Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1857 (Jahrgang 4, nr. 223-248)

1857-10-09 / nr. 230

1 tr. EM. Redaktiond- Bureau, Do­­rotheagafse 9] mr. 12 im erst­en Stod, ar ae Niro, 230. Vert, 1857. = Abendblattdes Pefter Flo Sreifag, 9. Iktober. Y Wien, 8. Oktober. Die Situation­­ des Plabesi wird, mit jedem Tage ernster. Heute spricht man wieder von der Zahlungsbet­nstel­­lung einiger Firmen. Möglich, daß sich’s beider einen‘ oder dem­ andern nicht bestätigt. Indem es erst vorige Mode vortam , daß zwei Häuser als fallit bezeichnet wurden, bei denen nur eine, momentane, Stodung eingetreten­ , mar, welche bei dem einen durch mächtige Unterflügungr am nächsten’Tage schon beseitigt wurde, allein Thatsache ist es jedenfalls, das heute allgemein von­­ diesen Zahlungs­­einstellungen gesprochen wurde. Bei dem einen dieser Häuser werden, mie­th hart, einzelne Kaufleute aus Neu­fa b flarf Ins Mitleid gezogen , doch ist Darüber nichts Positives bekannt. Seit dem Geymüller’schen Falliment: Hat der Wiener Plab nicht so viele Fallimente erlebt, als in den septen Monaten. Damals ist dur die Intervention der Bant viel Unheil verhütet worden, und die Ktrifts ist vorübergegangen, ohne gerade allzu große Verhrerungen anzurichten. Bisher war ihre Intervention freilich nicht nöthig, weil eben nur solche Leute gefallen sind, denen die rauhe Herbstluft zu schwer geworden ; allein wenn das Mit­­trauen in dem Maße um sich greift, als dies bisher der Fall ist, wird man in ein, zwei Monaten, wo sich die wichtigsten Zahlungen Tonzentriven, Wunderz dinge hören. & Wie und aus Arad geschrieben wird, ist in der von dort 2 Stun­­den entfernten walaiischen Ortschaft Kuchtits Beuer ausgebrochen, welches mit rasender Schnelligkeit um sich greifend 150. Hauser­ und­ sammtliche Jüchtenvorräthe verzehrte. Leider is auch der Befluß eines Menschenlebens zu befragen. Folitische Nundfehan, 9. Oktober. Ueber die spantische Mi­­ni­sters £rtife erhalten wir Heute verschiedene Mittheilungen. So berichtet das „Pays” über die Veranlassung­ derselben : „Die Demission war, wie wir willen, durch seinen neuen Zwischenfall hervorgerufen, die­ Gewalt der­ Umstände allein war es, welche die Minister zu diesem definitiven: ‚Entschluffe drängte, Sie hatten mehrere wichtige Mairegeln in Vorschlag gebracht, melche die Krone nacheinander so zu sagen ohne Diskussion,­ annahm. So hatte auch Die Königin die Wahl des Generals Grafen Mirafol gebilligt, der den General Conda in seiner Eigenschaft als Generalkapitän­ von Cuba erseben sollte. Das Kabinet fand es für gerathen, einen Schub neuer Senatoren zu ernen­­nen, und entwarf eine Liste von 30 Namen, welche die Königin, mit Aus­­nahme des Herrn Noccdal, Raters des Ministers des Innern, insgesammt annahm. Endlich brachte der Marshal Narvarez für die Präsidentschaft des Senates seinen Intimen Freund den General La Meta in Vorschlag, und die Königin billigte auch Hier ein. Das Kabinet befand sich, man geflatte uns den Bergleih, im Zustande eines Menschen, der in den rechten Zügen liegt, und dem man die Erfüllung seiner einzigen Laune versagen möchte. Die Minister haben dies wohl verstanden, und dem Bewußtsein, daß eine solche Lage unhaltbar und kompromittirend für die Würde der Regierungsge­walt sei, muß die definitive und gesammte Demission des Kabinetts zugeschrieben werden.“ In Paris sieht man die politische Lage Spaniens als sehr bedrohlic an und prophezeit den Ausbruch einer blutigen Revolution für eine nahe Zu­­kunft. „Es ist Schatfache, schreibt ein dortiger Korrespondent der „N. 3.“, was die Königin Isabella nachgerade alle Parteien abgenubt hat, und daß anderer­­seits sämmtliche Parteien fehlieglich dahingekommen sind, das Fortbestehen der Regierung der Königin für unmöglich zu erklären. Progressisten, Bicalvaristen und Polacos sind mit den Karkisten über diesen Punkt einig, und es handelt sich nur um die allerdings sehr wichtige Frage, was an die Stelle zu sehen sein würde. Die französische Regierung wird mazürki Alles auf­­bieten, um den Thron der Königin Isabella zu erhalten. Der Plan der ge­mäßigten Progressisten, die Königin zur Abdanfung zu zwingen und eine Regent­­schaft unter dem Herzog von Montpensier zu etabliren, kann dem französischen Gouvernement eben­so wenig behagen, als es die Proklamirung einer spanischen Republik oder die Nachkehr der Nicarlisten zugeben konnte. Eine französische Intervention in Spanien gehört daher immer zu den Möglichkeiten, auf die man sich gefaßt machen muß. — Nach­ einer lebten Depesche aus Madrid hätte General Lerfundt, nach Anderen der Marquis Pidal, provisorisch die Lei­­tung des Kabinets übernommen. General Prim, der bekannte Chef der Pro­­gressisten, fitt sich auch bereits an, Paris zu verlassen, um ss zuerst nach Bayonne zu begeben, wo mehrere einflußreiche Progressisten den Lauf der Err­eignisse abwarten wollen.” — Die beiden Gesandten Englands und Frankr­eiche, treibt ein Anderer, hätten Alles aufgeboten, die Ernennung O’Donnell’s durch­­zugeben; doch zeige sich nur wenig Aussicht auf Erfolg. Der „Deutsch. Allg. Jg." schreibt man aus Paris: „Die Thatsache, daß Graf Morny während der Abwesenheit des Kaisers fig in Paris auf­­gehalten, wird von gemwisfen Seiten her dahin gebeutet, daß man den wahrhaft entschlosfenen Mann während der Abwesenheit des Monarchen in­ der Haupt­stadt mwünschte, weil man dem Prinzen Jerome nu­ Hinlängste Kraft und Energie zutraut, einer etwa ausbrechenden Bewegung entgegenzutreten. Ich ent­­halte mich jeden Urtheiles über diesen Gegenstand und überlasse den Auslegern der Thatsache die ganze Verantwortlichkeit für Diese Auslegung. Die Abwesen­­heit des Kaisers sei in den­­ Geschäften der verschiedenen Ministerien, die inne­­ren Angelegenheiten betreffend, wesentliche Störungen hervorgebraut haben, da die wichtigeren Gegenstände ohne Zuslimmung und sogar Unterschrift des Hal fers nicht erledigt werden können, und Feiner von den Ministern wagt es, Lud­­wig Napoleon auf diese eingetretene Lüde aufmerksam zu machen. — Das eigen­­bhändige Schreiben des Königs von Preußen is bereits an den Kaiser gelangt, und zwar wurde es von einem Adjutanten des Königs überbracht. " Die offiziellen Berichte aus dem Lager von Chalond ergeben sich über die am"4. b. abgehaltene Teldmesfe, welcher die Kaiserin, von ihren Ehrendamen umgeben, beimohnte. Der Gottesdienst begann um 11 Uhr. Nach demselben , begaben, fi der Satfer und die Kaiserin nach dem Lager Attila’s. Am Abend spielten Muftkbanden im­ Hauptquartier , und das Lager war durch bengalisches Bener erleuchtet. Die offiziellen Berichte versichern wiederholt, daß die Freude im Lager groß sei, und erzählen, die Spiraten seien­ entzücht­bar über, daß die Kaiserin den Aufenthalt im Lager dem von Chalond vor­ gezogen habe. Sie wohnt im katserlichen Zelte. Der in d­en u.a s erscheinende „Borriere mercantile" schreibt unterm 2. 9. M. : Am 27. September wurde, ín­ Garrara bei einer, im Theater vorgenommenen Streitigkeit ein Dragonerunteroffizier Teiht verwundet. Am fol­­genden Tage überfiel ein Haufe von neun Inzcipidnen, von denen’ man glaubt, daß sie bei dem, Tags zuvor, flattgehabten Streite gar nicht betheiligt waren, einige der Dragonern, die, am Borfalle,, im, Theater, Theil genommen, tödtete einen Serganten und einen Korporal, verwundete noch einen Soldaten und­ ergriff hierauf ‚die Flut. fünf, als­ Landleute verkleidet, entfamen über die Grenze nach Castelnuovo in Sardinien, wo sie­ von den­ Carabinieri verhaftet wurden; sie befinden sich gegenwärtig in den Kerfern von Guarzana und­ sind sämmtlich Arbeiter aus den Marmorbrüchen. — Eine Konstantinopler Depesche vom 3. b. meldet : Mehrere Mdreffen gegen die Union der Donaufürstenthümer sind Hier im Umlauf. Prinz­ N­otnville is über Obella. nach der Krimm abgereist. Die Som­­mission zur Regulirung­ der ruffischetirifischen Grenze ist nach vollendeter Arbeit hier eingetroffen. Die von türkischen Stabsoffizieren ent­­­worfenen , geometrisgen Pläne der türkisch -dalmat.-Trpati­­s hen Gmeniz.e. find. ‚vollendet... Ein, Komite zur Medernahme von Unter­­fügungsgeldern für die bird den indischen A­ufstan­d verunglücktn Familien ft. ernannt worden. Außer dem Gultan mit 1000 Pfd. Sterling, substribirte Lord Stratford de Nedeliffe und viele Engländer ansehnliche Sum­­men. Die alten Räu­me sind einer Kundmachung zu Folge nur noch bis Ende September d. 9. giltig. In Sachsen sind die Kammern forben rufen worden. Aus Wien vom 8.ım wird ung geschrieben : Die Statuten des sie­benbürgischen­ Landesmuseums sind dem hiesigen­­ Ministe­­rium zur­ Genehmigung vorgelegt worden. Herr Graf Miko befindet ich in Wien, um die, Angelegenheit, zum Abschluffe zu bringen. Die Zeitungsente, daß die f. T. Landwirthscaftsgesellschaft im nied.=öftere. Landhaufe eine WBeintraubena­usstellung veranstaltet Habe, Hat ihre Krone er­halten. Ein Hiesiges Blatt, die „Theater-Zig." bringt nämlich Heute eine umständliche Beschreibung Dieser vermeintlichen Ausstellung mit der Bemerkung, das 250 Traubensorten, darunter Malagabeeren, herrliche Riedler u. dgl. als gestellt­ sind,­­au soll ein, Maler von Brüssel nach Wien berufen sein, um ein Bild Dieser Traubenausstellung zu entwerfen. . Demselben Blatte ist es auch einmal unterlaufen, daß er die Beschreibung eines Stuwer’schen Feuerwerkes brachte, das abgesagt und gar nicht abgebrannt wurde. Rolfswirtsschaftliche Rundschau­ wurden dort behördliche Nachorschungen eingeleitet. Die jedoch die Wiederauffindung , Dr. Zug ihm erholt, bringt die „Pr.“ folgende „zuverlässige“: Daten: „9. verließ Wien in der Nacht vom Frettag auf Samstag, in der Richtung der Südbahn. Da man bereits nach 24 Stunden in Erfahrung gebrannt , daß er sich"in der Gegend von Wiener-Neustadt, Gutensten und der aufhalte­n so "gehlte­­bemerkt nach der Residenz zurückgekehrt um zehn Uhr auf öffentlicher Straße und zwar am Sofethsplage verhaftet. Hierauf In) das Polizeihaus in der Sterngasse abgeführt, wo läufige polizeiliche Untersuchung Plag greift. zwärtig auf seinem Gute befindet, so scheint fernung von zu haben. Abreise mehrere Briefe, bekannt, einige Inhalt melde sogar zu Befürchtungen Veranlassung er sich noch befindet, und wo eine vor­­her um­ging, gewaltthätige Weise jeder ferneren Verant­wortlichkeit entziehen wolle. Demselben Blatte geht die Nachricht von einem bedeutenden Fall­i­­ment ein Neusatz zu,die Passiva sollen sich aus 14—­»­500,00«fl.belau­­sen.Zwei Wiener Hä­user sind davon schwer betroffen.Diese Nachricht macht einen sehr lähmenden Eindruck auf den Platz,da in jener Richtung bedeutende Geschäfte gemacht werden,und man der Befürchtung kaum gibt,daß noch meh­­ren­ Häuser ins Mitleid gezogent werden könnten.Der Chef deein Redestehens den Neusatzer Hauses soll nicht mehr am Leben sein. Von dem Vertwaltungsrat weder nied.­igst.Eökompteanstalt wurde z­war der Vorschlag einer Diskonterhöhung abgelehnt,da gegen das Prinzip der Be­­vorzugung der Platzwechsel vor den Domizilen aners­kannt,und ein Komité mit der Ausarbeitung der bezüglichen Vorschläge betraut. Auf den Antrag, beg. Herrn u­ertheim, hefjen Feuerfeste Saffen, wie so glänzende Probe bestanden. Hat die "niederöster­­reichische Handels- und Gewerbekammer Prüfung der gegenwärtigen Handelsbeziehungen" beftelt, melde in eine Desterreic­hs mit der Levante einzugehen, sowie über die Mittel zur Erweiterung dieses "Verkehrs merpräsident, die Herren Bauer, Kurti, Koderle", Reithoffer und Sr. Wertheim bezeichnet; ‚Sachmänner aus den verschiedenen exportfähigen Pro­­duktionszweigen und‘ zwei» Mitglieder des niederösterreichischen werden den kommissionellen Berathungen Gewerbvereins ben. Unterdessen war der Herr, Verwaltungsrath aber der Hauptstadt hierüber Wohl führteb er aber aus deren in Konstantinopel, zu beratgen bat, dann unserer jüngsten Birmen, eine. an und­­ wurde an Niemand Ueber an er vor feiner großer daß für ten 26. b. einbe- Neuerunwelt ebensi­berbruß. er. ohne Resultat' Mittheilungen fon am Montag wieder un­­demselben Tage Adenos' gegen­­pläglich improvisirten Ent­­gemacht­heiten vor. feiner Da fid die Familie­ desselben mündliche einflußreiche Ber­lin­­ein gaben, eine­ Kommission Joseph Bauch sid. Als Mitglieder dieser Kommission wurden auf­ der Herr Kam beigezogen, Der in Prag erscheinende „Tag. a. B." berichtet unterm z. d.: Eine (Gotton-Tüchelfabrit) Hat ihre

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