbotene Handlung mit einem Verbot belegt, mit Strafe bedroht werden, so konnte dies immer­­hin nur durch einen Ast der Gefeggebung geschehen. Nach Alledem kommt der Ausschuß betreffs der in Nede stehenden 10 Ministerialerlaffe zu keinem andern Schiffe, als zu einer Petition des Inhalts zu warhen : „Daß Se. Majestät der König allergnädigst geruhen wolle, diese sämmtlichen allerhöchsten Resolutionen und Verfügungen außer Kraft zu geben. — So fern zu be­­fürchten sein sollte, daß dieser Antrag seine Gewährung finden möchte, und in der Er­­wägung, daß in dem plus das minus enthalten is, würde der eventuelle Antrag , um nachträgliche Vorlage dieser Resolutionen und Verfügungen behufs ständischer Beschluß­­nahme sich als vollberechtigt und In­so­fern zweientsprechend empfehlen, als auch hie­­rin eine Anerkennung des den Ständen bieten Erlassen gegenüber zustehenden Rechts der Beschlußnahme Liegen würde, Unterz.. : Niffen, v. Mesmer-Saldern, E. 5. Riders. Graf Solften, S. €. Semper, 7. Thomsen, MY Das energische und fast einmüthige Fürgehen der holsteinischen Stände scheint Die französische Regierung etwas verlegen zu machen, und die zahlreichen Orden, welche Dänemark in Paris vertheilt hat, fveben erst an den Kriegsminister Vaillant, sollen nunmehr ihre Früchte tragen. Der „Deut. Allg. 3tg." schreibt man aus Paris bereits von einer Unterredung z­wischen dem dänischen Gesandten und dem französischen Minister der auswärtigen Angelegen­­heiten, in welcher die zwischen Holstein und Dänemark vorhandene Schwierigkeit umständlich besprochen worden sein, und Graf Walewsti zu einer festen Haltung gerathen haben sol. Ein Wiener Korrespondent des „Tag. a. B." will vollends bereits willen, daß Frankreich eine Note an die beterffenden Mächte bereits habe ergehen lassen, der gemäß diese Frage als eine europäische Ange­­legenheit bezeichnet wird, die nur auf einem europäischen Kongresse ihre Erledigung finden könne. Aus Aonfantinopel werden vom 5. d. wichtige Nachrichten telegraphirt . Die Wappen an den russischen und französischen Gesandtschafts­­hotels sind wieder enthüllt worden. Anstatt M­eshid Pafda mutte Fuad Vafda zum Präsidenten des Tansimatsrat­es ernannt. Ein Brand zerstörte gestern einen Theil der von Pera nach Galata führenden Strafe. Herat­is von den Persern geräumt worden; nach Abmarsch ihrer Truppen brachen dort zwischen Schiiten und Sumniten Unruhen aus; erstere riefen den General Murad Mirza zurück, der jedoch seinen Marsch nach T­agreibt Sun der ind­ischen Angelegenheit man ber eheran fortsch­ließte. Steitag, II. September. NEO SET BE­lt

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