Pester Lloyd, Januar 1858 (Jahrgang 5, nr. 1-25)

1858-01-22 / nr. 17

zofen,obgleich­ sie gerne heftig deklamiren,haben,wie­ sie glauben,keinen großen­ Hang zu geheimen Verschwörungen. Sie lieben es außerordentlich,die Anwendbarkeit gewisser all­­gemeinen Philosopheme auf das gesammte Menschengeschlecht entweder in einer hochtrabenden Flugschrift oder einer Gedenk­­tagsrede oder beim Begräbniß eines­ demokratischen Führers zu verfechten,aber man kann nicht sagen,daß sie leidenschaftlicher oder böswilliger sind,als von Leuten zu erwarten ist,die Jahr­e lang ü­ber das U­nglück ihrer Verbannung nach einem Lande brüten,we ihnen wmig Beachtung oder Sympathie zu Theil wird,und wo sie dem Volke so fremd wie am Tage ihrer Lan­­dung geblieben sind.Anders verhält es sich mit den rachfüc­­­­kigenUUVbldenkistigen Söhnen Italiens.Selbst in ihrer eigenen Mitte, in ihrer reinen Verbanntenkolonie gehören gewaltthätige Auftritte nicht zu den Seltenheiten. Diese Menschen die Wachsamkeit unserer Polizei zu täuschen missen, zeigt der Fuschini’sche Vorfall, wo ein Mann, glüklich, ohne Zweifel mit dem Beistand der Galferien. Das diplomatische Korps le prince befanden bei drei oder vier seiner Kameraden mit Dolchstichen angegriffen hatte, im schlauen und geheimen Verbrüderung, aus dem Staube gemacht hat. Obgleich wir daher denken, daß das Parlament mit gu­­tem Fuß jedem Minister das Recht verfagen wü­rde, einen Aus­­länder, der seines Verbrechens überführt ist, auf die bloße De­­nunziation eines fremden Polizeiagenten hin, zu raffen und aus»­zumweifen, — obgleich ein Land wie das unsere, welches zehntausend ausländischer Arbeiter beschäftigt und dessen Größe zum Theil darin besteht. Daß es allen Nationen einen freien Boden bietet, unmöglich daran deinen Fann, den Ansümmling in seinen Bes­wegungen zu befränken, so könnte doch sicherlich von dem Treiben wohlbefannter Berfhwd­­rer einigerma­ßen Notiz genommen werden. Wir Haben von den Unterschieden gesprochen, Die zwischen den Flüchtlingen bestehen, m weil wir glauben, daß die Alaffe, zu wel­­cher Pianori sowie die sebige Meuchlerbande gehört, Feine zahl­­reiche i­. Es sind, unserer Ueberzeugung nach, fast lauter Ita- Wiener ; sie stehen ohne Zweifel in Derfehr mit­einander, ihre Schlupfwinkel sind befannt, unsere Polizei muß ihr Kommen und Gehen nach und von England bemerken. Wir sagen nicht, daß die Regierung ein Webriges thun und sie unter Aufsicht stellen sollte ; aber wenn die ausländische Polizei irgend­eine be­­­stmmte Anklage gegen sie erheben kann, so wird es die Pflicht der englischen Behörden eine Untersuchung anzustellen. Das Land, trift­ung, würde der Regierung bei jeder gerechten Dazwischenzunft beistehen, welche die Unterdrückung so abscheulicher Komplotte, wie das eben in Paris gescheiterte ist, zum Zwei hätte Wir mwünschen nicht, daß England zum Asyl für die grausamsten und feigsten Meuchelmörder wird. Wir müssen jedoch erklären, daß der Ton, in welchen der S­e­­natspräsident und andere französische Staatsdiener in ihren Glüswunschadreffen gesprochen haben, nicht geeig­­net ist, etwaigen Eröffnungen von Seiten der französischen Regierung eine günstige Aufnahme zu verschaffen. Mir können uns den Zorn und Absehen vorstellen, mit dem ganz Paris die begangene Schandthat betrachtet, und jedes hiitige Wort, das am Morgen nach einem so seheuflichen Verbrechen fällt, vermögen wir zu entschuldigen. Aber die In­­finuation, daß England sich zu einer sicheren Burg gemacht hat, aus der die Meuchelmörder hervorgehen, und die Hoffnung auszusprechen, daß es sich nun nicht länger in feiner Gelbst­­sucht verschanzt hal­en, sondern sich entschließen wird , die Demokraten aus Europa hinauszujagen, das ist eine Sprache, auf die man uns nicht zumuthen darf, mit Liebenswürdigkeiten zu antworten. Wir wollen dies jedoch hingehen haffen und geben unse­­rem Aflikrten die Versicherung, daß das britische Wolf den Meuchelmord mit eben so viel Abscheu wie Das französische be­­trachtet und gerne mitwirkt, ihn zu verhindern oder zu bestra­­fen. Wir möchten nur zu bedenken geben, daß die franzö­­sische Regierung dabei das Meiste thun muß. Es scheint fürwahr, daß das ganze gefünftelte Paß- und Po­­lizeisystemn sich bei Dieser Gelegenheit grausam schlecht bewährt hat. Einige zwanzig oder dreißig Italiener seben sich in Pa­­ris fest, sie kommen und gehen ungenirt unter erdichteten Namen, sind dabei wohlbefannte Demokraten und selbst entronnene Mür­­der, und tod Finnen sie den Kanal überschreiten und sich un­­belästigt in der Hauptstadt niederlassen. Was wo mehr ist, sie fabriziren oder importiren in Frankreich eine Anzahl Hand­­granaten von 4 oder 5 Zoll im Durchmessser ; sie gehen mit Dolchen und Repetitpistolen herum; sie versammeln ich zahl­­reich an der Thür des Opernhauses, und obgleich die Ent­­tiefungsmaschinerie so umfassend ist, daß die Erplosion gleich 28 Polizeiagenten verwundet, war es der Mörderlbande doch möglich, dies Alles ohne Erregung des leisesten Argwohns ins Werk zu geben und eine That zu begehen, wodurch 102 Per­­sonen getödtet und verwundet wurden. Wenn Die polizeiliche M­achsamk­eit in Frankreich keine besseren Früchte trägt, sollten unsere Kritiker mit ihren Auflagen englischer Läsfigkeit weniger schnell bei der Hand sein. Aber es bleibt nichts desto weniger die Pflicht unserer Polizeibehörden, den französischen jeden erdenklichen Beistand zur­­­eiften, und wäre der Staatssekretär des Innern davon unter­­richtet worden, daß Flüchtlinge in Ierfey fi mit der Anferti­­gung­ von Bomben beschäftigten , so hätte er gewiß eine gehö­­rige Nachsuchung angeordnet. Wir Hoffen brünftig, daß man von künftigen Attentaten bessere Voranzeige erhalten möge und rufen den Flüchtlingen jeder Art die Warnung zu, daß sie auf sein Erbarmen in England zu rechnen haben, imem­ man sie in einem Stomplatt gegen eine fremdländische Negie­­rung betreten sollte. So lange sie in England weilen, hefiten sie alle Rechte des englischen Volkes und Niemand darf sie be­­läftigen. Aber wenn sie ihre blutigen Anschläge auf englischem Grund und Boden zu betreiben suchen, so miss­­ten sie sich auf die sHwerste Strafe gefaßt machen, die das Gefett des Landes verhängen kann.” Bei dieser Haltung der „Times“ hätte denn die Kol­­lektivnote an Lord Palmerston, von der bei dem Empfange in den Tuilerien im diplomatischen Corps Die Rede gewesen sein sol, nicht wiel Aussicht auf Erfolg ; doch heißt es, Lord Bomley habe in Paris seit dem Attentate eine sehr verlegene Haltung. Die Eröffnung des Corps Legislatif. tr Am 18. fand — wie bekannt — in Paris die feierliche Eröffnung der gefeggebenden Session wurde den Kaiser statt. Die Mitglie­­der des Senates und des gefebgebenden Körpers hatten ihre Lige dem Throne gegenüber, auf dem der Kaiser, von sei­­nem Hofe, seinen Ministern, von Marschällen, von Admiralen u. s. w. umgeben, Schlag 1 Uhr Plas nahm. Die Kaiserin,­­die Prinzessin Mathilde, die Gemahlinen der Minister, Dis ylomaten und hohen Staatsbeamten sich imperial“ begrüßt. Die Rede im den war zahlreich vertre­­ten. Der Kaiser und die Kaiserin, die einige Minuten vor dem Kaiser in Begleitung ihres Hofstaates erschien, wurden von sü­rmischen „Vive l’Empereur.“ „Vive l’Imperatrice, „Vive des Kauifers machte unter den Anwesenden große Sensation. Scallende Beifallsrufe ertönten am Schluffe versellen. Die Versammlung selbst trennte sich , indem man Hochs auf den die Kaiserin brachte. Hundert und ein Kano­­nenschuß kündigten den Beginn und den Schluß der Feier­­lichkeit an. Die Neve des Kaisers erregte nicht allein im T­hronsaale der Tuilerien, sondern auch außer demselben die größte Sensation. Wir lassen nachstehend denjenigen Theil verselben, den unsere Leser noch nicht kennen, folgen: Meine Herren Senatoren, meine Herren Abgeordneten ! Zusammentritt der Kammern berichte ich Ihnen über das, tag sich während Ihrer Abwesenheit zugetragen Mafregeln in Anspruch. Seit dem vorigen Jahre hat Die Re­gierung ihre Bahlen des Fortschritts regelmäßig verfolgt und dabei alle eitlen Ostentationen vermieden. Man hat zumeilen behauptet, daß man, um in Frankreich zu regies­sen, dem Wolfsgeiste fortwährend irgend ein großes theatrali­­­ches Ereigniß als Nahrung bieten müsse. Ich glaube im Ge­­gentheil, daß es hinreicht, ausschließlich Gutes zu thun, um das Vertrauen des Landes zu verdienen. Die T­hätigkeit der Re­­gierung hat fi Daher einfach Darauf beschränkt, in den ver­­schiedenen Verwaltungszweigen das zu thun, was den Umstän­­den gemäß als das N üblichste erschien. Im Interesse Ives Aderbaues is die Ausfuhr und Destillation des Ge­­treides neuerdings gestattet worden, und die Unterstübung der Bank hat den Grundkredit verstärkt. Mit der Trockenlegung des Landes ist der Anfang gemacht worden. In Bezug auf die öffentlichen Arbeiten sind die wichtigsten Resultate folgende: 1330 Kilometer Eisen­­bahn sind im Jahre 1857 dem Verkehr übergeben, 2600 Ki­­lometer neu konzessionirt, neue Heerstraßen geschaffen , das Baf­­fin von Saint-Nazaire und der Kanal von Caen zum Meer der Schifffahrt eröffnet; ernstliche Studien beendigt, um den Ueberschwenkungen vorzubeugen; unsere Häfen, unter anderen jene zu Have, Marseille, Zoulon, Bayonne, verbessert;; im Norden und im Osten Frankreichs neue Kohlenreichthümer aus­­gebeutet; in Paris der Louvre und das Asyl von Princennes inaugurirt, endlich in der Hauptstadt, wie zu Lyon, zum ersten Mal seit Jahrhunderten, Stadtviertel der Luft und dem Licht geöffnet worden, während in ganz Frankreich kirchliche Gebäude neu entstehen, oder sich aus ihren Trümmern wieder erheben. Der vom Staat erteilte Unterricht entwicelt sich neben dem­ royal geschusten freien Unterricht. Im Jahr 1857 hat die Zahl der Zöglinge der Lyceen um 1500 zugenommen. Der religiöser und moralischer gewordene Unterricht hebt sich und wendet si den Humanitätsstudien und den nüblichen Wissens­­chaften zu. Das College de France ist reorganisirt worden ; der Elementarunterricht verbreitet sich mit Erfolg. Es ist der Wille der Negierung , daß das Prinzip der Freiheit der Kulte aufrichtig zur Geltung komme, ohne zu vergeffen, daß die katholische Religion jene der großen Mehrheit der Franzosen if. Auch ist diese Religion nie geach­­teter und freier gewesen. Die Provinzialkonzilien versammeln ich ungehindert, und die Bischöfe erfreuen sich in vollem Maße der Ausübung ihres heiligen Amtes. Der lutherische und der reformirte Kultus, so wie die Seraeli­­ten nehmen in gerechtem Maße an den Unterstüßungen des Staates Theil und werden in gleicher Weise von ihm befrüst. Die Werthsteigerung aller Dinge hat ung­­endm­igt, schon im vorigen Jahre das Gehalt der­ am geringsten befundeten Beamten zu erhöhen. Die Löhnung des Soldaten ist verbessert und die Enge der Subalternoffiziere erhöht worden. Das Budget von 1859 erhöht das Einkommen der Pfarrverweser, Professoren, Lehrer und Friedensrichter. Unter den Unter­­suchungsmaßregeln hebe ich die Verbreitung der Gesellschaften zur gegenseitigen Hilfe, jene der Kantonalärzte auf dem Lande, so­wie die Begründung der Sparherde in den Städten hervor. Eine Million ist vertheilt worden, um den durch die verübergehende Unterbrechung der Arbeit am härte­­sten betroffenen Bezirken zu helfen. Das Budget von 1859, welches ihnen vorgelegt werden wird, schließt mit einem Ueberschuffe ab, und die Thätigkeit der Tilgungswaffe kann wie­­der hergestellt, das große Buch geschlossen und die Ermäßigung der schwebenden Schuld gesichert werden. Der Handel hat neuerdings gelitten und eine Stodung erfahren; die Fe­­rtigkeit seiner Haltung jedoch inmitten einer so zu sagen allge­­meinen Krisis ist in Aller Augen eine Ehre für Frankreich und rechtfertigt die von der Regierung in Bezug auf Handel, Fi­­nanzen und Kredit angerathenen wolfewirthschaftlichen Grundfäße. Die Zunahme der direkten und indirekten Einnah­­men hat während des eben abgelaufenen Jahres 30 Millionen betragen. Unter den verschiedenen Gefebentwürfen von allgemeinem Interesse,, die Ihnen vorgelegt werden, er­­wähne ich ein Gefeb über die Patente, welches den Heinen Zah­ Tungepflichtigen Erleichterung verschafft; ein neues Militärge­­feßbuch für Die Marine ; eine Vorlage in Bezug auf die Ver­­wendung der 20 Millionen, welche noch von den für die Ar­­beiten zum Schuße der Städte gegen Ueberschwemmung aufge­­nommenen Anleihen vorhanden sind. Das durch den elektrischen Draht mit Frankreich verbundene Algerien sah, wie unsere Truppen sich durch die Unterwerfung von Kabylien mit neuem Ruhme bewerten. Diese geschicht geleitete und kräftig ausge­­führte Expedition hat unsere Herrschaft vervollständigt. Das Heer, das seine Feinde mehr zu bekämpfen hat, wird gegen neue Hindernisse zu ringen haben, indem es die für das Auf­­blühen und Gedeihen unserer Kolonie so nöthigen Eisenwege eröffnet. In Frankreich wird das Heer in dem Lager von SChalons eine große Schule bejitzen, welche den militäri­­schen Geist und Unterricht auf der Höhe erhalten wird,­­ zu welcher sie ss erhoben haben. Der Kaiser Napoleon hatte seinen alten Nach­­mesgenossen seine Privat- und seine außerordentliche Domaine vermacht. Der Staat hatte sie unter der Restauration einge­­zogen. Um­­­ieses fromme Vermächtniß einigermaßen in Vollzug zu bringen, votirten Sie einestheils eine Summe von 8 Mill. und anderentheils nahezu 3 Millionen zur jährlichen Unter­­sügung für die ehemaligen Militärs. Nichtsdestoweniger wollte ich, daß eine Medaille alle diejenigen, die in unseren Heeren dienten, an den rechten Gedanken ihres ehemaligen Feld­­herrn erinnere. Ueber 300.000 Franzosen und Ausländer haben diese Medaille, die Erinnerung an eine kaiserliche Epoche, ver­­langt, und als sie sie erhielten, durften sie sich mit Stolz sagen : „Auch ich gehörte der großen Armee an!" — Worte, welche der Kaiser bei Aufterlit ihnen mit Recht für die Zukunft als Adelsbrief in Aussicht stellte. Unsere Marine, deren Ar­senale mit den so nöthigen Umänderungen der Flotte beschäftigt sind, behauptet auf allen Meeren die Ehre unserer Flagge. In China kämpft sie in Gemeinschaft mit der englischen Flotte, um Genugthuung für gemeinsam erlittene Beleidigungen zu er­­langen und das Blut unserer grausam Hingeschlachteten Missio­­näre zu t rächen. Nun geht der Koffer auf die auswärtigen Fragen und auf das Attentat über : Die betreffen­­den Paragraphen finden sich wörtlich im unserem ge­­sirigen Abendblatte.­ Am 18. war übrigens in Paris der Zudrang zu den Läden und Buden, wo Journale verfauft werden, wieder sehr groß. Dieselben waren buchstäblich um­­lagert, und man riß­ft um die Blätter. Die Fatterliche Rede selbst war fett 3 Uhr an allen Straßen angeschlagen und ward eifrigst gelesen.. Kaiser und Jährlich beim Hat, und nehme Ihre Unterfrügung für die die ganzen zu ergreifenden Nenelte Post. * Meft, 21. Sinner. Unbestimmte Pariser Gerüchte wollen wissen, v8 Comploutt gegen das Teben Napoleons habe in so ferne Verzweigungen im Aus­­lande gehabt, als dort Verschwörer bereit standen, den etwaigen Erfolg des Attentates auszubeuten. Möglich ist 28, daß der Ausbruch einer revolutionairen Bewegung in Ancona, von dem die „On­­di Genosa” meldet, ohne nähere Details hinzuzufügen. Damit zusammenhängt, da Orsini zur Zeit der römischen Re­­publik dort als Generalcommissär fungirte . Die Brandschrif­­ten jedoch, die der „S. 6b.” zufolge am 14.­­ Madrid erreulict haben sollen, erklären sich wohl zur Genüge aus der inneren Lage Spaniens. Der „A. A. 3.” schreibt man indeß aus Paris über diesen Punkt: Sicherem BVBernehmen nach i­urde am Tage nach dem At­­tentat ein jnngerordentlicher Mini­sterrath einberufen, wobei der Minister des Innern den peremptorischen Beweis vorlegte, daß die sich wiederholenden Mordversuche ge­­gen den K­aiser der Franzosen mit einem großen Komplott in Verbindung stehen, Dessen Verzweigungen­ sich von England aus über Belgien, die Schweiz, Piemont, den Eichenstaat, Neapel und sogar die pyrenäische Halbinsel ausdehnen. Der Minister­­rath hat einstimmig den Beschluß gefaßt, es möge Graf Wa­­lewsfi die nöthigen Verhandlungen einleiten, auf daß dur­ Die betreffenden Staaten den Mißbräucen, wozu das Asylrecht bie­­ber Anlaß­ ward, endlich unwirksamer Einhalt gerecht werde. Da gerade nach dem Schluß des Ministerraths Graf Walemsfi die Mitglieder des Diplomatischen Körpers empfing, welche von ih­­ren respektiven Höfen beauftragt waren, die Gratulation für die glückliche Rettung des Kaisers und der Kaiserin zu überbringen, so ergriff der französische Minister Des Reußern Diese Gelegen­­heit, um mit mehreren Legationshäuptern den im Ministerrath verhandelten Gegenstand offen zu besprechen, und sie darauf vorzubereiten, daß Frankreich Die fraglichen Uebelstände ernsthaft abgeschafft wissen will. Die Anreden der Präsidenten der drei höchsten Staatskörder Frankreiche sind Darauf berechnet Die Vorstellungen des Grafen Walewski in London kräftig zu un­­terstoßen, und einem erwünschten Endresultat schnell entgegen­­zuführen. In Paris selber hat inzwischen das Attentat be­­reits feine Früchte getragen und die Verwirklichung der, in der kaiserlichen Rede enthaltenen Drohungen begonnen. Ein A­rtikel des gestrigen „Montteur", der großes Aufsehen erregte, hob hervor, daß inmitten der all­­gemeinen Entrüstung ein belgisches Blatt, „Le Drapeau”, sich nicht scheue, das Attentat auf den Kaiser unverhohlen zu billigen, und fügt bei, daß Die Beschlüsse der belgischen Regierung abzuwarten sein würden. Der „Spec­­tateur” und die „Resue de Paris" wurden an demselben Tage untersdri­ckt. Der betreffende Bericht kündigt an, daß in der gegenwärtigen, durch­ das Attentat herbeigeführten Lage mehrere geeignete Mairegeln dem Kai­­ser in Vorschlag gebracht werden würden; es künne nicht länger geduldet werden, daß gewisse Journale die Dynastie und die Berfaffung angreifen, indem sie auf die Möglichkeit an­­derer Hoffnungen hinwiesen. Am 20. Abends stiegen die Börsenfurfe in Paris, weil versichert wurde, das Journal „Le Drapeau“ sei bereits unterprüft worden. Dasselbe Blatt gibt in einer Pariser Korrespon­­denz folgende neue Ent­hüllung über den Hergang des Attentates : Vei dem Opernhause standen einige zwanzig V­erschweine, darunter Graf Orsini,z jeder mit einer Handgranate ver­­sehen, die einer nach Dem andern werfen sollte. In diesem Fall würde, nach der Wirkung von blos drei Granaten zu schliefen, vom Hof, den Wachen, dem Publikum und den Verfehwornen selbst wohl wenig übrig geblieben sein mag. Jeder Verfehworne trug einen Revolver und einen Dolch. Wer die Ex­plosion über­­lebte, sollte über Die Leichen und die Trümmer nach dem Hof­­wagen stürzen, um sie des Ablebens des Kaisers zu versichern. Zum Glück wurde der Anführer erkannt und verhaftet. Als Führer und Signal ausblieben, geriet­en die Versehrornen in Bestürzung , blos die entschlossensten Handelten aufs Gerad­e­­wohl. Daher plabten bles drei Granaten, anstatt einiger zwanzig.­­Nach dem ersten Knall sagte der Staffer : Dies war ein Schluß. Nach dem zweiten Schhlfhuß hielt er sich für gerettet, erst nach dem dritten Knall geriet­ er in Aufregung. Er glaubte im Wagen an die Ueberrumpelung und Nieder­­machung seiner Bedelung durch einen Insurgentenhaufen: „Die sonft mit der Pariser Pot vom 18. einge­­laufenen Einzelnheiten, die mit dem Attentate zusam­­menhängen, stellen wir in N­achfolgendem zusammen : Unter den­ verhafteten Personen befinden sich bekanntlich vier, die schwer gravirt sind. Diese sind : Orfini, der den englischen Namen Mfopp angenommen hatte, Goumes, der sich für einen Engländer ausgab und Swiney nannte, Pierriun und Da Silva oder Audio. Orfini, Der Chef derselben, ist ein sehr energischer Mann. Die Munde, die er erhalten hat,­st sehr gefährlich, und man befürchtet, das er noch vor Ende der Untersuchung sterben werde. Weberhaupt sollen alle Wunden sehr bedenklicher Art sein : Ein Arzt, der viele Opfer des 14. behandelt, besorgt die Hälfte derselben unterliegen zu sehen. Am­ 17. wurde auf der Polizeipräfektur eine der Bomben geöffnet Zwei Waffenschmiede waren mit dieser Operation betraut. Dieselbe enthielt Feine Wurfgeschoffe, sondern ein grünes Pulver, daß man für Anall­­silber hielt. Nach der Operation blutete einem der Waffen­­schmiede die Nase. Der andere fühlte si ebenfalls un­wohl. Die Polizei sol­lchon vor einiger Zeit im Besitz eines Probe- Exemplars der Bomben gewesen sein und es damals dem AKni­­fer gezeigt haben. Im Ganzen hat man zwei geladene und zwei nicht geladene mit DBefchlag belegt. Bei Pierri it ein Opernbillet gefunden worden : man glaubt daher, die Verschworenen hätten im Opernhause Helfershelfer gehabt ; ja man will dort im Augenblicke der Ex­­plosion zwei schrilfe Pfiffe gehört Haben und Einige wollen so­­gar willen. Das Gebäude selber habe in Brand gestört werden sollen. Einer der Angeklagten hat Fein gestanden, daß sie bei Gelegenheit von Versuchen, die im Auslande angestellt worden sind, einen ihrer Kameraden verloren haben.­­ Auch hat man gefunden, daß die Projektile Anallsilber enthalten und beim Plaben wohl in 70—75 Stüden zersplittern. Es wird ein Gefebvorschlag vorbereitet, worin eine Pension für die Opfer des Mtentates oder für deren hinterbliebenen Ver­­wandte verlangt wird. In Straßburg ist in Folge von Befehlen aus Paris am 15. d. Abende eine Dame verhaftet worden, die dort mit dem Pariser Schnellzüge angekommen war. Sie führte eine Summe von 22.000 Franken mit sich. Im Kehl sollen ebenfalls zwei fremde Personen verhaftet worden sein. Herrn Treilhard ist Herr Bonnefoy als zweiter Instruk­­tionsrichter beigegeben worden. Die ,„F. 5.” dementirt in offizieller Form das Gerücht, Pierri habe seinen Paß in Lon­­don dur den belgischen Konsul nach Paris viri­en las­­sen. Dagegen meldet der Antwerpener „Precourfeur“, „Pierri kam unlängst dur unsere Stadt, und es wird sogar versichert, er sei an Bord des Dampfers „Baron Of“ einge­troffen und habe vor seiner Abreise nach Paris in einem unse­­rer ersten Gasthöfe Iogirt. Das Pariser „Univers” schreibt : Als man den kaiserlichen Prinzen zu seinen erlauchten Eltern führte, bemerkte er die von einem Splitter aufgeriste Haut im Gesichte des Kaisers, und ex rief: Weh, weh, Papa! (Bobo, papa!) Gerührt nahm der Kaiser das Kind in den Arm. Du liebst also deinen Vater sehr? fragte er. Dieses antwortete, indem es den Kaiser um­­armte und neuerdings rief: Bobo! Der Kaiser war dur Diese Lieblosungen so gerührt, Daß er in Thränen ausbrachh. An einem, meistens von Italienern besuchten Kasino an den Boulevards waren den Tag nach dem Attentate Trans­­parente angebracht mit der Inschrift: „Die Italiener dem Kaiser! Italien den Franzosen !” Wie man der „I. G.” schreibt, händigte Rittor Emanuel Herrn Ratazzi bei Annahme seiner De­­mission zuerst von Mauritius- und Lazarusorden mit den Worten ein: „das gibt Ihnen der König“ und steclte ihm dann einen Ring an den Finger mit den Worten: „Das gibt Ihnen der Freund”. Troß dieser Gna­denbezeugungen wollte die Linie der Kammer der Entlassung Ratazzi’s eine Demonstration entgegenlegen, indem sie ihn zum Präsiden­­ten des Hauses ernannte. Der Erminister selber wehrte diese Ehre jedoch ab. Eine telegraphische Deyesche aus London meldet den im 68. Jahre seines Alters erfolgten Tod des Herz 30988 von Devonsh­ire Der Herzog, einer der reichsten Männer in England, ist unverheirathet gestorben. Er gehörte der Partei der Whigs an, ohne eine hervorras­gende Stellung in verfelben einzunehmen. Die Ereignisse seiner politischen Laufbahn konzentriren sich in seiner, Durch die während verfelben entfaltete Pracht hervorragenden Sen­­dung zur Krönung des Kaisers Nikolaus im Jahre 1826. Aus Marseille, 18. Jänner, wird telegraphirt:­­­­ „Die Post aus Alerandria bringt­ Nachrichten­ aus Bo­m­­bay vom 24. Dezember. In dem­­ am 9. Dezember statt­­gehabten Gefechte mit dem Kontingente von Gwalisi war General Hope Grant leicht verwundet worden. Der Kampf dauerte nur eine halbe Stunde. . Boi ven Testen Kämpfen mit Sir EC, Campbell und Grant war das durch die Trup­­pen der feindlichen Rajahs verstärkte Kontingent bis auf 20.000 Mann angeschwollen. Die Kommunikation z­wischen Bombay, Kalkutta und Ludnow war, unterbrochen. Der Hauptredakteur der „Bombay­ Times" war von seinem Po­­sten entlassen worden, weil er die ihm vorgeschriebene polit­­ische Richtung nicht eingehalten hatte.” Man schreibt dem „Pays“ aus London, 17. Jän­­ner, daß den Direktoren der p findischen Compag­­nie amtlich angezeigt worden it, daß zufolge wer Bill, welche die Regierung vom Parlamente vorlegen wird, ihre Interessen ihnen abgetauft werden sollen, und zwar von Bez­dingungen gemäß, welche durch die Parlamentsafte von 1833 fetgestellt sind. Die Direktoren haben nach Empfang dieser Erklärung der Regierung fand und zu wissen gethan, daß sie beabsichtigen, sich dieser Verordnung mit fallen geieglichen Mitteln zu w­iderlegen ; sie haben aus dem Archiv der Come­pagnie alle Aftenfunde zusammenstellen lassen, deren sie zur BVertheinigung ihrer Verwaltung bewürfen, und sie wollen auf andere Keute die Fehler wälzen,, welche den indischen Aufstand herbeigeführt haben. « Wie die aus Hongkong angelangten Passagiere berichten­ war Sir H.Seymour mit allen Kanonenboten und verfügbaren Schiffen,den Marinesoldaten und Manrosen, im Ganzen mit etwa 7000 Mann,nach Kanton gesegelt. Das 59.Regiment hatte er zu Hongkong gelassen.Admiral Pallutin hatte seine Dienste als Mittelsmann zwischen Eng­­land und Chilm angeboten Sein Anerleieten war abgelehnt, ein­ ähnliches des amerikanischen Commodore hingegen ange­­nommen worden.­an den französischen Kriegshäfen Brest und Toulon wird eifrig gerüstet,und zwar,wie man allge­­mein glaubt,gilt die Expedition dem Kaiser Von Anam,der bekanntlich die bedeutendste Seemacht in den indisch-chinesi­­schen Gewässern hat und im Nothfall er LOO Kriegsdschunken stellen kann. Russkewyork vom 6­.d.wird geschrieben:In beiden Häusern des Kongresses ist die Angelegenheit Wal­­ker’s zur Sprache gekommen.Es ward die Vorlegung der betreffenden Aktenstü­cke verlangt.Im Senat eradelte General Quitman in einer langen Rede die Gefangenneh­­mung Walker’s durch den Commodore Paulding.In dem­­selben Sinne sprach Stevens aus Georgia,welcher das Be­­nehmen Paulding­s als eine Schmach für die Nation bezeich­­nete und meinte,Walker müsse mit seinen­ Mannschaften so­­fort wieder nach Nicaragua zurückgesandt werden­.Der Ge­­neral befindet sich noch immer in Washington und arbeitet dem Bernehmen nach einen Bericht aus, welchen er dem Präsidenten vorlegen will. Aus Wien wird der „A. A. 3." über das Komite zur Ausarbeitung eines Entwurfes zu einer neuen Zi­­vilprozgeßorpdnung für ganz Oesterreich Folgendes berichtet : „Ueber das Prinzip, welches dem Entwurf zu Grund gelegt werden soll, ist bereits eine Entscheidung getroffen, und diese ist, dem Vernehmen nach, gegen das mündliche Verfahren ausgefallen. Die Motive der Entscheidung Hingen zwar ziemlich persimistisch, es Taßt sie aber nicht ver­­rennen daß sie sich auf unleugbar richtige Schatsachen fragen. Gerade die grundläglichen Anhänger des mündlichen Verfahrens haben nämlich, mie verlautet, im Schufe des Komite’s dar­­auf hingewiesen, daß unser — nur zur Hälfte, nämlich blos im Schlußverfahren, m­ündlicher und mit einer Äußerst be­­schränften Oeffentlichkeit ausgestatteter — Strafprozeß den ge­­hegten Erwartungen nicht entsprochen habe, daß­­ vielmehr alle Praktiker einig seien darüber, wie wenig die objektive Nechts­­sicherheit mit dem gemischten Strafverfahren gewonnen habe; sie haben Die gegründetsten Bedenken dagegen geltend gemacht, ob 28 wahrscheinlich sei im Zivilprogeß Durch eine ähnliche halbe Maßregel, bessere Erfolge zu erzielen. Mit anderen Wor­­ten: gewichtige Meinungen sprechen sich dahin aus, daß Die Mündlichkeit des Verfahrens ohne ein entsprechendes Maß der Deffentlichkeit, sei es im Straf-, sei es im Zivilprozeß, Der wünschenswerthen­arantie für das materielle Recht der Pri­­vaten entbehre, und daß Dies im Zivilprozeß noch schärfer, als es im Strafprozeß bereits der Fall ist, hervortreten würde. Man zieht darum vor, sich auf eine zeitgemäße Reform inner­­halb des­jenigen Systems, auf eine entsprechende B Verbesserung des schriftlichen Prozesses nach den vorhandenen Bedürfnissen zu beschränken, und den Antrag auf Einführung eines voll­­kommen mündlichen Verfahrens in Zivilrechtsstreitigkeiten Lieber nicht zu stellen, weil man fühlt, daß ein gleichzeitiger Antrag auf Deffentlichkeit Dieses Verfahrens nach Lage der Dinge heute seine Chancen hätte.” _ Graf Esterhazy, der am 8. d. eine Aupdienz beim Kaiser von Rußland hatte, besprach sich früher mit dem Fürsten Gottscharoff über die Donauschiffe­fahrtsafte, und versicherte denselben, daß Oesterreich keineswegs so bestimmt der französische rufsischen Auffassung der Frage entgegen sei, es aber für pur­ die Umstände ge­­boten erachte, die Angelegenheit der Donauschifffahrt, an der außer den­ auf der Konferenz vertretenen Mächten auch zwei mittlere deutsche Mächte betheiligt seien, zu einem vorläufi­­gen Abschluffe zu bringen. Zugleich, schreibt der Petersbur­­ger Korrespondent der „DB. B. 3.”, kündigte er dem Mini­­ster an, daß Oesterreich mit dem erfolgten Austausch der Ra­ti­­fikation seineswegs die Arten für definitiv geschlossen erkläre. Fürst Gottscharoff sei diese Erklärungen ohne weitere Be­­merkungen angehört, im Verlauf des Gesprächs aber dem österreichischen Gesandten seine Ueberzeugung mitgetheilt haben, daß der baldige Zusammentritt der Pariser Konfe­­renz eine Nothwendigkeit sei. — _ Tageswenigkeiten. Beft, 21. Jänner, * 7 Unsere gestrige Nachricht über die höchsten Orts ge­­nehmigten Neuwahlen ins ungarischen Landwirth­­schaftssereineg­is dahin zu berichtigen, daß das e. E Generalgouvernement alle Dirigirender Aug­­fh uf die Herren Paul Somfih, Graf Stephan Karolyi, Iof. Savas, Graf Ludw. Karolyi, Meinh. Lönyay, Graf Edmund Zichy, Graf Georg Andraffy, Georg Mailath I., Bar. Simon Sina, Gustav Szonntag, Baron Anton Balaffa, Franz End, Anton Kits, Johann Hajnik, Johan Beg, Graf Ferd. Zichy, Baron Paul Szennyey, Aug. Trefort , Baron Lad, Wensheim, Baron Joseph Eytvös, Gabe. Peterdy, Ign. Ottrcsfa, Graf Emil Deffenffy, Graf Johann Ezi­aly, Ign. Ghyezy, Georg Lejtenyi, Daniel Benkö, Kol. Keneffey, Ign. Szendrey, Georg Szilaffy, Joh. Nep. Heinrich, Robert Ezildhert, Ign. Bocskay, Steph. Nagy, Graf Aug. Seftetits, Ign. Daranyi, Aug. ©. Kubinyi, Karl Zimmermann, Jul. Kovács, Paul Krieger, Joh. Rittich, Zof. Agoston, Paul Surenak, Ant. Csengery‘,, Samuel Egresfy, Iof. Polya, Ign. Havas und Ladisl. Boffänyi bestä­­tiget hat. *z Die städtische Sanitäts­baukommission hat am 19. d. M. folgende Neubauten untersucht und für Maria­ Richtmeß als beziehbar erklärt : In der Josephstadt, Nenngasse Nr. 162 im Hause des Franz Neubauer 1 Duartier mit 2 Zimmern und einer Küche und Duartiere zul Zim­­mer, einer Küche; in der Franzitadt, Swetenangaffe Nr. 668 im Hause des Sebastian Waldgaufer 1L Duartier zul Zim­­mer, 1 Küche und 1 Speisefammer. * 7 Das Nationaltheater hat so eben ein zweiartiges Lustspiel von Komaromy unter dem Titel „Nenike“ zur Aufführung angenommen, .

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