Pester Lloyd - Abendblatt, September 1857 (Jahrgang 4, nr. 198-222)

1857-09-16 / nr. 210

IHWMWOW Mike-s-»M-s-»uxie Isstendblatt deszllesterL wde 210, Pest, 1857. Mittwoch, 16. September. ro. Politische N­undschaun, 16. September. Den tröstlichen telegr, Der Besehen über die Zustände in Indien, melde wir gefrern mitgetheilt, können wir heute neue Hinzufügen, und zwar wurde geflern Morgens in Lon­­don offiziell bekannt gegeben . Drei Ausfälle aus Delhi sind zurückgefäl­gen worden, wobei die Engländer fünfhundert Mann verloren. Die Neemud-Rebellen sind in Delhi angekommen. Das Fort Bittour wurde widerstandslos zerstört. — Eine Depesche der gestrigen „Morning Pot“ meldet :Nena Sahibfou­fi grammt seiner Familie entleu­bt Haben Neil in Havelod marfairen vereinigt gegen Judnow. In Batna und Benares sind Verschhwörungen entdeckt worden, Babadoor Holka­rt treu geblieben. — Andere De­­peschen berichten: Obrit Nicholson habe nach Delhi ziehende Meuterer gänzlich vernichtet. In Ditangore haben vier Regimenter sich empört. Ein englisches Regiment, das sich daselbst befand, habe die Meuterer angegriffen und 800 Mann davon erschoffen. In Kolapore sei ein Bombayregiment auf­­gestanden, doch sei die Meuterei unterbracht worden sein. Die Fürsenzusammentunft in Stuttgart bietet fortwäh­­rend den Gegenstand von Kommentaren und Gerüchten. In Paris spiiät man davon, daß der Czar­an die französische Hauptstadt besuchen werde, da die Unternehmer für öffentliche Westlichkeiten Befehl erhalten haben. Alles in Bereitschaft zu fegen für den Fall, dag nach den Stuttgarter Luftbarkeiten hohe Personen ihre Zustimmung zum Besuche der französischen Hauptstadt geben sollten. Wie der „Pfeffe” telegraphirt wird, wollte man dort sogar wissen, es werde zwischen den xuffischen Majestäten und der Königin Bistoria in Frankreich eine Zusammenkunft stattfinden. (2 ) Die „Wef. 3." kommentirt die Zusammenkunft der beiden Kaiser in Stuttgart folgendermaßen : „Wie man sich erinnert, sagt das nochdeutsche Blatt, wurde der Plan dieser kaiserlichen Zusammentrift fon bei der jüngsten Reise des zuffischen Kaisers in Deutsch­­land vielfach besprocen. Die Sache mußte aber ihren Hafen haben, es wurde nichts daraus. Eingeleitet wurde sie indek­rodh; der Schwager des Kaisers Alsrander, der Großherzog von Hessen-Darmstadt, reiste zum Kaiser Napoleon nach Plombieres, und das Ergebnis dieser vertraulichen Mission ist, wenn nicht alle Zeichen trügen, die man bevorstehende Zusammenkunft. Es it also ein deutscher Fürst, der sie vermittelt hat, der Herrscher eines unserer Mittel­staaten. Wie man sie ferner erinnert ,war es eine Zeit lang im Plane, der Ort des Rendezvous sollte Berlin sein ; als Gäste des preußisgen Hofes bei den Herbstmandvern sollten die beiden Kaiser sich treffen. Aber nun ist Stuttgart gewählt, die Residenz eines andern nahen Verwandten des russischen Kaisers, und der zugleich durch die einstige Heirat­ Jerome Napoleon’s mit der würt­­tembergischen Prinzessin Katharina in verwandtschaftlichen Beziehungen zu der Napoleonischen Dynastie steht; es ist die Hauptstadt eines deutschen Mittel­staate­s, wo die beiden Kaiser zusammenkommen. Was aber am meisten auffällt bei Diesem Fürstenfangreg, ist die voraussichtliche Ab­wesenheit der Herr­­scher von Preußen und von O­sterreich. Träfen sich unsere kaiserlichen Grenz­­nachbarn außerhalb Deutschlands, so würden mir uns gar nicht darüber zu wundern brauchen, wenn die deutschen Großmächte sich von dem Nendezuous fern hielten , so aber ist es allerdings befremdend. Nehmen wir Hinzu, daß früher Berlin als Ort der Zusammenkunft in Vorschlag war, so steigert sich das Befremden.” Die Helenamepaille scheint bemüht zu sein, in Deutschland Terrain zu gewinnen. So wird aus Heffen berichtet, daß die dortige französische Gesandtschaft in der Darmstädter Zeitung alle Hefsischen Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, welche ein Anrecht auf die Medaille von St. He­lena haben, ersucht, ihre dienstlichen Papiere (Etats de service) der Gesandt­­schaft vorlegen zu wollen. — Die „Köln, 3tg." vom 13. b. enthält auf der legten Spalte der arhten Seite folgende Aufforderung : „Napoleonme­­daille Die Berechtigten zu dieser Denfmünze in Köln und Umgegend sind eingeladen, mit den erforderlichen Papieren sich zu einer Besprechung am 20. September, Sonntag Nachmittags 5 Uhr, im Hause des Herrn Apell, Ko­­mödienstraße, im Lokale des Gesangvereins, einzufinden. Mehrere Bethei­­ligte.­ — „Wir hoffen, bemeist die „N. Pr. 3.“, die „Kölnische Zeitung” wird von dieser patriotischen Versammlung einen recht genauen Bericht erstatten. vielleicht — wenn wir mit dieser Hoffnung nicht allzu unbescheiden sind! — bringt sie auch die Namen der sich Betheiligenden.“ Aus Turin vom 13. wird telegraphirt: Die Angabe einiger oppo­­sitioneller Sonrnale, Buoncampagni habe Florenz verlassen, um Ge. Heiligkeit den Papst dort nicht zu sehen, wird dahin berichtigt, daß er vielmehr den verlangten Urlaub von seiner Regierung mit der Bedingung erhielt, zuvor die Ankunft Sr. Heiligkeit abzuwarten. Er präsentirte si dhem Papste mit dem diplomatischen Korps, und verließ Llorenz erst nach der Abreise Sr. Heiligkeit. Die " Espana" berichtet über einen Mordanfall auf einen Spa­­nier in Mexiko, wo man „ungestraft Spanier liebt, als ob es wilde Thiere wären." . Ein Sergeant stellte sich vor die Thür des Ladens des Spa­­niers Juan Sanchez; er regte auf einen der Angestellten des Hauses an, aber der Schuß ging nicht 108; er nahm eine neue Kapsel und verk­undete den spa­­nischen Kommis. Der Sergeant wurde in seiner Kaserne verhaftet, entkam aber, wie hirauszusehen war. l» —Nach den neuesten Nachrichten aus dem Kaukasus sind die Ope­ra­­tionen des lesghischen Korps unter dem Generalleeutnnant Baron Wrewski von Ende Juli von überraschenden Erfolgen begleitet gewesen.Die Russen drangen in das Gebiet der Gemeinde Dido bis zum Dorfe Chupro vor,zerstörtenl­ Russ und besiegten allenthalben die Lesghier,obschon Schamyl ihnen Beistand geschickt;der bei Weitem wichtigste Vortheil war aber der moralische Eindruck­­der,ditie harten Schläge auf die Lesghier ausübteUU und die Anlage eines zu allen Sitten gesicherten Weges in das Innere des Landes. Eine telegraphische Depesche aus Paris vom 15.d.berichtet:Nach dem,,Moniteur««hat am 12.d.ein drittes Manöver im Lager zu Chalons stattgefunden.Die Druckerei des»Moniteur«ist abgebrannt, man schätzt deschadm auf 300.000 Francs.Das amtliche Blatt ist des­­halb heute nur auf einem halben Bogen erschien. Aus Kopenhagen vom 12.d.schreibt man:In Korsör,dem Landungsplatze der Kieler Dampfschiffe,greift die Cholera immer ärger um sich.Von 78 Erkrankten sind 34 gestorben.In Kopenhagen erwartet man die von Süden und Osten nahende Krankheit täglich ausbrechen zu sehen. Von letzterer Seite her,dem sü­dlichen Schweden,kommen schreckliche Berichte: in Christianstadt sind bei einer Bevölkerung von unter 6000 Menschen 1014 erkrankt und 428 gestorbenz in Carlshamn(4500 Einwohner)219 Kranke und 77 Töchter in Upsala(5000 Einwohner)600 Kranke und 280 Todte. Wie die»Schles.Z.«unter dem«l4.d.berichtet,nahm der Czar in Granica,an der österreichischen Grenze,wo der Kaiser um 10 Uhr Nachts passirte,beim Scheine bengalischer Flammenbs-Parade über das dort aufge­­stellte österreichische Regimehürst Liechtenstein ab. =8pest,16.September.Nachdem man allen Grund hatte,die deutsche Theaterfrage für geordnet zu betrachten,muß eshrech­­lich überraschen,daß Herr Treichlinger in der gestrigen Ausschußsitzung der Aktionäre die Erklärung abgab:»Unter keiner Bedingung die Direktion übernehmen zu wollen.««Die nm seit ge­­raumer Zeit­ schwebende Angelegenheit ist somit wieder von ihrer Lösung so weit entfernt,wie an jenem Tage,one erietrich den Stab des Di­­rektors aus den Händen legte. Volkswirthschaftliche Rundschau.Aus Wien wird berichtete Das Komité der für das Jahr 1859 bewilligten Industrieausstellung wird in Kürze seine Sitzungen eröffnen,und namentlich vorerst in Bezug auf Rauminhalt,Ko­nstruktion,Eintheilung,Einrichtung und Wahl des Platzes be­­rathen.Die projektivte Baugesellschaft»Vindobona«beabsichtigt ihre Aktionäre durch Autheilung von Wohnungen zu entschädigen.Jeder der sich in den Besitz einer größeren oder kleineren Anzahl von Aktien setzen wü­rde,er­­hielte den Anspruch auf eine passende Wohnung und zugleich die Berechtigung, ohne feinere Steigerung in derselben so lange zu verbleiben,als er zugleich im Besitze dieser Aktien verbleibt.­Es soll ein Kapital von 20 Millio­n Gulden aufgebracht und ausschließlich zur Vergrößeung Wiener Stadt-und Vorstadt­­häuser verwundet werden. Ueber das Eigenthum­ von Renten scheinen der österr.mit der Sparkassa Vereinigten Versorgungsanstalt wurde in einthi­­vilrechtsfalle kürzlich entschieden,daß wenn eine Einlage für eine andere Per­­son gemacht wird,diese letztere nach den Statuten so betrachtet wird,als ob sie selbst eingelegt hätte,daher im Todesfalle auch nur ihren Erben und nicht dem Einleger die statutsmäßigen Ansprüche zu stel­en.Es ist dabei ganz gleich­­giltig,ob der Einleger die Rmtenscheine selbst aufbewahrt oder sie der Person, auf deren Namen sich belauten,übergeben hat.—In den Militär­ver­­pflegsdepartements soll dem Vernehmen­ zufolge statt des bisheri­­gen Vorganges,Getreide hinzukaufen und zu vermahlen,sn Hinkunft hhlan­­gekauft werden,und zwar in der Weise,daß bestimmte Mühlen in das ärari­­sche Interesse gezogen wu­rden und Lieferungen an Mehlbedarf übernähmen,oder daß eigene Mühle auf ausschließlich­ r Widmung für Militärbedürfnisse errich­­tet oder angekauft wu­rde. Ueber­ die Enttäuschung,welcher ungarische Gutsbesitzer bei ihre Anziehungen zur Hypothekarabtheilung der Nationalbank häufig ausgesetzt sind,lesen wir in einer Wiener Korrespondekinder,,P.O.Z.«­: Es kommt nicht selten vor,daß Gutsbesitzer,welche bei der Hypothekambthei­ Yung der Nationalbank ein Ansehen effektuirren, sich bitter getäuscht fühlen, wenn sie erfahren, daß die ihnen als Darlehenskapital von der Bank übergebenen Pfandbriefe nicht im entferntesten jenen hohen, dem Nominalwert­e beinahe gleichen Kurs haben, der in Börsenberichten unserer Journale verzeichnet is. Statt ihre Papiere mit 991­, anzubringen, müssen sie zufrieden sein, wenn sie für 6jährige Pfandbriefe 904, für 10jährige gar nur 86 Prozent erhalten. Das Sachverhältniß ist folgendes : Diejenigen Pfandbriefe, welche als „opert. Prioritätsobligationen der FE­ F. Nationalbank” in den Kursberichten erwähnt werden, sind solche, die nur auf ein Jahr im Betrage zu 100 fl. ausgegeben werden, und die bei der Auszahlung des Ansehens an den Schuld­­ner nur eine sehr untergeordnete Rolle, gleichsam die der Scheide­­münze, Spielen ; derselbe erhält nämlich nicht die Hauptsumme, welche er empfängt, in Obligationen á 100 fl, sondern nur in vielen Fällen, in denen nebst den laufenden noch eine gewisse ungerade Ziffer auf ihn entfällt, einen Theil Diefer, nämlich die Hunderte, während Zehner und Einheiten in Banivaluta gezahlt werden. Die Tau­sende werden in Pfandbriefen A 1000 fl, je nach Uebereinkunft, auf 6 oder auf 10 Jahre giltig, vorgestrebt. Diese Pfandbriefe (A 1000 fl EM.) haben den oben ange­­führten Kurs zu 901% und 86 Perz. Weil nun sehr viele derjenigen, die ein Anle­­hen kontraheren wollen, diesen hohen Kurs der z­wölfmonatlichen Pfandbriefe mit dem der zehn- und sechsjährigen, der in den Zeitungen nicht erwähnt wird, vermengen, ent­­steht die oberwähnte Enttäuschung. » Aus der Generalversammlung der Caisse des chemins de fer,welche am 11.d.in Paris stattgefunden,und in welcher Mires zuerst ankündigte, daß er den Entschluß gefaßt habe,sich in Folge des Undankes seinc­itbü­rger von den Geschäften zurückzuziehen,später jedoch dem Anstü­rmen der Aktionäre seinen Vorsatz opferte,tragen wir noch folgende Red-des Tagesheldin Mirés, nach : „Die Industrie, meinte der Redner, hat ihre Ehre und ihren Ruhm , wie der Krieg. Große Dinge in Industrie und Finanzen zu sollbringen, st eben so edel und anziehend, als in Wissenschaften, Künsten und Politik Großes auszuführen. — Bilden Sie um fi, welches auch die soziale oder zufällige Stellung sei , welche Sie auserwählen, Sie werden überall eine Richtung der Ansichten finden, die den Ge­­schäften und den Männern feindlich ist, welche eben Geschäfte machen. Im Theater, in den Salons, in den Büchern, auf der Gerichtstribüne, auf der Kanzel, auf der gefeggebenden Tribüne, in Städten und auf dem Lande, werden Sie eine geriisse Aufregung finden, eine Feindseligkeit verschleven in der Form, nach den Menschen, den Zuständen und Orten, deren Bedeutung aber überall dieselbe if, — Woher kommt

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